Fänckon Yarnot Hanhaft
ERChen Manetrepefiephal
ZURCEH.
UNSTGESELLSCHAFT
Jahresbericht 1941
A
. aa 1. if Ev, F .
ZÜRCHER KUNSTGESELLSCHAFT
JAHRESBERICHT
1941
BEILAGEN:
Das Schweizerische Künstlerlexikon-Archiv
Die zweite Kunsthauserweiterung \
Ueber die äußere und die innere Gliederung
der Sammlung
Tafeln I—IV
1]
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
INHALT
Vorwort
Sammlung .
Bibliothek .
Ausstellung
Haushalt .
Vereinsleben .
Veröffentlichungen
Vorstand und Kommissionen . ,
Rechnung 1941.
Beilagen: .
‚
S. 5
5. 6
S. 12
Ss. 13
S. 5
Ss. 17
5. 19
5. 20
S. 21
S. 28
I. Das Schweizerische Künstlerlexikon-Archiv
II. Die zweite Kunsthauserweiterung, 1. Bericht 1925—194]
(II. Ueber die äußere und innere Gliederung der Sammlung
a) Das Treppenhaus. b) «Sammlung I».
IV. Tafeln I—IV
1]
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
Das Jahr 1941 steht für. das Zürcher Kunsthaus im Beginn unter dem Zeichen
der Alten Meister und Französischen Maler des 19. Jahrhunderts der Sammlung
Oskar Reinhart, das Jahresende wird bestimmt durch die Ausstellung „Schweizer
Bildhauer und Maler 1941“.
Mit der Ueberlassung seiner Bilder auf dem Rückweg von der Ausstellung in
Bern, vorerst von Ende Dezember über den Winter 1941, dann bis Ende März,
und schließlich bis Anfang Mai, machte der große Winterthurer Kunstfreund und
Sammler der Stadt Zürich ein Geschenk. Von den 62400 Besuchern, die während
ihrer Ausstellung im Kunsthaus gezählt wurden, dürfen wohl so gut wie alle ihr zu-
gerechnet werden. Sie weckte und stärkte in den weitesten Kreisen, selbst da, wo
man sich vorzugsweise die Frankenwerte der Werke zuflüsterte, den Respekt vor
der Kunst und wurde damit auch zu einer Ermutigung für die heute unter uns
schaffenden Künstler; den Lehrern und Jüngern der Wissenschaft bot sie reiche
Weide; dem Zürcher Volk aller Quartiere und Berufe Freude und Erhebung; den
Freunden und Hütern der Kunsthaussammlung ein hohes und sicheres Maß für die
Entscheidungen, vor welche der Kunstmarkt und die Sorge um die Aeufnung der
Sammlung immer wieder sie stellen. Zürichs Dank wird Herrn Dr. Oskar Reinhart
unverloren bleiben.
Die Ausstellung „Schweizer Bildhauer und Maler 1941“ war gedacht als Geschenk
des Kunsthauses an das Vaterland. Im Jahr der Besinnung zur sechshundertund-
fünfzigsten Wiederkehr des Gründungstages der Schweizerischen Eidgenossenschaft
sollte sie vor Augen und zum Bewußtsein bringen, was Schweizer Künstler unserer
Tage bedeuten, sind, und schaffen; in einer Auswahl von Werken, wie die nur
ihrem künstlerischen Gewissen verantwortlichen Organe einer nicht offiziellen Ver-
einigung sie treffen können.
Die Gedächtnisausstellung Johann Heinrich Füssli gewann zu ihrer allgemein
künstlerischen, geistes- und kunstgeschichtlichen ihre besondere Bedeutung durch
ihre Zusammenhänge mit der Sammlung des Kunsthauses. Die Säle der Zeich-
nungen bezogen ihre Ausstattung fast ausschließlich aus den Beständen, die im
Lauf der letzten drei Jahrzehnte von verschiedenen Seiten her für das Kunsthaus
hatten gewonnen werden können. Von den Gemälden ging umgekehrt erst jetzt
eine Folge von Hauptwerken aus der Ausstellung in die Sammlung über, womit
der dem Bewußtsein seiner Mitbürger während nahezu zwei Jahrhunderten ent-
schwundene, überragende Zürcher Maler in seiner Heimat eine dauernde Stätte
und das seiner Kunst gebührende Denkmal erhielt.
Die große Zuwendung eines Zürcher Kunstfreundes um die Mitte des Jahres
rückte die schon seit langem herbeigewünschte und vorgedachte zweite Kunst-
hauserweiterung in greifbare Nähe.
)
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
—
Sammlung
Im Sommer und Herbst 1939 hatte die Sammlung vor den beiden großen Ausstellungen
im Rahmen der Schweizerischen Landesausstellung weichen müssen, im Frühjahr 1940 vor
der Bedrohung durch Auswirkungen des Krieges. Wenn in den ersten Monaten des Jahres
1941 ein Sammler wie Oskar Reinhart die Situation wieder so zuversichtlich beurteilte,
daß er die unschätzbaren Bestände seiner Alten Meister und der Franzosen des 19. Jahr-
hunderts dem Zürcher Kunsthaus glaubte anvertrauen zu können, so durfte auch die
Zürcher Kunstgesellschaft ihre Besorgnis überwinden und ihren Besitz wieder ans Licht
stellen. Am 1. März wurden die Säle des ersten Stockwerkes mit Arbeiten ausländischer
Meister des 20. Jahrhunderts aus den Sammlungsbeständen wieder eröffnet. Zu der Samm-
lung Oskar Reinhart im zweiten Stockwerk gesellte sich damit eine Ausstellung, die im an-
nähernd gleichen geographischen Bereich diese, mit allen Vorbehalten mit Bezug auf
Dichte und künstlerisches Gewicht, bis an unsere Zeit heran führte. Als die Sammlung
Oskar Reinhart nach einer Auswirkung von ganz außerordentlicher Breite und Tiefe das
Kunsthaus verlassen hatte, folgten Ende Juni im zweiten Stockwerk die Schweizer Maler
der letzten und unserer Generation. Im November wurde für die Aufnahme der Ausstellung
«Schweizer Bildhauer und Maler 1941» neuerdings alles wieder weggeräumt.
Die Sammlung hatte damit schon im buchstäblichen Sinn ein «bewegtes» Jahr. 1941 ist
ein solches auch in Hinsicht auf ihren Ausbau und die Verwaltung. Trotzdem die Ausgaben
für Ankäufe Fr. 100,000 übersteigen, weist der Sammlungsfonds am Ende des Jahres keine
Schwächung, sondern noch einen Zuwachs von Fr. 11,000 auf. Dies ist möglich geworden
durch eine große Zuwendung, welche die Kunstgesellschaft ihrem früheren Präsidenten
Herrn Dr. Adolf Jöhr verdankt. Er hatte dem Verwaltungsrat der Bank für Orientalische
Eisenbahnen bei deren Liquidation im Jahre 1934 beantragt, daß der Wert bis zum Ver-
falltermin nicht eingelöster Prioritäts- und Stammaktien des Institutes dem Sammlungs-
fonds des Kunsthauses überwiesen werde. Das Ergebnis dieses Beschlusses ist die Zuwen-
dung von Fr. 74,000. Die Summe ist dem Sammlungsfonds einverleibt worden mit der
Bestimmung, daß ihre Verwendung für Ankäufe mit dem jeweiligen Einverständnis von
Herrn Dr. Jöhr und vornehmlich für Werke schweizerischer Künstler erfolge, und hat
schon im Berichtsjahr für zwei so bedeutende Erwerbungen wie die große Mädchenfigur
von Hermann Haller und das Lycidas-Bild von Johann Heinrich Füssli beansprucht werden
können. Für andere willkommene Schenkungen und wertvolle Leihgaben ist die Samm-
lung der Stadt und dem Kanton Zürich, der Schweizerischen Eidgenossenschaft, der Gott-
fried Keller-Stiftung, der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde und allen den Personen ver-
pflichtet, die im nachfolgenden Zuwachsverzeichnis einzeln erwähnt sind. Bei den Werken,
wo ein derartiger Hinweis fehlt. handelt es sich um Ankäufe des Kunsthauses.
Hermann Haller,
Eduard Bick,
Skulpturen
Mädchentorso, Bronze. Leihgabe der Schweizerischen Eid-
genossenschaft
Selbstbildnis 1941, Terrakotta. Leihgabe der Vereinigung
Zürcher Kunstfreunde
Stehendes Mädchen mit erhobenen Armen, Bronze
—
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
Hermann Hubacher,
Tänzerin, Terrakotta. Sammlung eines Zürcher Kunst-
freundes
Gemälde
Zürcher (?) Meister 16. Jahrh. Bildnismedaillon Elsbeth Froschauer-Müller, seit 1552 Gattin
von Christoph Froschauer d. j., 1532—1585
Jacques-Laurent Agasse, Hyäne
Johann Balthasar Bullinger, Selbstbildnis. Vermächtnis Frau Anna Dobler-Schultheß
Felix Maria Diogg, Bildnis J. C. Lavater
Johann Caspar Füssli, Quodlibet mit Gemälde, Zeichnungen, Kupferstichen und
Briefen
Die drei Hexen, nach Shakespeare «Macbeth» I, 1; Gedächt-
nisausstellung Zürich 1941 Nr. 4. Geschenk der Stadt
Zürich
Falstaff im Wäschekorb, nach Shakespeare «Die lustigen
Weiber von Windsor» III, 2; Gedächtnisausstellung
Zürich 1941, Nr. 15
U'itania liebkost Zettel mit dem Eselskopf, nach Shakespeare
«Ein Sommernachtstraum> III, 1; Gedächtnisausstellung
Zürich 1941, Nr. 17. Leihgabe der Vereinigung Zürcher
Kunstfreunde
Thetis bei Charis und Hephaistos, nach Homer «Hias» XVII,
416 ff.; Gedächtnisausstellung Zürich 1941, Nr. 59
Achilleus greift nach dem Schatten des Patroklos, nach
Homer «Ilias» XXII, 99; Gedächtnisausstellung Zürich
1941, Nr. 60
Kriemhild über der Leiche Siegfrieds; Gedächtnisausstellung
Zürich 1941, Nr. 78
Einsamkeit im Morgenzwielicht, nach Milton «Lycidas»;
Gedächtnisausstellung Zürich 1941, Nr. 86
Musik auf der Straße, 1889
Veber-Schach, 1937
Halbakt. Leihgabe des Kantons Zürich
Frau Lydia Welti-Escher in weißem Kleid, Leihgabe der
Gottfried Keller-Stiftung
Bildnis Fritz Widmann, um 1920. Geschenk des Künstlers
Selbstbildnis, 1892. Leihgabe der Gottfried Keller-Stiftung
Der Zürcher Kunstfreund, der seit 1929 seine alljährlichen eigenen Erwerbungen dem
Kunsthaus zu Eigentum überschreibt, meldete für 1941:
Pietro Chiesa, Frühlingslandschaft Charles Chinet, Marthe
Sommer im Tessin Adolf Dietrich, Winterlandschaft
Charles Chinet, Rolle Karl Hügin, Pferderennen
'
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
Er
Ernst Leu,
Ernst Morgenthaler,
Blumenstilleben Fritz Pauli,
Spahi-Kopf Herbert Theurillat,
Bei Estavayer
Interieur
La pluie sur rive
Paysage genevois
Zeichnungen und Aquarelle
Der Streit der Zellweger und Wetter in Herisau. Geschenk
von Herrn Hermann Hintermeister
7 Blätter mit Figurenstudien, 5 Blätter Manuskripte
Vl’Arlesienne 1931
15 Blätter Reiseskizzen «Chartres» .
49 Blätter Reiseskizzen «Zürich»
1 Blatt Figurenstudien zum Gemälde «Die Wahrheit»
1 Blatt Figurenstudien zum Gemälde «Entzücktes Weib»
Zürcher Stadtbild mit fischenden Knaben. Geschenk von
Herrn A. Ruch-Baur
Bildnis des Architekten Adolf Loos, 1916
Entwurf für Ausstellungsplakat Kunsthaus Zürich 1938.
Ueberweisung durch Ausstellungskommission
Akt von vorn
Sitzender Akt
Waldweiher im Müseli Zürich. Geschenk des Künstlers
Waaggasse Zürich. Geschenk des Künstlers
Hans Jakob Oeri,
Alexander Trippel,
Rene Auberjonois,
Karl Geiser,
Ferdinand Hodler,
Hermann Huber,
Oskar Kokoschka,
Le Corbusier (Charles-
E. Jeanneret)
Felix Vallotton,
Emil Weißenbach,
Im Tausch gegen ein Werk aus der Schenkung D.-T. (s. Jahresbericht 1940, S. 9) gelangten
in die Sammlung:
Frau mit Kindern auf Adolf E. Schinnerer, Boot mit Badenden
der Straße Hans Otto Speht, Zwei Mädchenköpfe von
Heimkehrende Arbeiter links
Wilhelm Gerstel, Sitzender Akt von rechts Mädchenkopf von vorn
1929 Tischgesellschaft
Karl Hofer, Hügellandschaft Am Bodensee bei Lindau
Landschaft aus Bernau Hugo Troendle, Zwei Akte
Albert Kappis, Altes Haus in Gundels- W. Wohlgemuth, Musikant
heim Der heilige Hieronymus
Mann mit Trinkglas Auf Liebeswegen
Ttalienische Landschaft
Dorf mit Kirche
Straße
Freiluftzirkus bei Nacht
Das Stipendium
Druckgraphik
Im Tausch gegen ein Werk der letztjährigen Schenkung D.-T., das in den Beständen
des Kunsthauses eine Dublette bedeutete, wurde die Sammlung B.. von 893 Radierungen,
Holzschnitten und Lithographien neuerer und zeitgenössischer vornehmlich deutscher
+
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
en
7
Künstler übernommen, die im Kunsthaus noch kaum vertreten waren und von der
Graphischen Sammlung der Eidgenössischen Technischen Hochschule nicht gekauft werden
können, in Zürich also bisher fehlten. Eine dieser Sammlung angeschlossene Gruppe von
21 Zeichnungen ist bereits erwähnt. Die Sammlung B.. umfaßt 299 Radierungen, Al-
zraphien und Lithographien von Hans Thoma, 183 Radierungen und Lithographien von Adolf
F. Schinnerer, kleinere Kollektionen von Fritz Boehle (18 Bl.), Lovis Corinth (13), Rudolf
Großmann (11), Peter Halm (10), Karl Hofer (20), Wilhelm Leibl (11), Hans Meid (35),
Wilhelm Steinhausen (23), und je 1—10 Blätter von Karl Albiker, Alexander Archipenko,
Albert Baertsoen, L. Barth, Rene Beeh, Max Beckmann, Karl Biese, Maurice Bisig, A. Brouet,
Josef Budko, G. Carvallo-Schülein, Bela Czobel, Charles Crodel, Otto Dix, Lyonel Feininger,
Willi Geiger, Georg Gelbke, Robert Genin, Wilhelm Gerstel, Georg Graf, Oscar Graf,
Walter Gramatte, Otto Greiner, Carlos Grethe, Georg Greve-Lindau, Georg Grosz, Albert
Haueisen, Erich Heckel, Erwin Heinrich, Wilhelm Heise, Otto Herbig, Paul Herrmann,
Adolf Hildenbrand, Charles L. M. Houdard, Otto Hugg, Leopold Karl Walter von Kalck-
reuth, Fritz Kallmorgen, Albert Kappis, Luigi Kasimir, Paul Kleinschmidt, Walter
Klemm, Moissi Kogan, Käthe Kollwitz, Bernhard Kretzschmar, H. Kruse, Alfred Kubin,
Christian A, Landenberger, Max Liebermann, Lesser-Ury, Heinz Graf von Luckner, Luz,
Gerhard Marcks, Frans Masereel, Ludwig Meidner, Carl Mense, Carl Th. Meyer-Basel, Otto
Müller, Reinhold Nägele, Dirk Nyland, R. de Ochod, Joseph Oppenheimer, Ernst Oppler,
Emil Orlick, H. L. Otto, Paul Paeschke, Bernhard Pankok, Max Pechstein, Hans Purr-
mann, F. Ralli-Scaramanga, M. (?) Ripper, Manuel Robbe, Wilhelm Rudolph, . Oskar
Schlemmer, Rudolf Schlichter, Karl Schmidt-Rottluff, Ferdinand Schmutzer, Wilhelm
Schnarrenberger, Gustav Schoenleber, Georg Scholz, Georg Schrimpf, Otto Schubert, Cur-
tius Schulten, Richard Seewald, Lasar Segall, Georg J. Simon, Max Slevogt, Hans Otto
Speht, Erwin Spuler, Charles Storm, Hermann Struck, Rahel Szelit-Marcus, Konstantin
Tereschkowitsch, Walter Teuber, Hugo Troendle, Wilhelm Trübner, Julius C. Turner,
Max Unold, Artur J. W. Volkmann, R. Wacker, Emil R. Weiß, Paula Wimmer, Lotte Wittig,
W. Wohlgemuth, Gustav Wolf, (H.?) Wolff, W. Zabotin, Karl F. Zähringer, (A.?) Zerke.
Bei der älteren französischen Graphik stand auch im Berichtsjahr der
1940 in Angriff genommene systematische Ausbau der Daumier-Sammlung im Vordergrund.
Es wurden im Lauf der Bearbeitung von zwei westschweizerischen Sammlungen von ins-
gesamt 3500 Blättern wieder mehrere hundert Drucke gegen bessere ausgewechselt und
2627 bisher nicht vertretene neu erworben; nebenher auch 722 «Charivarı»-Blätter ver-
schiedener Zeitgenossen von Daumier, darunter 228 Blätter von Gavarni, 85 von Edouard
de Beaumont, 244 von Cham (Amedee Ch. H. de No&), 88 von Charles Vernier, kleinere
Gruppen von Frederic Bouchot, J. Durandin, Jules Draner, Alfred Grevin, Karel Javurek,
Theodore Maurisset, Stop (Louis P. G. B. Morel-Retz) und vereinzelte Blätter von anderen
Zeichnern.
Der Zuwachs an neuer schweizerischer Druckgraphik beruht haupt-
sächlich auf dem Eingang von Jahresgaben verschiedener Vereinigungen, wie Gesellschaft
Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten mit einem Holzschnitt von Giovanni
Bianconi; Schweizerische Graphische Gesellschaft mit einem Holzschnitt von Hugo Cleis,
je einer Radierung von Aime Barraud und Herold Howald, je einer Lithographie von Georges
Dessouslavy und Marguerite Frey; Vereinigung Zürcher Kunstfreunde mit 3 Lithographien
L0
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
DO
von Rodolphe Bolliger, Charles Clement, Martin Lauterburg; Sektion Zürich der Gesell-
schaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten mit einer Radierung von Heinrich
Müller. Sodann von Neujahrskarten und anderen Gelegenheitsblättern, meist freundlichen
Spenden der Künstler selber, wie Arnold Brügger, Josef von Diveky, Charles Hug, Ferdinand
Kaus, Gregor Rabinovitch, Max von Moos.
Der Graphiker August Aeppli überreichte der Sammlung seine 26 Holzschnitte zum
Neuen Testament in Handdrucken, Herr Direktor Werner Einstein den Lichtdruck nach
der im Berichtsjahr erworbenen Silberstiftzeichnung «Bildnis Adolf Loos» von O. Kokoschka
mit einem apart zugespitzten Aphorismus des Dargestellten. Als Beitrag zur Sammlung von
Künstler-Autographen schenkte Herr E. Wehrli der Sammlung einen eigenhändigen Brief
von Rudolf Koller an den Dichter Conrad Ferdinand Meyer vom 27. Juni 1898.
Die summarische Berichterstattung über die Ankäufe von Druckgraphik hebt die Zu-
sammenhänge sichtbarer hervor, innerhalb welcher diese Erwerbungen liegen, als die Auf-
führung der einzelnen Werke für die Skulpturen, Gemälde und Zeichnungen dies vermag.
Doch gelten für jede Entscheidung auch über die an sich bescheidenste Erwerbung und
jede Möglichkeit der Uebernahme einer Leihgabe oder eines Geschenkes die Verpflichtung
und der Wille zur Entscheidung nur aus der Vorstellung einer künstlerischen und geschicht-
lichen Einheit der Sammlung heraus, der Vorstellung eines im freiesten und zugleich
strengsten Sinn kunst-geschichtlichen Organismus. Als Ganzes wird dieser Organismus stets
größer wachsende Aufgabe, stets wachsende und neu verpflichtende Idee sein, und über
der Verwirklichung nur von Teilen der Gesamtvorstellung mögen in den Reihen der inner-
halb und außerhalb der Aufgabe Stehenden Menschenleben vergehen und die Figuren
wechseln.
Wenn es im Lauf verflossener Jahrzehnte gelungen ist, für das Kunsthaus das Bild
einer Hodler-Sammlung von bestimmtem Gepräge zu verwirklichen, so stehen in der Zu-
wachsliste eines einzigen Jahres wie der vorliegenden die Skulpturen von Bick, Haller,
Hubacher und die Gemälde von Agasse, Diogg, Munch, Klee nur äußerlich vereinzelt und
einander fremd. In Wahrheit haben sie ihren Platz im Rahmen größerer Einheiten, die in
der Sammlung noch als Aufgabe oder schon als Erscheinung bestehen.
Die Aussicht auf die zweite Kunsthauserweiterung bedeutete eine neue Aufforderung,
auch für die Sammlung einfach und klar zu planen. Mit dem Blick auf sie wurden die Ent-
schlüsse für die in ihrer Vielzahl vielleicht da und dort überraschenden Erwerbungen
von Johann Heinrich Füssli gefaßt. Nach dem einstweiligen Abschluß der Sammlung von
Füssli-Zeichnungen durch die Erwerbung der Zürcher Sammlung P. H. im Jahre 1940 bot
die Gedächtnisausstellung von 1941 eine nach jeder Richtung einmalige, nie mehr wieder-
kehrende Möglichkeit zur Aufstellung eines Füssli-Bilder-Saales für jetzt und alle Zukunft
in Zürich als der Vaterstadt des Künstlers, wie es ihn für die späteren Zürcher Meister Ru-
dolf Koller und Albert Welti bereits besitzt. Zu dem Geschenk von 1847, dem «Gespräch»,
waren von 1913 bis 1938 sechs weitere Bilder nicht zufällig, aber nur mit möglichst über-
legener Benutzung an sich zufälliger Gelegenheiten gekommen, mit denen die für das Werk
von Füssli so bedeutungsvollen Ideenkreise aus Shakespeare und Homer nicht vertreten
waren. Die sieben Neuerwerbungen umfassen drei Hauptwerke nach Shakespeare, zwei der
besten Kompositionen aus Homer, ein spätes Nibelungenbild und die malerische Verklä-
rung von Miltons dichterischer Verklärung des Todes eines begnadeten Jünglings in der
Elegie «Lycidas».
=
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellechaft
1}
Bei der Verwaltung der Sammlung stehen in erster Linie die Sicherungs- und
Instandstellungsarbeiten, die im Zusammenhang mit der Evakuierung und ihrer Auf-
hebung, sowie dem wiederholten Auf- und Abhängen von Sammlungsteilen unvermeidlich
wurden. Sie betreffen zum Teil nur Ausbesserungen und Ersatz von Rahmen, Ersatz von
blind oder rissig gewordenem Firnis, Freilegung der Bildfläche von Staub und Schmutz,
zum Teil auch Wegnahme von alten, unsorgfältigen und zu weit gehenden Uebermalungen
verhältnismäßig kleiner alter Schäden. Alle diese Arbeiten wurden durch den schon seit
einem Jahrzehnt für die Sammlung beschäftigten Restaurator Henri Boissonnas mit der
bewährten Sachkenntnis und Sorgfalt durchgeführt.
Für die Beschickung von Ausstellungen konnte Gesuchen der Museen Basel, Bern, Chur,
Genf, Schaffhausen, Winterthur und der Zentralbibliothek Zürich mit insgesamt 112 Werken
entsprochen werden. Bei Bern handelte es sich um Tafeln des Berner Nelkenmeisters und
die mit Niklaus Manuel gleich wie dem jüngern Hans Leu zusammengebrachte «Schlüssel-
verleihung an Petrus», bei Schaffhausen um eine Gruppe von schweizerischen Land-
schaften in Oel und in Wasserfarben aus der Wende vom 18. zum 19. und dem ersten
Drittel des 19. Jahrhunderts, bei Chur um Arbeiten von Angelica Kauffmann, bei Winter-
thur um Aquarelle und Zeichnungen von Paul Bodmer, und bei Basel am Ende des
Jahres um 4 Gemälde und 60 Zeichnungen von Johann Heinrich Füßli. Die übrigen Aus-
leihungen betreffen vereinzelte Werke.
Reproduktionsermächtigungen wurden durch das Kunsthaus erteilt und von Verlegern
und Druckern mit Belegexemplaren quittiert für Werke von Albert Anker (10), Arnold
Böcklin (1), Carl Brägger (1), Frank Buchser (3), Hans Fries (1), Johann Heinrich Füßli
(5), Conrad Geßner (1), Salomon Geßner (1), Ludwig Heß (2), Ferdinand Hodler (4),
Wilhelm Hummel (1), Rudolf Koller (2), Salomon Landolt (1), Meister der Münchener
Domkreuzigung (2), Eugen Meister (1), Gustav H. Ott-Däniker (1), Giovanni Segantini (1),
Johann Gottfried Steffan (1), Wolfgang A. Toepffer (1), Jakob Zelger (1).
Eine größere Zahl von Gesuchen wurde im Berichtsjahr genehmigt, ohne daß vor
Jahresschluß die Reproduktionen ausgeführt oder Belegexemplare eingeliefert wurden.
Gegenüber dem Wettbewerb der Reproduktionsanstalten und Verleger um die kommerzielle
Auswertung einer sehr eng begrenzten Gruppe von Werken in großen farbigen «Kunst-
blättern» und kleinen Bildkarten, und den gesteigerten Ansprüchen an die Verwaltung für
Bereitstellung, Ausrahmen und Wiedereinrahmen, sowie Herausgabe der Werke an die
Clichefabriken stellte die Sammlungskommission fest, daß das Kunsthaus sich das Repro-
duktionsrecht an den Werken der Sammlung grundsätzlich vorbehalte im Hinblick auf
allfällige eigene Veröffentlichungen des Kunsthauses, und daß Reproduktionsermächti-
gungen zu kommerzieller Verwertung an Interessenten nur von Fall zu Fall und unter
Wahrung der Interessen des Kunsthauses erteilt werden.
Mit der Sammlung als Ganzem oder besonderen Teilgebieten befassen sich, außer den
eigenen Veröffentlichungen des Zürcher Kunsthauses und den als Beilage III diesem
Bericht beigegebenen Texten, der vom Archiv für Schweizerische Kunstgeschichte in Basel
herausgegebene illustrierte Führer «Die Schweizerischen Kunstmuseen» und ein Aufsatz des
Direktors, «Diogg und Lavater», über das im Berichtsjahr erworbene Lavater-Bildnis von
Diogg, in Heft 3. 1941. der Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte.
AA
12
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
Bibliothek
Der Zuwachs der Bibliothekbestände beträgt im Berichtsjahr 263 Bände. Sie ver-
teilen sich annähernd zu gleichen Teilen auf Erwerbungen und Zuwendungen und bestehen
aus Käufen als Fortsetzungen und als Arbeitsmittel für den Dienst im Haus, selbständigen
Bibliothekwerken, aus Schenkungen, Tausch- und Belegexemplaren und Jahresgaben.
Das Bibliothekarchiv vermehrte sich um 321 Nummern von Sammlungs-, Ausstellungs-,
Lager- und Auktionskatalogen, Berichten und Hauszeitschriften, die überwiegend im
Tausch oder als Schenkungen erhältlich wurden.
Unter den Erwerbungen ist, neben der Ergänzung des Burlington Magazine in 31
Bänden von 1923 an nach rückwärts, die stolzeste das achtbändige große Rembrandtwerk
von Bode und Hofstede de Groot, unter den Schenkungen die gewichtigste die Zuwendung
von 106 Büchern und Katalogen durch Frau Emma Escher-Abegg. Der Zwang zur
Sparsamkeit gebietet leider wie im letzten Bericht Beschränkung auf ein nacktes Skelett
von Zahlen und erlaubte weder im Berichtsjahr die Drucklegung eines Jahreszuwachsver-
zeichnisses, noch jetzt die besondere Begrüßung der vielen und verdienten Donatoren,
denen hiemit im Ganzen der Dank ausgesprochen wird.
Die Benutzung von Lesesaal und Ausleihdienst hat sich gegenüber dem Vorjahr
noch einmal gehoben. Die Zahl von insgesamt 5232 bestellten Mappen und Büchern ist die
bisher höchst erreichte. Wieder stehen die Kunststudierenden der Zürcher Universität als
die eifrigsten Gäste obenan. Die Zahlen gliedern sich wie folgt:
1941 Lesesaal 1940
I. Quartal 885 850
II. Quartal 1043 655
III. Quartal 818 1054
IV. Ouartal 877 989
1941 nach Hause 1940
451 356
433 264
346 405
379 424,
Die 3623 Bestellungen für den Lesesaal und 1609 im Leihdienst bedeuten gegenüber
dem Vorjahr mit 3548 und 1449 Bestellungen, zusammen 4997, eine Vermehrung um 235
Bestellungen.
Während der Monate April bis Juni wurden die sonst der eigenen Sammlung vorbehal-
tenen Wände und Schrankfelder des Lesesaals und der anschließenden Räume der Ausstel-
lung «Reiseskizzen» von Karl Geiser, 250 Federzeichnungen mit den Abteilungen Chartres,
Zürich, Paris I und II, Exposition Coloniale, Front populaire, Deutschland, Soldaten,
Marseille T und II. zur Verfügung gestellt.
Das Neujahrsblatt 1942 schloß als sorgfältig dokumentierte und wohl geglie-
derte Untersuchung «Das römische Skizzenbuch von Johann Heinrich Füssli» von Dr.
Marcel Fischer an die große Füssli-Ausstellung an und führte mit wertvollen neuen Fest-
stellungen und Erkenntnissen über sie hinaus. Es besitzt gleich großes Interesse für die
kunstgeschichtliche Forschung als positiver Beitrag zur Literatur über Werk und Persön-
lichkeit des Künstlers, wie für die Mitglieder der Zürcher Kunstgesellschaft, denn das
römische Skizzenbuch gehört der Sammlung des Kunsthauses.
71
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
Fr
AL
Ausstellung
Siebenmal wechselten im Berichtsjahr die Ausstellungsräume links der oberen Halle
inhalt und Aussehen, zweimal griffen die Ausstellungen über sie hinaus, für Johann Hein-
rich Füßli auf die Sammlungsräume des ersten Stockwerkes, für die Schweizer Bildhauer
und Maler auf alle Sammlungsräume, auch die Oberlichtsäle im Altbau und im ersten Er-
weiterungsbau. Die nach Zusammensetzung, künstlerischem Aspekt und Dauer sehr ver-
schiedenen Veranstaltungen entsprachen in ihrer Gesamtheit mit der Zahl von 1688 Werken
von 174 Künstlern wieder dem Jahresdurchschnitt von 170 Ausstellern und 1500 Werken.
Sie lösten einander ab wie folgt:
19. Januar bis 30. März: Hermann Haller, 89 Werke.
6. April bis 11. Mai: Sektion Paris der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und
Architekten, 20 Künstler, 165 Werke.
17. Mai bis 8. Juni: Sechs Basler Maler, Paul Camenisch, Martin A. Christ, Karl Hinden-
lang, Hans Peter His, Rudolf Mäglin, Niklaus Stoecklin, 102 Werke.
14. Juni bis 20. Juli: Richard Seewald, Alfred Marxer, Jacques Düblin; Fritz Schmid,
Costante Borsari, Adolph Milich, Walter Sautter, Ruth Stauffer, Anton Christoffel,
Hedwig Wörnle; 10 Künstler, 140 Werke.
17. August bis 23. November: Johann Heinrich Füßli, 507 Werke.
16. November bis 23. November: Ankäufe der Stadt Zürich aus der «Aktion zur Förderung
der Kunst», 57 Aussteller mit 70 Werken; und 18. bis 23. November: Wettbewerbsent-
würfe für ein Wandgemälde auf dem Militärflugplatz in Dübendorf: Karl Hügin, Louis
Goerg-Lauresch, Carlo Alberto Salvioni, Karl Walser; 15 Werke.
/. Dezember 1941 bis 1. März 1942: Schweizer Bildhauer und Maler 1941: 41 Künstler mit
1445 Werken; und 7. Dezember 1941 bis 1. Februar 1942: Das Graphische Kabinett, 21
Künstler mit 79 Werken: Der Graphische Kreis, 21 Künstler mit 76 Werken.
Die Sonderausstellung Hermann Haller, die sich an die vom Dezember 1940 noch in das
neue Jahr hineinragende Doppelausstellung «Zeitgenössische italienische Bildhauer und
Maler» und «Sektion Zürich der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Archi-
tekten» anschloß, feierte nachträglich den 60. Geburtstag des Künstlers vom 24. Dezember
1940; die große Ausstellung Johann Heinrich Füßli die zweihundertste Wiederkehr von
dessen Geburtstag im Jahr 1741. Die Ausstellung «Schweizer Bildhauer und Maler 1941»
war im Rahmen der Bundesfeier zum Gedächtnis an das Jahr 1291 geplant worden und
wurde nur zur Vermeidung der Gleichzeitigkeit mit der Nationalen Kunstausstellung in
Luzern vom Sommer auf den Winter verlegt. Zu einer breiteren Auswirkung gelangte sie
in den drei kalten Dezemberwochen noch nicht. Wohl aber zeugte und überzeugte sie schon
in dieser kurzen Zeit von der Gesundheit der ihr zu Grunde liegenden Idee und dem
Reichtum und Ernst der künstlerischen Bestrebungen auf dem kleinen Gebiet der Schweiz,
auch für die Vielfältigkeit und Unabhängigkeit der Begabungen. Die Füßli-Ausstellung
war nicht eine Wiederholung oder bloße Variation der Zürcher Ausstellung von 1926,
sondern für das Kunsthaus das Ergebnis der seither noch vertieften und verbreiterten
Beschäftigung mit dem Werk des Künstlers, auch darin, daß von den 300 Aquarellen
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
OD
und Zeichnungen nun sechs Siebentel dem Besitz des Kunsthauses entnommen werden
konnten; für die Oeffentlichkeit bot sie mit den reichen Beständen von Gemälden, Aqua-
rellen, Zeichnungen, Kupferstichen, der Abteilung «Herkunft und Umwelt, persönliche
Erscheinung, Handschrift» und mit den in den Werkverzeichnissen und einer Einführung
ausgebreiteten Daten und Zusammenfassungen die voll beleuchtete Figur eines feurig-
impulsiven Menschen und Künstlers, dem alles näher liegt als schweizerisch beherrschte
Stätigkeit und Bescheidung.
Die Verkäufe, im Berichtsjahr 166 gegenüber 346 im Jahr 1940, erreichen nach
der Anzahl nicht die Hälfte des Vorjahres, nach dem Wert mit Fr. 179 000.75 gegen
39 512.— genau das Doppelte. Auf das Lager des «Graphischen Kabinett» entfallen 20
Verkäufe zu Fr. 1069.— gegenüber 48 zu Fr. 4045.— im Jahre 1940. Die Zuweisung aus
den eigenen Verkaufsprovisionen an die Unterstützungskasse für schweizerische bildende
Künstler beträgt Fr. 876.75.
_}
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
L
Haushalt
Die Betriebsrechnung 1941 zeigt einen Ausgabenüberschuß von Fr. 14 721.32,
zu dessen Deckung noch einmal der Betriebsfonds beansprucht und von seinem bereits ge-
schwächten Bestand von rund Fr..180 000 auf Fr. 167000 herabgesetzt werden mußte.
Gegenüber reinen Betriebseinnahmen von Fr. 105 500 und einem Defizit von Fr. 29 000
des Vorjahres (mit Ausscheidung des für 1939 zugesagten und 1939 ausgegebenen, aber
erst 1940 von der Schweizerischen Landesausstellung überwiesenen Betrages von Fr. 20 400)
stiegen im Berichtsjahr die Einnahmen um Fr. 30 000 auf Fr. 136 000, die Ausgaben gleich-
zeitig um Fr. 16 500 auf Fr. 150 700.
Auf der Einnahmenseite weisen die Eintrittsgelder den dreifachen, die Verkaufsprovi-
sionen den doppelten Betrag des Vorjahres auf. Bei den Ausgaben sind die Besoldungen,
die Aufwendungen für Besorgung der Sammlung, für Versicherungen, Inserate, Reklame
und Drucksachen, und die Billetsteuer wesentlich erhöht. Wie die Einnahmen aus Ein-
trittsgeldern unmittelbar bedingt sind durch die Ausstellung der Sammlung Oskar Rein-
hart und die großen Ausstellungen Johann Heinrich Füssli und «Schweizer Bildhauer
und Maler 1941», so auch die größeren Ausgaben für Versicherungen, Plakate und sonstige
Reklame; während die besonderen Aufwendungen für Besorgung der Sammlung (Siche-
rungsarbeiten an Kunstwerken, Instandstellung und Neuanschaffung von Rahmen) mit
den Transporten bei Aufhebung der Evakuierung und dem mehrfachen Umhängen und
Neueinrichten von Teilen der Sammlung zusammenhängen. Bei dem Mehraufwand für Be-
soldungen handelt es sich um Teuerungszulagen an bestimmte Lohngruppen des Kunsthaus-
personals,
Die Betriebsordnung hatte sich zu Beginn des Jahres vorerst den behördlichen
Vorschriften nach möglichster Zusammendrängung der Büro- und Besuchsstunden auf die
Tagesmitte anzupassen, gleichzeitig aber auch dem Wunsch und Bedürfnis nach möglichst
ausgedehnten Oeffnungszeiten für die Sammlung Oskar Reinhart. Mit der Improvisation
einer auf die Farbwerte der verschiedenen Bildergruppen, gelegentlich auch nur eines ein-
zelnen Werkes abgestimmten Beleuchtungsanlage wurde vorerst die Unabhängigkeit von
dem schwachen und kurzen Tageslicht des Winters gewonnen. Da gleich zu Beginn sehr
lebhaft der Wunsch nach dem Ausstellungsbesuch zwischen Schluß der Geschäftszeit und
Nachtessen sowie Beginn der Abendveranstaltungen in den Kino-, Theater- und Konzert-
Instituten angemeldet worden war, setzte man die Oeffnungszeit am Nachmittag zuerst
auf 1.30 ohne Unterbruch bis 7.15, doch blieben bald die Säle zwischen 5.00 und 7.15
80 gut wie leer. Die Oeffnung abends von 7 bis 91/2 Uhr wurde in den ersten Tagen von den
Befürwortern einer derartigen Abend-Besuchszeit benutzt, nach kurzer Zeit stand aber
der spärliche Besuch in keinem Verhältnis mehr zu den Aufwendungen für Kassen- und Auf-
sichtsdienst und Licht. So wurde im Februar mit Führungen des Direktors je am Mitt-
woch Abend von 8—91/2 Uhr begonnen, für welche sich so starkes Interesse zeigte, daß sie
im März auf Dienstag und Donnerstag oder Freitag 71/2—91/2 ausgedehnt und im April
noch für je zwei, später wöchentlich einen Abend beibehalten werden mußten.
Die Abwartstelle im Altbau übernahmen zu Beginn des Jahres als Nachfolger des Ehe-
paares Diethelm, das sich nach elfjähriger Dienstzeit einen neuen Wirkungskreis im
Tessin zu schaffen wünschte, Herr Adolf und Frau Martha Küng-Hug. Die Aenderung
16
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
7
gab Anlaß zur Ausarbeitung einer neuen Dienstvorschrift für die beiden Hauswärte im
Altbau und im Landolthaus mit Erweiterungsbau. Ganz allgemein ergaben sich im Berichts-
jahr sowohl durch Militärdienst, wie infolge oft hartnäckiger Erkrankung empfindliche
Lücken im Büro- und Hausdienst, Die Erkrankungen sind zum Teil wohl die direkte oder
mittelbare Auswirkung der eingeschränkten Heizung, die notgedrungen gegenüber der
schon im Vorjahr angewandten Sparsamkeit noch einmal zu einer Reduktion des Kohlen-
verbrauchs um 35 Prozent führte.
Die während des Berichtsjahres im Kunsthaus vorgenommenen Bau- und Instand-
stellungsarbeiten umfassen die Herrichtung der Abwartwohnung bei Anlaß des
Wechsels in der Besetzung der Hauswartstelle, den Durchbruch einer Wand zur zeitweiligen
Erweiterung der Kollerstube, die den Andrang zu dem jährlichen «Passiven-Abend» der
Sektion Zürich der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten nicht
mehr zu fassen vermochte, die Auskleidung der Loggia und den Neuanstrich der Säle für
die Ausstellung der Sammlung Oskar Reinhart und anschließend auch der nicht für diese
benutzten Säle des zweiten Stockwerkes, die Gleichschaltung des Beleuchtungsnetzes und
der Lampen im Altbau und Erweiterungsbau auf durchgehend 220 Volt. Eine für das Jahr
vorgesehene große und kostspielige Dachreparatur wurde im Ausblick auf die baldige
zweite Kunsthauserweiterung nicht durchgeführt.
Der Kunsthausbesuch übertrifft mit 89 509 Eintritten das Jahr 1940 um die
Hälfte, nähert sich aber dem «Landi»-Jahr 1939 nur mit den 50 000 freien Eintritten an
Sonntagen, deren Abstand von den zahlenden sich unerbittlich von Jahr zu Jahr verringert.
1940 1939 1938
Besucher insgesamt 89 509 61 942 129 630 63 596
Zahlende 28 766 13 567 20 066 13 562
Nichtzahlende 60 743 48 375 109 564 50 034
An Sonntagen insgesamt 57 783 46 022 59 337 44 5322
An Sonntagen zahlend 7 645 4 600 6 529 3 264
An Sonntagen nichtzahlend 50138 41 422 52 828 41 258
Auswärtige Schulklassen und andere Besuchergruppen mit ermäßigtem Eintritt
meldeten sich 101 mit 2497 Teilnehmern (1940: 25 mit 460 Personen) ; zürcherische Schulen
mit freiem Eintritt 109 mit 1845 Teilnehmern (1940: 51 mit 929 Personen). An 23 Abend-
führungen des Direktors durch die Sammlung Oskar Reinhart nahmen 867 Personen teil.
Die drei Monate mit dem stärksten Besuch sind Januar mit 16 646 (1940: Dezember mit
11 362), Februar mit 15181 (1940: November mit 8986), März mit 12 904 Eintritten (1940:
Oktober mit 7528). Am wenigsten Eintritte brachten die Monate Juli (Ausstellung zwei
Wochen geschlossen) mit 1815 (1940: Mai mit 2195), Juni mit 2476 (1940: Juli mit 2310),
September mit 3355 (1940: Juni mit 2845) Personen.
Ausstellungskataloge wurden 13135 verkauft (1940: 9240), Bildkarten nach Werken
der Sammlung des Kunsthauses 172 (1940: 244), Bildkarten nach Werken der Sammlung
Oskar Reinhart 6176, Bilderhefte der Sammlung 92 (1940: 54).
_}
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
1"
Vereinsleben
Am 30. Mai bestellte die ordentliche Generalversammlung nach Abnahme
von Jahresbericht und Rechnung 1940 den Vorstand für die Amtsdauer 1941/42 durch
Wiederwahl des bisherigen Präsidenten und der weiteren zehn Mitglieder, die von der
Kunstgesellschaft zu ernennen sind. Ebenso bestätigte sie die beiden Rechnungesrevisoren
des Vorjahres für das Berichtsjahr.
Anschließend konstituierte sich der Vorstand unter dem Präsidenten Herrn Dr. Franz
Meyer mit den Herren Dr. H.E.Mayenfisch als Vizepräsidenten, Dr. E. Friedrich als
Quästor, sowie den Herren Dr. H. E. Mayenfisch, Karl Hügin und Dr. Henry Bodmer-
Abegg als Präsidenten der Sammlungse-, Ausstellungs- und Bibliothek-Kommission. Nach
der Wahl von Herrn Karl Hügin zum Zentralpräsidenten der Gesellschaft Schweizerischer
Maler, Bildhauer und Architekten ersuchte dieser, nachdem er als N achfolger von S. Righini
die Ausstellungskommission seit dem Herbst 1937 mit Stätigkeit und Erfolg geleitet hatte,
um Entlassung von dem Amt. Am 25. Juli trat an seine Stelle Herr Architekt Heinrich Bräm,
während Herr Hügin als Mitglied in der Kommission auch weiterhin mit zu arbeiten sich
bereit finden ließ. Um dem wiederholt angemeldeten Anspruch der jüngeren Generation
entgegen zu kommen, wurde als neues Bildhauer-Mitglied der Ausstellungskommission
Herr Charles O. Bänninger beigezogen, an Stelle von Herrn Eduard Bick, der ihr seit An-
fang 1938 seine treue Mitarbeit geliehen hatte.
Für die Neujahrsverlosung standen Fr. 3700.— zur Verfügung, die Gutscheine
für den Bezug von Kunstwerken, mit denen das Los 31 Mitglieder erfreute, hielten sich in
den üblichen Grenzen von Fr. 50.— bis Fr. 500.—.
Ueber die wichtigeren Ereignisse im Kunsthaus und die Tätigkeit von Vorstand und
Kommissionen wurden die Mitglieder während des Jahres durch verschiedene «Mitteilungen»
unterrichtet, auch in Form von Einladungen zu Ausstellungseröffnungen,
Vorträgen, Führungen. Am 10. Januar sprach der Maler Carlo Carrä als Gast
der Schweizerischen Gesellschaft zur F örderung der kulturellen und wirtschaftlichen Be-
ziehungen mit Italien, und der Zürcher Kunstgesellschaft, inmitten der Werke der «Mostra
di pittori e scultori italiani contemporanei» über neue italienische Kunst. Am 18. Januar
begrüßte und beglückwünschte als persönlicher Freund und im Namen der Kunstgesell-
schaft Herr Professor W. Dunkel den Jubilaren Hermann Haller. Am 5. April bereicherte
die Sektion Paris der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten die
Eröffnung ihrer Ausstellung mit dem Vortrag von Werken früher in Paris ansässig
gewesener Schweizer Komponisten durch Ausführende aus ihrem Freundeskreis. Musik,
das III. Streichquartett von Hans Haug, leitete am 17. Mai auch die Ausstellung «Sechs
Basler Maler» ein. Am 16. August sprach Herr Professor Dr. P. Ganz bei der Eröffnung
der Gedächtnisausstellung Johann Heinrich Füßli zum 200. Geburtstag des Meisters über
den Künstler und sein Werk. Die Eröffnungsfeier der großen Ausstellung «Schweizer
Bildhauer und Maler 1941» am 6. Dezember beehrte der Vorsteher des Eidgenössischen
Departement des Innern, Herr Bundesrat Dr. Philipp Etter, mit seiner Anwesenheit und
lebhaften Anteilnahme. Die Sammlung berief ihre Freunde zweimal; am 1. März als die
Säle des ersten Stockwerkes mit Arbeiten hauptsächlich ausländischer Meister des 20. Jahr-
hunderts gewissermaßen als zeitliche Weiterführung der Sammlung Oskar Reinhart ein-
gerichtet worden waren, und am 29. Juni zur Besichtigung der für kurze Wochen mit
18
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
m
Werken von Schweizer Künstlern vornehmlich des 20. Jahrhunderts aus den Sammlungs-
beständen gefüllten Räume des zweiten Stockwerkes.
Die freundschaftlichen Beziehungen zu anderen Vereinigungen be-
zundeten sich in der Zusammenarbeit mit dem zürcherischen «Galerieverein», der Ver-
;inigung Zürcher Kunstfreunde, bei der Bemühung um Stärkung der Sammlung, und mit
Jer Vereinigung für Zeichnende Kunst in Zürich, welche die Ausstellung der Reiseskizzen
von Karl Geiser unter ihre Fittiche nahm; sie bestanden nach wie vor mit den beiden
Künstlervereinigungen «Sektion Zürich der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer
and Architekten» und «Künstlervereinigung Zürich», denen die Kunstgesellschaft im unter-
irdischen Gelaß der Kollerstube Obdach gewährt.
[m Verhältnis zum Schweizerischen Kunstverein trat in so fern eine Aenderung ein, als
der Vorstand zu Beginn des Jahres zur Klärung einer unübersichtlich gewordenen Situation
lie Mitgliedschaft der Kunstgesellschaft beim Kunstverein aufhob. Mit dem Ziel einer Ver-
;tändigung und Wiederherstellung normaler Beziehungen zu fruchtbarer Zusammenarbeit
wurde eine Aussprache für die Bereinigung der Unklarheiten eingeleitet und im Laufe des
jahres gefördert; gleichzeitig der Ausbau des Künstlerlexikon-Archivs, wie seit dem Jahre
1917, mit ausschließlich eigenen Arbeitskräften und Mitteln nach dem im Kunsthaus auf-
gestellten Plan ohne Unterbruch oder auch nur Einschränkung weiter geführt. Der Austritt
zus dem Schweizerischen Kunstverein bedingte den Eintritt der Zürcher Kunstgesellschaft
als Einzelmitglied bei der Unterstützungskasse für Schweizerische bildende Künstler,
welcher bei Anlaß der Ausstellung Oskar Reinhart auf Anregung des Kigentümers der
Sammlung auch eine Ehrengabe von Fr. 1000.— überwiesen wurde.
Im Mitgliederbestand vermochten die 84 Neueintritte wohl die 72 Austritte
auszugleichen, nicht aber die zusätzlichen 30 Todesfälle, so daß mit einem Gesamtbestand
von. 1583 Mitgliedern gegenüber dem Vorjahr mit 1601 noch einmal ein kleiner Rückgang
sich ergab.
7
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
X
Veröffentlichungen
Zürcher Kunstgesellschaft, Jahresbericht 1940, 55 Seiten, 4 Tafeln. Beilage I: Be-
schreibung der abgebildeten Werke; Beilage II: Das Schweizerische Künstlerlexikon;
Beilage III: Zusammenstellungen über Sammlungszuwachs, Bibliothek, Ausstellung,
Kunsthausbesuch, Mitgliederbewegung 1910—1940, 4°.
A
aY
Ausstellungskataloge 1941: April/Mai, Mai/Juni, Juni/Juli, August/Oktober
(drei Ausgaben), Dezember 1941/Februar 1942 (Zeitgenössische italienische Kunst),
Dezember 1941/Februar 1942 (Schweizer Bildhauer und Maler 1941, zwei Ausgaben,
Graphischer Kreis und Graphisches Kabinett), 8°.
Sammlung Oskar Reinhart, Alte Meister und Französische Maler des 19. Jahr-
hunderts, Kunsthaus Zürich, Dezember 1940 bis März 1941, Verzeichnis, mit Abbildung
auf Umschlagseite, Einführung von W. Wartmann, XII und 16 Seiten. 48 Tafeln. 8°.
Kunsthaus Zürich, 19. Januar bis 9. März 1941, Hermann Haller, 6 Seiten Ver-
zeichnis., 16 Abbildungen, 8°.
Kunsthaus Zürich, 19. Januar bis 9. März 1941, Hermann Haller, Verzeichnis mit
Einführung von Herrn Prof. Dr. W. Dunkel, 12 Seiten, 16 Abbildungen, 8°.
Kunsthaus Zürich, Johann Heinrich Füßli, 1741—1825, Zur Zweihundert-
jahrfeier und Gedächtnisausstellung 1941. Verzeichnis mit Einführung von W. Wart-
mann, 110 Seiten, 20 Tafeln, 8°.
Kunsthaus Zürich, Dezember 1941 — Februar 1942, Schweizer Bildhauer und
Maler 1941, Verzeichnis mit Einführung von W. Wartmann, 30 Seiten, 41 Tafeln, 8°.
Zürcher Kunstgesellschaft, Neujahrsblatt 1942, Das römische Skizzenbuch von
Johann Heinrich Füßli, 1741—1825, von Marcel Fischer, 60 Seiten, 23 Abbildungen im
Text, 4°.
Zürich, den 26. Juni 1942
Der Präsident
der Zürcher Kunstgesellschaft:
Dr. FRANZMEYER
Der Direktor:
Dr. W. WARTMANN
20
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
Vorstand und Kommissionen
der Zürcher Kunstgzesellschaft im Jahre 1941
Vorstand
Dr. FRANZ MEYER, Präsident
Dr. H. E. MAYENFISCH, Vizepräsident
Dr. EMIL FRIEDRICH, Quästor
Dr. HERMANN BALSIGER, Vertr. des Stadtrates
Stadtrat Dr. J. HEFTI, Vertr. des Stadtrates
Stadtpräsident Dr. EMIL KLÖTI, Vertreter des
Stadtrates
Dr. RICCARDO JAGMETTI, Vertreter der
Vereinigung Zürcher Kunstfreunde
Dr. HENRY BODMER-ÄABEGG
HEINRICH BRÄM, Architekt
AUGUSTO GIACOMETTI, Maler
HERMANN HUBACHER, Bildhauer
KARL HÜGIN, Maler
OTTO PFISTER, Architekt
ERNST GEORG RÜUEGG, Maler
KURT SPONAGEL-HIRZEL
Sammlungs-Kommission
Dr. H. E. MAYENFISCH, Präsident HERMANN HUBACHER, Bildhauer
Dr. HERMANN BALSIGER JAKOB RITZMANN, Maler
EMIL BÜHRLE KURT SPONAGEL-HIRZEL
Dr. EMIL FRIEDRICH KARL WALSER, Maler
HERMANN HALLER, Bildhauer
Ausstellungs-Kommission
KARL HÜUGIN, Präsident, bis 25. Juli 1941 FRANZ FISCHER, Bildhauer
HEINRICH BRÄM, Präsident, seit 25. Juli 1941 HERMANN HUBER, Maler
OTTO CH. BÄNNINGER, seit 30. Mai 1941 REINHOLD KUÜNDIG, Maler
EDUARD BICK, bis 30. Mai 1941 ERNST MORGENTHALER, Maler
PAUL BODMER, Maler Frau IDA SCHAER-KRAUSE, Bildhauerin
E. F. BURCKHARDT, Architekt OTTO SEQUIN, Maler
Bibliothek-Kommission
Dr. HENRY BODMER-AÄBEGG, Präsident Ta. ERNST GUBLER, Bildhauer
Dr. H. DEBRUNNER-TREICHLER, seit 30. Mai Prof. Dr. FRITZ MEDICUS
1941 RUDOLF MÜLLI, Maler
Frl. Dr. LILY FREY Dr. JAKOB WELTI
Rechnungsrevisoren
ADOLF CERIANI HEINRICH DÜRST
Direktor des Kunsthauses und Sekretär der Zürcher Kunstgesellschaft
Dr. W. WARTMANN
Ma
Geschäftsstelle der Zürcher Kunstgesellschaft
KUNSTHAUS AM HEIMPLATZ
Telephon 217 22 Postcheckkonto VIII 2238
Rechnung 194.1
22
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
"—m
1. Betriebs-
Einnahmen
Anteil an Mitgliederbeiträgen, 85°
Beitrag der Stadt Zürich
Mietzinsen . . .
Eintrittsgelder .
Verkaufsprovisionen 5
Kataloge, Bildkarten, Photographien .
Garderobegebühren .
Betriebsdefizit
33,073. 50
40,000. —
11,000. —
34,240. 10
12,810. 30
1,163. 48
3,684. —
14,721. 32
150,692. 70
L
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
9°
Rechnung
Ausgaben
Inventaranschaffungen .
Gebäudeunterhalt
Heizung und Beleuchtung
Besoldungen, Tag- und Stundenlöhne
Unterhalt der Sammlung .
Versicherungen .
Bureauspesen .
Inserate, Reklame und
Spedition und Magazin .
Neujahrsverlosung
Bibliothek. .
Vereinsauslagen
Billetsteuer .
Neujahrsblatt
Einlage in den Fürsorgefonds
HH’
195. 75
12,162. 02
12,640. 35
76,666. 45
3,264. 75
5,100. 35
4,899. 18
14,932. 40
2,384. 65
3,500. —
4,939, 45
3,078. 05
3,345. 15
1,584 . 15
2,000. —
150,692. 70
),1
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
Cl
II. Kapitalrechnungen
A. Sammlungsfonds
Bestand am 1. Januar 1941 . .
Zuwachs: Beitrag der Stadt Zürich
15 °% der Mitgliederbeiträge
3°% des Fondsbetrages s
Zuwendung aus der Liquidation der Bank für Orien-
talische Eisenbahnen . . .
Legat Frau M. Pestalozzi-Stadler
Zuwendung aus Schenkung D.-T.
Erlös von Schnitzelbankbüchern
Vergütungen für Leihgaben und
ermächtigungen . . .
Führungen, Begutachtungen
Mehrerlös auf Wertschriften
Abgang durch Ankäufe . .
Bestand am 31. Dezember 1941
23,000. —
5,836. 50
8.857. 05
174,000. —
1,000. —
1,500. —
16. —
645. —
138. 80
Ur.
246,221. 40
114,993. 35
361,214. 75
100. —
361,314. 75
103.962, 05
257.352. 70
B. Baufonds für die zweite Kunsthauserweiterung
=
Schenkung von Herrn E. Bührle
Fr.
2,000,000. — |
C. Betriebsfonds
Bestand am 1. Januar 1941
Zuwachs: Zinsen
Betriebsdefizit
Bestand am 31. Dezember 1941
Fr.
179,629. 97
1,809. 22
181,439. 19
14,721. 32
166,717. 87 |
D. Vermächtnis Armin Honegger
Bestand am 1. Januar 1941
Zuwachs durch Zinsen
Abgang durch Auszahlungen .
Bestand am 31. Dezember 1941
j
Fr.
37,397. 43
318. 60
37,716. 03
5.003. 50
32,712. 53
|
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
gr
E. Fürsorgefonds
Fr.
76,349. 55
Bestand am 1. Januar 19441 . . ..
Zuwachs: 3°% Zins des Fondsbetrages . .
Zuwendung aus der Betriebsrechnung
2,290. 50
2,000. —
Abgang durch Auszahlungen
Bestand am 31. Dezember 1941
F.
Kunstschulfonds Alfred Rütschi (ausser Bilanz)
Bestand am 1. Januar 1941
Zuwachs durch Zinsen. .
Bestand am 31. Dezember 1941
4,290. 50
80,640. 05
2,800. —
77,840. 05
Fr.
136,705. —
3,265. —
139.970. —
Dieser Betrag ist laut Vereinbarung mit den Erben Rütschi bei der Schweizerischen Kreditanstalt
verzinslich angelegt.
III. Bilanz
Ausgangsbilanz per 31. Dezember 1941
Kunsthaus am Heimplatz .
Sammlungen und Bibliothek
Barschaft. . . ..
Wertschriften ‚ . s
Anlagen aus Vermächtnis Armin Honegger
Konto-Korrent-Guthaben . , , ,
Debitoren und Kreditoren
Sammlungsfonds .
Betriebsfonds .
Fürsorgefonds
Vermächtnis Armin Honegger
Hypothek und Schuldscheine
+
Aktiven
Fr.
162,500. —
2,372. 36
176,750. —
31,198. 60
32,812. 11
705,633. 07
Passiven
27,509. 92
257,352. 70
166,717. 87
77,840. 05
32,712. 53
143,500. —
705,633. 07 |
76
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
LE
Wertschriften -Verzeichnis
Eidgenössische Wehranleihe von 1936 .
Eidgenössische Staatsanleihe von 1927 . .
Eidgenössische Staatsanleihe von 1932/33
Serie 1/3 0200000004000000.04. 4
Eidgenössische Staatsanleihe von 1941 .
Kassascheine Eidg. Staatsanleihe von 1941
Schweiz. Bundesbahnen von 1931 . . .
Hypothekarkasse des Kantons Bern von 1933,
Serie IE + 80.00.00. 0. .
Kanton Thurgau von 1937 .
Kanton Schwyz von 1937 .
Kanton St. Gallen von 1933
Kanton Zürich von 1931
Kanton Zürich von 1937 . . .
Schweizerische Kreditanstalt Zürich. .
Stadt Zürich von 1936 °. .0 0.00.00. 404
Schweiz. Bodenkreditanstalt Zürich, fällig
1944 2000 WR
Zürcher Kantonalbank, Zürich, kündbar
1942 ©
Pfandbriefzentrale der Schweiz. Kantonal-
banken, Zürich, von 1933, Serie VI/VII
Centralschweizerische Kraftwerke Luzern
von 1931 0
Nordostschweizerische Kraftwerke A.-G.
Baden von 1924, Serie A . . . +
Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt A.-G. Rhein-
felden, van 1929 . 2. . . . .
Zinsfuss
I
3
A1/3
31/2
31/4
3
A
37/2
31/2
3'/2
31/2
4
31/4
31/2
A.
31/2
31/4
1
41/4
31/2
5
Nennwert
Fr.
20,000.—
15.000.—
25,000. —'
25,000.—
30,000.—
25,.000.—
25,000.—
30,000.-—
25,000.—
25,000-—
50,000.—
25,000. —
25,000. —
20,000.—
25,000.—'
‚25,000.—
25,000.
25,000.—'
5.000.—
125.000.—) 84
Kurs
da
95
100
90
100
100
98
Bilanzwert
Fr.
19,000. —
15,000. —
22,500. —
25,000. —
30,000. —
24,500. —
24,500. —
28,500. —
24,000. —
23,250. —
50,000 —
22,000. —
25,000. —
19,000. —
24,000. —
24,500. —
25,000. —
25,000. —
5,000. —
21,000. —
476,750. —
2
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
2°
Revisionsbericht
An die Generalversammlung der
Zürcher Kunstgesellschaft, Zürich
Sehr geehrte Herren,
Auf Grund des uns übertragenen Auftrages haben wir die Prüfung der Jahresrechnung
pro 1941 vorgenommen. Wir haben die Hauptbuchsaldi mit den ausgewiesenen Bilanzziffern
per 31. Dezember 1941 verglichen und in voller Uebereinstimmung gefunden. Wir kontrol-
lierten sodann die Saldi der Banken-Konti, des Postcheckkontos und den Bestand der Wert-
schriften mit den Originalausweisen, wobei wir ebenfalls in allen Teilen volle Ordnungs-
mässigkeit feststellten.
Wir erlauben uns, Ihnen zu beantragen, die Jahresrechnung per 31. Dezember 1941 zu
genehmigen und dem Vorstand Entlastung zu erteilen, unter bester Verdankung an den
Herrn Quästor für seine Mühewaltung.
Zürich, den 21. Mai 1942.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Die Revisoren:
gez. A. CERIANI gez. H. DÜRST
28
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
OD
Beilage I:
Das Schweizerische Künstlerlexikon-Archiv
Fünfter Bericht, 1. Mai 1941 bis 30. April 1942
Die im letzten Bericht berührten Verhältnisse in den Nachbarländern und in der
Schweiz selber haben sich seither nicht geändert. Bei gleicher Situation wurde die Arbeit
in. gleicher Weise fortgeführt.
Für neu in den Gesichtskreis tretende Bildhauer, Maler und Zeichner wurden 307 Fang-
zettel aufgestellt und 307 Stammblätter angelegt. Fragebogen an Künstler und sonstige
Einzelpersonen wurden 636 versandt, Sonderbriefe an Künstler und Einzelpersonen 101.
Bestätigungskarten für eingegangene Antworten wurden 240 ausgefertigt, Mahnbriefe für
rückständige Antworten 231. An Kontroll- und Zivilstandsämter gingen 279 Briefe mit 518
Fragezetteln, auf welche 440 Antworten von 235 Amtsstellen einliefen, davon 110 Zettel
vollständig beantwortet, 155 teilweise, 145 negativ. Unbeantwortet blieben 108 Fragezettel
von 44 Amtsstellen.
Sodann wurden wie bisher die für das Archiv des Kunsthauses einlaufenden Ausstel-
lungskataloge, Ausstellungsanzeigen und Zeitungsnotizen verarbeitet und die entsprechen-
den Notizen ausgezogen, ebenso auf den Stammblättern noch fehlende Geburts- und Todes-
daten nachgetragen.
Die Aufwendungen des Kunsthauses für Material. Porti und Arbeitsleistung betrugen
im Berichtsjahr Fr. 3787.65.
W. Wartmann
—
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
29
Beilage II:
Die zweite Kunsthauserweiterung
L. Bericht, 1926 — 1941
Bei der Planung der ersten Kunsthauserweiterung in den Jahren 1923/24 war mit den
damaligen Beständen der Sammlung und der Bibliothek, das heißt mit dem Zeitpunkt
des Baubeginns, nicht des Bauabschlusses gerechnet worden. Nun erwiesen aber gerade
vorerst. das bloße Unternehmen des Neubaues und nachher sein Vorhandensein sich für die
Sammlungen als so förderlich, daß die Räume schon bei der Eröffnung eigentlich zu klein
erscheinen konnten, auf alle Fälle rasch zu klein wurden. So wurden denn bald mit dem
Architekten des Kunsthauses von 1910 und des Erweiterungsbaues von 1925, Karl Moser,
Studien für eine zweite Erweiterung aufgenommen. Aus einem seit 1930 nie mehr unter-
brochenen Gedankenaustausch zwischen dem Präsidenten der Zürcher Kunstgesellschaft
und dem Direktor mit dem Erbauer des Kunsthauses, der auch durch die 1931 zum Ab-
schluß gebrachte Planung für das Basler Museum Anregung erhielt, und in einer gemein-
samen Studienfahrt von Architekt und Direktor durch holländische Museumsstädte, vor
allem Rotterdam und Den Haag, sich vertiefte, gingen Ideenskizzen hervor, deren eine
von 1935 mit Ansicht, Grundriß und Schnitt im Neujahrsblatt von Hermann Kienzle auf
den im Februar 1936 verstorbenen Meister reproduziert ist.
Das Neujahrsblatt reproduziert auch den Brief, mit welchem Karl Moser im Mai 1935
aus Cademario dem Präsidenten der Kunstgesellschaft, Herrn Dr. A. Jöhr, für die Ein-
ladung zur 25-Jahrfeier des Kunsthauses dankte, mit den Worten: «Ihre Karte war Ver-
anlassung, auf die Entwicklung der Kunstgesellschaft, der Sammlung und der Ausstellungen
zurückzuschauen. Es ist ja überraschend, wenn die Dimensionen der Entwicklung in den
wenigen verflossenen Jahren abgeschätzt werden und die Bedeutung unseres Hortes erkannt
wird! Seither ist auch Zürich zu einer großen Stadt angewachsen, und das Kunsthaus will
und muß mit dem Wachstum Schritt halten, nicht aus formalen oder konventionellen
Gründen, sondern aus geistigen!
Es handelt sich bei einer Erweiterung des Kunsthauses nicht um einen Wettlauf mit
Basel (8 Mill. Fr.), Bern (1,1 Mill.), Luzern (1,2 Mill.), Den Haag (5—6 Mill.), Rotter-
dam (3 Mill.) u. a., sondern um einen notwendigen Ausgleich und Berücksichtigung des
innerlich begründeten Wachstumswillens des Kunsthauses.
Alle die genannten Städte hat die Krise am Weiterbau allgemeiner Güter nicht gehindert.
Stätten der Gemeinsamkeit, wo weder Parteien noch Politik herrschen, sind heute die
einzigen Tempel, die von allem Volk besucht werden, die allem Volk mit Großzügigkeit,
Freigebigkeit und Liebe dienen und Harmonie verbreiten.
Sie, Herr Präsident, haben mit Ihrem getreuen Mitarbeiter Dir. Dr. Wartmann das
größte Verdienst am Wachstum des Zürcher Tempels, und ich wünsche Ihnen und dem
Zürcher Volk den vollen Erfolg der zukünftigen Erweiterungsarbeit, die Sie mit so viel
Vertrauen und Temperament aufgenommen haben...»
30
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
m
IL.
Zur Projektskizze im Neujahrsblatt bemerkt eine Fußnote: «Diese Studien sind durch
Abänderungen der Baulinien überholt.»
Es war ein Axiom des unvergessenen Alfred Rütschi, daß mit aller Kraft darauf Bedacht
zu nehmen sei, das von Rämistraße-Heimplatz-Hirschengraben umgrenzte, nur von der
schmalen Krautgartengasse durchschnittene Areal im ganzen Umfang und auf alle Zeiten
für die fernere Entwicklung des Kunsthauses frei zu halten und, wo nötig, frei zu machen
als zürcherische «Kunstinsel». Von Seiten der städtischen Behörde, im besondern
von Herrn Stadtpräsident Dr. E. Klöti, wurde diese durch die Organe des Kunsthauses vor
der Behörde vertretene Idee als fruchtbar und wertvoll anerkannt und als Programm über-
nommen. Auf diesem Weg erwarb zum Beispiel die Stadt im Februar 1931 die beiden
großen Häuser «Lindengarten>» am Hirschengraben und «Lindenhof» an der Krautgarten-
yasse, oder im Oktober 1940 die Gruppe kleinerer Bauten am Hirschengraben gegenüber
der Toblerschen Liegenschaft an der Winkelwiese. In dem Jahrzehnt vor 1940 gerieten für
die Zukunftsfragen des Kunsthauses entscheidende Momente in Fluß, und es schien
geboten, die Situation zu nützen, bevor sie wieder erstarrte.
An der Rämistraße hatte eine plötzliche Bodensenkung über dem Eisenbahntunnel,
im März 1936, die Folge, daß wegen neu erstellter städtischer Tiefbauten für diesen Teil
der Kunsthausliegenschaft ein Bauverbot erlassen werden mußte. Eine Erweiterung gegen
Südosten längs der Rämistraße war damit unterbunden, während sie bisher als Möglich-
keit wenigstens theoretisch bestanden hatte. Und auf der andern Seite war das Kunsthaus
eingeschlossen und abgeriegelt durch die Baulinie der «verlängerten Kantonsschulstraße»
zur geradlinigen Verbindung von Heimplatz und Hirschengraben über den städtischen
Werkplatz längs der Nordwestfront von Altbau und Erweiterungsbau. Bei der Förderung
der Projekte für den rechtsufrigen Altstadtdurchbruch hatte es sich aber von Anfang an
gezeigt, daß in die Neuordnung des Obmannamtsareals auch der Heimplatz einbezogen
werden mußte. Die Aufstellung und Bearbeitung der Vorschläge für die neuen Baulinien
von der Bahnhofbrücke bis zum Heimplatz, die von 1930 an in ihre entscheidenden
Phasen eintrat, lag beim Chef des städtischen Bebauungs- und Quartierplanbüro, Konrad
Hippenmeyer.
Im Sommer 1938 ermächtigte der Stadtpräsident den Direktor des Kunsthauses zur
Einreichung einer Skizze zum Bauprogramm für eine zweite Kunsthauserweiterung, im
Hinblick auf einen allfälligen Ideenwettbewerb für den Ausbau von Kunsthaus und Heim-
platz. Mit dem Einverständnis des Stadtpräsidenten hatte der Direktor schon vorher die
Verbindung mit dem Chef des Bebauungsplanbüro aufgenommen und bei ihm für die
Kunsthausfragen unmittelbares, lebhaftestes Interesse und Verständnis gefunden. Be-
sprechungen und Briefwechsel hielten durch die Jahre hindurch die Fühlung aufrecht. In
einem letzten Brief vom 8. Januar 1940 durfte der Direktor seine Freude darüber aus-
sprechen, daß in der Weisung des Stadtrates an den Gemeinderat über die Bebauungs-
planfrage zwischen Mühlegasse und Heimplatz mit der Aufhebung der verlängerten Kan-
tonsschulstraße und der Verbreiterung und Neuorganisation des Heimplatzes die Voraus-
zetzungen für eine gute Ausgestaltung des Kunsthauses und seines ganzen Areals gewähr-
leistet seien, so daß nur noch dafür zu sorgen sei, daß möglichst bald mit dem erweiterten
Kunsthaus «die nördliche Platzwand» zustande komme. Am 10. April 1940 verschied
Konrad Hippenmeyer nach langer Krankheit.
1
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
Die Situation am Heimplatz, wie sie bis an einige nicht wesentliche Verschiebungen
durch ihn geklärt und festgelegt worden ist, zeigt der hier beigegebene Ausschnitt
aus dem Bebauungsplan. Die «Kunstinsel» liegt geschlossen zwischen Rämi-
straße, Heimplatz und Hirschengraben. Der Heimplatz, der künftige Kunsthaus-
platz, ist durch Zurücklegung der Bergfront bis auf die Mitte der heute dort stehenden
Turnhallen und Opferung des «Turnegg», auf eine Breite von 70 m gebracht, gegen 45 m
im heutigen Zustand. Damit verschieben sich für Ausdehnung und Lagerung der Kunst-
hausbauten zum davor liegenden Platz die Verhältnisse.
Zwei Freunde des Kunsthauses, Karl Moser und Konrad Hippenmeyer, waren über der
Arbeit dahin gegangen. Es galt, für die Weiterführung des Werkes neue Helfer zu finden.
IL.
Ein Kunstfreund in Zürich, Herr Emil Bührle, der seit 15 Jahren Mitglied der Zürcher
Kunstgesellschaft ist und seit 3 Jahren ihrer Sammlungskommission angehört, hatte die
Freundlichkeit, an dem schönen Sonntagnachmittag des 15. Juni 1941 den Ausführungen
des Direktors zu folgen, wie dieser ihm auf der Unterlage von drei Grundrissen zu Heim-
platz und Kunsthaus von 1910, 1925 und 1940, von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
des Kunsthauses sprach und ihn um seine Mitarbeit bei der Vorbereitung und Durchfüh-
rung der zweiten Kunsthauserweiterung bat. Herr Bührle sagte sein positives Interesse für
das Thema zu, räumte beiläufig ein, daß es zum Bauen auch Geld brauche und erkundigte
sich nach den Kosten des vorgesehenen Erweiterungsbaues. Gemessen an den 7 Millionen
für die riesigen Baumassen des Basler Neubaues durften für den Zürcher Anbau auch bei
Einrechnung der Teuerung nach der Schätzung des Direktors 21/2 Millionen als hinreichend
gelten. Herr Bührle meinte, daß er von dieser Summe wohl einen größeren Teil dem
Kunsthaus zuwenden könnte.
An den zwei nachfolgenden Tagen sagte Herr Stadtpräsident Dr. Klöti seine persön-
liche Mitarbeit zu und eröffnete die Aussicht, daß die Stadt zu Bau und Heimplatzgestal-
tung positiv Stellung nehmen werde, während der Bauherr von 1925, Herr Dr. A. Jöhr,
dessen Nachfolge als Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft im Sommer 1940 Herr Dr.
Franz Meyer angetreten hatte, sich für die Einberufung und Leitung einer zu bestellen-
den Studienkommission für die zweite Kunsthauserweiterung
zur Verfügung stellte.
Die erste Zusammenkunft der Herren Stadtpräsident Dr. E. Klöti, Dr. Adolf Jöhr,
Emil Bührle, Präsident Dr. Franz Meyer, Direktor Dr. Wartmann, fand am 27. Juni
statt. Das Ergebnis war die grundsätzliche Zusage des Stadtpräsidenten für Antragstel-
lung an die Gemeinde auf Ueberlassung des der Stadt gehörenden Baugrundes und Ge-
währung eines Beitrages an den Bau und die erhöhten Betriebskosten, die Erklärung von
Herrn Bührle, daß er seinen Beitrag auf zwei Millionen festsetzen könne, und der Auftrag
an den Direktor auf Ausarbeitung eines Raumprogrammes als Unterlage für die weiteren
Schritte und Berechnungen. Dafür war die Bereitschaft längst vorhanden, das Zahlen-
material zur Hauptsache schon gesammelt. Am 17. Juli trat die Kommission ein zweites
Mal zusammen zur Formulierung eines Briefes an den Stadtrat und eines Antrages an den
Vorstand der Kunstgesellschaft.
32
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
|
Dieser setzte am 25. Juli die Studienkommission, die inzwischen in Herrn Architekt Prof.
Dr. H. Hofmann einen weiteren Mitarbeiter hatte gewinnen können, als Baukommizs-
sion für die zweite Kunsthauserweiterung ein und erteilte ihr den
Auftrag zur Weiterführung der Arbeiten für die Vorbereitung des Baues, im besonderen
zur Ausarbeitung des Programmes für einen Wettbewerb unter den zürcherischen Archi-
tekten zur Erlangung von Bauprojekten. Die zweifache Ueberprüfung und Nachrechnung
des vom Direktor aufgestellten Raumprogrammes durch die Herren Dr. Jöhr und Prof. Hof-
mann hatte seine Brauchbarkeit als Grundlage für ein Bauprogramm nach der baulichen
und der finanziellen Seite erwiesen, nur daß bei etwas reichlicherer Bemessung des Bau-
volumens vorsichtigerweise eine Aufwendung von eher 3!/z als nur 2!/2 Millionen einge-
setzt wurde.
In der Ferienzeit befaßten sich die Kommissionsmitglieder mit den Neubauten des
Basler Kunstmuseums und der Freiburger Universität. Am 9. Oktober meldete die Schwei-
zerische Kreditanstalt, daß für die Kunstgesellschaft zwei Millionen als Beitrag an die
zweite Kunsthauserweiterung eingegangen seien. Am 21. Oktober wurde in einer dritten
Sitzung der ehemaligen Studienkommission nach Anträgen des Herrn Stadtpräsidenten
und von Professor Hofmann der Inhalt des Wettbewerbsprogrammes festge-
legt. Am 31. Dezember lag die Ausarbeitung des Programmes zur Vervielfältigung vor.
Die Kommission sah vor sich als nächste Aufgaben die Bestellung des Preisgerichtes,
und die Vorlage des Wettbewerbsprogrammes zur Genehmigung an den Vorstand der
Kunstgesellschaft, den Stadtrat Zürich und das Preisgericht.
W.Wartmann
_}
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
32
Lageplan Heimplatz — Rämistraße — Hirschengraben mit den neuen Baulinien (dick ausgezogen) nach Antrag des
städtischen Bebauungs- und Quartierplanhüro 1938/39 und Beschluß des Gemeinderates vom 14. Januar 1940
)+4
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
Beilage II
Ueber die äußere und die innere Gliederung der Sammlung
im Kunsthaus
a) Das Treppenhaus!)
Die Neueinrichtung der Sammlungssäle des zweiten Stockwerkes hat zu der Formu-
lierung der ihr zu Grunde liegenden Absichten und Gedanken eingeladen.
Der Wiedereröffnung vorausgegangen war in den gleichen Räumen des Altbaues die
unvergeßliche Ausstellung der Sammlung Oskar Reinhart. Die Frage stellte sich, ob aus den
Beständen des Kunsthauses sich Werkgruppen aufstellen lassen, die neben der Erinnerung
an die Reinhart-Sammlung bestehen und, mit andern Mitteln, in ähnlichem Maße künst-
lerisches Interesse zu wecken und zu fesseln vermögen. Diese Bewährungsprobe wurde
einer Auswahl schweizerischer Maler von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegen-
wart auferlegt. Beschränkung auf einen bestimmten Ausschnitt aus der Zürcher Sammlung
als dem Museum einer großen und blühenden schweizerischen Stadt, für das gerade die
Pflege der neuen schweizerischen Kunst als wichtiger Programmpunkt gelten muß, war
gegeben. Eine ausreichende Darbietung auch der älteren zürcherischen und schweizerischen
und der ausländischen Maler des 19. und früherer Jahrhunderte, so verschieden an Umfang
und Gehalt diese Gruppen an sich sein mögen, ist im gegenwärtigen Kunsthaus gleich-
zeitig nicht mehr möglich. Als Verpflichtung war innerhalb des weiter gefaßten Pro-
grammes seit 1910 im besonderen die Pflege von Koller und Welti vom zürcherischen
Standpunkt aus empfunden worden, vom zürcherischen und schweizerischen aus Anlage
und Ausbau einer Hodler-Sammlung.
Wie die Zahl und Wahl der Bilder eine Ueberprüfung der Sammeltätigkeit des Kunst-
hauses in dem umschriebenen Bereich bedeutete, so wurde mit ihrer Verteilung auf die
Räume eine Probe für den Kunsthausbau angestellt. Die Vorstellung einer zweiten Kunst-
hauserweiterung weckte den Wunsch, sich Rechenschaft zu geben über die Eignung des
gegenwärtigen Treppenhauses als Mitte auch einer ausgedehnteren Raumfolge als der
gegenwärtigen. Die Frage wurde gestellt, ob sich das Treppenhaus ohne bauliche Maß-
nahmen «erweitern», seine Wände wenigstens in der Ost-Westrichtung sich «versetzen»,
durch die Rückwände der Loggia und des ehemaligen Böcklinsaales ersetzen, lassen. Wenn
es sonst als ein Schacht von einer gewissen Helligkeit und Weite, mit dem Treppenlauf
und einem darum gelegten geschlossenen Kranz von Sälen, einschließlich der Loggia, ge-
nommen und empfunden wurde, so wurde versucht, die Eigenräumlichkeit der bisher
dunkel grundierten Loggia und des zum neuen Hodlersaal gemachten ehemaligen Böcklin-
saales wenn nicht aufzuheben, so doch ins Labile, Schwebende zu lockern.
Die Berechnung ging dahin, daß vor dem lichten Schimmer des Amiet’schen Jung-
brunnens auf dem nun nicht mehr dunkeln und trennenden, sondern hellen und binden-
den Grund der Loggia das Kalkgrau der Treppenhauswand versinken werde, daß die
Verschiedenheit des blauen Wandbildes von Hodler und der Front seiner zwei mal drei
1) Aus einem Aufsatz in Heft V 1941 der Zeitschrift «Kunst und Volk»,
|
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
35
ruhig tonigen Halbfiguren auf dem Podest?) den Zusammenschluß der verbleibenden drei
Wände des Treppenhauses noch einmal verhindern und zwischen den Halbfiguren der
hellere Schwingerumzug durch die breite Doppeltüre den Blick auf die Rückwand des
Hodlersaales führen werde.
Die Entwicklung des Hodler-Saales für den eintretenden Beschauer wäre die folgende:
In der Türöffnung sieht er sich mit dem Schwingerumzug, den beiden F assungen von
Marignano und zwei anschließenden Kriegerfiguren dem «vaterländischen» Hodler gegen-
über. Mit einigen Schritten gegen die Saalmitte und dem Blick nach rechts und links, tritt
er mit Tag II und Wahrheit II in Beziehung zu den eurhythmischen Kompositionen. Diese
leiten zu den Doppelpaaren Bewunderter Jüngling I und II und Wahrheit I und II, deren
jedes innerhalb der Uebereinstimmung im allgemeinen Motiv sich aus zwei sehr ver-
schiedenen Bildern zusammensetzt. Völlig umgedreht, wieder von der Mitte des Saales
aus, oder etwas näher am Eingang, hat er im gleichen Blickfeld über das Treppenhaus
hinweg die Amietwand der Loggia und die in Farbe und Motiv davon ja nicht zu ver-
schiedenen Kompositionen Wahrheit I und Bewunderter Jüngling II. Unmißverständlich
und unausweichlich spricht damit neben den parallelen Längsachsen des Hodlersaales, des
Vorplatzes und der Loggia, mit der größten möglichen Spannung quer durch das ganze
Haus, eine Querachse Rückwand Hodlersaal — Rückwand Loggia; dies auch umgekehrt
im Blick von der Loggia auf die Front der Hodler’schen Halbfiguren und zwischen diesen
hindurch in den Saal hinein auf den Schwingerumzug.
Neben den seitwärts mitlaufenden kleineren Bildersälen, für deren Anlage seiner Zeit
der Wunsch nach geschlossen intimer Haltung bestimmend war, möchten Hodlersaal und
Loggia, dem Treppenhaus angeschlossen und offen, noch nicht Säle, sondern Hallen sein,
in denen nicht das Auge nur, eher der ganze Mensch, auch aus dem eigenen körperlichen
Rhythmus heraus zu den Kunstwerken Beziehung spürt; Räume zum Stehen, Wandeln,
Schreiten in auch noch anders als nur rezeptiv-optisch erfühltem Kontakt des Besuchers
mit den Gestalten an den Wänden.
Weitere und andere Aufgaben stellten sich — stellte man sich — bei dieser Neu-
ordnung der Sammlung in den Beziehungen von Bild zu Bild, von Bild zu Wand, von
Wand zu Raum, von Raum zu Raum innerhalb der ganzen Flucht, und auch der schwierig
dem Zweck dienstbar zu machenden Stockwerke des Landolthauses. Anlaß und Raum
darauf einzutreten ist hier nicht. Dieser Hinweis gilt einzig dem Problem Treppenhaus.
Er ist die Einladung an die Freunde des Kunsthauses und der Kunst, Bildersäle nicht
allein Bild für Bild in einem Rundgang mit Anfang und Schluß abzulesen, sondern
auch die Fragen übergeordneter Einheiten mit zu denken und zu empfinden. Das Ziel im
Kunsthaus war, mit unaufdringlich natürlichen Mitteln dem menschlichen Bedürfnis nach
Unbeschwertheit in Ordnung und gesunder Ellbogzen- und Atemfreiheit zu dienen.
*) Mit der Wegsendung einer Anzahl Hodler’scher Werke an die Ausstellung der Gottfried Keller-Stiftung
in Bern ist diese Front vorübergehend. aufgelöst worden.
36
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
—
[N
b) «Sammlung I!)
Le
Innerhalb der Sammlung des Zürcher Kunsthauses hat sich das Verhältnis von 678
Gemälden und 29 Skulpturen im Jahre 1910 zum Kunsthausbau von 1910, oder von 1251
Gemälden und 76 Skulpturen Ende 1925 zum Bau von 1910 mit Landolthaus und Erweite-
rungsbau von 1925, und schließlich mit einem Bestand von 1865 Gemälden und 145 Skulp-
turen bis Ende 1941, stark verändert. Die Sammlung hat zahlenmäßig stark zugenommen,
ist stark gewachsen.
Nun ist das Wachstum einer Kunstsammlung ja nicht eine einfache Addition von unter
sich gleichartigen und gleichwertigen Einheiten. Die Maxime, es dürfe kein Werk neu er-
worben werden, das nicht zwei schon vorhandene überflüssig mache — der gerade Weg zu
einem letzten und einzigen, das ganz allein die ganze und höchste Kunst in sich schließen
würde — ist eine überspitzte Formulierung der Wahrheit, daß mengenmäßige Vermeh-
rung einer Sammlung nicht ohne gehaltmäßige Bereicherung erlaubt ist. So weit die Frage
der absoluten Qualität.
Das Wachstum einer Sammlung geht aus drei Richtungen: Verbesserung bereits vertre-
tener Künstler oder Gruppen durch prägnantere Werke; Ergänzung «nach rückwärts» mit
Werken von zeitlich zurück liegenden Künstlern oder Gruppen, deren einstweiliges Nicht-
vorhandensein als Lücke und Mangel empfunden wird; Ergänzung mit der fortschreiten-
den Zeit durch nicht nur für die Sammlung, sondern überhaupt, neues Kunstgut (wie vie-
les, was uns heute wertvoll und begehrenswert ist, war vor zwanzig, vor zehn, vor fünf
Jahren noch gar nicht empfangen und geschaffen). So weit die Frage der Haltung in der
Zeit.
Neben den Kriterien des künstlerischen Gehalts und der zeitlichen Lage der Werke be-
steht als drittes ihre Lage im geographischen Raum, auch verstanden als ihre «Nationali-
tät». Es ist als Grundsatz schon aufgestellt und verfochten worden, eine Sammlung in
Zürich habe in erster Linie, ja ausschließlich, Werke zu sammeln, die von zürcherischen
Künstlern aus zürcherischem Wesen heraus und für die zürcherischen Volksgenossen ge-
schaffen worden seien. Aber auch: Zürich habe als immerhin auch schweizerische Stadt
über den nur zürcherischen Bereich hinaus, vor allem schweizerisch zu sammeln. Und
schließlich: Zürich, mit seinen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Aus-
tausch-Beziehungen zu ganz Europa und über Europa hinaus, besitze Anspruch auf eine
Kunstsammlung von entsprechend weitem, übernationalem Horizont.
Das zeitweilige Vorwiegen des einen oder des anderen Prinzips im Wachstum der
Sammlung im Kunsthaus ist ein direkter Ausfluß auch der privat menschlichen, nicht nur
der künstlerischen Einstellung der Sammler, denen das Kunsthaus entscheidende Zuwen-
dungen verdankt, und der Künstler und Kunstfreunde, bei denen als den dafür be-
stellten Organen der Kunstgesellschaft die Entscheidung über Entgegennahme von Zuwen-
dungen und Vollzug von Ankäufen seit dem Jahr 1910 gelegen hat und heute liegt.
Die Sammlung im Kunsthaus ist aus allen Richtungen über die Fassungskraft des 1925
erweiterten Kunsthauses so weit hinaus gewachsen, daß eine überzeugende Darbietung
ihrer künstlerisch gültigen Bestandteile heute im Nebeneinander nicht mehr, nur im Nach-
1) Nach Ausführungen bei der Uebergabe der Sammlungssäle am 19. April 1942.
7
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
3”
einander vielleicht noch, möglich ist. Für eine derartige zeitlich gestaffelte Darbie-
tung wurden in letzter Zeit als «Sammlung I» abgetrennt und zusammengefaßt die
schweizerischen Meister der zweiten Hälfte des XIX. und des XX. Jahrhunderts bis zur
Gegenwart.
«Sammlung II» wird alle nicht schweizerischen Werke in sich schließen, Italiener,
Deutsche, Franzosen, Nordländer, vom ausgehenden Mittelalter bis zum heutigen Tag;
«Sammlung 11I» die Schweizer vom 15. Jahrhundert bis auf die Schwelle von «Samm-
lung I», das heißt, bis gegen 1850.
18
Für eine junge, auf keine alten Bestände verpflichtete Sammlung ohne sehr große Mittel
ist die Zusammenfassung der Bemühungen und Kräfte für die zeitgenössische einheimische
Kunst das natürlichste und nächstliegende Programm.
Für die Sammlung im Zürcher Kunsthaus lag darin Keim und Kern. Das Malerbuch
mit den Einlagen der Mitglieder der alten Künstlergesellschaft ist ihre Vorbereitung,
Schenkungen von Einzelwerken lebender Zürcher und Schweizer Künstler wurden ihr An-
fang. Eine Kette von ansehnlichen Bildern, die meist mit erheblichen Aufwendungen fast
von der Staffelei weg und oft bei den noch jungen Künstlern für das Künstlergütli erwor-
ben wurden, führt von der Mitte des letzten Jahrhunderts bis zu uns:
1860 Die große «Mittagsruhe» von R. Koller, datiert 1860, Fr. 10 000. Der Künstler, gebo-
ren 1828, ist 1860 zweiunddreißigjährig.
1872 «Pestalozzi und die Waisenkinder in Stans» von A. Anker, dat. 1870, Fr. 2000. Der
Künstler ist 1831 geboren.
1873 «Der Maler auf der Studienreise» von Konrad Grob (geb. 1828) dat. 1872, Fr. 2600.
1874 «Hochzeit im Ampertal» von Viktor Tobler, dat. 1874, Fr. 2200. Der Künstler, 1846
geboren, ist 28 Jahre alt.
1879 «Der Kuß» von Frank Buchser (geb. 1828), entstanden 1878, Fr. 6000.
1883 «Der Eichenwald» von R. Zünd (geb. 1827), entstanden 1882, Fr. 4000.
1885 «Der galante Professor» von Benjamin Vautier (geb. 1829), dat. 1885, Fr. 10 000.
1887 «Bergsee in Graubünden» von J. G. Steffan (geb. 1815), dat. 1886, Fr. 4000.
1888 rückgreifend:
«Bei Brunnen am Vierwaldstättersee» von A. Calame (1810—1864), entstanden 1862,
Fr. 10 000.
1891 «In der Gartenlaube» von A. Böcklin (geb. 1827), in Zürich unmittelbar vorher ent-
standen, Fr. 13 000.
1896 «Feldherr Tod» von H. B. Wieland, Fr. 5000. Der Künstler ist 1367 geboren, neun-
undzwanzigjährig.
1897 «Märjelensee» von W. L. Lehmann (geb. 1865), dat. 1898, Vorausbestellung? Fr. 4000.
1898 erwirbt der Bund ein volles Dutzend große Gemälde-Studien von R. Koller, vom
lebenden Künstler an dessen 70 Jahr-Ausstellung.
1902 erwirbt der Bund das Elternbildnis von Albert Welti (geb. 1862), dat. 1899, Fr. 6000.
1905 «Der Regenbogen» von H. Sturzenegger, dat. 1904, Fr. 1500. Der Künstler, 1875 geb.,
ist neunundzwanzigjährig.
1906 «Frühling» von W. Hummel (geb. 1872), dat. 1906, Ankauf durch den Bund, Fr. 800.
38
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
BE
JT.
Die begreifliche und berechtigte Freude, die aus dem schönen aber doch recht entrückten
Künstlergütli erlöste Sammlung in den neuen Räumen des Kunsthauses von 1910 zu sehen,
wich bald der unabweisbaren Erkenntnis, daß doch manches versäumt und vieles nach zu
holen war. So wurde noch 1910 für 10 000 Fr. aus einer Basler Sammlung der 1887 datierte
«Heiratskontrakt» von Albert Anker erworben und für 880 Fr., die man sich von einem
Freund des Kunsthauses schenken lassen konnte, die Ofenbank mit den zwei schlafenden
Kindern. Bestürzung brachte 1912 der Tod von Albert Welti. Zürich, seine Vaterstadt,
besaß damals von ihm nur das allerdings meisterliche Doppelbildnis seiner Eltern als
Leihgabe des Bundes von 1902 und kaum die eine und andere seiner Radierungen. Mit
siner «Welti-Aktion», der Gedächtnisausstellung von 1912, und der Aufstellung und Druck-
legung eines Oeuvre-Kataloges kamen die Mittel zusammen, um dem Kunsthaus die Er-
werbung des vollständigen graphischen Werkes, meist in mehrfachen Zustandsdrucken, und
eine entscheidende Gruppe der ja nicht zahlreichen Tafelbilder zu sichern.
Neben dem Münchener-Zürcher Welti bestand aber schon die unter bernischer Führung
mächtig heraufsteigende schweizerische Kunst der «Hellmaler» Amiet, Buri, Giovanni
Giacometti, die in Deutschland, vor allem in den «Ländern am Rhein», recht hoch ge-
schätzt und bezahlt wurden. Das Zürcher Kunsthaus gab Buri einen Auftrag für 10 000 Fr.
und kaufte Bilder von Amiet und Giovanni Giacometti, so weit seine schweizerisch be-
scheidenen Mittel ihm dies erlaubten. Hoffnungs- und aussichtlos erschienen in diesen
Jahren, kurz nach 1910, die Bemühungen um Ferdinand Hodler. Er war nach andauernder
Verkennung in der Schweiz, nun in den begüterten und gesellschaftlich maßgebenden
Schichten in Oesterreich und Deutschland entdeckt und «Mode» geworden. Das Kunsthaus
verwahrte als Leihgaben des Bundes den Schwingerumzug und den Verwundeten Krieger
mit Schwert zum Rückzug von Marignano, aus Privatbesitz vier dekorative Kriegerfiguren
von der Schweizerischen Landesausstellung in Genf von 1896, als Eigentum die Heilige
Stunde von 1907, die dank einer Schenkung von 14 000 Fr. aus einem Zürcher Hause hatte
erworben werden können, das Mädchenbildnis «Fräulein Thiele» und eine Abendland-
schaft aus den Berner Voralpen. Es schien dazu verurteilt, mit diesem an sich ehrenvollen,
aber im Verhältnis zur Fülle und Wucht des Gesamtwerkes von Hodler doch noch be-
scheidenen Besitz, für immer bei Seite stehen zu müssen, während aus dem anscheinend
unerschöpflichen Vorrat und von der Staffelei des Künstlers große und kleine, alte und
neue Bilder mit Rekordpreisen in den Kunsthandel und zu den vornehmlich ausländischen
Sammlern und Museen strömten.
Mit Ereignissen, die außerhalb der zürcherischen Sphäre lagen, änderte sich in der
Folge die Situation. In Zürich selber bildeten sich im Freundeskreis von Hodler Samm-
lungen; die gemeinsam mit ihm vorbereitete Gesamtausstellung von 1917 gewährte Ein-
blick in die Zusammensetzung des bisher kaum übersehbaren Gesamtwerkes; eine
c«Hodler-Aktion» brachte Mittel und Menschen zusammen und mündete in die Gründung
Jer Vereinigung Zürcher Kunstfreunde, die ihre ersten Erwerbungen für das Kunsthaus in
Jer Hodler-Ausstellung vornahm; und neben einer Reihe von Gönnern und Helfern, zu
Jenen nun auch die Behörden traten, erstand dem Kunsthaus in Alfred Rütschi ein Freund,
der aus der Verehrung für den Menschen und Künstler Hodler die Mitte seines Glaubens
7
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgesellschaft
39
an Zürich und die Kunst machte. Mit Schenkungen Hodlerscher Werke zu seinen Leb-
zeiten und letztwilligen Verfügungen weit über seinen Tod hinaus gab er seinem Glauben
an die Mission des Zürchers Kunsthauses und an die unverwelkliche Kraft der Hodlerschen
Kunst für die Mitwelt und die Nachwelt Gestalt.
[V
So erhielt bis zum Ende des zweiten Jahrzehntes das neue Kunsthaus ein zürcherisches
Welti-Kabinett, eine Gruppe «Neue Schweizer Kunst» mit Amiet, Buri, G. Giacometti und
ihren Freunden, und eine Hodler-Sammlung. Drei von Anbeginn mit Entschiedenheit und
Schärfe aufgestellte und verfochtene Programmpunkte waren damit grundsätzlich erfüllt.
Dem ebenfalls schon früh vertretenen Verlangen nach Bereicherung der Sammlung durch
Basler und westschweizerische Maler kam im Jahr 1923 die große Schenkung eines Basler
Kunstfreundes entgegen, die wertvolle, höchst willkommene Bildergruppen von P. B. Barth,
Auberjonois und Blanchet brachte. Einem weiteren Ausbau der Bestände als Sammlung
zeitgenössischer zürcherischer und schweizerischer Kunst schienen nun nur so weit Grenzen
gesteckt, als das Gebot sorgfältiger Wahl mit hohen Ansprüchen an den künstlerischen Wert
der Werke und das Maß der verfügbaren Mittel sie setzten. Als Quellen standen zur Ver-
fügung eigene Ankäufe mit Beanspruchung des Sammlungsfonds oder besonderer Zuwen-
dungen, Ankäufe der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde, Schenkungen und Leihgaben von
Behörden und Privaten. Die Frage stellte sich nur, ob überhaupt, oder wie weit, die Be-
mühungen und Aufwendungen auf neue zürcherische und schweizerische Kunst beschränkt
bleiben sollen. Soll die Sammlung ein Schweizerspiegel sein oder ein Fenster ins Weite?
Am ehesten ist sie wohl ein Zürcherspiegel, in dem besonderen Sinn, daß sie einzig
bestimmt wird und möglich ist als Reflex und Abbild der zürcherischen Kunstfreundlich-
keit und Kunstfreude. Mit Bedacht erkorene Zürcher Kunstfreunde und Künstler beraten
und beschließen als Vertrauensleute der Kunstgesellschaft, der großen Republik mit vielen
Meinungen, welche Werke als Schenkungen und Leihgaben, oder als Erwerbungen aus dem
Sammlungsfonds in die Sammlung einzureihen sind. Aus den zürcherischen Wohnungen
kommen die Werke, die als Schenkungen oder Leihgaben zur Verfügung gestellt werden,
aus den Zürcher Ateliers die Vorstellungen, die das Verhältnis der mitentscheidenden
Künstler zu jedem Kunstwerk bestimmen. So, wie die Zürcher Kunstfreunde und die
Zürcher Künstler in ihrer Zeit zur Kunst stehen, so steht auch ein von ihnen geschaffenes
zürcherisches Kunstmuseum in seiner Zeit. Und jede Zeit tut am besten, wenn sie zu dem
steht, nur das will. was sie gerade für sich als das Beste hält.
V.
Ob für uns und unsere Zeit die Begrenzung der Zürcher Kunstsammlung auf nur neue
zürcherische und schweizerische Werke das richtige wäre, wird bezweifelt. Auf alle Fälle
ist die Beschränkung nicht innegehalten worden. Der Ausbau auch einer solchen Abteilung,
die immer auch zum mindesten zahlenmäßig die stärkste bleiben wird, ist aber nie unter-
brochen worden und wird in wirksamster Weise gefördert durch eine dritte große Schen-
kung (neben Alfred Rütschi und seiner Familie und neben dem Basler Kunstfreund), mit
der ein Zürcher Kunstfreund im Jahre 1929 eingetreten ist, und die er ständig bereichert
Jahresbericht 1941 der Zürcher Kunstgeselleschaft
m
and erneuert, indem er als Sammler zeitgenössischer schweizerischer Kunst jedes Werk, das
er von Jahr zu Jahr weiter erwirbt, der Sammlung im Kunsthaus verschreibt.
Die Sammlung dieses Zürcher Kunstfreundes zählte bei der Beurkundung der Schen-
kung 147 Nummern. Sie hat sich seither verdoppelt. Den ganzen Segen zu fassen wäre dem
Kunsthaus schon längst unmöglich. Der Donator ist aber so weit gegangen, daß er auch für
Jen Zeitpunkt, da er selber an seiner Sammlung sich nicht mehr wird erfreuen können,
Jen dereinstigen Verwaltern der Kunsthaussammlung freistellt, für das Kunsthaus zu be-
halten was ihnen gut scheint, und für Tausch oder Verkauf zum besten des Kunsthauses zu
verwenden, was sie für richtig halten. Schon heute ist er stets bereit, sich des einen und
andern Werkes zu entäußern, wenn es geeignet ist, in der Sammlung des Kunsthauses eine
besonders schlimme Lücke zu schließen.
«Sammlung I» erscheint in den 23 Sammlungsräumen des ersten und zweiten Stock-
werkes des Kunsthauses sichtbar in den Werken, die als künstlerisch gehaltvoll sich in den
Beständen des Kunsthauses erweisen, und solchen, die aus der Sammlung des Zürcher
Kunstfreundes sich ohne Unzukömmlichkeiten haben lösen lassen. Vollständig aufgezeich-
net, mit Einschluß der ganzen Sammlung des Zürcher Kunstfreundes, ist «Sammlung I» im
gedruckten Inventarkatalog, der für die Skulpturen und Gemälde jedes einzelne Werk, für
die Zeichnungen und die Druckgraphik die Künstlernamen mit summarischen Angaben
über die Werkzahl enthält.
Die Bildersäle wie der Katalog legen dar, wie ein Programmteil für den Ausbau der
Sammlung im Kunsthaus, die zürcherische und schweizerische Kunst unserer Zeit, wäh-
rend drei Jahrzehnten bearbeitet worden ist, und über welchen Rohstoff sie für diesen
Teil ihrer Bestände verfügt.
VW. Wartmann.
TAFELN 1—IV
TAFEL I
JOHANN HEINRICH FÜSSLI
Die drei Hexen
TAFEL II
JOHANN HEINRICH FÜSSLI
Achilleus greift nach dem
Schatten des Patroklos
TAFEL III
JOHANN HEINRICH FÜSSLI
Thetis bei Charis und
Hephaistos
TAFEL IV
JOHANN HEINRICH FÜSSLI1
Einsamkeit im Morgenzwielicht