ZÜRCHER
KUNSTGESELLSCHAFT
Jahresbericht 1942
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ZÜRCHER
KUNSTGESELLSCHAFT
Jahresbericht 1942
Vier Beilagen
Fünf Tafeln
2
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
INHALT
Vorwort. .
Sammlung .
Bibliothek .
Ausstellung
Haushalt .
Vereinsleben .
Veröffentlichungen .
Vorstand und Kommissionen. .
Rechnung 1942... ..
Beilagen:
Das Schweizerische Künstler-Archiv und das Schweizerische
Künstlerlexikon, sechster Bericht 1. Mai 1942 bis 31. De-
zember 1942 . 00 ee SS. 26
[I. Die zweite Kunsthauserweiterung, 2. Bericht 1. Januar bis
31. Dezember 1942 . 0.0.0000... . S. 29
IL. Tatsachen, Grundsätze und Gesichtspunkte zum Ausbau der
Sammlungen im Zürcher Kunsthaus . . .. . . SS. 34
{V. Verzeichnis der abgebildeten Werke . .... . 5.37
V. Tafeln I1—V.
5, 5
Ss. 7
S. 12
S. 13
S. 14
S. 16
S. 17
S. 18
5. 19
3
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
Für das Zürcher Kunsthaus. werden die ersten Wochen des Jahres 1942 noch
getragen durch die starke und erfreuliche Auswirkung der großen Ausstellung
„Schweizer Bildhauer und Maler 1941“, über welche Herr Bundespräsident Etter
in einem Brief vom 14, Januar der Kunstgesellschaft schrieb: Der Erfolg dieser
ausgezeichnet gelungenen Veranstaltung brachte eine für das gegenwärtige schwei-
zerische Kunstschaffen charakteristische und sehr erfreuliche Darstellung zu Tage.
Über der Jahresend - Ausstellung „Die junge Schweiz“, die als Bekenntnis zu
den Bestrebungen und Leistungen der noch nicht „angelangten“ schweizerischen
Künstler gedacht war, lag schon sehr fühlbar die Schwere der Zeit, die bald nach
dem schönen Anfang mit vielerlei Schwierigkeiten und Sorgen auch im Kunsthaus
sich in Geltung gesetzt hatte, Ihr Zeichen tragen im Jahresbericht am sichtbarsten
das Kapitel Haushalt und die Betriebsrechnung. Tiefer greifende Schädigung ist
glücklich noch einmal abgewendet worden mit der im rechten Moment durch die
Zürcher Regierung dem Betriebsfonds gewährten Stärkung mit der Zuwendung von
Fr. 100.000.— aus dem Ergebnis der Interkantonalen Landeslotterie.
Aus der Rechnung des Sammlungsfonds und den Kapiteln Sammlung und
Bibliothek werden die Leser mit Dankbarkeit ersehen, daß, wie die städtischen
und kantonalen Behörden, auch die einzelnen Kunstfreunde den Aufgaben und
Bestrebungen der Kunstgesellschaft mit Zuwendung von Geldmitteln, Kunst-
werken und von Büchern über Kunst ihre fördernde Anteilnahme bekunden.
Die Danksagung für alle Spenden erfolgt hiemit durch die Organe der Kunst-
gesellschaft auch im Namen überhaupt Aller, denen das Schicksal des Kunsthauses
wichtig und seine Funktion für Stadt und Kanton Zürich wertvoll ist.
Die Kunstwerke des schweizerischen und internationalen Marktes warten nicht,
klassiert und eingereiht, wie die Kurz- und F ertigwaren im Laden oder die Pül-
verchen in der Apotheke, auf den Zuspruch des Käufers, wie es diesem paßt. Sie
werden da und dort oft unvermutet frei, um rasch den Herrn zu wechseln, und,
wenn sie nicht in öffentlichen Besitz gelangen, wieder zu verschwinden. Die
Zuwachsliste der Sammlung ist bei den eigenen Erwerbungen des Kunsthauses
abwechslungsweise Auktionen, Ausstellungen, Künstlern, Privatsammlern und dem
regulären Kunsthandel verpflichtet, ihre äußerliche Buntheit ein weiterer Beitrag
an den Bau eines Mosaiks, zu welchem, wo das ganze als Vorstellung besteht,
heute noch viele Steine fehlen.
Als jüngere Helferin der Kunstgesellschaft für den Ausbau der Sammlung ist
1917, vor 25 Jahren, die Vereinigung Zürcher Kunstfreunde erstanden. Als im
Herbst 1942 sie und das Zürcher Kunsthaus silberne Hochzeit feierten, zeugte
eine Ausstellung der kostbaren und wertvollen Erwerbungen der Vereinigung
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
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seit 1917 bis 1942 für ihre fruchtbare Bemühung um ein zürcherisches Kunst-
museum; eine Festschrift wies auf die Voraussetzungen und Möglichkeiten für
ein glückliches Zusammenwirken der beiden Gesellschaften, und eine Festrede von
Herrn Professor Paul Ganz, die durch die Munifizenz des Zürcher Stadtrates
weiten Kreisen im Druck zugänglich gemacht wurde, leuchtete noch tiefer hinein
'n das Thema und die Tatsachen über Zürcher Kunstsinn und Kunstsammeln.
Die im Vorjahr lebhaft aufgenommenen Vorarbeiten für eine zweite Kunst-
hauserweiterung erfuhren im Jahre 1942 eine gewisse Entspannung im Tempo,
weil durch die städtischen und kantonalen Behörden vorerst die Möglichkeit
einer Koordinierung der einfachen Baufrage mit den weiter greifenden Verkehrs-
and städtebaulichen Problemen studiert und eingeleitet werden mußte.
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
Sammlung
Während der ersten zwei Monate des Jahres füllte die im Dezember 1942 eröffnete große
Ausstellung «Schweizer Bildhauer und Maler 1941» alle Sammlungsräume außer dem Lan-
dolthaus. Im April wurden im Plan einer stufenweisen Gesamtdarbietung der für das Kunst-
haus zu gleichzeitiger Ausstellung zu reich gewordenen Bestände als «Sammlun g I»
die Werke schweizerischer Meister von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart
sichtbar gemacht. Im Juli erfolgte im zweiten Stockwerk des Landolthauses mit Verwendung
der Bestände des Kunsthauses und starker Beteiligung des zürcherischen Familienbesitzes
die Einrichtung einer Gedächtnisausstellung Salomon Landolt mit über
60 Arbeiten in Pinselzeichnung und Deckfarbenmalerei. Im Oktober wurden die Bestände
von «Sammlung I» umgeordnet und eingeschränkt, dafür im großen Oberlichtsaal e auf
einige Wochen sämtliche Erwerbungen der Vereinigung Zürcher Kunst-
freunde zur Feier von deren 25jährigem Bestehen als Jubiläumsausstellun g
vereinigt.
Der Zuwachs der Sammlung stellt sich dar wie folgt. Das Fehlen einer Herkunfts-
angabe bezeichnet die Werke als Ankäufe aus dem Sammlungsfonds.
Skulpturen
Hans Aeschbacher
Charles Otto Bänninger
Franz Marcel Fischer
Jakob Probet
Frauenkopf, Stein. Leihgabe der Stadt Zürich
Sitzendes Mädchen, Bronze
Bildnis Dr. H. M., Bronze. Sammlung eines Zürcher Kunst-
freundes
Kopf des Malers Charles Hug, Bronze. Leihgabe der Schwei-
zerischen Eidgenossenschaft
Schweizertyp, Bronze
Gemälde
Benedetto Bembo, Brescia 15. Jahrhundert Der Erzengel Raphael mit dem kleinen Tobias
Jan Sanders van Hemessen, Christus und die Ehebrecherin
Haarlem 1504—1566
William Hogarth, London 1697—1764 Bildnis des Fechtmeisters Figg
Alessandro Magnasco, Genua 1667—1749 Mönche am Feuer
Meister des Morrison-Altars, Brügge um 1500 Die Darstellung Christi
Nordspanisch Anfang 16. Jahrhundert Christus am Kreuz mit Maria und Johannes
Allegretto Nuzi, Fabriano 1306—1385 Predella mit Halbfiguren von fünf Aposteln
Venezianisch Anfang 16. Jahrhundert Der Heilige Sebastian
Camille Corot
Oskar Kokoschka
Claude Monet
Pablo Picasso
Ottilie W. Roederstein
Otto Vautier
Marianne v. Werefkin
Aurele Barraud
La Cervara. Geschenk von Herrn G. A. Hahnloser-Hoz. zum
Andenken an seinen Bruder Herrn Dr. Emil Hahnloser
Jägerbildnis. Schenkung von Herrn Ferdinand Bloch-Baur
Blick auf Moret-sur-Loing
Saltimbanque assis avec garcon
Rosen. Vermächtnis Frau L. Scheller-Kuhn
Liebespaar im Freien. Sammlung eines Zürcher Kunst-
freundes
Terrain ä vendre. Vermächtnis der Künstlerin
Le peintre. Sammlung eines Zürcher Kunstfreundes
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Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Emile Chambon
Adolf Dietrich
J1ere classe. Leihgabe des Kantons Zürich
Der Neffe des Künstlers. Geschenk von Herrn Dr. Franz
Meyer
Meise. Sammlung eines Zürcher Kunstfreundes
Bildnis Frau Leonie Scheller-Kuhn. Vermächtnis Frau
L. Scheller-Kuhn
Mein Spiegelbild. Leihgabe des Kantons Zürich
Winterlandschaft mit Kloster Fahr. Leihgabe der Stadt
Zürich
Stilleben im Atelier. Sammlung eines Zürcher Kunstfreundes
Sonnenstrahlen. Sammlung eines Zürcher Kunstfreundes
Komposition
Vezelay 1939. Leihgabe der Stadt Zürich
Wilhelm Füssli
Willy Fries
Max Gubler
Rudolf Huber
Karl Hügin
Charles E. Jeanneret,
Le Corbusier
Martin Lauterburg
Eugene Martin
Ernst Morgenthaler
Ueberfahrt. Leihgabe des Kantons Zürich
La cheminee. Sammlung eines Zürcher Kunstfreundes
Winter im Limmattal
Limmattal mit Gaswerk Schlieren. Sammlung eines Zürcher
Kunstfreundes
[nte&rieur. Sammlung eines Zürcher Kunstfreundes
Gesellschaft am Luganersee, Sammlung eines Zürcher Kunst-
freundes
Barbara
Stilleben, die große Flasche. Sammlung eines Zürcher Kunst-
Freundes
Sonnenblumen. Sammlung eines Zürcher Kunstfreundes
Malven. Leihgabe der Stadt Zürich
Junge Bildhauerin. Sammlung eines Zürcher Kunstfreundes
Grimmige Tiere und wilde Männer bedrohen das Menschen-
kind
Kinder sagen, sie hätten im Walde Männlein gesehen.
Leihgabe des Kantons Zürich ;
Gespräch der Jägerburschen. Sammlung eines Zürcher Kunst-
freundes
Musikanten in Mellingen. Vermächtnis Frau L. Scheller-
Kuhn
Bürglen im Schächenthal. Vermächtnis Frau L. Scheller-
Kuhn
Oelmühle in Obwalden. Vermächtnis Frau L. Scheller-Kuhn
Zeichnungen und Aquarelle
Fritz Pauli
Marcel Poncet
Jakob Ritzmann
Ernst Georg Rüegg
Hans Scheller-Kuhn
Francesco Barbieri, genannt
Guerecino
Nicolaes Berchem
Jan Both zugeschr.
Lovis Corinth
Schreibender alter Mann mit Bart, Brustbild, Kohle
Frau zu Pferd, von links, Rötel
Landschaft mit Naturbrücke, Rötel
Malerin, vom Rücken gesehen, in Landschaft, Bleistift
Die Frau des Künstlers, Brustbild, Bleistift
Weiblicher Akt mit aufgestütztem Fuß von hinten, Bleistift
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
Constantin Guys
Käthe Kollwitz
Alfred Kubin
Max Liebermann
Eugen Napoleon Neureuther
Auguste Rodin
Johann Gottfried Schadow
Moritz von Schwind
Eduard von Steinle
Richard Keller
Anton Leuthold
Heinrich Nägeli
Robert Schürch
Carl Spörri
La danse de ces dames, Feder und Pinsel
Dame en noir, Bleistift und Pinsel
Brustbild einer Arbeiterfrau, Kreide
Zauberkünstler, Feder und Aquarell
Der Sultan, Feder und Aquarell
Der Passauer Wolf, Feder und Aquarell
Der Zopfabschneider, Feder
Sehet das Heil, Feder
Gespräch über den Tod, Feder
Vom Seelensternchen, Feder
Alte Frau am Spinnrad, Bleistift
Begegnung eines Mannes und einer Frau, Bleistift
Knabe, Bleistift
Mädchen, Bleistift
8 lavierte Bleistiftzeichnungen, weibliche Akte
Lesendes Mädchen, Bleistift ;
Kunstreiter, Bleistift
Diabolospieler auf Pferd, Bleistift
Kreuzritter, Bleistift
Die Lebensalter, Bleistift und Deckweiß
Landschaft mit Felsblöcken und Hütte, Bleistift; Birken, Blei-
stift; Knabenbildnis mit offener Jacke, Kohle und Kreide;
Knabenkopf, Kohle und Bleistift; Geschenk des Künstlers
Plakat-Entwurf Ausstellung Oeffentlicher Kunstbesitz Kunst-
haus Zürich 1942, Deckfarben. Geschenk des Künstlers
An der Sihl bei Langnau, Kohle und Kreide. Geschenk von
Herrn H. Bräm -
23 Zeichnungen in verschiedener Technik aus allen Schaffens-
zeiten des Künstlers, Geschenk von Herrn K. Sponagel
Titelblatt-Entwurf «Geschichte der technischen Künste», Tusch
und Bleistift. Geschenk von Herrn Dr. Robert Forrer
Album mit eingeklebten Studien und Kopien in Bleistift, Sepia, Aquarell, Deckfarben, von
Fritz Krauß, Henriette F. ..., P. Brugier, Heinrich Escher, Wilhelm Scheuchzer. Geschenk
von Herrn Prof. Dr. K. Escher
Druckgraphik
Max Bill 10 Original-Lithographien in Mappe
Max Bill, Hans Hinterreiter, Max Huber, Richard Paul Lohse, Vreni Löwensberg, Serge
Brignoni, Hans Erni, Hans Fischli, Leo Leuppi, Sophie H. Täuber-Arp, «5 constructionen
+ 35 compositionen»., Lithographie und Holzschnitt
Pierre Bonnard
Honore Daumier
Mere et enfant, Lithographie
25 Lithographien aus «La Caricature» und «Le Charivari»:
Delteil Nr. 5, 34, 35, 40, 65, 85, 108, 116, 131, 132, 133, 134,
508, 609, 635, 661, 822, 824, 825, 827, 829, 1509, 1790, 2238.
Hazard-Delteil Nr. 625.
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Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
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3 Probedrucke vor der Auflage, ohne Schrift: Delteil Nr. 1149,
1374, 1854
Vor dem Haus sitzende Frau, Lithographie. Geschenk von Frl.
Alma Spoerri
Radierwerk II erster Teil, 6 Radierungen, Vorwort von Paul
F. Schmidt. Geschenk von Herrn A. Debrunner-Maggi
Gebirgslandschaft, Aquatinta
Kopf L. Schames, Holzschnitt
2 kolorierte Radierungen: Im Keller, Laotze
Straße mit Haus im Mondschein, Lithographie. Geschenk von
Ungenannt
3 Radierungen auf Pergament: Deux femmes, Trois femmes,
Dormeuse et Minotaure
Lithographien; Delteil Nr. 22 Sagesse, Nr. 46 Folies-Bergöere,
Nr. 47 Sarah Bernhardt, Nr. 61 Brandes et Le Bargy
Georges Dessouslavy
Otto Dix
Ludwig Heß
Ernst Ludwig Kirchner
Alfred Kubin
Martin Lauterburg
Pablo Picasso
HH. de Toulouse-Lautrec 4
Dazu kommen als Jahresgaben, von der Schweizerischen Graphischen Gesellschaft die
Lithographien: «Nonne» von Paul Bodmer, «Spiel mit drei Figuren» auf vier Blättern von
Walter Bodmer, «Kälber im Stall» von Alfred Heinrich Pellegrini, und ein Holzschnitt
«Handel» von Rudolf Maeglin; von der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und
Architekten die Lithographie «Brienzersee» von Victor Surbek; von der Gemeinschaft für
Arbeiterkunst drei mal fünf Holzschnitte von Richi Gerbig, Peter Hinder, Fred Stolle als
Geschenk des Stadtarchivs Zürich; dazu Glückwunschkarten, Geburtsanzeigen und andere
Gelegenheitsgraphik in verschiedenen Verfahren von Werner F. Kunz, Anton Leuthold,
Johann Jakob Lüscher, Jakob Ritzmann, Ferdinand Schott, Fritz Urban VWelti.
Den Gesuchen um Ausleihung von Werken an auswärtige Ausstellungen
konnte mit einer Ausnahme entsprochen werden. Sie betrafen u.a. die Künstler: J ohann
Heinrich Füssli (4 Gemälde, 60 Zeichnungen), Carl Liner (1 Gemälde), Conrad und
Rudolf Meyer (Druckgraphik und Skizzenbücher), Maurice Utrillo (4 Gemälde), Felix
Vallotton (8 Gemälde); an die Ausstellung der Gottfried Keller-Stiftung in Bern gingen
außerdem 1 Skulptur, 34 Gemälde, 31 Zeichnungen.
Als bisherige Leihgaben wurde vom Stadtrat zurückgezogen das Bildnis «Stadtpräsident
Nägeli» von Ottilie W. Roederstein, und durch Herrn Dr. Oskar Reinhart für gelegentlichen
Rückzug angemeldet das große Marktbild von Alexandre Blanchet.
Sehr zahlreich waren die Anfragen von Seiten schweizerischer Autoren und Verleger
nach Ermächtigung zur Reproduktion von Werken der Sammlung in Büchern und
Zeitschriften, sowie als Einzelblätter und Bildkarten. Sie betreffen die Künstler: Cuno Amiet
(2 Werke), Albert Anker (6), Rene Auberjonois (2), Ernst Barlach (1), Alexandre Blanchet
(1), Arnold Böcklin (4), Frank Buchser (1), Alexandre Calame (1), Felix Maria Diogg (1),
Sigmund Freudenberger (7), Heinrich F reudweiler (2), Hans Fries (1), Johann Heinrich
Füssli (14), Salomon Geßner (1), Urs Graf (1), Juan Gris (1), Friedrich Hegi (2),
Ferdinand Hodler (2), Hermann Huber (1), Carl Friedrich Irminger (1), Heinrich Keller
(1), Rudolf Koller (13), Daniel Lindtmeyer (1), Meister der Münchner Domkreuzigung
(4), Johannes Notz (1), Wilhelm Scheuchzer (1), Giovanni Segantini (1), Tobias Stimmer
(1), E. Stückelberg (1), Johannes Thomann (2), Wolfgang Adam Töpffer (2), Henri de
Toulouse-Lautrec (1), Johann Martin Usteri (1), Ludwig Vogel (1), Anna Waser (1), Albert
Welti (2), Johann Conrad Werdmüller (1), Schule Konrad Witz (2), Heinrich Wüest (1),
Ernst Würtenberger (1), Robert Zünd (6).
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Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Das Kunsthaus hält seine Bestände grundsätzlich für jeden irgendwie gerechtfertigten
Wunsch nach Wiedergabe zur Verfügung, mit dem einzigen Vorbehalt, gelegentlich ver-
mittelnd einzugreifen, wo eine Mehrzahl von Bewerbern um eine gleichartige Verviel-
fältigung des gleichen Werkes sich bemüht. Auch sah es sich gezwungen, nach unliebsamen
Erfahrungen von der Herausgabe von Originalen an Reproduktionsanstalten abzusehen, und
für die wachsenden Ansprüche an Büro- und Hausdienst mit dem Bereitstellen und
Wiederversorgen der Werke sich entschädigen zu lassen. Bei betont kaufmännischer
Bestimmung der Reproduktionen wird überdies eine Zuwendung an den Sammlungesfonds
verlangt, nicht bei rein wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
An der ordentlichen Generalversammlung konnte im Umfang von «Sammlung I» der
erste Teil des gedruckten Inventarkataloges der Sammlung vorgelegt werden. Er
erwähnt in alphabetischer Reihenfolge nach den mit Geburtsort und Lebensdaten ergänzten
Künstlernamen die Skulpturen und Gemälde einzeln mit Titel, Technik, Dimensionen,
Bezeichnung, Herkunft und Eingangsjahr. Die Zeichnungen und Aquarelle einerseits, wie
die Druckgraphik anderseits sind unter den Künstlernamen zusammengefaßt mit nur
summarischer Angabe der Stärke der Vertretung. Der Signatur der Zeit entsprechend ist
das an sich recht inhaltsreiche und für die Durchleuchtung und Benutzung der Sammlung
zum mindesten zuverlässige Verzeichnis auch in Schriftsatz und Format betont knapp
yehalten.
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Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Bibliothek
Der Zuwachs der Bibliothek und des Bibliothek-Archives erreichte im Jahr 1942
Jie Zahl von 822 Sammel- und Einzelbänden und einzelnen Nummern. Ankäufe als Neu-
erwerbungen oder Fortsetzungen sind davon 77 Nummern. Zahlreicher als die Ankäufe sind
mit insgesamt 277 Nummern die Schenkungen. Dazu kommen 151 Nummern als
Jahresgaben, Tausch- und Belegexemplare. Auf die Bibliothek als die eigentliche Bücher-
sammlung entfallen 507 Nummern, auf das Bibliothek-Archiv mit seinen Katalogen von
Ausstellungen, öffentlichen und privaten Sammlungen, Auktionen und den verschiedenen
Berichten und Mitteilungen von Kunst- und Künstlervereinen und Kunstinstituten 315
Nummern. Von den ausländischen Zeitschriften sind verschiedene, wie L’Amour de TVArt,
Die graphischen Künste, Maandblad vor beeldende Kunsten, Old Master drawings nicht
mehr eingetroffen. Auch der regelmäßige Tauschverkehr mit den Instituten der Nachbar-
länder, aber auch mit Ungarn, England, F innland, Skandinavien und Nordamerika ist fast
völlig unterbrochen worden.
Noch einmal verunmöglicht der Zwang zur Sparsamkeit die Aufführung der vielen und
wertvollen Schenkungen und damit eine Danksagung an die einzelnen Donatoren. Diesen sei
hiemit ohne Namensnennung und insgesamt gedankt, in der Hoffnung, daß sie dem Kunst-
haus ihre freundliche Gesinnung auch weiterhin bewahren werden, und daß ihr Beispiel
viele gleichgesinnte Nachfolger erwecke. Unter den öffentlichen Institutionen haben sich
im Berichtsjahr durch Zuwendungen das Kunsthaus besonders verpflichtet die Zürcher
Zentralbibliothek und die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft, die aus einem ihr
zugefallenen Vermächtnis der Bibliothek und dem Bibliothek-Archiv eine Sammlung von
genau 400 Büchern und kleineren Druckschriften überwiesen hat; wenn darunter sich Bände
befinden, die im Katalog und auf den Gestellen des Büchermagazins schon vorhanden waren,
so sind diese als Dubletten zum Ersatz von zerlesenen und verbrauchten Bänden eben zur
rechten Zeit eingetroffen.
Auch der sehr erwünschte gedruckte Gesamtkatalog, oder nur Zuwachsverzeichnisse,
haben, weil die erforderlichen beträchtlichen Mittel, und bei den besonderen Zeitverhält-
nissen auch die Arbeitskräfte, nicht zur Verfügung standen, den Kunstfreunden weiterhin
vorenthalten bleiben müssen. Sie sind, wie seit einer Reihe von Jahren, auf die Zeddel-
kataloge im Studiensaal angewiesen.
Die Benutzung der Bibliothek bleibt mit 4871 bestellten Büchern und Mappen
hinter den Zahlen von 1941 zurück. Damals betrugen die Bestellungen für den Lesesaal und
im Leihdienst 5232.
1942 Lesesaal
I. Quartal 823
[T. Quartal 772
[IT. Quartal 848
IV. Quartal 878
431
433
346
1550 379 1609
Im Neujahrsblatt 1943 «Der Maler Salomon Landolt» stellte der Direktor des
Kunsthauses das Ergebnis der Gedächtnisausstellung im Landolthaus neben die literarischen
Quellen über Leben und Persönlichkeit von Salomon Landolt, um, an dem von Gottfried
Keller neu geschaffenen, dichterisch verklärten Landvogt vom Greifensee vorbei, zu unter-
suchen, wie die künstlerischen Bemühungen des Junkers und J ägeroffiziers in ihrer Zeit und
Umwelt und in der unseren stehen. Die vierzig Abbildungen nach charakteristischen Arbeiten
des begabten Kunst- und Naturfreundes runden das Bild seiner Leistung in sonst noch nir-
vends faßbarer Fülle und Geschlossenheit.
+ nn
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Ausstellung
Die 9 Ausstellungen des Berichtsjahres sind die folgenden:
Januar/Februar:
8. März bis 6. April:
11. April bis 10. Mai:
23. Mai bis 21. Juni:
27. Juni bis 26. Juli:
L. August bis 30. August:
5. September bis 11. Oktober:
17. Oktober bis 12. November:
28. November 1942/
Januar 1943:
(eröffnet am 7. Dezember 1941) : Schweizer Bildhauer und
Maler 1941; 41 Künstler, 445 Werke
Robert Schürch 1895—1941, Adolf Dietrich, Annie Höfken-
Hempel; 3 Künstler, 276 Werke
Helen Labhardt, Adolf Schnider, Albert Wenner, Fritz
Zbinden, Heinrich Nägeli 1841—1936, Künstlervereinigung
Zürich; 45 Künstler, 299 Werke
zallianz-vereinigung moderner schweizer künstler»; 38 Künst-
ler, 175 Werke
Fred Stauffer, Ernst Frick, Walter Helbig, Ernst Kempter,
Gordon MacCouch, Helen Dahm, Wilhelm Schmid, August
Weber, Fritz Wotruba; 9 Künstler, 90 Werke
Werke aus öffentlichem Küunstbesitz, Stadt Winterthur,
Stadt Zürich, Kanton Zürich; 116 Künstler, 289 Werke
Sektion Zürich der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bild-
hauer und Architekten; 114 Künstler, 229 Werke
Jeunes peintres francais et leurs maitres; 78 Künstler,
142 Werke
Die junge Schweiz; 46 Künstler mit 170 Werken; dazu «Das
Graphische Kabinett» und «Der Graphische Kreis»; 30 Künest-
ler, 203 Werke.
So begann das Jahr als ein schweizerisches Ausstellungsjahr mit einer Ausstellung der
Bewährten und schloß mit einer Versammlung von Hoffnungen und Versprechungen. Orga-
nisierte schweizerische Künstlerschaft erschien in den Vereinsausstellungen der «Allianz»,
der Künstlervereinigung Zürich, und der Sektion Zürich der G.5S.M.B. u. A., des «Gra-
phischen Kabinett» und des «Graphischen Kreis», während die als erstmaliger Versuch
unternommene Ausstellung «Aus öffentlichem Kunstbesitz, Stadt Winterthur, Stadt Zürich,
Kanton Zürich» einen überraschenden und überzeugenden Einblick in ein Teilgebiet der
Kunstpfleze wohlberatener städtischer und kantonaler Behörden gewährte. .
Auch die übrigen Ausstellungen galten zürcherischen und schweizerischen Künstlern,
bis an die Gruppe von Holzskulpturen der deutschen Bildhauerin Annie Höfken-Hempel
and die in Frankreich als Wanderausstellung für die Schweiz zusammengestellten «Jeunes
peintres francais».
Verkauft wurden in den Ausstellungen 169 Werke im Betrag von Fr. 93 190, aus
dem Lager des «Graphischen Kabinett» 21 zu Fr. 1286, aus dem Lager Albert Welti 5 zu
Fr. 290; im ganzen 195 Werke für Fr. 94 766, gegenüber 166 zu Fr. 179 000 im Vorjahr. An
die Unterstützungskasse für schweizerische Bildende Künstler überwies die Kunstgesell-
schaft aus den eigenen Provisionen Fr. 851.90.
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Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Haushalt
«Das laufende Jahr wird, wenn nicht eine außerordentliche Hülfsquelle erschlossen werden
kann, für das Kunsthaus finanziell sehr unerfreulich ausgehen. Die Ausgaben
3ind sprungweise gesteigert wie bisher noch nie, durch Gehaltserhöhungen, Teuerungszulagen
und Personalvermehrung (Ersatz für die krank liegende Hülfskassierin, Assistent) und
durch außerordentliche Aufwendungen für Gebäudereparaturen, die als Folge des harten
Winters bei abgestellter Heizung notwendig geworden sind; außerdem durch die Preisauf-
schläge auf Büro- und Putzmaterial, Kataloge, Plakate. Dies neben dem Schwund der
Einnahmen aus Mitgliedbeiträgen, Eintrittsgeldern, Verkaufsprovisionen bis zur Garde-
robe.., Wie mit dem Beschluß auf Beiziehung eines Assistenten für den Kunsthausbetrieb
die Brücke von unhaltbaren Verhältnissen auf sichern Boden hat geschlagen werden müssen
und geschlagen worden ist, so kann nur mit einer finanziellen Ueberbrückung
die drohende Krisis im Haushalt beschworen werden».
Wie weit diese Prognose aus einem «Tour d’horizon» des Direktors von Anfang Juni
1942 sich bestätigte, zeigt die Betriebsrechnung mit einem Defizit von Fr. 44 000
gegen Fr. 14 700 im Vorjahr und Rückschlägen bei allen nicht vertraglich bestimmten Ein-
nahmeposten, so bei den Eintrittsgeldern mit Fr. 17 000 gegen Fr. 34 000 des Vorjahres auf
nicht weniger als die Hälfte. Auf der Ausgabenseite ließen sich bei größter Sparsamkeit
und weit gehenden Einschränkungen doch bei wichtigen Posten Erhöhungen nicht ver-
meiden. Heizung und Beleuchtung beanspruchten ein Mehr von Fr. 6000, die Besoldungen
Fr. 15000, der Fürsorgefonds Fr. 2500. Die Aufwendungen für Gebäudeunterhalt ließen
sich nur durch nochmaligen Verzicht auf die mit Fr. 20 000 veranschlagte durchgreifende
Dachreparatur auf Fr. 8000 halten. Unaufschiebbar waren aber Schneeräumungsarbeiten
auf den Dächern des Landolthauses und des Kunsthauses, Ersatz von durch Frost gespreng-
ten Glastafeln, Neuanstrich der Eisenkonstruktion, Reparaturen am Heizsystem, die als
außerordentliche Aufwendungen neben den vielerlei Ausgaben für Instandhaltung und
Reinhaltung des Gebäudes allein schon einem Betrag von Fr. 4000 nahe kamen.
Gegenüber der beunruhigenden, aber unabweisbaren Voraussicht, daß bei den für die
nächste Zukunft zu erwartenden nur ungünstigeren Verhältnissen der zusammengeschmol-
zene Betriebsfonds bald völlig aufgezehrt und das Kunsthaus der Mittel zu einem weiteren
Unterhalt und Ausbau seiner Einrichtungen, vor allem eines vielseitigen und weltoffenen
Ausstellungsbetriebes, beraubt sein werde, wurde zur großen Erleichterung aller verantwort-
lichen Instanzen für einmal noch eine Ueberbrückung geschaffen durch eine Zuwendung
der Kantonalen Regierung aus dem für die Förderung gemeinnütziger Zwecke verfügbaren
Anteil am Ergebnis der Interkantonalen Landeslotterie, Wie früher schon gelegentlich den
zürcherischen Konzert- und Theater-Instituten, überwies die Kantonale Behörde am Ende
des Betriebsjahres dem Kunsthaus einen ansehnlichen Betrag, der ihm die bedrohte Hand-
lungsfreiheit sicherte, ja neu schenkte, und damit auch die Zuversicht und Unternehmungs-
lust zum Besten der Allgemeinheit bei seinen Organen stärkte und neu belebte. Wie diese
Spende ja nicht vom Betrieb des Kunsthauses einfach verschlungen werden, sondern in der
Form von schöneren Ausstellungen für die Allgemeinheit in Erscheinung treten wird, so
nehmen an der Dankbarkeit der Kunstgesellschaft auch alle Kunstfreunde Anteil in Stadt
und Land.
Nicht weniger wertvoll als dieses Geschenk der Behörde sind im besonderen Bereich
der Kunsthaus-Sammlung die Zuwendungen von Privaten für die Erhaltung und Stärkung
des Sammlungs-Fonds als Legate oder als Geschenke zu Lebzeiten, die auch im Berichtsjahr
nicht gefehlt haben. wie die Rechnung des Sammlungsfonds ausweist.
Der Personalbestand erfuhr vielfach vorübergehende Schwächung durch, wie
im Vorjahr, von der gedrosselten Heizung bedingte Erkältungskrankheiten von oft längerer
Dauer und durch militärische Einberufungen. Doch war dies noch nicht alles. Die seit
November 1941 durch ein schweres Leiden von der Arbeit fern gehaltene Fräulein Alice
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Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Bartholet verschied am 29. November 1942; sie hatte am 1. Dezember 1930 als Billetkassierin
und Gehülfin für Büroarbeit ihren Dienst im Kunsthaus aufgenommen und ihn, so lange
ihr Gesundheitszustand es ihr erlaubte, getreu versehen. In den gleichen späten November-
tagen verlor das Kunsthaus durch einen tragischen Unglücksfall in Graubünden auch den
Sekretär-Adjunkten Herrn Walter Santschi, der seit dem 10. Februar 1930 seine ganze
Arbeitskraft ihm gewidmet hatte. Unbeirrbare Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit in
dem oft anspruchsvollen Kontrol- und Speditionsdienst für die Ausstellungen und in allen
andern Dienstleistungen, wie die wechselnden Umstände sie verlangten, haben seine Arbeit
ausgezeichnet und werden seinem Gedächtnis als Ehrentitel bleiben. Fern von ihrem
früheren Wirkungskreis starb im Ruhestand am 11. November Frau Verena Kaspar, die mit
ihrem Gatten, dem Hauswart Johann Kaspar im neuen Kunsthaus von 1910 eingetreten war
und es bis im Juli 1929 mit ihm hatte betreuen helfen.
Für Besorgung der Billetkasse, der Mitgliederkontrole und weitere Mithülfe bei Büro-
arbeiten trat am 16. Februar Fräulein Eva Borst ein. Die Stelle eines Assistenten wurde
geschaffen, als mit einer raschen Durchführung des Projektwettbewerbes für die Kunst-
hauserweiterung und der Inangriffnahme des Baues in nicht all zu ferner Zukunft gerechnet
wurde, zur Unterstützung des Direktors bei der damit sich ergebenden Mehrbeanspruchung
und zur Durchführung besonderer Arbeiten, wie Revision der Sammlungsbestände und
Inventare und Drucklegung der Inventare. Der Vorstand und der Direktor freuten sich,
dafür Herrn Dr. Marcel Fischer gewinnen zu können. Herr Dr. Fischer hatte schon im Herbst
1941 bei der Einrichtung und Katalogisierung der Füssli-Ausstellung sich als überaus wohl
unterrichtet und leistungsfähig erwiesen und in der Folge ja auch das wertvolle Neujahrs-
blatt über das Zürcher Skizzenbuch von Füssli verfaßt. Seine Arbeit, die er nach der
Beurlaubung von seinem Schulamt Anfang Mai aufgenommen hatte, wurde leider durch
Militärdienst in der Mitte und wieder am Ende des Jahres unterbrochen.
Der Kunsthausbesuch steht mit rund 64 000 Eintritten um 2000 über der Zahl
von 1940, aber um 25 000 unter 1941. Die genauen Zahlen sind:
1942
Besucher insgesamt 64 169
Zahlende 15 650
Nichtzahlende 48 519°
An Sonntagen insgesamt 44 548
An Sonntagen zahlende 4 395
An Sonntagen nicht zahlende 40153
1941 1940 1939
89 509 61 942 129 630
28 766 13 567 20 066
60 743 48 375 109 564
57 783 46 022 59 357
7 645 4 600 6529
50 138 41 4292 592 898
1941 ist das Jahr der Ausstellungen Sammlung Oskar Reinhart und Johann Heinrich
Füssli, 1939 das Jahr der Schweizerischen Landesausstellung, welche der Ausstellung
Zeichnen, Malen, Formen I und II im Kunsthaus manche Gäste mit Eintrittskarten der
Ausstellung am See brachte, an denen das Kunsthaus keinen Anteil hatte.
Die Zahl der auswärtigen Schulklassen und anderer Besuchergruppen mit ermäßigtem
Eintritt beläuft sich für 1942 auf 92 mit 1825 Teilnehmern (1941: 101 mit 2499 Teil-
nehmern) ; der stadtzürcherischen Schulen mit freiem Eintritt auf 90 mit 1297 Teilnehmern.
Zu den 12 Führungen des Direktors fanden sich insgesamt 445 Personen ein.
Den stärksten Besuch brachten die Monate Januar mit 8167 (1941: Januar mit 16 646),
Februar mit 7591 (1941: Dezember mit 11 362) und November mit 7217 (1941: November
mit 8986). „
Am wenigsten Eintritte weisen auf Juli mit 3222 (1941: Juli mit 1815), April mit 3532
(1941: Mai mit 2195) und Juni mit 3550 (1941: Juni mit 2476).
Ausstellungskataloge wurden 8533 verkauft (1941: 13 135), Bildkarten nach Werken der
Sammlung des Kunsthauses 462 (1941: 172), nach Werken der Sammlung Oskar Reinhart
434 (1941: 6176), Bilderhefte der Sammlung 74 (1941: 92).
‚0
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
Vereinsleben
Die ordentliche Generalversammlung vom 17. Juli genehmigte Jahres-
bericht und Rechnung über das Jahr 1941, bestätigte die bisherigen zwei Rechnungsrevisoren
für die Amtsdauer 1942, hörte nach Ausführungen des Direktors über Tatsachen, Grund-
sätze und Gesichtspunkte zum Ausbau der Sammlungen im Kunsthaus ein grundlegendes
Referat von Herrn Professor Dr. h. c. Architekt Hans Hofmann über den Projektwettbewerb
für die Erweiterung des Kunsthauses und über die mit der Erweiterung verbundenen
städtebaulichen Fragen, und erteilte hierauf dem Vorstand den Auftrag zur Durchführung
des Wettbewerbes und zu weiteren Unterhandlungen mit den städtischen und kantonalen
Behörden, so weit solche für die weitere Abklärung und Förderung der Baufrage sich als
notwendig erweisen sollten.
Sonst fanden sich die Mitglieder in größerer und kleinerer Zahl zusammen auf Einladung
zu Ausstellungseröffnungen am 7. März, 11. April, 23. Mai, 19. Juli, 1. August,
5. September, 17. Oktober, 28. November; sowie am 4. Februar zur Eröffnung der neu ein-
yerichteten Sammlungssäle mit einer Gesamtdarbietung «Sammlung I» aus den
Sammlungsbeständen von Werken schweizerischer Meister von der Mitte des 19. Jahr-
hunderts bis zur Gegenwart; oder am 21. Oktober zu einem Vortrag von Jacques
Guenne über «Les jeunes peintres francais et leurs maitres»,
Für die Neujahrsverlosung konnten, bei einem Gesamtbetrag von Fr. 3700, in
Form von Gutscheinen für die Erwerbung von Kunstwerken aus den Ausstellungen und
Jen Verkaufslagern des Kunsthauses 32 Gewinne im Wert von Fr. 50 bis 500 ausgesetzt
werden.
Der Mitgliederbestand weist bis zum 31. Dezember 1942 bei 36 Austritten,
28 Todesfällen und 71 Neuaufnahmen mit 1574 Einzel- und 16 Kollektivmitgliedern gegen-
über den 16 Kollektiv- und 1567 Einzelmitgliedern von Ende 1941 kaum eine Aenderung,
doch wenigstens keinen Rückgang auf. Die Ausgabe von Junioren-Karten zu Fr. 10.—, die
Kunstfreunden beider Geschlechter bis zum vollendeten 25. Altersjahr freien Zutritt zu
Ausstellung und Sammlung und das Recht zur Benutzung der Bibliothek, aber keine
weiteren Rechte der Mitglieder gewähren, hatte anfänglich die keineswegs beabsichtigte
Wirkung, daß eine Anzahl Mitglieder im Junioren-Alter auf die ordentliche Mitgliedschaft
mit dem Jahresbeitrag von Fr. 20.— verzichteten und zu der billigeren Junioren-Karte über-
zingen. Mit Einschluß dieser Uebertritte beträgt die Zahl der im Lauf des Jahres aus-
gegebenen Junioren-Karten 25.
Die «Beziehungen zu anderen Vereinigungen» blieben ungetrübt freundschaftlich im
Verhältnis zu den zürcherischen und schweizerischen Künstlervereinigungen, denen das
Kunsthaus für Ausstellungen, und gelegentlich auch in anderer Form, immer mit vollem
Gastrecht offen steht. Sie erhielten ihre besonders eindrucksvolle Bestätigung in der Teil-
nahme der Mitglieder der Kunstgesellschaft an der von der Vereinigung Zürcher
Kunstfreunde zu ihrem 25-jährigen Bestehen und Wirken für die Sammlungen des
Kunsthauses veranstalteten festlichen Feier vom 31. Oktober.
Mit der Verpflichtung des Schweizerischen Kunstvereins auf das so-
genannte Rotationsprogramm für die großen Ausstellungen des Bundes, der Gesellschaften
der Schweizerischen Maler, Bildhauer und Architekten und Schweizerischen Malerinnen,
Bildhauerinnen und Kunstgewerblerinnen, und des Schweizerischen Kunstvereins war schon
zu Beginn des Jahres einer der Gründe des Austrittes der Kunstgesellschaft aus dem Kunst-
verein beseitigt worden; Unterhandlungen zwischen den Organen des Kunstvereins und der
Kunstgesellschaft führten bis zum Jahresschluß auch zu einer Verständigung über das
Schweizerische Künstler-Archiv und die Herausgabe eines V. Bandes des Schweizerischen
Künstlerlexikons. So konnte für das kommende Jahr 1943 die Aufhebung der Sezession
und die Rückkehr der Kunstgesellschaft in den Schweizerischen Kunstverein beschlossen
werden, womit anderseits auch die Wiederaufhebung ihrer Einzelmitgliedschaft bei der
Unterstützungskasse für schweizerische bildende Künstler ausgesprochen wurde, da die
Mitglieder-Vereine des Schweizerischen Kunstvereins der Kasse kollektiv angehören.
=
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
17
Veröffentlichungen
Zürcher Kunstgesellschaft, Jahresbericht 1941, 40 Seiten, 4 Tafeln. Beilage I: Das
Schweizerische Künstlerlexikon-Archiv, fünfter Bericht, 1. Mai 1941 bis 30. April 1942;
Beilage II: Die zweite Kunsthauserweiterung, 1. Bericht, 1926—1941; Beilage III: Ueber
die äußere und die innere Gliederung der Sammlung im Kunsthaus, 4°.
3 Ausstellungskataloge 1942: März/April (zwei Ausgaben), April/Mai, Juni/Juli,
Juli/November, September/Oktober, Dezember 1942 / Januar 1943 (Die junge Schweiz,
Graphisches Kabinett und Graphischer Kreis), 8°.
Kunsthaus Zürich, 17. Oktober bis 15. November 1942, Jeunes peintres francais
et leurs maitres, Verzeichnis mit Einführung von Jacques Guenne, 74 Seiten,
45 Abbildungen, 8°.
Kunsthaus Zürich, Dezember 1941—Februar 1942, Schweizer Bildhauer und
Maler 1941, Verzeichnis mit Einführung von W. Wartmann, 30 Seiten, 41 Tafeln, 8°.
Kunsthaus Zürich, 23. Mai bis 21. Juni 1942, allianz, vereinigung moderner schweizer
künstler, Verzeichnis mit Einführung von Max Bill, 8 Seiten, 38 Abbildungen im Text, 8°.
Kunsthaus Zürich, 1. bis 30. August 1942, Aus öffentlichem Kunstbesitz, Stadt
Winterthur, Stadt Zürich, Kanton Zürich, Verzeichnis mit Einleitung von W. Wartmann;
Beiträge des Stadtrates Winterthur, des Stadtrates Zürich, der Kantonalen Baudirektion
Zürich, 24 Seiten, 16 Tafeln, 8°.
Kunsthaus Zürich, Sammlung, Verzeichnis I, Schweizer Kunst zweite Hälfte XIX.,
erste Hälfte XX. Jahrhundert. Plastik, Malerei, Zeichnung, Druckgraphik. Verlag der
Zürcher Kunstgesellschaft 1942. 96 Seiten, 8°.
Zürcher Kunstgesellschaft, Neujahrsblatt 1943, Der Maler Salomon Landolt, von
W. Wartmann, 32 Seiten, 42 Abbildungen, 4°.
Zürich, den 23. September 1943
Der Präsident
der Zürcher Kunstgesellschaft: ;
Dr. FRANZ MEYER
Der Direktor:
Dr. W. WARTMANN
(8
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
rm
Vorstand und Kommissionen
der Zürcher Kunstgesellschaft im Jahre 1942
Vorstand
Dr. FRANZ MEYER, Präsident Dr. RICCARDO JAGMETTI, Vertreter der
Dr. H. E. MAYENFISCH, Vizepräsident Vereinigung Zürcher Kunstfreunde
Dr. EMIL FRIEDRICH, Quästor Dr. HENRY BODMER-ABEGG
Stadtpräsident Dr. EMIL KLÖTI, Vertreter des HEINRICH BRÄM, Architekt
Stadtrates, bis 18. April 1942 AUGUSTO GIACOMETTI, Maler
Stadtpräsident ERNST NOBS, Vertreter des HERMANN HUBACHER, Bildhauer
Stadtrates, seit 18. April 1942 KARL HÜUGIN, Maler
Stadtrat Dr. J. HEFTI, Vertreter des Stadtrates, OTTO PFISTER, Architekt
bis 18. April 1942 ERNST GEORG RUEGG, Maler
Stadtrat HEINRICH ÖETIKER, Vertreter des KURT SPONAGEL-HIRZEL
Stadtrates, seit 18. April 1942
Dr. HERMANN BALSIGER, Vertr. des Stadtrates
Sammlungs-Kommission
Dr. H. E. MAYENFISCH, Präsident HERMANN HUBACHER, Bildhauer
Dr. HERMANN BALSIGER JAKOB RITZMANN, Maler
EMIL BÜHRLE KURT SPONAGEL-HIRZEL
Dr. EMIL FRIEDRICH KARL WALSER, Maler
HERMANN HALLER, Bildhauer
HEINRICH BRÄM, Präsident
KARL HÜüÜGINn, Maler
OTTO CH. BÄNNINGER, Bildhauer
PAUL BODMER, Maler
E. F. BURCKHARDT, Architekt
FRANZ FISCHER. Bildhauer
Ausstellungs-Kommission
HERMANN HUBER, Maler
REINHOLD KÜNDIG, Maler
ERNST MORGENTHALER, Maler
Frau IDA SCHAER-KRAUSE, Bildhauerin
OTTO SEOUIN, Maler
Bibliothek-Kommission
Dr. HENRY BODMER-ABEGG, Präsident Prof. Dr. FRITZ MEDICUS
Dr. H. DEBRUNNER-TREICHLER RUDOLF MÜLLI, Maler
Frl. Dr. LILY FREY Dr. JAKOB WELTI
TH. ERNST GUBLER, Bildhauer
Rechnungsrevisoren
ADOLF CERIANI HEINRICH DÜRST
Direktor des Kunsthauses und Sekretär der Zürcher Kunstgesellschaft
Dr. W. WARTMANN
Geschäftsstelle der Zürcher Kunstgesellschaft
KUNSTHAUS AM HEIMPLATZ
Telephon 217 22 Postcheckkonto VIII 2238
Rechnung 1942
20 Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
I. Betriebs-
Einnahmen
Anteil an Mitgliederbeiträgen, 85 ”/
Beitrag der Stadt Zürich
Mietzinsen . .
Eintrittsgelder
Verkaufsprovisionen
Garderobegebühren .
Betriebsdefizit .
30,952.75
10,000.—
11,000.—
17,504.30
10,998. —
2,220.——
14,169.77
156.844.82
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
2]
Rechnung
Ausgaben
Inventaranschaffungen
Gebäudeunterhalt .
Heizung und Beleuchtung .
Besoldungen, Tag- und Stundenlöhne .
Unterhalt der Sammlung .
Versicherungen . .
Bureauspesen .
Inserate, Reklame und Drucksachen
Kataloge, Bildkarten, Photographien
Spedition und Magazin. .
Neujahrsverlosung .
Bibliothek. . .
Vereinsauslagen
Billetsteuer .
Neujahrsblatt -
Einlage in den Fürsorgefonds
8,044.85
18,765.35
92,088.05
1,139.05
3,878.90
5,460.98
6,292.55
1.544,66
1,803.55
3, 190.—
4,959.62
1,706.01
1,729.45
1,741.80
4,500.—
156.844.89
22
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
IL Kapitalrechnungen laut Bilanz
A. Sammlungsfonds
Bestand am 1. Januar 1942 . .
Zuwachs: Beitrag der Stadt Zürich .
15 % der Mitgliederbeiträge .
3° des Fondsbetrages . . +. +
Vermächtnis Frau A. Dobler-Schultheß
Legat Fräulein Cecile Rübel . .
Legat Herr Arthur Hitz . . .
Legat Herr Dr. Carl Escher-Prince . .
Zuwendung der Aluminium-Industrie A.-G.
Erlös 1 Expl. Schnitzelbankbuch . . .
Vergütung für Reproduktionsermächtigungen
Begutachtungen, Sitzungsgelder .
Fr.
257,352.70
23,000.—
5,462.25
7,720.60
10,000.—
10,000.—
1,000.—
500.—
100.—
4.—
585.—
679.70
59,051.55
316,404.25
1,151.65
317,555.90
96,767.85
220,788.05
Kursdifferenz aus Verkauf von Wertschriften
Abgang durch Ankäufe . . .
Bestand am 31. Dezember 1942 .
B. Betriebsfonds
Bestand am 1. Januar 1942
Zuwachs durch Zinsen 20.000.000.
Zuwendung der kantonalen Regierung aus dem Ergebnis
der Interkantonalen Landeslotterie . . . . +
Kursdifferenz aus Verkauf von Wertschriften . .
Betriebsdefizit BU
Bestand am 31. Dezember 1942
1,580.81
100,000.—
1,170.50
FF.
166.717.87
102,751.31
269,469.18
44,169.77
225,299.41
C. Vermächtnis Armin Honegger
Bestand am 1. Januar 1942
Zuwachs durch Zinsen .
Bestand am 31. Dezember 1942
Fr.
32,712.53
201.45
33,003.98
Zn
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
23
D. Fürsorgefonds
Bestand am 1. Januar 1942 . .....
Zuwachs: 3° des Fondsbetrages . . . .
Zuwendung aus der Betriebsrechnung . . .
Kursdifferenz aus Verkauf von Wertschriften .
Abgang durch Auszahlungen
Bestand am 31. Dezember 1942
Tr
2,335.20
4,500.—
430.35
Fr.
77,840.05
7,265.55
85,105.60
2,400.—
82,705.60
[IL Kapitalrechnungen außer Bilanz
A. Baufonds für die zweite Kunsthauserweiterung
Bestand am 1. Januar 1942
Zuwachs durch Zinsen.
Anlage in Wertschriften
Bankzsuthaben. . .
Fr.
2,000,000.—
39,896.—
2,000,000.—
39,896.—
2,039,896.— | 2,039,896.—
B. Kunstschulfonds Alfred Rütschi
Fr.
Bestand am 1. Januar 1942 139,970.—
Zuwachs durch Zinsen. . 3,342.— I
Bestand am 31. Dezember 1942 143,312.—
Dieser Betrag ist laut Vereinbarung mit den Erben Rütschi bei der Schweizerischen Kreditanstalt
verzinslich angelegt.
IV. Bilanz
Ausgangsbilanz per 31. Dezember 1942
Kunsthaus am Heimplatz .
Sammlungen und Bibliothek
Barschaft. ... . . .
Wertschriften . . . ..
Anlagen aus Vermächtnis Armin Honegger
Konto-Korrent-Guthaben .
Debitoren und Kreditoren .
Sammlungsfonds .
Betriebsfonds .
Fürsorgefonds .
Vermächtnis Armin Honegger
Hypothek und Schuldscheine
Aktiven
Fr.
162,500.—
‚2,357.46
426,375.—
31,198.60
95,785.68
718,216.74
Passiven
HH
12,919.70
220,788.05
225,299.41
82,705.60
33,003.98
143,500.—
718,216.74 |
a
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
)
Wertschriften -Verzeichnis
Eidgenössische Wehranleihe von 1936 .
Eidgenössische Kassascheine von 1941 . .
Eidgenössische Staatsanleihe von 1932/33
Eidgenössische Staatsanleihe von 1942,
Em. Febr./März. +0. 0.00.00...
Eidgenössische Staatsanleihe von 1942,
Em. Juni 2800000000000 4 44
Schweiz. Bundesbahnen von 1931 . . .
Hypothekarkasse des Kantons Bern von 1933,
SerieIIl . 2. 0...
Kanton Thurgau von 1937 .
Kanton Schwyz von 1937 .
Kanton St. Gallen von 1933
Kanton Zürich von 1931
Stadt Zürich von 1936 . . .
Schweizerische Kreditanstalt Zürich . .
Schweiz. Boödenkreditanstalt Zürich, 1944 .
Zürcher Kantonalbank, Zürich, 1950 . .
Pfandbriefzentrale der Schweiz. Kantonal-
banken, Zürich, von 1933, Serie VI/VII
Centralschweizerische Kraftwerke Luzern
von 1931 200
Nordostschweizerische Kraftwerke A.-G.,
Baden, von 1924, Serie A. . .
Zinsfuss |
9%
3
3
31/2
31/4
314
4
3'/2
3'/2
3'/2
31/2
4
1
3
3/2
3
4
A1/4
3'/a
Nennwert
Fr.
17.500.—
30,000.
25,000.—
115.000.—
25,000. —!
925.000.—
25,000.—
30,000.--
‚25,000.—
'25,000-—
50,000.—
‘20,000.—
25,000. —
25,000.—
25,000.—
25,000.—
25,000.—
5.000.—
Kurs
9
95
100
90
90
90
08
98
95
96
93
00
95
96
96
98
100
100
100
Bilanzwert
Fr.
16.625. -
30,000. —
22,500. —
13,500. —
22,500. —
24,500. —
24,500. —
28,500. —
24,000. —
23,250. —
50.000 —
19,000. —
24,000. —
24,000. —
24.500. —
25,000. —
25,000. —
5,000. —
426,375. —
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
25
Revisionsbericht
An die Generalversammlung der Zürcher Kunstgesellschaft, Zürich
Sehr geehrte Herren,
Auf Grund des uns übertragenen Auftrages haben wir die Prüfung der Jahresrechnung
pro 1942 vorgenommen. Wir haben die Hauptbuchsaldi mit den ausgewiesenen Bilanzziffern
per 31. Dezember 1942 verglichen und in voller Uebereinstimmung gefunden. Wir kontrol-
lierten sodann die Saldi der Banken-Konti, des Postcheckkontos und den Bestand der Wert-
schriften mit den Originalausweisen, wobei wir ebenfalls in allen Teilen volle Ordnungs-
mäßigkeit feststellten.
Wir erlauben uns, Ihnen zu beantragen, die Jahresrechnung per 31. Dezember 1942 zu
genehmigen und dem Vorstand Entlastung zu erteilen, unter bester Verdankung an den
Herrn Quästor für seine Mühewaltung.
Zürich, den 24. Mai 1943.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Die Revisoren:
gez. A. CERIANI gez. H. DÜRST
26
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
Beilage I:
Das Schweizerische Künstler-Archiv
und das
Schweizerische Künstler-Lexikon
Sechster Bericht, 1. Mai 1942 bis 31. Dezember 1942
Als im Sommer 1936 zwischen dem Schweizerischen Kunstverein und der Zürcher Kunst-
gesellschaft eine Uebereinkunft getroffen wurde für Ermöglichung der Herausgabe eines
Ergänzungsbandes V zum Schweizerischen Künstler-Lexikon, meldete der Jahresbericht 1936
der Zürcher Kunstgesellschaft im Rahmen eingehenderer Ausführungen:
«Die Organisation im Großen ist die folgende:
Der Schweizerische Kunstverein übernimmt als Herausgeber des Bandes die Finan-
zierung und ordnet das Vertragsverhältnis mit dem Verleger. Für die Vorbereitung,
Aufstellung und Drucklegung des Textes bestellt er eine Redaktionskommission mit dem
Direktor des Kunsthauses als Vorsitzendem. Die Zentralstelle für die Vorbereitungs-
und Redaktionsarbeit ist das Zürcher Kunsthaus. Die Zürcher Kunstgesellechaft stellt das
seit 1917 durch sie gesammelte und geordnete Material unbeschränkt zur Nutzbarmachung
unter der Leitung des Direktors zur Verfügung, ebenso das Büro des Kunsthauses und in
angemessenem Rahmen dessen übrige Arbeitskräfte. Die ordentliche Weiterarbeit am
Namen- und Literaturverzeichnis und am Künstlerlexikon-Archiv wird dabei nicht
unterbrochen.»
Die damals geplante Herausgabe des Ergänzungsbandes auf die Schweizerische Landes-
ausstellung von 1939 wurde nicht möglich. Die Kriegsjahre schienen einen weiteren Auf-
schub zu gebieten. Eine zuversichtlichere Betrachtung der Dinge und die Hoffnung auf
Ueberwindung der durch den Krieg bedingten Schwierigkeiten für Herstellung und Absatz
des Buches veranlaßte den Schweizerischen Kunstverein im Sommer 1942, der Aufgabe
wieder näher zu treten und in Unterhandlungen mit der Zürcher Kunstgesellschaft die
seinerzeit getroffene Uebereinkunft grundsätzlich zu bestätigen und zu präzisieren.
«Zur Klarstellung der Rechtsverhältnisse betreffend das Schweizerische Künstler-Lexikon»
wurde zwischen dem Schweizerischen Kunstverein — SKV — und der Zürcher Kunstgesell-
schaft — ZKG — ein Vertrag abgeschlossen mit dem Wortlaut:
Künstler-Archiv
Das Schweizerische Künstler-Archiv, als Gesamtheit des für die Herausgabe des
Schweizerischen Künstler-Lexikons gesammelten Materials, wird mit dem heutigen
Datum als Eigentum der ZKG. erklärt.
Das Benützungsrecht wird wie folgt geregelt:
Für die Vorbereitung und die Herausgabe des Künstler-Lexikons steht dem SKYV,
dessen Organen und Beauftragten, das ausschließliche, zeitlich und sachlich un-
beschränkte Benützungsrecht zu.
Das Künstler-Archiv darf somit von keiner anderen Institution oder Person
für irgendwelche Arbeiten oder Publikationen, die eine Konkurrenz für das
Schweizerische Künstler-Lexikon sein könnten, benützt werden.
Für andere Zwecke, wie Monographien, Biographien und dergleichen darf das
Künstler-Archiv auch Drittpersonen durch die ZKG zugänglich gemacht werden.
In Zweifelsfällen hat die ZKG die Genehmigung des SKV einzuholen.
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
2°
Künstler-Lexikon. .
Sämtliche Herausgabe- und Verlagsrechte am Schweizerischen Künstler-Lexikon
stehen ausschließlich dem SKV zu. Die Einzelheiten über die Zusammenarbeit
zwischen SKV und ZKG für Vorarbeit und Herausgabe des folgenden Bandes des
Künstler-Lexikons werden in einem besonderen Abkommen festgelegt, das die Fragen
der Redaktionskommission, des Sekretariates ete. regelt.
Zürich, den 3. Dezember 1942 Basel, den 19. November 1942
ZÜRCHER KUNSTGESELLSCHAFT SCHWEIZERISCHER KUNSTVEREIN
gez. Dr. Franz Meyer, gez: Dr. W. Wartmann gez. Dr. Peter Zschokke, gez. E. Kadler
Genehmigt vom Vorstand in der Genehmigt durch die Delegierten-
Sitzung vom 27. November 1942 versammlung vom 5. Dezember 19492
—
Le
Die «Vorbereitung und Herausgabe des V. Bandes des Schweizerischen Künstler-
Lexikons» regelt das gleichzeitige Abkommen:
Herr Dr. Wartmann, Direktor des Kunsthauses, wird mit der Redaktion des V. Bandes
des Schweizerischen Künstler-Lexikons beauftragt.
Die Redaktionskommission wird vom SKV gewählt. Sie besteht zur Zeit aus den
Herren:
Präsident des SKV: zur Zeit Dr. Peter Zschokke, Basel
Quästor des SKV: zur Zeit E. Kadler, Glarus
Präsident der ZKG: zur Zeit Dr. F. Meyer, Zürich
Dr. W. Wartmann, Zürich, Redaktor
Dr. P. Hilber, Luzern, Elie Moroy, Genf
Die Redaktionskommission konstituiert sich selbst. Sie ist Aufsichts- und Bera-
tungsorgan und hat in erster Linie dafür zu sorgen, daß die Vorarbeiten zur Heraus-
gabe des V. Bandes im Sinne der von ihr zu gebenden Richtlinien durchgeführt
and bis zum 31. Dezember 1943 abgeschlossen werden.
Diese Vorarbeiten umfassen:
Die Festsetzung von Anlage und Umfang der Artikel für die verschiedenen
Kategorien nach der Bedeutung der einzelnen Künstler, sowie von Anlage und
Umfang des ganzen Bandes.
Die Aufteilung der Namenlisten nach den verschiedenen Kategorien.
Nachprüfung, wo nötig Ergänzung, und die Bereitstellung der Dokumentierung
für die Artikel des ganzen Bandes zuhanden der Bearbeiter.
Die ZKG erklärt sich damit einverstanden, daß Herr Direktor Wartmann das ihm
vom SKV übertragene Mandat des Redaktors ehrenamtlich versieht.
Für das Jahr 1943 ermächtigt die ZKG Herrn Dr. Wartmann, die mit der in Art. 2
umschriebenen Vorbereitung des V. Bandes zusammenhängenden Arbeiten durch
das Sekretariat des Zürcher Kunsthauses und allfällige Hülfskräfte durchführen zu
lassen.
Dieses Abkommen ist unkündbar bis zum 31. Dezember 1943. Sollten bis zu diesem
Zeitpunkt die Vorarbeiten für die Herausgabe des V. Bandes wider Erwarten nicht
abgeschlossen sein, so sind beide Parteien frei und der SKV ist berechtigt, die
Durchführung der Redaktionsarbeit neu zu regeln, wobei nach Möglichkeit die
Zusammenarbeit mit der ZKG- weitergeführt werden soll.
Zürich, den 3. Dezember 1942 Basel. den 19. November 1942
ZÜRCHER KUNSTGESELLSCHAFT SCHWEIZERISCHER KUNSTVEREIN
gez. Dr. Franz Meyer, gez. Dr. W. Wartmann gez. Dr. Peter Zschokke, gez. E. Kadler
28
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
1)
Mit der durch den Vertrag vorgenommenen klaren Eigentumsabgrenzung am Schweize-
rischen Künstlerlexikon-Archiv und am Schweizerischen Künstlerlexikon-Buch erhalten
die beiden Unternehmungen die vereinfachten Namen Schweizerisches Künst-
ler-Archiv, als Leistung und Eigentum der Zürcher Kunstgesellschaft, und Schwei-
zerisches Künstler-Lexikon, als Leistung und Eigentum des Schweizerischen
Kunstvereins. Die mit dem Abkommen der Redaktionskommission eingeräumte Freiheit
der Selbstkonstituierung kommt dem Wunsch nach verstärkter Betätigung des Kunstvereins
in der Editionsarbeit entgegen und schafft die Möglichkeit der Befreiung des Redaktors
von den administrativen Pflichten der Kommissionsleitung mit Uebernahme dieses Amtes
durch ein anderes Kommissionsmitglied. Der Schlußartikel des Abkommens trägt mit der
Freiheit für neue Entschließungen bei Nichterfüllung des Jahresprogramms 1943 der all-
gemeinen militärischen und politischen Situation und der in ihr liegenden Möglichkeit von
Störungen verschiedener Art Rechnung, denen unter Umständen durch Neufassung des
Arbeitsprogrammses wird begegnet werden müssen.
Bei der Aufnahme der Zusammenarbeit zwischen der Zürcher Kunstgesellschaft und
Jjem Schweizerischen Kunstverein hatte Ende 1936 das Künstlerlexikon-Archiv den folgen-
len Bestand:
Gruppe 1, Künstler in Band I—IV des Lexikons
ausführlich behandelt . . . ...
Gruppe 2, Künstler in Band I—IV des Lexikons
erst als lebend erwähnt. . .. ..
Künstler in Band I—IV des Lexikons
noch nicht erwähnt . . .
Zusammen ..
Fangzettel
Stammblätter und
Nachtragsblätter
1171
1669
1927
92797
4014
7112
4025
8491
Am 31. Dezember 1942, nach Inkraftsetzung des Vertrage:
and des Abkommens vom 19. November / 3. Dez. 1942
Gruppe 1, Künstler in Band I—IV des Lexikons
ausführlich behandelt. .. . ..
Gruppe 2, Künstler in Band I—IV des Lexikons
erst als lebend erwähnt. . .. . .-.
Gruppe 3, Künstler in Band I—IV des Lexikons
noch nicht erwähnt . . .
Zusammen
71
15869
1927
2797
6919 11488
10017 15954
Auf den Zeitraum 1. Mai bis 31. Dezember 1942 entfallen davon je 303 neue Fangzettel
und Stammblätter; dazu wurden 402 Fragebogen, 90 Einzelbriefe und 297 Bestätigungs-
karten versandt, 392 Angaben von Ausstellerkarten, sowie 1006 vollständige und 9539 unvoll-
ständige «Minimaldaten» auf Stammblätter übertragen; 1187 Zeitungsausschnitte 1941 und
1557 Zeitungsausschnitte 1942 für das Archiv verarbeitet und in die Sammelbücher ein-
geklebt oder dafür vorgeordnet; 143 Kataloge und Berichte, 11 Zeitschriftenhefte, sowie
die Inventare über den Kunstbesitz der Städte Zürich und Winterthur und des Kantons
Zürich bis Ende 1942 durchgearbeitet und exzerpiert. Die Aufwendungen des Kunsthauses
für Porti, Material und Arbeitsstunden belaufen sich vom 1. Mai bis 31. Dezember 1942 auf
Fr. 8 583.60.
W. Wartmann
_
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
IC
Beilage II:
Die zweite Kunsthauserweiterung
2. Bericht, 1. Januar bis 31. Dezember 1942
Der Bericht über die Vorarbeiten für eine zweite Kunsthauserweiterung bis Ende 1941
nennt als nächste Aufgaben für das neue Jahr: Bestellung des Preisgerichtes und Vorlage des
Wettbewerbsprogramms zur Genehmigung an den Vorstand der Kunstgesellschaft, den Stadt-
rat Zürich und das Preisgericht. Aus dem Bereich des freien Planens und Erwägens traten
damit die Baukommission und der Vorstand in die Arena, wo Ausgleich und Zusammen-
schluß mit den Behörden und den durch sie vertretenen Ansprüchen des Gemeinwesens und
des Gesetzes gesucht und erreicht werden mußten.
Für den Wettbewerb warein Budget auf zu stellen über die Aufwendungen
für Preise, Ankäufe und Entschädigungen an die Ersteller von Projekten, und die «Spesen»
wie Plan-Unterlagen, Drucksachen, Preisgericht, Büro u. a. Auf Eingaben vom 20. Februar
mit Beilage des bereinigten Entwurfes zum Wettbewerbsprogramm an die Arbeitsämter der
Stadt und des Kantons Zürich und die Eidgenössische Zentralstelle für Arbeitsbeschaffung,
den Stadtrat und die Kantonale Regierung, erging die Zusage der aus den Krediten für
Arbeitsbeschaffung verfügbaren Beträge von 40 Prozent der Zuwendungen an die Archi-
tekten, durch den Bund, und je 10 Prozent durch Kanton und Stadt (Mitteilung von Stadtrat
und Städtischem Arbeitsamt an Zürcher Kunstgesellschaft nach Protokollauszug Stadtrat
Zürich Nr. 733 vom 2. Mai 1942). Bei einer Aufwendung von Fr. 50000 für Preise,
Ankäufe und Entschädigungen und Fr. 20 000 Spesen, zusammen Fr. 70 000 blieb somit für
die Kunstgesellschaft nach Abzug der Suhventionen von insgesamt Fr. 30000 noch eine
Belastung von Fr. 40 000.
Generelle Eingaben wurden beim Kanton und bei der Stadt Zürich
Ende Februar und Anfang März eingereicht. Die Kantonale Regierung sicherte am 5. März
wohlwollende Prüfung des Wettbewerbsprogrammes und der Frage eines Beitrages an die
Baukosten, sowie Unterstützung der Bestrebungen der Kunstgesellschaft im Rahmen des
Möglichen zu und entsprach der Einladung auf Abordnung des Kantonsbaumeisters in das
Preisgericht. Bei der Vorbereitung der Eingabe an die Stadt durften sich die Organe
der Kunstgesellschaft im Besonderen der Mitwirkung von Herrn Stadtpräsident
Dr. E. Klöti erfreuen, der als Mitglied der Baukommission und Vertreter des Stadtrates im
Vorstand die Baufrage schon in ihren Vorstufen mit lebhafter, positiver Anteilnahme
begleitet hatte und nun auch vor dem Stadtrat für eine rasche und bestmögliche Lösung
sich einsetzte. Bei der Eingabe an die Stadt konnte es sich nicht, wie bei der Eingabe an die
Regierung, nur handeln um die Genehmigung des Wettbewerbsprogramms, der Zusammen-
setzung des Preisgerichtes mit Abordnung des Stadtbaumeisters in das Kollegium, und ein
Beitragsgesuch an die Baurechnung, sondern es ging auch um die Abtretung des Bauplatzes
auf städtischem Grund und um die Verständigung mit den durch das Bauprojekt berührten
städtischen Verwaltungs- und Dienstabteilungen, nämlich: Tiefbauamt, Hochbauamt, Be-
bauımgsplanhüro, Baupolizei, Straßenbahn, Polizei-Inspektorat, Liegenschaftenverwaltung.
In einer Vorstandssitzung vom 13. März konnte Herr Stadtpräsident Dr. Klöti die
Eingabe der Kunstgesellschaft vom 6. März vorläufig mündlich mit der Zusicherung
beantworten, daß die stadtzürcherischen Behörden die Verwirklichung der Baupläne der
Kunstgesellschaft mit aller Kraft zu fördern entschlossen seien, auch finanziell; wobei die
Sorge um die regelmäßigen höheren Zuschüsse an den Betrieb im erweiterten Haus ent-
schieden schwerer wiege als die einmalige Leistung nur für den Erweiterungsbau, zu der
freilich auch noch weitere Beiträge von Privaten und vom Kanton erforderlich seien; mit
der Ueberlassung des Bauplatzes durch die Stadt dürfe gerechnet werden: für die
30
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
DO
Baulinien am künftigen Heimplatz, vor deren Festlegung ein Projektwettbewerb für eine
Kunsthauserweiterung ja nicht durchgeführt werden könne, sei aber eine Verständigung
zwischen der Stadt und dem Kanton noch zu suchen.
Die schriftliche Antwort des Stadtrates vom 28. März (nach Protokollauszug Nr. 449),
die auch der inzwischen erfolgten Stellungnahme der städtischen Verwaltungs- und Dienst-
abteilungen Rechnung trug, brachte mit einigen Korrekturen die Zustimmung des Stadtrates
zum Wettbewerbsprogramm für den Bau und zu den Vorschlägen für die Zusammen-
setzung des Preisgerichts, machte aber eingreifende Vorbehalte gegenüber den Anregungen
über eine Neugestaltung des Heimplatzes, indem sie diese als unvereinbar erklärte mit den
Bedürfnissen des Tram- und sonstigen Wagenverkehrs.
Um die Versöhnung zu finden zwischen den unbestritten hohen kulturellen und ‘bau-
künstlerischen Werten, die bei der Kunsthauserweiterung für die Stadt Zürich auf eine weite
Zukunft hinaus auf dem Spiele stehen, und den verkehrstechnischen Ansprüchen, die mit
den Verkehrsmitteln sich immer wieder ändern, ersuchte der Vorstand der Kunstgesellschaft
den Stadtrat um die Ermöglichung einer gemeinsamen Konferenz aller an der Aufgabe
beteiligten städtischen Behörden und Dienststellen mit einer Vertretung der Kunstgesell-
schaft. Diese fand am 8. Juni statt und erhielt nach weiteren Studien der Beamten der
städtischen industriellen Betriebe und der Bauämter I und II Fortsetzung und Abschluß
am 7. Juli mit einem ausführlichen Referat von Professor Hofmann über die baukünst-
lerischen und städtebaulichen Notwendigkeiten und Möglichkeiten zur Anpassung des
Heimplatzes an das erweiterte Kunsthaus und dessen kulturelle und architektonische Bedeu-
tung für die Stadt Zürich. Das Ergebnis war denkbar erfreulich. Die Entschließung des
Stadtrates (nach Protokollauszug Nr. 1179 vom 7. Juli 1943) ging dahin, daß das Bauamt I
in Verbindung mit Herrn Professor Hofmann im Sinne der gefallenen Anregungen eine
Planvorlage für den Ausbau des Heimplatzes auf zu stellen habe, damit diese als Grundlage
für eine Besprechung mit einer Delegation des Regierungsrates für die baldige Einigung in
der Baulinienfrage diene.
Der Stadtratsbeschluß vom 7. Juli berechtigte zu der Erwartung, daß mit der Einigung
von Stadt und Kanton über die Baulinien die letzte noch fehlende Voraussetzung für die
Durchführung des Wettbewerbes noch im Sommer oder doch im frühen Herbst gegeben
sein werde. Der Vorstand der Kunstgesellschaft berief die ordentliche General-
versammlung, die er, in Erwartung eines Entscheides schon für das Frühjahr, einst-
weilen verschoben hatte, auf Freitag 17. Juli ein und ersuchte Herrn Professor
Dr. h.c. H. Hofmann als Architekt und Mitglied der Baukommission um Bericht-
erstattung an die Mitglieder der Zürcher Kunstgesellschaft und die Oeffentlichkeit.
Herr Professor Hofmann teilte sein Referat in zwei Hälften. Einleitend verwies er für
die Vorgeschichte auf die Ausführungen des Direktors mit Planbeilage im Jahresbericht
1941 der Kunstgesellschaft, S. 29—33; dann ging er über zu einer Beleuchtung des seit
Ende 1941 druckbereit vorliegenden Programms für den Wettbewerb, dessen
endgültige Fassung und Veröffentlichung bisher wegen der mit der Kunsthauserweiterung
verknüpften städtebaulichen Fragen und zu ihrer Bereinigung erforderlichen noch aus-
stehenden endgültigen Stellungnahme der Behörden verzögert worden war.
Der Wettbewerb ist vorgesehen für eine erste Bau-Etap pe, der später eine zweite
und vielleicht eine dritte folgen werden. Für alle Etappen steht nur der Raum zwischen
Heimplatz, Heimstraße und Hirschengraben zur Verfügung, mit welchem deshalb auf das
sorgfältigste verfahren werden muß. Die erste Etappe soll auf alle Fälle die beiden großen
Häuser «zum Kiel» und «Lindengarten» zu beiden Seiten der Ausmündung der Krautgarten-
gasse auf den Hirschengraben unberührt lassen. Das Kunsthaus als Werk von Karl Moser soll
im Aeußern wie im Innern möglichst unverändert bleiben. Herr Professor Hofmann verwies
auf die fundamentale Bedeutung der Belichtungsfrage und die Bestimmungen des Programms
über die Lage der Seitenlichtsäle und das verlangte Verhältnis von mindestens 2 : 1 von Ober-
licht zu Seitenlicht bei der Zuteilung an die Ausstellungsräume. Die Projektierung des
Gebäudes und die Neuformung des Heimplatzes können nicht getrennt betrachtet werden.
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
31
Daraus hat sich für eine endgültige Fassung des Wettbewerbsprogramms eine erhebliche
Verzögerung ergeben, weil städtische Verkehrsfragen mit der Platzgestaltung verbunden
sind, die bei den in Betracht kommenden städtischen Aemtern noch nicht völlig durch-
gearbeitet und abgeklärt sind.
Das Preisgericht besteht nach dem Antrag des Vorstandes der Kunstgesellschaft
aus Herrn Dr. A. Jöhr als Präsidenten, den Herren Kantonsbaumeister und Stadtbaumeister
von Zürich, den Architekten Arthur Dürig Basel, Otto Dreyer Luzern, H. Hofmann Zürich,
mit den Ersatzmännern W. Krebs Bern, und P, Trüdinger Basel, sowie dem Präsidenten
der Zürcher Kunstgesellschaft Herrn Dr. Franz Meyer, Herrn E. Bührle, dem Direktor des
Kunsthauses Dr. W. Wartmann; als beratende Mitglieder und allfällige Ersatzmänner wurden
beigezogen der Maler Karl Hügin Bassersdorf und der Bildhauer Ch. Otto Bänninger
Zürich.
Die technischen Wettbewerbsbestimmungen sind die üblichen, z. B. betreffend Unter-
lagen, Preise, Ausführung (grundsätzlich Auftrag an 1. Preisträger, aber Vorbehalt freier
Entschließung). Nach eingehenden Ausführungen über diese Punkte und auch über das
Raumprogramm in allen seinen Teilen, erklärte Herr Professor Hofmann zusammenfassend,
daß der Erweiterungsbau nach Rauminhalt und Fläche ungefähr dem Altbau von 1910 ent-
sprechen soll und die Kosten auf 3!/2—4 Millionen geschätzt werden müssen.
Im zweiten Teil seines Vortrages beleuchtete Herr Professor Hofmann die städte-
baulichen Fragen, die mit der Kunsthauserweiterung verknüpft sind. Er illustrierte
seine Ausführungen mit einer größeren Zahl von Lichtbildern nach Plätzen und Gebäuden
aus der näheren und weiteren Umgebung des Kunsthauses im jetzigen Zustand und nach
Plänen, Projekten und Skizzen für ihre Neuordnung.
Zunächst zeigte er ein städtisches Projekt für die Umgestaltung des Heimplatzes, das
in diesem vorzugsweise einen Verkehrsplatz sieht und ihn nur als solchen ausge-
stalten möchte. Das Kunsthaus würde dabei gewissermaßen nur abseits und ohne guten
Zugang, gewissermaßen noch geduldet, sein. Professor Hofmann stellte aber fest, daß das
Kunsthaus nicht ein beliebiges Haus ist und wie ein solches behandelt werden darf, sondern
ein wichtiges, kulturelles Zentrum der Stadt Zürich für alle Zukunft. Er
hält es deshalb für unerläßlich, daß es schon durch einen würdi gen Vorplatz
auch architektonisch betont wird und legte Skizzen vor, nach denen ohne Störung oder
Beeinträchtigung des durchgehenden großen Verkehrs von Süd nach Nord, d.h. von Hot-
tingen zum Bahnhof, und von Ost und West, d.h. vom Zürichberg zum See, dies erreicht
würde. Er hat seine Anregungen in zwei Konferenzen mit dem Stadtrat und den Chef-
beamten der durch die Bau- und Verkehrsfragen berührten städtischen Verwaltungsabtei-
lungen ausführlicher beleuchten und begründen dürfen und glaubt, daß die Hoffnung auf
eine künstlerisch gute und technisch zweckmäßige Lösung gehegt werden darf. Nach seiner
Ueberzeugung kann der Wagen-, Tram- und Trolleybusverkehr auf dem erweiterten Heim-
platz, statt in der Diagonale quer über den Platz, mehr bergwärts an dessen Rand hin geführt
werden, womit für das Kunsthaus ein großer, räumlich geschlossener Vorplatz erhalten
werden kann, eine Art Vorhof, und ein Platz für den Fußgänger.
Von diesem Fußgängerplatz wird unter dem Erweiterungsbau hindurch die Krautgarten-
gasse als Fußgängerweg zu der für den Wagenverkehr zu schließenden Kirchgasse, und
diese als Fußgängerweg für den Strom von Hottingen und Zürichberg nach der «City» und
zurück, am Großmünster vorbei zur Wasserkirche, über die Münsterbrücke zu Meise, Frau-
münster, Stadthaus, auf den Münsterplatz führen, als uralter, von jeher und weiterhin sehr
stark begangener Verkehrsweg vom Heimplatz zum Stadtzentrum, und gleichzeitig dichte
Kette von künstlerischen Räumen — Kirchgasse, Großmünster, Großmünsterterrasse, Was-
serkirche, Münsterbrücke, Münsterhof — wobei unter Sperrung der Münsterbrücke für den
Wagenverkehr an eine F ußgängerbrücke über den Limmatquai, von der Münsterterrasse
zur Münsterbrücke, zu denken wäre. Der großıäumige und an das erweiterte Kunsthaus
architektonisch gebundene Fußgängerplatz vor dem Kunsthaus ließe sich als Gottfried Keller-
Platz gestalten, durch ein freies Kunstwerk als Denkmal für den Dichter, zwischen dessen
32
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
0
Geburtshaus und späterem Wohnhaus er liegt. Am Anfang und am Ende des Fußgänger-
weges quer durch das Herz der diesseitigen Altstadt würden damit nicht nur Kunsthausplatz
und Münsterplatz, sondern auch je ein Denkmal auf einen großen Zürcher — Hans Wald-
mann und Gottfried Keller — stehen.
Professor Hofmann schloß mit dem Dank an die Stadtverwaltung, deren Interesse und
wohlwollendes Verständnis für die von ihm als Beauftragtem des Vorstandes der Kunst-
gesellschaft entwickelten Ideen und Anregungen für ein gutes Gelingen des Werkes sprechen.
Die Versammlung spendete ihm lebhaften Beifall.
Wie die Versammlung durch ihren Beifall, dankte der Präsident der Kunstgesellschaft
Herrn Professor Hofmann mit dem Hinweis auf seine verdienstvollen und erfolgreichen
Bemühungen um eine gute Lösung der mit der Kunsthauserweiterung verknüpften städte-
baulichen Aufgaben. Hierauf erbat er sich von der Versammlung für den Vorstand die
Ermächtigung zur Durchführung des Wettbewerbes nach dem von Herrn Professor Hofmann
dargelegten Programm und für die Weiterführung der Verhandlungen mit den städtischen
und kantonalen Behörden, so weit solche für die endgültige Bereinigung des Programmes
noch erforderlich sein sollten.
Die Versammlung erteilte dem Vorstand hiefür Auftrag und Ermächtigung einstimmig.
Die Bereitschaft der Kunstgesellschaft konnte sich einstweilen noch nicht auswirken.
Im September verlautete, daß der Regierungsrat die Vorlage des Stadtrates für die Bau-
linien des Zähringerdurchstiches und des Heimplatzes, die ihm als ein Ganzes unterbreitet
worden war, abgelehnt habe. Sofort aufgenommene Bemühungen der Baukommission und
des Vorstandes für Erwirkung einer Trennung der Baulinienfrage für den Heimplatz von
der viel schwierigeren Zähringerfrage zu gesonderter Behandlung und Entscheidung
deckten sich mit gleich gerichteten Bestrebungen der städtischen Behörde. Am 27. Novem-
ber sandte der Stadtrat der Kunstgesellschaft die Abschrift eines Gesuches, das er mit dem
Datum des gleichen Tages an den Regierungsrat richtete, und in welchem er unter Hinweis
auf die Dringlichkeit einer Entscheidung über die Baulinien am Heimplatz für die Kunst-
hausfrage und ihre verschiedenen Aspekte und Auswirkungen dem Regierungsrat seine
Bereitschaft zur Regelung aller für das Gebiet von Heimplatz und Kantonsschulareal
zwischen Stadt und Kanton noch offenen Fragen, unter einstweiliger Ausschaltung des
Komplexes Zähringerdurchbruch, bekundete.
In dem Schreiben an die Kunstgesellschaft erklärte der Stadtrat, daß er im Fall der
Genehmigung der Baulinienvorlage durch den Regierungsrat einstweilen nur für den Heim-
platz, «in der Lage wäre, der Durchführung der Kunsthauserweiterung auf der Grundlage
der Baulinien zuzustimmen, wie sie bereits in der Bau- und Niveaulinienvorlage des
Gemeinderates vom 24. Januar 1940 enthalten waren» (dies ist die Vorlage, die, mit dem
Beschlußdatum 14. Januar 1940, im Jahresbericht 1941 der Kunstgesellschaft auf Seite 33
übernommen worden ist und für alle Vorarbeiten der Kunstgesellschaft als Grundlage
gedient hat).
Keine Vereinfachung der Situation bedeutete es, wenn der Brief des Stadtrates weiter
meldete:
«Der Stadtrat benützt den Anlaß, um in Wiederholung früherer Mitteilungen darauf
hinzuweisen, daß der Ausbau des Heimplatzes durch die Stadt in den nächsten Jahren
noch nicht in Betracht kommt. Der Platz wird für die Abwicklung des Verkehrs in
seinem heutigen Zustande noch längere Zeit genügen. Ein Ausbau kommt erst in Frage,
wenn der Verkehr gegenüber den Verhältnissen, wie sie vor dem Kriege bestanden
haben, eine weitere Zunahme erfahren sollte. Die Stadt hat vorerst auch eine Reihe
dringlicherer Straßen- und Platzbauten auszuführen, die zum Teil bereits beschlossen,
aber wegen Materialmangels und im Hinblick auf spätere Arbeitsbeschaffungsbedürfnisse
noch zurückgestellt worden sind. Die Kunsthauserweiterung wird hingegen nach Durch-
führung des Wettbewerbes und Ausarbeitung des endgültigen Bauprojektes wohl in
Angriff genommen werden, sobald der Baubeginn auch im Interesse der Arbeits-
|
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
37
beschaffung erwünscht ist. Der Erweiterungsbau hat sich in diesem Falle der gegen-
wärtigen Gestaltung von Heimplatz und Heimstraße anzupassen».
Das Verlangen, der Erweiterungsbau habe sich «der gegenwärtigen Gestaltung von
Heimplatz und Heimstraße anzupassen» konnte, wo doch eben die neuen Baulinien für
seine Erweiterung festgelegt werden sollten, kaum buchstäblich verstanden werden. Es
mußte aber in jeder Hinsicht bedauert werden, daß Platz und Bau nicht gleichzeitig und
als Ganzes zu Planung und Ausbau sollten gelangen können.
W. Wartmann
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
3
Beilage II:
Tatsachen, Grundsätze, Gesichtspunkte zum Ausbau
der Sammlungen im Zürcher Kunsthaus
Referat des Direktors an der ordentlichen Generalversammlung vom 17. Juli 1942:
«An der Generalversammlung 1941 ist von zwei Seiten der Wunsch geäußert worden
nach näherer Auskunft und nach einer Aussprache über das Programm für den Ausbau der
Sammlung. Dieser Wunsch ist ebenso begreiflich wie erfreulich. ;
Begreiflich ist er, weil seit Jahren — seit einem Jahrfünft, wenn man es genau nimmt —
die Sammlung der Skulpturen und Gemälde nie mehr in größerem Umfang hat gezeigt wer-
den können; seit 1939 deswegen nicht, weil vorerst große Ausstellungen den Vorstand zum
Verzicht auf die Darbietung der Sammlung bewogen, nachher die Notwendigkeit der
Evakuierung wegen der Gefährdung infolge der drohenden Kriegsgefahr, bis man nach der
Ausstellung der Sammlung Oskar Reinhart sich entschloß, glaubte sich entschließen zu
dürfen, die Werke wieder zurückzunehmen.
Der zweite Grund ist der, daß eben die Sammlung so sehr gewachsen ist, daß sie einf ach
numerisch nicht mehr in den Räumen des Kunsthauses Platz findet, auch wenn man sich
auf die künstlerisch belangvollen und für uns nach unsern Begriffen, nach unserer Empfäng-
lichkeit, heute wertvollen Werke beschränkt.
Erfreulich ist die Aeußerung, weil aus ihr sich ergibt, daß die Sammlung doch zum
geistigen Besitz und Bewußtseinsinhalt einer größeren Zahl von Mitgliedern gehört, und
daß diese sie — wie es richtig ist — als auch ihrer Verantwortlichkeit unterstellt betrachten.
Das entspricht durchaus dem Wesen der Kunsthaussammlung als eines Institutes der
Zürcher Kunstgesellschaft als einer Vereinigung von Kunstfreunden.
Vierzehn Tage nach der Generalversammlung von 1941 erfolgte die Zusage des genann-
ten und bekannten Donators für ergiebige Mitwirkung bei der Finanzierung der zweiten
Kunsthauserweiterung. Damit ergab sich noch einmal die Notwendigkeit der Ueberprüfung
und der Ausbreitung auch der Sammlungsbestände, im Hinblick auf die Darbietung der
Sammlung in den zu erwartenden, erweiterten, ausreichenden Räumen; und die Notwendig-
keit der Üeberprüfung von Ziel und Weg für den Ausbau der Sammlung in den kommenden
größeren Verhältnissen.
Mit einigen durch die gegenwärtige besondere Zeitlage bedingten Ritardandi ist dann
die Vorbereitung einer doppelten vorläufigen Antwort an die Generalversammlung auf
die 1941 gestellten Fragen und Wünsche möglich geworden durch Schaffung der sachlichen
Grundlagen zur Aussprache, und heute sind wir dafür in zweifacher Form bereit: einmal
durch die Ausstellung ‚Sammlung I‘, auf welche die Beilage III im J ahresbericht 1941
hinweist — ich nehme an, der Text sei gelesen, so daß es nicht nötig ist, darauf einzugehen —,
sodann durch den Inventarkatalog ‚Sammlung I‘, den wir heute frisch aus der Presse in
Ihre Hände legen.
Er ist ein sehr schmales Heft — schmal und bescheiden —, ein Konzentrat, das erst
genießbar wird in der Verdünnung mit dem Quellwasser der wahren Kunstliebe und viel-
leicht auch mit ein wenig Milch der frommen Denkungsart, das heißt. einigem guten Willen.
Sie werden sehen, daß der Katalog, was das zeitliche und das räumliche Gebiet anbelangt,
genau der ‚Sammlung I‘ entspricht, nur ist er absolut vollständig. Er ist ein Inventarkatalog,
der nicht nur die ausgestellten Werke aufführt, wie dies bei Sammlungskatalogen in der
Regel Brauch ist, sondern alle Bilder, die überhaupt in seinen Bereich gehören — die
Bilder und die Skulpturen. Er enthält auch den ganzen Bestand der Sammlung jenes
Zürcher Kunstfreundes, von der Sie ebenfalls im Jahresbericht gelesen haben, und von der
Z]
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
35
Sie in der Ausstellung nicht sehr zahlreiche, aber eindrucksvolle Proben sehen. Die Zeich-
nungen und Aquarelle und die Druckgraphik aus dem Bereich von ‚Sammlung I‘ eind in
zwei besonderen Abteilungen des Verzeichnisses nicht einzeln, sondern zusammengefaßt
unter ihren mit Geburts- und Todesjahr aufgeführten Künstlernamen und mit summarischem
Hinweis auf den Umfang ihrer Vertretung aufgenommen.
Das sachliche Verhältnis der Zürcher Kunstgesellschaft zur ‚Sammlung I‘ ist in einem
knappen Vorwort dargestellt. ‚Sammlung I‘ ist der Kern, der Anfang der ganzen Sammlung
des Kunsthauses; sie ist auch jener Teil der Sammlung, in welchem lange Zeit — ein Jahr-
zehnt lang — der einzige, ausschließliche Zweck des Sammelns gesehen worden ist. Diese
‚Sammlung I‘ füllt alle Sammlungsräume. Ich weiß nicht, ob es viele Museen in der Schweiz
gibt, die in einem zeitlich und örtlich so eng begrenzten Bereich mit Ausschnitten aus ihren
Beständen ein Ganzes darbieten können, das eine ähnliche Geschlossenheit und ähnlichen,
greifbaren künstlerischen Gehalt aufweist.
Man kann sich fragen — und Sie werden sich fragen, wenn Sie den Katalog genauer
ansehen — ob die Sammlung nicht eine mengenmäßige Hypertrophie aufweist, ob eine
kleinere Sammlung nicht besser wäre. Das ist sicher so. Man kann, wenn man den ganzen
Bestand der Werke aus dem Bereich, dem diese Auswahl gilt, überblickt, sich eine inten-
sivere, strengere Auswahl denken. Die finanziellen Mittel des Kunsthauses sind stets, beson-
ders aber in den frühern Jahrzehnten, bescheiden gewesen, und auch die Schenkungen haben
naturgemäß, so bedeutend sie an sich sind, sich auf bestimmt umschriebene einzelne Bereiche
beschränkt. Sie werden finden, daß Künstler, von denen vielleicht fünf bis sechs Werke aus-
gestellt sind, im Inventarkatalog mit 20 bis 30 Werken figurieren, nicht nur Koller, Hodler,
Amiet oder Haller.
Nun haben wir uns mit dieser Frage ohne Unterlaß beschäftigt und sind der Auffassung,
daß doch das Depot — die überschüssigen, nicht ausgestellten Werke der Sammlung —,
sehr wichtig ist. Ich besitze einen Brief vom 7. Mai 1942, aus dem ich Ihnen eine Stelle vor-
lesen darf:
‚Kein einziges namhaftes Museum der Welt kann (und will) alles ausstellen, was es
besitzt. Nur Provinzmuseen zeigen den hinteısten Schwarten — weil sie nichts Besseres
haben! Ein seriöses Museum muß ständig ausscheiden, verbessern, aus dem Depot her-
vorholen, ins Depot verbannen. So habe ich einerseits tief Verachtetes aus dem Depot
herausgeholt und Hochgeschätztes ins Depot gestellt! So muß das hin und her gehen.
Erbschaften spülen mit einem guten Bild zehn schlechte ins Haus. Ankäufe von heute
halten nur bis morgen, nicht bis übermorgen. U. s. w.! Das Depot ist die wunderbarste
Erfindung des Museums. Ohne sie kann kein Museum lebendig sein.‘
Der Brief ist unterzeichnet von einem hochgeschätzten Kollegen, Herrn Dr. Georg
pchmidt, dem Konservator des Basler Museums, das dem zürcherischen ein Vorbild sein
ann.
Die Gliederung einer Sammlung kann man sich auf zwei Arten vorstellen. Das
Uebliche ist eine bunte Reihe, eine ‚gesprenkelte‘ Sammlung, d.h. eine Präsenzliste von
vielen Künstlern mit je nur wenigen Werken; viele bedeutende Namen, doch zahlenmäßig
wenig Werke; oder dann als Gegenstück, als Möglichkeit: nicht zahlreiche, aber große,
ruhige Gruppen einer Mehrzahl von Werken einer beschränkten Zahl von Künstlern.
[m Museumswesen ist bisher der erste Typus überwiegend, rein oder gemischt mit
Typus 2. Im Ausstellungswesen kennen wir in der Schweiz als gegensätzliche Typen z. B.
die Nationale Kunstausstellung von 1941 in Luzern und unsere Ausstellung ‚Schweizer Bild-
hauer und Maler 1941‘.
Bei den Beständen der Sammlung des Zürcher Kunsthauses sind theoretisch beide Arten
der Darbietung möglich. Die jetzige Ausstellung ‚Sammlung I‘ ist gemischt. Im ersten Stock-
werk zeigt die Mehrzahl der Säle ‚bunte Reihe‘, aber daneben sind starke Gruppen: Koller,
Böcklin, Welti; im zweiten Stockwerk überwiegen die Gruppen, mit Hodler, Bodmer,
Blanchet, Auberjonois, Barth; gemischt ist wieder der Saal d, mit Buri, Giacometti, Amiet
und ihrem Kreis.
36
Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
Do
‚Sammlung I‘ — was jetzt ausgestellt ist, was während dieses Sommers ausgestellt
werden konnte — ist ein Ergebnis der Sammeltätigkeit der Kunstgesellschaft seit 1910, die
für diesen bestimmten Teil der Sammlung nach dem durch sie aufgenommenen schwei-
zerisch-nationalen Prinzip der alten Künstlergesellschaft, ihrer Vorgängerin, gesammelt hat
und weiter sammelt.
Mit dem Prinzip der Sammeltätigkeit von einem andern Standpunkt aus haben sich die
an der Generalversammlung 1941 gefallenen Anregungen beschäftigt. Von der einen Seite
wurde verlangt, es möchte für das Kunsthaus demokratischer — das Wort ist so
gebraucht worden —, auf breiterer Basis, gesammelt werden. Von anderer Seite wurde,
mit der Forderung nach Konzentrierung auf nur künstlerisch Höchstwertiges, als Vorbild
die Sammlung Oskar Reinhart genannt, die in ihren Voraussetzungen wie in ihrer Erschei-
nung eine durchaus aristokratische Sammlung ist.
‚Demokratisch‘ würde — ganz summarisch, ganz grob gesagt — mit leichter Beugung
des Spruches über unserer Universität etwa heißen: nach dem Willen des Volkes; ‚aristo-
kratisch‘: der Herr bin ich, und ich habe niemandem nachzufragen.
Im Zürcher Kunsthaus entscheidet weder ein vielköpfiges Parlament noch eine autori-
täre Einzelperson oder Personengruppe.
Wie die Kunstgesellschaft zwischen der Gesamtheit des Volkes und dessen durch ein-
zelne Individuen repräsentierten Spitzen steht, so amtet für sie, mit dem Bewußtsein der
Verantwortlichkeit gegenüber der Gesamtheit — also nicht nach privater Lust und Laune —
und in höherem Sinn demokratisch, ein Kollegium von Sammlern und Künstlern, die für
sich ihre durchaus eigene, aristokratische Stellung zur Kunst haben und aus dieser heraus
sich dem Dienst der Allgemeinheit widmen; wobei zu hoffen ist, daß, wo sie sich treffen
und gemeinsam entscheiden, sie immer nur um künstlerisch Bestes sich summieren. Daß
sie nicht die einzigen ‚Aristokraten‘, d. h. Kunstfreunde mit angeborener oder doch selbst-
erworbener und selbständiger Empfänglichkeit und Einstellung zur Kunst sind, ist selbst-
verständlich. Und daß andere Mitglieder der Zürcher Kunstgesellschaft, die diese Eigen-
schaften in sich spüren, zur Abklärung von Kunsthausfragen, die unter wechselndem Aspekt
stets existent, stets ‚brennend‘ sind, mithelfen wollen, ist dankenswert.
Mit der Gesamtausstellung der für unsere gegenwärtige Empfänglichkeit künstlerisch
gehaltvollsten schweizerischen Sammlungsbestände der letzten zwei Generationen und der
unsern, in ‚Sammlung I‘, und den künftigen Abteilungen — auf die im Jahresbericht hin-
gewiesen ist — Sammlung II und Sammlung III — wollen die Organe der Kunstgesellschaft
eine positive und ergiebige Aussprache möglich machen, vorerst für den Bereich von
‚Sammlung I‘, neuere und zeitgenössische schweizerische Kunst, welche bisher als Kern
und erste Aufgabe der Kunsthaussammlung betrachtet worden ist.
Für die Aussprache und für jedes Mitglied der Kunstgesellschaft sind damit gegeben
die objektiven Grundlagen. Die persönliche Ausgangsstellung der Teilnehmer
wird entscheidend sein für ihr Niveau».
W. Wartmann
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Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Beilage IV:
Verzeichnis. der abgebildeten Werke
Tafeln 1L—-V
TafelT Camille Corot, 1796—1875
La Cervara
Del auf Leinwand 95X69,5 em, bez.: Corot
Die kleine Stadt Cervara liegt, weniger als 10 Kilometer vom nordöstlichen Stadtrand
von Rom entfernt, auf einem Vorsprung des Hügellandes, das gegen das Flußtal des Teve-
rone sich öffnet. Corot ging 29jährig 1825 zum erstenmal nach Italien und blieb dort bis
1828. Das Bild ist 1830 für den Pariser Salon von 1831 gemalt worden. Alfred Robaut
reproduziert und beschreibt es im 2. Band des großen Corot-Kataloges mit der Nummer
200 und meldet dazu:
«Ce tableau appartenait 4 Mme. Corot möre, qui le l&gua ä son petit-fils, M. Georges
Lemaistre. C’est celui-ci qui obtint de son oncle qu'il le signät. Jusque-Ja le tableau ne
portait pas de signature. Pendant longtemps Corot, dont les ceuvres ne se vendaient pas,
negligea souvent de les signer. — Des mains de M. Georges Lemaistre, «La Cervara» passa
antre celles de M. Charles Andre. — Vente Charles Andre, 17 mai 1893 (No. 4), 48 000 fr.»
Etienne Moreau-Nelaton schreibt in der Einleitung zum Katalog von Robaut, daß Corot
1830 nach dem Ausbruch der Juli-Revolution Paris verlassen und in Fontainebleau neben
andern jungen Landschaftern nach der Natur gemalt habe. Im «Salon» von 1831, dem ersten,
der seit seiner Rückkehr aus Italien stattfand, hatte er 3 «Souvenirs d’Italie», darunter unser
Bild. Als «Erinnerung an Italien» ist dieses kein unmittelbarer Natureindruck, sondern
eine Komposition. Halb romantische und halb heroische Landschaft, mit reichem und dra-
matischem Spiel von hell und dunkel im Himmel und in der Landschaft, dem grell be-
leuchteten, braungelben Hohlweg, der düstern Silhouette des festungsartigen Städtchens,
dem schwarzgrauen abschließenden Berghorizont, der in Gewitterstimmung geballten Baum-
zruppe und Wolkenmasse über dem hellen Rasenstück und dem ansteigenden Weg, dem
leuchtend weißen und licht- bis tiefblauen Himmel über dem von dunklem Gebüsch ge-
krönten Felsabbruch. Eine Landschaft, in deren große Gliederung und Bewegung auch die
Schatten von Völkerschicksalen und Geschichte hineingesponnen sind, wie noch 12 Jahre
später in die Ossianischen Landschaften des deutschen Romantikers Gottfried Keller.
Tafel II Otto Charles Bänninger
° Sitzendes Mädchen
Bronze 47 X 27,5 X 46,5 em, bez.: OB 41
Wenn Zürich bisher sich des Vorzugs erfreute, in den drei Bernern Haller, Hubacher,
Geiser drei Bildhauer von schweizerisch und international anerkannter Bedeutung zu den
Seinen zählen zu dürfen, so hat ihm der Krieg in dem als Zürcher in die Heimat zurück-
gekehrten Charles Otto Bänninger einen vierten geschenkt. Siebzehn Jahre jünger als Haller,
zwölf als Hubacher, Altersgenosse von Geiser, hat er noch einmal das Wort bestätigt «le
merite n’attend pas l’äge» und bereits vor einem Jahr ebenfalls in Venedig den inter-
nationalen Preis für Bildhauerei errungen.
Die Sammlung des Kunsthauses besitzt außer dem Männerkopf von 1929 und der großen
Figur «La Provence» von 1933, mit dem Bildniskopf Dr. H. M. von 1942 und der Sitzenden
von ihm nun vier Werke. Die Sitzende ist vom Künstler im Winter 1940/41 in Zürich
modelliert und hierauf bei Pastori in Genf gegossen worden. Sie ist als Skulptur so gut, daß
eine Photographie nach ihr nie ganz gut sein kann. Damit ist gemeint, daß sie so sehr ganz
nur Volumen und Bewegung ist, daß eine einfache Projektion auf eine Fläche, die Photo-
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Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
U
graphie, stets Wesentliches unterschlägt. Wenn der eine Schenkel für den Betrachter in
seiner «besten» Form sich darbietet ist der andere zur Nichtexistenz verkürzt; wenn der
Betrachter sich in die Formen und die Bewegung des Rückens vertieft, entgeht ihm die
Beredtheit von Brust und Schoß; und wenn er feststellt, wie sicher das Sitzen im Becken und
den Schenkeln gegeben ist, kann er erst, wenn er sich davon löst, das Spiel der Schultern,
das Stützen des linken und das Schweben des rechten Armes empfinden.
Die Figur existiert in allen ihren Formen und Spannungen zugleich. Sie lebt von innen
her nach allen Richtungen, in keinem Umriß ist sie ganz enthalten oder gibt sie sich ganz
aus, und der Beschauer kann sie als Ganzes, in ihrem Wesen, nur erkennen, wenn er um jede
Einzelheit und Teilansicht wohl sich bemüht, jedoch an keine sich heftet.
Tafel III Jakob Probst
Schweizertyp
Bronze 131X56X216 cm, bez.: PROBST
In einer größern Zahl von Werken vorher kaum zugänglich, wurde die künstlerische
Leistung von Jakob Probst für die Zürcher erst in der Ausstellung «Schweizer Bild-
hauer und Maler 1941» eigentlich erkennbar und lebendig. In seinen Angaben für das
schweizerische Künstlerarchiv schreibt der Bildhauer von sich selber: «Entstammt dem
Bauernstande». Um ihn von allfälligen bäuerlichen Befangenheiten frei zu machen
möchten die Studien in Paris bei Bourdelle, 7 Monate Aufenthalt in Italien und 4 Monate
in Aegypten ausgereicht haben. Seit 1932 lebt und arbeitet der Baselländer Bauernsohn
überdies in der verfeinerten Atmosphäre von Genf.
Glatt spannt sich an dem mehr als lebensgroßen «Schweizertyp>» die Haut über den
großen Formen von Körper, Kopf und Gliedern. Wenn Arbeiten anderer Bildhauer gelegent-
lich zur Betrachtung aus nächster Nähe, zum Abtasten einer von flimmerndem Licht reizvoll
belebten Oberfläche locken, so weist diese Figur nicht nur durch ihre maßstäbliche Größe
den Beschauer in Distanz. Sie will in einem Mal und als Ganzes gesehen sein. Eigentümlich
ist ihr bei aller Sicherheit der Statik eine ausgesprochene Raschheit und Einfachheit im
Fluß der Formen, die wir gern auf das Menschliche des dargestellten Mannes übertragen.
Es ist eine Art von Leichtigkeit in Kraft. Wenig hat die Figur mit Atelier-Luft und -Licht
zu tun. Sie ist auch keine «Museums-Plastik». Wie menschlich mit dem Bauernstand, ist
Probst künstlerisch mit dem Bauhandwerk und der Baukunst verbunden. Er hat als
Architekt begonnen und seither Figuren für öffentliche Bauten und Denkmäler für den
freien Raum geschaffen. Der «Schweizertyp>» ist nur in dem einen Guß vorhanden, den das
Zürcher Kunsthaus besitzt.
Tafel IV Karl Hügin
Komposition
Tempera auf Leinwand 220X110,5 cm, bez.: Hügin
Wenn das Bild von Corot eine komponierte klassische Landschaft ist, so komponiert
Karl Hügin mit menschlichen Gestalten und einer Bahnhof-Unterführung. Er rückt sie
aber nicht kühl an ihre Plätze wie die Figuren auf dem Schachbrett, sie dienen als Kom-
position wie einer formal-künstlerischen, auch einer einfach menschlichen Idee. Das Bild
ist in der vorliegenden Form 1941 in Bassersdorf entstanden, es geht aber im Keim auf die
Zeit zurück, da der Künstler an seinen zwei großen Wandbildern «Die christlichen oder
menschlichen Tugenden» und «Klage» im Genfer Völkerbundspalast arbeitete und auf
seinen Gängen hin und her oft den Bahnhof Cornavin durchqueren mußte. Eine vielleicht
zu einfache Version geht dahin, daß er als Andenken an die herbe Zugluft, die in der Unter-
führung stets ihn empfing, eine schwere Erkältung sich zugezogen, in den wehenden Gewän-
dern des Bildes sich aber mit der Situation auch künstlerisch auseinander gesetzt habe.
Hüein antwortet darauf weder ja noch nein und schreibt: «Ja, es ist richtig, die Idee zu
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Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft
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dem genannten Bilde stammt aus dem Bahnhof in Genf, aus der Zeit als ich die Fresken
malte im Schweizer Saal des Völkerbundsgebäudes im Jahre 1936 Juli-Dezember.
Hingegen ist die Sache so, daß mich Bahnhöfe von jeher stark beschäftigten, d.h. ich
treibe mich stets gerne in den Hallen derselben‘ herum. Das Kommen und das Gehen, das
Abschiednehmen einerseits und das Wiedersehen, die Begrüßungen anderseits zwischen
den Reisenden, ist mir steis wie eine Art von Bestätigung oder Parallele der Lebensreise
überhaupt vorgekommen. Dann aber ist das künstlerische Problem bei diesen Aufenthalten
nicht zu vergessen: Raum und Licht, und darin der Mensch. So bedeutet das ge-
nannte Bild, in seiner heutigen Fassung, wohl die reinste oder reinlichste Lösung von allen
denen, die ich aus diesem Problem heraus komponierte».
In zwei Studien, die zu dem Bilde vorhanden sind, und in der durch die «Arta» (Großen-
bacher, Zürich) verlegten Radierung nach dem gleichen Thema sind alle Figuren bekleidet.
Die «Komposition» ist ein Wandbild, das seine Wand nicht gefunden hat.
Auf Fresko-Ton sind die matten Farben gestimmt, für welche vorerst «zart» als das
bessere Wort sich einstellt. Sie werden aber klar und kräftig für das Auge, das länger auf
ihnen verweilt. Auf einem Grundtion von Grau heben die schwereren und die lichten Töne
sich bedeutungsvoll ab, und das scheinbare Grau selber erhellt und verdichtet sich zu Farbe.
Die hellgrüne Mädchengestalt eilt vor heller Wand herbei wie ein Engel der Verkündigung,
mit ihr strömt das stärkste Licht vom Eingang her, und aus dem kleinen Stückchen Himmel
über die beschattete Treppe hinweg, in das unterirdische Gelaß auf die Menschen und die
Betonwände. Die beiden dunkeln Gestalten bilden mit den drei Mädchen ein Kreuz nach
Bewegung und Beziehung. Die jungen Männer stehen daneben als überlegen-unbeteiligte
Beobachter und Herren der Welt.
Tafel V Ernst Georg Rüegg
Grimmige Tiere und wilde Männer bedrohen das Menschenkind
Oel auf Leinwand 121 X 93 cm, bez.: Rüegg 1918
Noch einmal nicht reine «peinture», sondern eine «Komposition», komponiert aus For-
men, Farben und Elementen nicht formal-ästhetischer Natur, ist das Bild von Ernst Georg
Rüegg mit dem etwas umständlichen Titel. Die malerische Phantasie hat bei Rüegg eine
Schwester, die aus den Erlebnissen der Seele nicht so sehr wie der Sinne kommt.
Düster und drohend, wie die gefährliche Gesellschaft um das arme Menschenkind, er-
scheinen die Farben, wild rot die Feuerbrände vor dem Horizont und das Feuerlein beim
liegenden Fuchs im Vordergrund, schrill und dumpf neben einander das Mehlweiß des
kleinen und das Rostrot des großen Hornbläsers, im ganzen, dunkel schwarzgrünen, grau-
blauen und erdbraunen Bild verteilt, das unbestimmte Gelbbraun der drei Füchse und des
Lärchenbäumleins, etwas edler höchstens das stahlblaue Manteltuch des Schwertträgers und
die blauen Wickelbänder des Kindes.
Der Künstler erklärt, das Bild sei unter der Stimmung der Kriegsjahre 1917/18 ent-
standen «im Ausklang des Kriegsgeschehens». Die Jahrzahl 1918/19 trägt das Bild «Die
schlimmen Nachbarn betören das Knäblein», das dem Kunsthaus schon seit 1930 gehört,
aber wie der Künstler sagt aus dem «Anfang des Krieges» stammt, also wohl langsam er-
arbeitet oder dann erst in einer spätern Fassung in das Kunsthaus gelangt wäre. Als Leih-
gabe der kantonalen Regierung ist dem Kunsthaus in neuester Zeit eine dritte Komposition
von Rüegg erreichbar geworden in dem Bild «Kinder sagen, sie hätten im Walde Männlein
gesehen», eine vierte «Gespräche der Jägerburschen» als Geschenk des dem Kunsthaus beson-
ders nahe verbundenen «Zürcher Sammlers».
Das bedrohte Knäblein von Ernst Georg Rüegg hat einen ältern Bruder in dem «Um-
schlichenen Jüngling» von Hermann Huber, während Ferdinand Hodler sein Knäblein,
den «Auserwählten», von sechs Engeln behütet sein läßt.
W. Wartmann
TAFELN 1—V
TAFEL I
CAMILLE COROT
La Cervara
TAFEL II
OTTO CHARLES BÄNNINGER
Mädchenfigur
TAFEL III
JAKOB PROBST
Schweizertyp
TAFEL IV
KARL HÜGIN
Komposition
TAFEL V
ERNST GEORG RÜEGG
Grimmige Tiere und wilde
Männer bedrohen das
Menschenkind.