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ZURCG.
KUNSTGESELLSCHAFT
Jahresbericht 1944
ZÜRCHER
KUNSTGESELLSCHAFT
Jahresbericht 1944
Drei Beilagen
Acht Tafeln
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft 4
INHALT
Vorwort. .
Sammlung .
Bibliothek .
Ausstellung
Haushalt .
Vereinsleben .
Veröffentlichungen .
Vorstand und Kommissionen. .
Rechnung 1944 .
Beilagen:
Ss. 5
Ss. 7
Ss. 13
S. 14
S. 16
S. 17
S. 19
S. 20
Ss. 21
Das Schweizerische Künstler-Archiv und das Schweizerische
Künstlerlexikon, achter Bericht 1. Januar 1944 bis 31. De-
zember 1944 . 0. .0000000000. 00 0 4 4 + S 28
IX. Die zweite Kunsthauserweiterung, 4. Bericht 1. Januar bis
31. Dezember 1944 2 0 0.00.000.00000.0.0.00.01. . S. 29
{II. Schenkungen, Leihgaben, Ankäufe S. 30
[V. Tafeln 1IL— VIII
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
Im fünften und sechsten Kriegsjahr stand das Zürcher Kunsthaus unter ver-
stärktem Druck der ‘besonderen Verhältnisse. Die Absperrung vom Ausland, die
neue Evakuierung der Sammlung, die lähmenden Auswirkungen der Mangelwirt-
schaft, von den mancherlei Dingen, die für die Reinigung und gute Instandhaltung
des Hauses notwendig sind, über die ungenügende Heizung bis zu den durch
militärische Beanspruchung und Krankheit mehr als dezimierten Arbeitskräften,
brachten Schwierigkeiten, die nur mit Mühe und nicht überall vollständig über-
wunden werden konnten. So galt es, aus dem Tag für den Tag sich zu behaupten
und wurden Reserven verzehrt statt gesammelt.
Die größere Zahl und das stärkere Hervortreten der Ausstellungen beruhen
darauf, daß die Sammlung, abgeräumt und unterirdisch versorgt, zum größten Teil
und während des größten Teils des Jahres untergetaucht blieb. Hinter dem Vor-
hang blieb ihr Leben aber ungeschwächt, die Kontrole und der sinnvolle Ausbau
der Bestände wurden aufrecht erhalten, das Vertrauen der Behörden und der
privaten Kunstfreunde äußerte sich auch gegenüber der unsichtbaren Sammlung
in der Ueberweisung von Beiträgen an wichtige Ankäufe und von Kunstwerken
als Schenkungen und Leihgaben. Voran stehen der Kanton und die Stadt Zürich
mit ihrem Eintreten zur Ermöglichung des Ankaufes der Rousseau-Büste von
J.-B. Lemoyne und die von einer ansehnlichen Zuweisung an den Sammlungs-
fonds begleitete Schenkung der beiden Bilder von Max Liebermann zum Andenken
an Dr. Hermann Kurz; ebenso das Vermächtnis C. Robert Moser und eine Reihe
weiterer Spenden. Auch andere Institutionen als die Sammlung wurden bedacht,
die Bibliothek mit einem Beitrag von Herrn Dr. Heinrich Bodmer - von Arnim
an die Aufwendung für die große Photographiensammlung, der Fürsorgefonds mit
einer großen Zuweisung von einem Freund, der sich in einer langen Reihe von
Jahren um das Kunsthaus schon verdient gemacht hat, wie kaum ein anderer.
Hoch zu schätzende Hülfe ist auch die Mitarbeit an den Aufgaben des Vor-
standes und der Kommissionen. Im Jahr 1944 brachten die Neuwahlen, vor allem
auf Grund der Statutenbestimmung, daß in einer Kommission höchstens die Hälfte
der Mitglieder während mehr als zwei Amtsdauern Sitz haben können, den Ver-
zicht auf verdiente Vorstands- und Kommissionsmitglieder mit sich. Der Vorstand
dankte für wertvolle Mitarbeit dem zurücktretenden Vorstandsmitglied Herrn
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
Architekt Otto Pfister, den Mitgliedern der Sammlungskommission Herrn Jakob
Ritzmann, der Bibliothekkommission Herrn Rudolf Mülli, der Ausstellungskom-
mission Herrn Paul Bodmer, Herrn E. F. Burckhardt, Herrn Reinhold Kündig,
Herrn Otto S&quin; und begrüßte als neue Mitglieder im Vorstand Herrn E. Bührle,
in der Sammlungskommission Herrn Max Gubler, in der Bibliothekkommission
Herrn Professor G. Jedlicka, in der Ausstellungskommission die Herren Ch. Otto
Bänninger, Hans Fischli, Heinrich Müller, Jakob Ritzmann. Als Nachfolger von
Herrn Bundesrat Nobs in der stadträtlichen Delegation beim Vorstand ernannte
der Stadtrat am 23. März Herrn Stadtpräsident Dr. A. Lüchinger.
Eine erste Etappe auf dem Weg zum erweiterten Kunsthaus wurde erreicht
mit dem erfolgreichen Abschluß des Ideenwettbewerbes im Mai des Berichtsjahres.
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
Sammlung
Vom Dezember 1943 bis Ende Februar 1944 gehörten die Sammlungsräume des ersten
Stockwerkes der großen Hermann Huber-Ausstellung. Im zweiten Stockwerk gestatteten in
der gleichen Zeit umfassende Instandstellungsarbeiten am beschädigten Glasdach nur die
Benützung von Saal a, der auch dieser Ausstellung überlassen wurde. Wegen starken Schnee-
falls und Frostes konnten die Arbeiten am Dach Anfang März nicht beendet werden. Die
Wiedereinrichtung der Säle mit dem Ausschnitt «Sammlung II, Schweizer Kunst vom 15. bis
ins 19, Jahrhundert» mußte einstweilen unterbleiben.
Zur Ueberbrückung der auf wenige Wochen berechneten Wartezeit wurde nach der Frei-
gabe des ersten Stockwerkes Anfang März hier eine Auswahl von Werken neuerer und zeit-
genössischer ausländischer und zeitgenössischer Schweizer Künstler vereinigt: Im Treppen-
haus und in der oberen Halle als Leihgabe aus Zürcher Privatbesitz vier Wandbilder von
Karl Walser und eine Komposition von Walter Clenin, Eigentum der Schweizerischen
Eidgenossenschaft; in der Galerie G Gemälde von Charles Leger, Juan Gris, Picasso; im
kleinen Raum H die sechs Aquarelle und zwei Oelbilder von Cözanne; im Raum I
französische Maler von Corot bis Bonnard, dabei Delacroix, Courbet, Monet, Renoir,
Toulouse-Lautrec; im Raum K Liebermann, Corinth, Kokoschka, Munch;: in den kleinen
Räumen E Hügin, D Amiet, Morgenthaler, Maurice Barraud, C Sturzenegger, B Ernst
Georg Rüegg, und in Saal A Hermann Huber mit den neuen Erwerbungen und Leihgaben.
Die harten Lehren des Unglücks von Schaffhausen vom ersten April und die eindringliche
Empfehlung der obersten Landesbehörde auf möglichst weit verteilte Verbringung von
wertvollem Kunstgut in möglichst bombensichere Unterkünfte verboten die Wieder-
einrichtung des zweiten Stockwerkes. Dieses konnte auf die Dauer von zwei Monaten zuerst
für die Arbeit des Preisgerichtes, dann für die Ausstellung der Projekte zur zweiten Kunst-
hauserweiterung zur Verfügung gestellt werden. In der Folge wurden auch aus dem ersten
Stockwerk die als unersetzlich zu betrachtenden Werke entfernt und die Räume H und I
zur Ausstellung des Vermächtnisses C. Robert Moser verwendet, Raum K für Gemälde von
Blanchet und Auberjonois, Raum F mit der Galerie über dem Studiensaal für die neuerdings
bereicherten Bestände der Lithographien von Toulouse-Lautrec, der gegen den Garten sich
öffnende Raum G für Paul Basilius Barth. Gegen Ende des Jahres überließ der Zürcher
Kunstfreund, der für das Kunsthaus sammelt, zum zeitweiligen Ersatz des Vermächtnisses
Moser Bilder weiterer westschweizerischer Maler, Hans Berger, R. Theophile Boßhard,
Breßler und Domenjoz. Das zweite Stockwerk blieb weiterhin leer.
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
Die Sammlungsbestände erfuhren vorerst willkommene Bereicherung durch Ver-
mächtnisse und Schenkungen.
Das Vermächtnis von Herrn C. Robert Moser umfaßt eine Gruppe von Gemälden und
Zeichnungen, die seit den Jahren 1928 und 1935 der Sammlung als Leihgaben angehörten:
Cuno Amiet, Gemälde: Drei Frauen im Garten 1903; Frau im Grünen mit
rotem Umschlagtuch Brustbild von links um 1900;
weiblicher Akt zum «Jungbrunnen» 1916; Frühlings-
landschaft 1919; Blumen 1920; Landschaft mit Katze
1921; Blumen und Früchte 1926; Bildnis Frau A. A.
1932.
Zeichnungen Waiblicher Kopf mit grünem Kragen; Bildnis A. M.;
und Aquarelle: Stehende Dame von links; Durchblick zwischen
Bäumen; Berner Landschaft.
La Plage
Hafen von Barcelona
Bildnis Mlle. E. B. 1922
Spielende Kinder
Venedig
Hirten
Schreitende Frau
Kinder im Wald (Klosters)
Mutter und Kinder 1918; Frau am Tisch 1920; Kom-
position Zürich .
Ernst Morgenthaler, Gemälde: Selbstbildnis 1924
Zeichnung: Du schöne Welt ade!
Edouard Vallet, Zeichnung: Hodler an der Staffelei 1899
Franz Wiegele, Zeichnungen: Zwei Frauen auf Sofa; sitzender weiblicher Akt
Durch letztwillige Verfügung von Fräulein Dr. Clara Tobler erhielt das Kunsthaus eine
intime kleine Flußlandschaft mit der Signatur «Daubigny» und einen frühen weiblichen
Rückenakt von Ottilie W. Roederstein.
Herr Direktor J. J. Kurz schenkte zum Gedächtnis an Herrn Dr. Hermann Kurz der
Sammlung zwei wertvolle Gemälde von Max Liebermann: Bildnis Dr. Hermann Kurz 1927
and Reiter am Strand 1925.
Der Zürcher Kunstfreund, der sein Haus mit Werken seiner schweizerischen Künstler-
freunde schmückt, um sie dereinst dem Kunsthaus zu überlassen, erwarb im Berichtsjahr
die Bilder:
Maurice Barraud
Paul Basilius Barth
Wilhelm Gimmi
Rudolf Huber-Wiesenthal
Eugen Meister
Alfred Heinrich Pellegrini
Birne mit Pflaumen
Damenbildnis
Nana
VMäher
Winterlandschaft
Bildnis D. M.
Vorfrühling bei Crans
Juradorf
Albert Schnyder
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Die verschiedenen Schenkungen von Zeichnungen und Druckgraphik sind:
Jean Huber Jean-Jacques Rousseau in Pelzmütze und langem Mantel,
3 Kreidezeichnungen; von Herrn Ch. Albert de Burlet
Henri de Toulouse-Lautrec L’amateur de chevaux, Lithographie Delteil Nr. 234;
von Herrn K. Sponagel
Siebene auf einen Streich 1883, Kolorierte Federzeichnung:
von Herrn Dr. Robert Forrer
Plakat für eine Byzantinische Ausstellung 1896, Lithographie
in Farben und Gold;
von Herrn Dr. Robert Forrer
Renaissance-Schrank von vorn und von der Seite, Bleistift:
von Herrn August Laube
Frauenkopf II, Rückenakt, Komposition Apfelernte, Frauen
und Jüngling, zwei Mädchen im Garten, Sihlbrücke,
6 Federzeichnungen;
vom Künstler
Karl Spörri
Robert Eduard Forrer
Wilhelm Füßli
Hermann Huber
Bei den Leihgaben überwiegt die ältere deutsche Kunst mit 4 Holzfiguren und
einem entzwei geschnittenen großen Altarflügel, Erwerbungen eines Freundes des Kunst-
hauses zur Aufstellung im Rahmen der Sammlung ohne nähere Befristung:
Tilmann Riemenschneider Madonna mit Kind auf Mondsichel ;
Tilmann Riemenschneider Madonna mit Kind, Halbfigur
zugeschrieben
Peter Dell der Aeltere
Matthäus Kreniß
Hans Strigel der Jüngere
Stehende weibliche Heilige
Stehender Bischof
Innenseite eines Altarflügels mit den Heiligen Stephanus,
Johannes der Täufer, Wendelin; Außenseite mit dem
Martyrium des Heiligen Sebastian
Leihgaben je der Stadt Zürich und der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde sind zwei
Bilder von Hermann Huber «Komposition Traumstimmung» 1934 und «Blütenzweige» 1943.
Auch bei den Ankäufen spannt sich der zeitliche Rahmen über mehrere Jahr-
hunderte mit den Skulpturen:
Fränkisch um 1500, Der Heilige Cosmas, Lindenholz, Der Heilige Damian, Lindenholz;
Jean-Baptiste II Lemoyne, Büste Jean-Jacques Rousseau 1765, Marmor; Pablo Ruiz
Picasso, Frauenkopf 1909, Bronze
den Malereien:
Joseph Werner (1637—1710) Allegorie der Kunst, Miniatur in Deckfarben; Hermann
Huber, Mutter und Kinder im Grünen 1922, Holztragende Knaben 1924, Laubsammler
1932/38, Vorlesende und Knabe 1940/41, Im Sihltal 1943, Sihl im Winter 1943; Jakob
Ritzmann, Schrebergärten 1943
und den Zeichnungen:
Antwerpener Meister um 1540, Gerichtszene, Feder weiß gehöht; Johannes Meyer (Zürich
1655—1718) Titelblatt für eine Zürcher Bibel, Feder; Jean-Baptiste Oudry, Bauernhof
«J. B. Oudry 1750 pour le tableau de M. le Dauphin», Feder laviert;: Ludwig Vogel,
L0
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
Rütlischwur 1860, Feder laviert und weiß gehöht; Pablo Ruiz Picasso «Ecstase» (Jüng-
ling Mädchen entführend), Feder.
Bei den Erwerbungen von Druckgraphik stand noch einmal voran die Sorge um den
Ausbau und endlichen Abschluß des graphischen Werkes von Daumier. Daneben wurde
aber der Blick doch offen gehalten für Ankäufe aus anderen Bereichen, so mit
Richard Houston, «George the King of Great Britain 1772» und «Charlotte Queen of
Great Britain 1772», 2 Schabkunstblät ter nach den Gemälden von John Zoffany;
Francisco da Goya, Die Alte auf Schaukel, Radierung Delteil Nr. 26, La Tauromachie,
40 Radierungen Delteil Nr. 224—263, mit 2 Titelblättern und Inhaltsverzeichnis, Aus-
gabe Paris 1876; Heinrich Lips «Muttertreu», 9 kolorierte Aquatintastiche nach Aqua-
rellen von Martin Usteri; Henri de Toulouse-Lautrec, L’Anglais „au Moulin-Rouge 1892,
farbige Lithographie Delteil Nr. 12, Au Pied du Sinai 1898, 13 Lithographien Delteil
236—248; Jakob Ernst Sonderegger, Selbstbildnis 1938, Les liaisons dangereuses, Jürg
Jenatsch, 3 Farbholzschnitte.
Für die Abrundung und Verbesserung der Daumier-Sammlung konnten zunächst ein
Druck auf China der «Rue Transnonain» Delteil Nr. 135, und Probedrucke vor der Schrift
zu den fünf Delteil-Nummern 557, 819, 837, 882, 1936 erworben werden. Sodann 77 bisher
noch fehlende Auflagedrucke aus dem «Charivari»:
Jacquinot-Godart Delteil 180; 12 Blätter zu «Caricaturana Les Robert-Macaire» D. Nr.
354, 356, 359, 363, 365, 367, 368, 371, 375, 378, 385, 410; 2 zu «Croquis d’expressions» D. 477,
486; 4 zu «Types Parisiens» D. 559, 563, 587, 588; 2 zu «Emotions Parisiennes» D. 690 und
691; 2 zu «Les Baigneurs» D. 767, 777; 4 zu «Les Bohemiens de Paris» D. 823, 826, 830, 831;
je 1 zu «Monomanes» D. 858, «Physionomies tragico-classiques» D. 904, «Les Beaux jours de
Ja vie» D. 1178, «Voyage en Chine» D.1219; 3 zu «Locataires et proprietaires» D. 1604,
1605, 1609; 1 zu «Tout ce qu’on voudra» D. 1716; 13 «Actualites» D. 1754, 1997, 2018, 2022,
2340, 2620, 2627, 3229, 3235, 3807, 3875, 1476 bis 2737 bis; je 1 zu «Les Alarmistes et les
Alarm6s» D. 1766, «Les Banqueteurs» D. 1782; 3 zu «Les Representans representes» D. 1815,
1816, 1845; 1 «Croquis musicaux» D.2231; 2 «Emotions de chasse» D. 2614, 2890; 1 zu
«Croquis aquatiques» D. 2716; 4 «Les Hippophages» D. 2781, 2785, 2786, 2787; je 1 <En
Italie» D. 3191, «Croquis pris au theätre» D. 3263, «Croquis dramatiques» D. 3279; 3 «Cro-
quis Parisiens» D. 3286, 3303, 3430; 1 «En chemin de fer» D. 3296;
dabei 8 nur bei Hazard-Delteil Daumier zugeteilte Charivari-Lithographien: Nr. 483
«Cours de droit constitutionnel», 2901 «Surveillant la Commission de Surveillance», 2154
«Comment! ... Encore un faux Stephens», 3276 «Les augures de la diplomatie n’osant ouvrir
Poiseau», 3279 «Croyez-moi! prenez mon bras», 3362 «Une garde-malade un peu naive», 3543
«C'est embetant de brosser ces machines-lä», 3744 «Un omnibus en temps de grippe»;
außerdem 233 einzelne Holzeschnitte, ein Album Croquis varies, ein Einzelblatt in
Lithographie mit Zeichnung Vier Advokaten und Texten von Ambroise Thomas und Ernest
Legouve.
Gleichlaufend mit der Bemühung um Ergänzung der Daumier-Sammlung bis zur Voll-
ztändigkeit geht ohne Unterbruch ihre Verbesserung mit Umtausch unvollkommener Drucke.
Im Berichtsiahr konnten 769 Blätter durch bessere ersetzt werden.
In der Sammlung bereits vorhandene ähnlich große Bestände an Blättern von Zeit-
yenossen von Daumier und Mitarbeitern am «Charivari» wurden ergänzt durch 2523 Blätter
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
der Zeichner Benjamin (Rombaud), Frederic Bouchot, Jules-Joseph-Guillaume Bourdet,
Charles-Edouard (de) Beaumont, Cham (Amöedee-Charles-Henri de No), Alfred-Henri
Darjou, Achille Jacques-Jean-Marie Deveria, Paul Gavarni (Jean-Ignace-Isidore Gerard),
Grandville, Eustache-Louis-Alexandre Lorsay, Henri Monnier, Jules Pelcoq, J (ules?) Platier,
A (lbert?) Provost, Clement Pruche, Charles-Joseph Travies, Charles Vernier.
Im gleichen Zusammenhang steht der je zur Hälfte aus dem Sammlungsfonds und dem
Bibliothekkredit bestrittene Ankauf eines vollständigen Exemplars der «Caricature» in
den 10 Bänden November 1830 bis August 1835, die außer 91 Lithographien von Daumier
365 Blätter von Adam, Audibert, Bellange, Benjamin, Bouchot, A. Bouquet, Bourdet,
Charlet, Charier, J. David, Debon, Decamps, A. Desperret (Deperret?) Deveria, De Rudder,
Forest, Gavarni, Grandville, Jeanron, Julien, Eugene Lami, Menut, Henri Monnier, Eugene
Morisseau, Numa, Paillet, Philipon, Pigal, Raffet, Ramelet, Roubaud, Travics, Wattier,
Williams, enthalten.
Die Zeitverhältnisse erlaubten einstweilen nicht, sowohl die Sammlung Daumier wie die
seiner Zeitgenossen und Mitarbeiter vollständig zu inventarisieren und zu montieren, und
auch nicht die in Einband und Heftung gelockerten Bände «Caricature» in Stand zu stellen,
so daß die beiden Sammlungen und die Folge der «Caricature» der allgemeinen Benutzung
noch vorenthalten bleiben mußten.
Die Ausleihungen aus den Beständen der Sammlung an Ausstellungen in befreun-
deten schweizerischen Instituten umfassen Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen und Druck-
graphik der Künstler Alexandre Blanchet (7 Werke), Charles Otto Bänninger (1), Honore
Daumier (27), Johann Heinrich Füßli (13), Leon Gaud (1), Hermann Haller (2), Ferdi-
nand Hodler (5), Karl Hügin (2), Ernst Morgenthaler (1), Edvard Munch (13), Fritz Pauli
(1), Alfred H. Pellegrini (1), Marcel Poncet (1), Charles Rambert (1), Victor Surbek (1),
Felix Vallotton (13), Karl Walser (1), dazu 13 zürcherische «Inkunabeln» der Lithographie
aus dem Jahr 1807.
Die Gesuche von schweizerischen Autoren und Verlegern um Ermächtigung zur
Reproduktion von Werken der Sammlung in vorwiegend volkstümlichen und einzel-
nen wissenschaftlichen Veröffentlichungen betreffen mehr als 200 Arbeiten der Künstler
Cuno Amiet (1 Werk), Albert Anker (5 Gesuche, darunter dreimal «Pestalozzi und die
Waisenkinder in Stans»), Hans Asper (2), Maurice Barraud (1), Auguste Baud-Bovy (1),
Karl Bodmer (1), Arnold Böcklin (3), Frank Buchser (1), Joh. Balthasar Bullinger (3),
Max Buri (1), Joseph Bütler (1), Alexandre Calame (1), Carlo Carrä (1), Paul Cezanne
(1), Honore Daumier (42), Felix Maria Diogg (2), James Ensor (2), Hans Fries (1),
Heinrich Füßli (1), Johann Heinrich Füßli (10), Johann Rudolf Füßli (1), Wilhelm
Füßli (2), Salomon Geßner (2), Urs Graf (1), Anton Graff (1), Jan Hackaert (1), Ludwig
Heß (2), Ferdinand Hodler (33), Samuel Hofmann (4), Hermann Huber (4), Karl Hügin
(1), Friedrich Irminger (1), Angelika Kauffmann (1), Rudolf Koller (6), Salomon Landolt
(2), Diethelm Lavater (1), Hans Leu d. j. (2), Carl Liner (1), Ernst Meißner (1), Meister
mit der Nelke Bern (1), Meister mit der Nelke Zürich (2), Barthelemy Menn (2), Kaspar
H. Merz (1), Conrad Meyer (1), Otto Meyer-Amden (1), L. Hippolyte Millenet (1), Ernet
Morgenthaler (1). Edvard Munch (2).
Johannes Notz (9 Arbeiten), Hans Jakob Oeri (1), Gustav H. Ott-Däniker (1), Alfred
H. Pellegrini (1), Johann H. Pfenninger (2), Auguste Rodin (1), Hans Sandreuter (2), Joh.
2
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
Ulrich Schellenberg (6), J. Conrad Seekatz (1), Adolf Stäbli (1), Karl Stauffer (1), Johann
G. Steffan (2), Ernst Stückelberg (3), Johann Heinrich W. Tischbein (4), W. Adam Töpffer
(1), Henri de Toulouse-Lautrec (2), Johann Jakob Ulrich (1), Johann Martin Usteri (2),
Edouard Vallet (2), Vincent van Gogh (1), Benjamin Vautier (1), Auguste Veillon (1),
Ludwig Vogel (1), Anna Waser (1), Albert Welti (3), Caspar Wolff (1), Jakob Joseph Zelger
(1), Robert Zünd (3).
Bei dem Umfang dieses Verkehrs beanspruchten das meist mehrmalige Bereitstellen und
Wiederversorgen der zu reproduzierenden Werke und die sonstigen Umtriebe einen immer
größeren Teil der Abeitszeit und -Leistung des Büro- und Hauspersonals. Wenn die im Jahre
1942 getroffene Verfügung, daß Originale zur Reproduktion nicht aus dem Kunsthaus
herausgegeben werden, sondern hier aufgenommen werden müssen, als Entgegenkommen
gegenüber Reproduktionsanstalten und Verlegern für einige Ausnahmefälle gelockert wurde,
so blieben leider wieder bedauerliche Folgen mit Gefährdung und Beschädigung durch
Unachtsamkeit oder unglücklichen Zufall nicht aus.
Ueber die für die Darbietung der Sammlung sich ergebenden Einschränkungen und die
wechselnde Verwendung von Sammlungsräumen während der Dauer der Teil-Evakuierung
unterrichtete der Direktor die Oeffentlichkeit durch einen zusammenfassenden Bericht in
den Ausgaben Nr. 1528 und 1569 der «Neuen Zürcher Zeitung» vom 10. und 17. September
1944 unter dem Titel «Das Zürcher Kunsthaus im Krieg». Im Maiheft des «Werk» erschien
ein illustrierter Aufsatz des Direktors über das im Vorjahr für die Sammlung erworbene
Kollmann-Bildnis von Edvard Munch und die von Geheimnis umwitterte Figur des Dar-
gestellten.
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
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Bibliothek
Der Zuwachs der Bibliothekbestände beläuft sich im Berichtsjahr auf 245 Num-
mern für die Büchersammlung und 193 Nummern für das Bibliothek-Archiv der Kataloge
von Sammlungen, Ausstellungen, Auktionen, Lagerbeständen, sowie der Berichte von Kunst-
instituten und Kunst- und Künstlervereinen. Angekauft wurden im zürcherischen Sorti-
mentsbuchhandel, im Antiquariat und gelegentlich auch wieder an Auktionen 140 Werke.
Alle übrigen Eingänge sind Schenkungen, Jahresgaben, Tausch- und Belegexemplare.
Größere Zuwendungen verdankt die Bibliothek der Regierung des Kantons Zürich, der
Königlich Rumänischen Gesandtschaft in Bern, der Zürcher Zentralbibliothek, den Herren
Dr. Henri Bodmer-Abegg, Oskar Schloß, Professor E. von Yhbl.
Der sonst innegehaltene Rahmen einer Büchersammlung über Kunstgeschichte wurde
einmal gesprengt in dem gemeinsam mit der Sammlungskommission beschlossenen und aus
gemeinsamen Mitteln bestrittenen Ankauf der vollständigen Sammlung der «Caricature»,
1830—1835, und noch einmal mit dem Antrag an den Vorstand auf Erwerbung einer großen
Photographiensammlung zur älteren Kunstgeschichte, für welche ein Sonderkredit aus dem
Betriebsfonds bewilligt wurde, aber auch ein ansehnlicher Beitrag eines Freundes des
Kunsthauses zur Verfügung stand. Die Sammlung wurde zur Verwaltung und Aeufnung der
Bibliothek zugeteilt. Sie enthält in 408 Mappen rund 20 000 Photographien meist großen
Formates und rund 10 000 Reproduktionen anderer Art, hauptsächlich Ausschnitte aus Kata-
logen. Die Arbeit der Ueberprüfung, Katalogisierung und systematischen Ordnung, mit
gleichzeitigem Ersatz der zum großen Teil schlecht erhaltenen Mappen wurde auf 1!/2 bis
2 Jahre berechnet. Nach ihrem Abschluß wird die Sammlung zur Benutzung wie die großen
Abbildungswerke der Bibliothek aufgelegt werden.
Die Benutzung der Bibliothek im Lesesaal und im Leihdienst übersteigt im Be-
richtsjahr um weniges die Zahlen des Vorjahres, es stehen im ganzen 4793 Bestellungen
yegen 4651.
I, Quartal
N. Quartal
III. Quartal
1V. Quartal
Lesesaal
1944 1943
1017 699
792 882
727 613
766 896
3302 3090
nach Hause
1944 1943
461 382
386 397
287 387
3537 395
1491 1561
Im Leihverkehr mehrten sich die Bestellungen, die Institute anderer schweizerischer
Städte für ihre Leser anmelden, entweder auf Grund des Gesamtkataloges der Schweize-
rischen Bibliotheken in der Schweizerischen Landesbibliothek in Bern oder mittels Such-
listen.
Das Neujahrsblatt 1945 «Der Maler Hans Sturzenegger» von Jakob Ritzmann,
ist ein aus umfassender und eindringender Kenntnis des Menschen, des Künstlers und des
Werkes aufgebautes Bild, wie der jüngere Freund von dem ältern es zeichnen kann, wenn
verehrende Liebe ihm die Feder führt.
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Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
Ausstellung
Am Anfang und am Ende des Jahres stehen die großen Einzel-Ausstellungen Hermann
Huber und Hans Sturzenegger. Die besonderen Verhältnisse gestatteten für die erste die
Beiziehung auch aller Sammlungsräume des ersten Stockwerkes, der Galerien über dem
Studiensaal und des großen Saales a im zweiten Stockwerk, Für die zweite konnten alle
Dberlichtsäle des zweiten Stockwerkes benutzt und damit der Ausstellung «Schwarz-Weiß»
das erste Stockwerk frei gehalten werden. Auch im Frühjahr ergab sich, mit der Verwendung
des Oberlichtsaales a der Sammlung für die italienischen Maler des 19. Jahrhunderts, die
Möglichkeit einer gleichzeitigen Ausstellung der ungarischen Kunst im ersten Stockwerk.
30 erhielt das Jahr in der Zahl Veranstaltungen mit der folgenden Reihe einen Vorsprung
gegenüber dem sonstigen Durchschnitt:
18. Dezember 1943
bis 28. Februar 1944:
2. März bis 29. März:
2. April bis 30. April:
5. April bis 30. April:
70. Mai bis 11. Juni:
16. Juni bis 23. Juli:
29, Juli bis 3. September:
9, September bis 15. Oktober:
21. Oktober bis 19. November:
25. November 1944
bis 23. Januar 1945:
9, Dezember 1944
bis.30, Januar 1945: .
«Ein Künstler, ein Leben, ein Werk», Hermann Huber; 726
Werke
Gedächtnisausstellung Fausto Agnelli; Cuno Amiet, Serge
Brignoni, Adolf Fehr, Werner Feuz, Hans Eric Fischer,
Walter Helbig, J. Ernst Sonderegger, Henry Wabel; Gedächt-
nisausstellung Hubert Weber; 10 Künstler, 171 Werke
Voderne ungarische Kunst; 45 Künstler, 216 Werke
[talienische Malerei des 19. Jahrhunderts; 22 Künstler, 40
Werke -
gArchitektur»: Gottfried Semper 1803—1879, Ernst Glad-
bach 1812—1896, Julius Stadler 1828—1904, Albert Friedrich
Bluntschli 1842—1930, Gustav Gull 1858—1942, Karl Moser
1860—1936, Otto Rudolf Salvisberg 1882—1940, Hans Ber-
noulli (8 Architekten mit Projekten, Aufnahmen in Zeich-
nung und Aquarell, Skizzenbüchern, nicht einzeln gezählt, in
allen Ausstellungsräumen 1—1IX)
Ugo Cleis, Ignaz Epper, Leonhard Meisser, Jakob Ritzmann;
i Künstler, 243 Werke
Sektion Zürich der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bild-
hauer und Architekten; 51 Künstler, 209 Werke
Oscar Lüthy; 160 Werke
Hans Aeschbacher, Coghuf, Hans Haefliger, Hans Stocker;
4 Künstler, 201 Werke
Hans Sturzenegger, 1875—1943; 400 Werke |
«Schwarz-Weiß»: Das Graphische Kabinett, Der Graphische -
Kreis, . Allianz, .Tailles. et Morsures,‘ Freie Zeichner; 107
Künstler, 348 Werke... 0
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
15
Mit einer größeren Sonderausstellung trat neben Hermann Huber und Hans Sturzen-
egger einzig noch Oscar Lüthy. Die drei Ausstellungen vom März, Juni/Juli, Oktober/
November belegten den herkömmlichen Typ der Sammelausstellung durch Auswahl aus den
stets zahlreich einlaufenden Anfragen der Künstler. Die Ausstellung Ungarische Kunst wurde
durch ungarische amtliche Stellen angeboten, die italienischen Maler des 19. Jahrhunderts
aus in der Schweiz domiziliertem italienischem Privatbesitz. Ueberwiegend aus den Archiven
der Eidgenössischen Technischen Hochschule stammten die Architekturzeichnungen von
acht an der Schule tätig gewesenen Professoren, die auf Anregung der Sektion Zürich des
«Bund schweizerischer Architekten» während der Ausstellung der Wettbewerbsprojekte für
die zweite Kunsthauserweiterung gezeigt wurden. Die Ausstellung der Sektion Zürich der
Gesellschaft schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten wurde von dieser Künstler-
vereinigung für das Kunsthaus zusammengestellt; die Ausstellung «Schwarz-Weiß» auf
Einladung der Kunstgesellschaft von den mitwirkenden Künstlervereinigungen, in der
Abteilung die «Freien Zeichner» aus einer großen Zahl von Einsendungen durch die Kom-
mission. des Kunsthauses ausgewählt. Wenn fünf Ausstellungen mit illustrierten und durch
orientierende Einleitungen bereicherten Katalogen begleitet werden konnten, so ist dies in
der Mehrzahl der Fälle zum Teil sehr erheblichen Spenden von Freunden des Kunsthauses
zu verdanken.
Die elf Ausstellungen von 1944, gegen sieben von 1943, zählen ohne Einrechnung der
Ausstellung «Architektur» 2714 Werke von 246 Künstlern gegen 3104 Werken von 684 Künst-
lern im Jahr 1943 mit der Häufung von großen Ausstellungen wie Hiroshige, Ausländische
Kunst in Zürich, XIX. Gesamtausstellung G. S. M. B. u. A., und der bereits mitgezählten Aus-
stellung Hermann Huber.
Die Verkäufe in den Ausstellungen übertreffen mit Fr. 132 666 für 212 Werke die
Ergebnisse der Jahre 1943 und 1942 mit Fr. 119 420 für 123 und Fr. 93 190 für 169 Werke,
bleiben aber hinter den Fr. 178 000 von 1941 noch erheblich zurück. Aus dem Lager des
Graphischen Kabinett wurden 27 Blätter für Fr. 1622 verkauft (1943: 41 für Fr. 2892), aus
dem Lager Albert Welti 2 für Fr. 200 (1943: 13 für Fr. 370). Damit steigt die Gesamtsumme
der Verkäufe auf Fr. 134 488 für 241 Werke, gegenüber Fr. 122 682 für 177 Werke im Vor-
jahr. An die Unterstützungskasse für Schweizerische bildende Künstler überwies die Kunst-
gesellschaft aus ihren eigenen Verkaufsprovisionen im Berichtsjahr Fr. 1232.50.
Berichtigung
Im Text auf Seiten 14 und 15 ist die Bezeichnung «Sektion Zürich der Gesellschaft
Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten» zu ersetzen durch «Sektion Zürich der
Gesellschaft Schweizerischer Malerinnen, Bildhauerinnen und Kunstgewerblerinnen».
Auf Seite 29, Zeile 9 von oben im zweiten Absatz, ist das Wort «und» nach «Grundriß»
durch ein Komma zu ersetzen;
Auf Seite 32, Zeile 19 von unten, ist das Komma zwischen den Worten «Gemüt» und
«gespanntem Antlitz» zu streichen.
6
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
Haushalt
Die Betriebsrechnung brachte gegenüber dem Vorjahr, das schon ein Defizit
von Fr. 37 000 zu tragen hatte, einen Rückgang der Einnahmen um Fr. 23 000, davon je
Fr. 1000 bei Mitgliederbeiträgen, Verkaufsprovisionen und Garderobe, und nicht weniger
als Fr. 20 000 bei den Eintrittsgeldern (von Fr. 34 000 auf 14 000) ; anderseits bei den Aus-
gaben, trotz Einsparungen von insgesamt Fr. 18 000 auf acht Posten, eine Steigerung um
Fr. 14000 in Folge von außerordentlichen Aufwendungen für eine langwierige und ein-
greifende, durch Frostschäden wegen nicht mehr genügender Heizung bedingte Dachrepara-
tur, die den Ausgabeposten Gebäude-Unterhalt auf Fr. 28000 ansteigen ließ, und Mehr-
belastungen von Fr. 1000 für Heizung und Beleuchtung (Preissteigerung höher als Rückgang
der Zuteilung) und Fr. 4500 für Kataloge und Photographien.
Das Defizit des Jahres 1943 von Fr. 37 000 erhöhte sich somit für 1944 um Fr. 36 500 auf
Fr. 73 500. Dieser Fehlbetrag konnte einzig durch Beanspruchung des Betriebsfonds gedeckt
werden, der damit von seinem Bestand von mehr als einer Viertelmillion im Jahre 1942
in die Nähe von Einmalhunderttausend sank, die bei gleich bleibender (nicht aber bei
schlimmerer) allgemeiner Situation für nicht einmal zwei Jahre mehr reichen werden.
Der Arbeitsgang wurde noch stärker als im Vorjahr belastet durch die noch
intensivere Beanspruchung des Großteils der Arbeitskräfte mit Militär- und Hülfsdienst. Dem
Büro wurden damit drei Personen für zusammen 241/2 Wochen entzogen, dem Hausdienst
4 Personen für 37 Wochen. Die Ferien von durchschnittlich je drei Wochen erfuhren des-
wegen für diese und die übrigen Angestellten keine Verkürzung. Weitere wiederholte wechsel-
weise, aber auch gleichzeitige Arbeitsunterbrechungen beim Büro und beim Hausdienst
kamen hinzu wegen Erkältungskrankheiten von verschiedener Heftigkeit und Dauer.
Aushülfen auf kürzere Frist waren kaum zu finden, und wenn ja auf die besonderen
Erfordernisse des Dienstes im Kunsthaus nicht vorbereitet, so daß sie naturgemäß nur
ınvollkommenen Ersatz bedeuteten. Mitte August erfolgte der Eintritt von Herrn Dr. Arnold
Schlatter aus Zürich als Assistent und Bibliothekar.
Der Kunsthausbesuch bleibt mit wenig mehr als 60 000 Eintritten im Rahmen der
mageren Jahre. Es fehlten 1944 eigentlich sensationelle Ausstellungen, wie die Sammlung
Oskar Reinhart und Johann Heinrich Füßli von 1941, oder «Ausländische Kunst in Zürich»
von 1943. Auch das Verhältnis der zahlenden Besucher zum freien Sonntag, 12 600 zu 39 100,
ist neuerdings ungünstiger als in allen Jahren seit 1940.
1944 1943 1942 1941 1940
Besucher insgesamt 60 269 9179%6 64169 895309 61942
Zahlende 125983 28378 15650 28766 13 567
Nichtzahlende 47 671 63 418 485319 60743 48 375
An Sonntagen insgesamt 42 679 57 373 44 548 57 783 46 022
An Sonntagen zahlende 3 556 7 344 4 395 7 645 4 600
An Sonntagen nicht zahlende 39123 50 029 40 153 50 138 41 422
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
1}
Die höchsten Besucherzahlen fallen auf die Monate April mit 6255 (1943: September
mit 17 032), Dezember mit 6045 (1943: August mit 13 512), Juni mit 5651 (1943: November
mit 12477) Eintritten. Am schwächsten besucht waren August mit 2413 (1943: Juli mit
3215), Juli mit 4107 (1943: Juni mit 3629), November mit 4809 (1943: April mit 4152)
Eintritten.
Auswärtige Schulklassen und andere Besuchergruppen mit ermäßigtem Eintritt meldeten
sich 35 mit 880 Teilnehmern (1943: 46 Gruppen, 1090 Teilnehmer), stadtzürcherische
Schulen bei freiem Eintritt 76 Klassen mit 1247 Schülern und Lehrern (1943: 170 mit 2659).
Zürcherische Privatschulen veranstalteten 8 Führungen für 119 Teilnehmer (1943: 11 mit
161), die Zürcherische Kantonsschule 20 Führungen mit 291 Besuchern (1943: 23 mit 423) ;
das Kunsthistorische Seminar der Universität Zürich 11 Besuche mit 448 Teilnehmern (1943:
14 mit 273) ; der Direktor des Kunsthauses stellte sich in 4 Führungen 72 Personen zur Ver-
fügung (1943: 16 Führungen mit 398 Personen).
Verkauft wurden 6725 Ausstellungskataloge (1943: 14 092), 264 Bildkarten nach
Werken der Sammlung (1943: 544), 52 Bilderhefte der Sammlung (1943: 103), 8 Kataloge
«Sammlung I» (1943: 7).
Vereinsleben
Die ordentliche Generalversammlung vom 31. Mai vollzog“ nach der
Genehmigung von Jahresbericht und Rechnung 1943 und der Ernennung der Rechnungs-
revisoren für 1944 die Neuwahl des Präsidenten und des Vorstandes für die dreijährige
Amtsdauer 1944—1946 mit der Wiederwahl von Herrn Dr. Franz Meyer als Präsident und
des bisherigen Vorstandes mit der einzigen Aenderung, daß auf den Rücktritt von Herrn
Architekt Otto Pfister an seine Stelle Herr Emil Bührle gewählt wurde. Hierauf orientierte
der Präsident an Hand des gedruckt vorliegenden Berichtes und mit Hinweis auf die am
20. Mai eröffnete Ausstellung der 82 beurteilten Projekte in den Sammlungssälen des zweiten
Stockwerkes im Kunsthaus die Versammlung über das Ergebnis des Wettbewerbes für die
zweite Kunsthauserweiterung, und erläuterte als Mitglied des Preisgerichtes Herr Architekt
Professor Dr. h.c. H. Hofmann die Voraussetzungen und Ansprüche des Wettbewerbes und
die besonderen Vorzüge der im Versammlungsesaal vereinigten sechs preisgekrönten Projekte.
In einer an die Versammlung anschließenden Sitzung vollzog der Vorstand seine Kon-
stituierung mit der bisherigen Aemterverteilung und die Neuwahl der Kommissionen für
1944—1946.
Durch zehn «Mitteilungen» wurden im Lauf des Jahres die Mitglieder über die Vor-
gänge im Kunsthaus, das heißt, in Sammlung, Ausstellung und Bibliothek, die Kunsthaus-
erweiterung und die besonderen Veranstaltungen unterrichtet. Vierzehnmal ergingen an sie
Einladungen zu Vortragsabenden oder zu Ausstellungseröffnungen,
die oft von Ansprachen oder Vorträgen begleitet, gelegentlich auch von musikalischen
Darbietungen umrahmt waren. Mit Vorträgen stellten sich zur Verfügung die Herren
K. Sponagel («Hermann Huber und sein Werk»), Professor Erwin von Ybl («Die Entwick-
3
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
lung der bildenden Künste in Ungarn seit Beginn des 11. Jahrhunderts» und «Ungarische
Malerei und Plastik des 19. Jahrhunderts und der Gegenwart»), Architekt H. Bernoulli
‘gAus dem Beruf des Architekten»), Professor Ernst Egli («Die Architektur als Wertmesser
für Volk und Zeit»); für Einführungen bei Ausstellungseröffnungen die Herren Professor
Erwin von Ybl (Moderne Ungarische Kunst), Professor Linus Birchler (Italienische Malerei
des 19. Jahrhunderts), Architekt Albert Gradmann (Architektur), Walter Kern (Oscar
Lüthy), Hans Reinhart (Hans Sturzenegger).
Für die Neujahrsverlosung 1944 wurde wie im Vorjahr ein Betrag von Fr. 3700
zu Lasten des Betriebsfonds zur Verfügung gestellt und in 31 Gutscheine im Wert von Fr, 50
bis 500 zum Bezug von Kunstwerken in den Ausstellungen des Jahres aufgeteilt,
Der Mitgliederbestand erfuhr vom 1. Januar bis zum 31. Dezember bei den
Einzelmitgliedern mit 88 Eintritten, 52 Austritten und 31 Todesfällen eine kleine Erhöhung
von 1568 auf 1573. Die Zahl von 17 Kollektivmitgliedern blieb unverändert. Bei den
Juniorenkarten zeigt sich, wohl im Zusammenhang mit den andauernden Aufgeboten zu
militärischem Aktiv- und Hülfsdienst, bei 28 Abmeldungen und nur 8 neuen Karten ein
Rückgang von 52 auf 30.
Die Beziehungen zu anderen Vereinigungen und Instituten mit
Austausch von Veröffentlichungen, Leistung von Jahresbeiträgen (an den schweizerischen
Kunstverein Fr. 656.80), Entgegennahme von Jahresgaben, blieben unter dem Zwang der
Verhältnisse noch einmal ausschließlich auf das Inland beschränkt. Mit der Mitgliedschaft
der Kunstgesellschaft beim Schweizerischen Kunstverein wurden ihre 150 Künstlermit-
glieder, soweit sie nicht als Mitglieder einer Sektion der Gesellschaft Schweizerischer Maler,
Bildhauer und Architekten es schon waren, auch Mitglieder der im Berichtsjahr auf Grund
einer Zuwendung von Fr. 809000 aus der Schweizerischen Nationalspende ins Leben
gerufenen Krankenkasse für schweizerische bildende Künstler, ohne Verpflichtung zur Ein-
zahlung einer Aufnahmegebühr oder persönlicher Jahresbeiträge. Als mit der teilweisen
Zerstörung des Kunstmuseums, durch die Bombardierung von Schaffhausen die vom
Schaffhauser Kunstverein vorbereitete Gedächtnisausstellung Hans Sturzenegger heimatlos
wurde, lud die Zürcher Kunstgesellschaft die Schaffhauser und Ihre Ausstellung in das
Zürcher Kunsthaus zu Gast.
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
1°
Veröffentlichungen
Zürcher Kunstgesellschaft, Jahresbericht 1943, 30 Seiten, Beilage I: Das Schweize-
rische Künstler-Archiv und das Schweizerische Künstler-Lexikon, siebenter Bericht,
1. Januar 1943 bis 31. Dezember 1943; Beilage II: Die zweite Kunsthauserweiterung,
3. Bericht, 1. Januar bis 31. Dezember 1943, 4°,
Ausstellungskataloge 1944: März, Mai/Juni (Architektur), Dezember 1943/
Februar 1944 (Hermann Huber), Juni/Juhli, Juli/September (Sektion Zürich der Gesell-
schaft Schweizerischer Malerinnen, Bildhauerinnen und Kunstgewerblerinnen), Septem-
ber/Oktober (Oskar Lüthy), Oktober/November zwei Ausgaben, November 1944/Januar
1945 (Hans Sturzenegger), Dezember 1944/Januar 1945 (Schwarz-Weiß) 8 °.
«Ein Künstler, ein Leben, ein Werk», Hermann Huber, Gemälde, Zeichnungen, Druck-
graphik 1907—1943, Kunsthaus Zürich, 19. Dezember 1943 — 28. Februar 1944, Verzeich-
nis mit Vorwort, Einführung des Künstlers und 32 Abbildungen, Umschlagbild [Text
38 Seiten] 8 °.
Vom ungarischen Kultusministerium zur Verfügung gestellt für Ausstellung 2.—30. April
1944, Moderne Ungarische Kunst, [Verzeichnis mit Einführung von Erwin von YblI, 38
Seiten. Umeschlagbild, 53 Abbildungen] 8 °.
Italienische Malerei des XIX. Jahrhunderts, Ausstellung im Kunsthaus Zürich — April 1944
[ausführlicher Katalog mit Einführung von G. Delogu, 36 Seiten, farbiges Umschlagbild,
22 Abbildungen, davon sechs farbig] 8 °.
Kunsthaus Zürich, 20. Mai bis 28. Juni, Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für den
Erweiterungsbau des Zürcher Kunsthauses, 4 °,
Kunsthaus Zürich, Gedächtnis-Ausstellung Hans Sturzenegger, 1875—1943, veran-
staltet vom Kunstverein Schaffhausen, Verzeichnis mit Beiträgen von A.Koelsch und
H. Graber; 16 Abbildungen, [Text 30 Seiten] 8 °.
Kunsthaus Zürich, Zweite Ausstellung Schw arz Weiß, 9. Dezember 1944 — 30. Januar
1945. Verzeichnis mit Einführung und 16 Abbildungen [Text 32 Seiten] 8°.
Bericht des Preisgerichtes über den Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für den
Erweiterungsbau des Zürcher Kunsthauses [11. Mai 19441, 16 Seiten. 4 °.
Zürcher Kunstgesellschaft, Neujahrsblatt 1945, Der Maler Hans Sturzenegger, 1875
bis 1943, von Jakob Ritzmann, 12 Tafeln, [34 Seiten, 1 Abbildung im Text. 12 Tafeln.
Verlag der Zürcher Kunstgesellschaft, Kunsthaus Zürich] 4 °.
Zürich, den 11. Oktober 1945
Der Präsident
der Zürcher Kunstgesellschaft: Der Direktor:
Dr. FRANZ MEYER Dr. W. WARTMANN
20
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
Vorstand und Kommissionen
der Zürcher Kunstgesellschaft im Jahre 1944
Vorstand
Dr. FRANZ MEYER, Präsident
Dr. H. E. MAYENFISCH, Vizepräsident
Dr. EMIL FRIEDRICH, Quästor
Stadtpräsident Dr. ADOLF LÜCHINGER, Ver-
treter des Stadtrates, seit 23. März 1944
Stadtrat HEINRICH ÖETIKER, Vertreter des
Stadtrates
WALTER ROSHARDT, Maler, Vertreter des
Stadtrates,
Dr. RICCARDO JAGMETTI, Vertreter der
Vereinigung Zürcher Kunstfreunde
Dr. HENRY BODMER-ABEGG
HEINRICH BRÄM, Architekt
EMIL BÜHRLE, seit 31. Mai 1944
AUGUSTO GIACOMETTI, Maler
HERMANN HUBACHER, Bildhauer
KARL HÜGINn, Maler
OTTO PFISTER, Architekt
bis 31. Mai 1944
ERNST GEORG RUÜEGG, Maler
KURT SPONAGEL-HIRZEL
Sammlungs-Kommission
Dr. H. E. MAYENFISCH, Präsident JAKOB RITZMANN, Maler
EMIL BÜHRLE bis 31. Mai 1944
Dr. EMIL FRIEDRICH WALTER ROSHARDT, Maler,
MAX GUBLER, Maler, seit 31. Mai 1944 KURT SPONAGEL-HIRZEL
HERMANN HALLER, Bildhauer ALBERT HEINRICH STEINER,
HERMANN HUBACHER, Bildhauer Stadtbaumeister
Ausstellungs-Kommission
HEINRICH BRÄM, Präsident KARL HÜGIn, Maler
OTTO CH. BÄNNINGER, Bildhauer REINHOLD KÜNDIG, Maler
seit 31. Mai 1944 bis 31. Mai 1944
PAUL BODMER, Maler, bis 31. Mai 1944 ERNST MORGENTHALER, Maler
E. F. BURCKHARDT, Architekt HEINRICH MÜLLER, Maler
bis 31. Mai 1944 seit 31. Mai 1944
FRANZ FISCHER, Bildhauer JAKOB RITZMANN, Maler
HANS FISCHLIL, Architekt, seit 31. Mai 1944 seit 31. Mai 1944
HERMANN HUBER, Maler Frau IDA SCHAER-KRAUSE, Bildhauerin
OTTO SEQUIN, Maler, bis 31. Mai 1944
Bibliothek-Kommission
Dr. HENRY BODMER-ÄBEGG, Präsident Prof. Dr. GOTTHARD JEDLICKA
Dr. H. DEBRUNNER-TREICHLER seit 31. Mai 1944
Frl. Dr. LILY FREY Prof. Dr. FRITZ MEDICUS
TH. ERNST GUBLER, Bildhauer RUDOLF MÜLLI, Maler, bis 31. Mai 1944
Dr. JAKOB WELTI
Rechnungsrevisoren
ADOLF CERIANI HEINRICH DÜRST
Direktor des Kunsthauses und Sekretär der Zürcher Kunstgesellschaft
Dr. W. WARTMANN
Geschäftsstelle der Zürcher Kunstgesellschaft
KUNSTHAUS AM HEIMPLATZ
Telephon 3217 22 Postcheckkonto VIIT 2238
Rechnung 1944
22
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
I. Betriebs-
Einnahmen
Anteil an Mitgliederbeiträgen, 85
Beitrag der Stadt Zürich
Mietzinsen . . -
Eintrittsgelder .
Verkaufsprovisionen
Garderobegebühren .
Betriebsdefizit .
9
30,986.75
40,000.——
11,000.—
14,558.40
13,544.90
2,440.——
73.707.46
186.237.51
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
23
Rechnung
Ausgaben
Inventaranschaffungen .
Gebäudeunterhalt .
Heizung und Beleuchtung . ;
Besoldungen, Tag- und Stundenlöhne
Unterhalt der Sammlung
Versicherungen . .
Bureauspesen . .
Inserate, Reklame und Drucksachen
Kataloge, Bildkarten, Photographien
Spedition und Magazin .
Neujahrsverlosung
Bibliothek. .
Vereinsauslagen
Billetsteuer .
Neujahrsblatt .
Einlage in den Fürsorgefonds
791.60
28,188.92
17,034.35
93,528.60
1,027.90
6,526.20
4,084.17
5,083.37
7,926.35
3,528.45
3,430.—
5,359.13
1,947.27
1,406.75
1,874.45
4,500.—
186.237.51
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
II. Kapitalrechnungen
A. Sammlungsfonds
Bestand am 1. Januar 1944 . .
Zuwachs: Beitrag der Stadt Zürich .
15° der Mitgliederbeiträge .
Zuteilung aus dem Zinsensaldo . %
Stadt Zürich, Beitrag für Ankauf Büste J.-J. Rousseau,
von J.-B. Lemoyne . 00.000000
Kanton Zürich, Beitrag für Ankauf Büste J.-J. Rous-
seau, von J.-B. Lemoyne . . . . +. +4
Zuweisung aus der Liquidation der Bank für orien-
talische Eisenbahnen . 2. 0.0... -
Geschenk zum Andenken an Herrn Dr. H. Kurz
Schenkung eines Verlosungsgutscheines . . .
Friedrich Girtanner, Spende . ..
Erlös für 2 Schnitzelbankbücher von J. Ritzmann
Taggelder, Zuwendungen für Begutachtungen,
Führungen .
Kursdifferenz aus Verkauf von Wertschriften
Abgang durch Ankäufe . -
Bestand am 31. Dezember 1944
23,000.—
5,468.25
3,728.95
10,000. —
10,000.—
10,102.—
5,000.—
200. —
20.—
8
689.35
DT.
156,597.15
68,216.55
224,813.70 .
4,409.20
229.222.90 |
66,645.—
162,577.90 |
B. Betriebsfonds
Bestand am 1. Januar 1944 . URL
Beitrag von Herrn Dr. Heinrich Bodmer für Ankauf
einer Photographiensammlung .
Betriebsdefizit
Bestand am 31. Dezember 1944
Fr.
139,742.42
1,000.—
190,742.42
73,707.46
117,034.96
C. Vermächtnis Armin Honegger
Bestand am 1. Januar 1944
Zuwachs durch Zinsen. . .
Bestand am 31. Dezember 1944 .
Abgang durch Ankäufe
Fr.
33,307.48
350.05
33,657.53
223.75
33,433.78 |
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
925
D. Fürsorgefonds
Bestand am 1. Januar 1944 . . ...
Zuwachs: Zuteilung aus dem Zinsensaldo . . . . .
Schenkung eines Freundes des Zürcher Kunsthauses
Zuwendung aus der Betriebsrechnung . . . ..
Vergütung für im Kunsthaus gefundene Gegenstände
Kursdifferenz aus Verkauf von Wertschriften
Abgang durch Auszahlungen
Bestand am 31. Dezember 1944
2,074.40
10,000. —
4,500.—
47.85
Fr.
86.873.25
16,622.25
103,495.50
2,431.25
105.926.75
2,400.—
103,526.75
III. Kapitalrechnungen außer Bilanz
A. Baufonds für die zweite Kunsthauserweiterung
Bestand am 1. Januar 1944
Zuwachs durch Zinsen
Kosten des Wettbewerbes
abzüglich Beiträge vom Bund. Kanton und Stadt
Zürich durch Amt für Arbeitsbeschaffung, für den
Wettbewerb . .
Netto Wettbewerbskosten
Anlage in Wertschriften
Bankguthaben. . .
Bestand am 31. Dezember 1944
65,671.60
29,520.—
2,000,000.—
90,919. —
—2,090,919.—
Fr.
2,084,717.—
42,353.60
2,.127,070.60
36,151.60
| 2,090.919.—
B. Kunstschulfonds Alfred Rütschi
Bestand am 1. Januar 1944
Zuwachs durch Zinsen .
Bestand am 31. Dezember 1944
Fr.
146,733.50
2,947.50
149.681.—
Dieser Betrag ist laut Vereinbarung mit den Erben Rütschi bei der Schweizerischen Kreditanstalt
verzinslich angelegt.
26
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
LV. Bilanz
Ausgangsbilanz per 31. Dezember 1944
Kunsthaus am Heimplatz
Barschaft. . .
Wertschriften . . .
Anlagen aus Vermächtnis Armin Honegger
Konto-Korrent-Guthaben
Debitoren und Kreditoren
Sammlungsfonds . .
Betriebsfonds . .
Fürsorgefonds . .
Vermächtnis Armin Honegger
Hypothek und Schuldscheine
Transitorische Aktiven .
Aktiven
Fr.
162,500.—
1,478.34
321,400.—
31,198.60
46,042.89
5,707.80
568,327.63
Passiven
Fr.
16,254.24
162,577.90
117,034.96
103,526.75
33,433.78
135.500.—
568.327.63
Wertschriften -Verzeichnis
Eidgenössische Kassascheine von 1941 . .
Eidgenössische Staatsanleihe von 1932/33
Schweiz. Bundesbahnen von 19331 . . .
Kanton Thurgau von 1937 . . .
Kanton Schwyz von 1937 .
Kanton St. Gallen von 1933
Stadt Zürich von 1936 . . .
Schweizerische Kreditanstalt Zürich . .
Schweiz. Bodenkreditanstalt Zürich, 1944 .
Zürcher Kantonalbank, Zürich, 1950 . .
Eidgen. Kassascheine von 1943 . . .
Eidgenössische Staatsanleihe von 1944,
Mai-Ausgsabe. . .
Zinsfuss ' Nennwert
Fr.
{
9
3
31/2
Pt
25,000.—
25,000.—'
30,000.-—'
25,000.—
25,000-—
17,000.—
25,000.—
25,000.—
25,000.—
'50,000.—
30,000.— |
1
4
3/2
31/2
31/9
4
3
3
3
91/2
31,
Kurs
0 / o
100
90
98
95
96
93
95
96
96
98
100
100
Bilanzwert
30,000. —
22,500. —
24,500. —
28,500. —
24,000. —
23,250. —
16,150. —
24,000. —
24,000. —
24,500. —
50.000 —
30,000. —
321,400. —
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
27
Revisionsbericht
An die Generalversammlung der Zürcher Kunstgesellschaft, Zürich
Sehr geehrte Herren,
Auf Grund des uns übertragenen Auftrages haben wir die Prüfung der Jahresrechnung
per 1944 vorgenommen. Wir haben die Hauptbuchsaldi mit den ausgewiesenen Bilanzziffern
per 31. Dezember 1944 verglichen und in Uebereinstimmung gefunden. Wir kontrollierten
sodann die Saldi der Banken-Konti, des Postcheck-Kontos und die Bestände der Wert-
schriften mit den Originalausweisen, wobei wir ebenfalls in allen Teilen volle Ordnungs-
mäßigkeit feststellten.
Wir beantragen Ihnen, die Jahresrechnung per 31. Dezember 1944 zu genehmigen und
dem Vorstand unter bester Verdankung Entlastung zu erteilen.
Zürich, den 20. Juni 1945.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Die Revisoren:
gez. A. CERIANI gez. H. DÜRST
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Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
Beilage I:
Das Schweizerische Künstler-Archiv
und das
Schweizerische Künstlerlexikon
Achter Bericht, 1. Januar 1944 bis 31. Dezember 1944
Wenn Anfang 1944 das Manuskript zum Namenverzeichnis mit Minimaldaten für die
Buchstaben A = 316 Namen, B = 1483, C = 469, D = 631, E = 216, F = 531, G = 7531,
zusammen 4397 Namen, vorlag, so konnte im Berichtsjahr das Alphabet weitergeführt
werden über die Buchstaben H = 744 Namen, I = 294, K = 499, L = 480, M = 8953. N =
149, O0 = 123, P = 403. Q = 10, R = 637, S = 1296, zusammen H bis S 5330 Namen.
Gleichlaufend mit der Bereinigung dieser Verzeichnisse ging die Arbeit für die Ein-
holung bei den einzelnen Künstlern noch fehlender Daten. Es wurden 2960 Fragezettel
aufgestellt und an Einzelpersonen und Behörden versandt. An Zivilstandsämter und Ein-
wohnerkontrollstellen gingen 536 Briefe mit zugehörigen Listen, an weitere amtliche Stellen
und an Privatpersonen 355 Anfragen mit Antwortpostkarten. Dank- und Bestätigungs-
karten konnten 472 ausgefertigt werden. Fragebogen mit Begleitbriefen an neu in den
Gesichtskreis tretende Künstler gingen 300 ab, Einzelbriefe 53. Neue Fangzettel und Stamm-
blätter für bisher nicht aufgenommene Künstler wurden je 209 angelegt.
Auf Stammblättern von Künstlern in der Buchstabenreihe H—Z erfolgten 6775 ergän-
zende Eintragungen, auf Stammblättern des übrigen Alphabets 240 Nachträge aus Aus-
stellerkarten und 1740 aus Antworten auf Fragezettel. Die Zahl der registrierten und bearbei-
teten Zeitungsausschnitte beträgt 1057, dazu kommen 200 Ausstellungs- und Sammlungse-
kataloge, Jahresberichte, Zeitschriften, Nekrologe, Wettbewerbsberichte, ferner 14 schwei-
zerische Zeitschriftenjahrgänge und weitere Einzelveröffentlichungen.
Die Aufwendungen der Zürcher Kunstgesellschaft an Büromaterial, Frankaturen, Arbeit-
stunden für das Künstler-Archiv und das Künstlerlexikon belaufen sich im Berichtsjahr auf
Fr. 7003.70. Daran vergütete der Schweizerische Kunstverein an die Aufwendungen für das
Lexikon Fr. 4895.20.
Y. Wartmann
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
IC
Beilage II:
Die zweite Kunsthauserweiterung
4. Bericht, 1. Januar bis 31. Dezember 1944
Das Jahr 1944 brachte den Abschluß des am 30. Juni 1943 eröffneten Ideenwettbewerbes
für die zweite Kunsthauserweiterung. Nachdem der Einlieferungstermin wegen der mili-
tärischen Aufgebote vom 29. Februar 1944 auf den 31. März verlegt worden war, gingen bis
zu diesem Tage 82 Projekte ein. Nach deren Vorprüfung durch Fachleute des Technischen
Arbeitsdienstes trat am 4. Mai das Preisgericht zusammen zu ihrer Sichtung und Beurteilung.
Mit Bericht und Antrag an den Vorstand der Zürcher Kunstgesellschaft beendete es am
11. Mai seine Arbeit. Es erteilte sechs Preise im Betrag von Fr. 4500 bis 2500, empfahl fünf
weitere Projekte zum Ankauf im Betrage von Fr. 2200—1900 und 24 für Zuteilung von
Entschädigungen in der Höhe von Fr. 1200—800. Als Verfasser des mit dem 1. Preis vom
Preisgericht zur weiteren Bearbeitung empfohlenen Projektes wurden nach Oeffnung der zu
den anonym eingelieferten Projekten gehörenden Umschläge die Architekten B. S. A. Hans
und Kurt Pfister in Firma Gebrüder Pfister Zürich festgestellt.
Im Auftrag des Vorstandes der Zürcher Kunstgesellschaft, der den Antrag des
Preisgerichtes auf Uebertragung der Bau-Ausführung an die Herren Pfister einstimmig
angenommen hatte, verwendeten sich die Baukommission und die Architekten vorerst
bei den städtischen Behörden um Abklärung der Frage der Gestaltung des Vorplatzes zum
Kunsthaus und des ganzen Heimplatzes. Sodann wurde die Belichtungsfrage an sich und
im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Dachkonstruktion in Theorie und Praxis nach
den bisherigen Versuchen und ihren Ergebnissen im Ausland und in der Schweiz neu
studiert. Die Kommission beauftragte die Architekten auch mit der eingehenderen Bearbei-
tung der Grundrisse und der Verteilung der Räume und der Verbindungen im Neubau,
der Verbindungen von Neubau und Altbau, sowie der Grundlagen für den vollen Ausbau des
Kunsthauses innerhalb der maßgebenden Baulinien in einer späteren Bauetappe. Für die
Ordnung des künftigen Heimplatzes brachte der städtische Beschluß auf Umwandlung der
Tramlinie 1 in eine Trolleybus-Linie eine willkommene Vereinfachung; ein sorgfältig aus-
gearbeiteter Vorschlag der Architekten wurde von den städtischen Instanzen grundsätzlich
gutgeheißen. Für die übrigen Aufgaben standen bis zum Jahresende entweder zusammen-
fassende Berichte und Anträge der Architekten oder bis nahe zum Abschluß geführte
Vorarbeiten zur Verfügung.
W. Wartmann
0
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
Beilage III:
Schenkungen, Leihgaben, Ankäufe
Il. Zwei Kunstfreunde. Dazu Tafeln I—IV
Neben dem Sammler «großen Stils», der kühl überlegend oder in hitziger Leidenschaft
mit großen Mitteln und weitem Gesichtsfeld, wie ein nur einzig sich verpflichteter
Museumsleiter, Kunstwerke sucht und erwirbt, begegnet öfter der in Erscheinung und
Tätigkeit bescheidenere, dessen Kunstliebe auf die F reundschaft und das Vertrauen zu
einem oder einigen neben ihm lebenden Künstlern sich gründet. So übergroß für eine Stadt
der Glücksfall ist, wenn eine Sammlung «großen Stils» in ihr Museum mündet, so selten ist,
begreiflich, dies auch; und so groß ist auch das «Kleine Glück», wenn Kunstfreunde ihm
ihren Besitz zuwenden, den sie vorerst nur im Gedanken an ihr Heim, ohne Anspruch auf
Geltung für die Oeffentlichkeit, sich gesichert haben. Das Zürcher Kunsthaus hat so die
Nähe der Zürcher Künstlerfreunde Richard Kisling und Alfred Rütschi erfahren, des Basler
Kunstfreundes, dem es vor allem die Bildergruppen von Blanchet und Auberjonois ver-
dankt, und des Zürcher Sammlers, der seit 1929 alle seine Erwerbungen von Werken lebender
Schweizer Künstler ihm verschreibt.
Carl Robert Moser gehört zu ihnen. Geboren am 2. Januar 1875 als Sohn des
Oberingenieurs und Doctor honoris causa Robert Moser-Blaß und als Bürger von Herzogen-
buchsee, wuchs er in einer Familie auf, in der Zeichnen und Malen so selbstverständlich
waren wie andernorts Musizieren. Im Jahr seiner Geburt ist der 1853 geborene Hodler
noch ein Jüngling, Amiet ein ahnungsloser, oder ahnungsvoller, Knabe von 7 Jahren. Aber
schon 1876 malt Hodler im Auftrag der Schwester des Vaters Moser als «Mädchen mit
Schiefertafel» deren Töchterchen, und als Auftrag ihrer Freundin und Nachbarin in
Herzogenbuchsee, Frau Dr. Krebs, diese in ganzer Figur als «Dame mit Buchs».
Wie der junge Hodler findet zwei Jahrzehnte später in Herzogenbuchsee der junge
Amiet Freunde und Helfer. Der Oberingenieur kauft bei ihm die Halbfigur der «Frau im
Grünen», der seit 1898 mit dem Künstler vermählten Gefährtin und Gattin. Der junge
Robert besucht Amiet zuerst als Begleiter seines Vaters, dann von Zürich aus allein. Er
nimmt Bilder von Amiet auf Geschäftsreisen nach London mit, um dort ihn bekannt zu
machen und wenn möglich die Bilder für ihn zu verkaufen. Für sich findet er in einer
Schauspielerin von Ruf seine englische Gattin. Diese «Amy Moser» kommt 1906 und 1907
nach der Schweiz und auf die Oschwand. Amiet entdeckt in ihr ein Modell von für ihn
neuem Typus. Er zeichnet und malt sie wiederholt, auch in der gegen lebhaften Protest
im Herbst 1909 für das Kunsthaus erworbenen «Frau im Garten», einem Bild, dem sogar
die Sensation eines Attentatsversuches mit einer primitiven Brandbombe zuteil wurde.
Wenn Robert Moser und seine Frau in der Folge für ihr Haus Bilder schweizerischer
Künstler suchen, so stehen der Künstler Amiet und die alte Freundschaft im Vordergrund.
Am 18. März 1944 starb Carl Robert Moser nach langer Krankheit. In dem dem Zürcher
Kunsthaus vermachten Teil seiner Sammlung befindet sich als Erbstück aus väterlichem
Besitz die «Frau im Grünen»; sodann als erste eigene Erwerbung das kleine Triptychon
«Drei Frauen im Garten» von 1903, nach Amiet das Bild eines Wunschtraumes von einem
Garten, den er damals noch nicht besaß, aber später so wie hier gemalt sich anlegen ließ.
Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
3;
Die andern Amiet-Bilder des Vermächtnisses sind farbensprühende Landschaften und Still-
leben aus gesegneten Jahren des Meisters, bis zu dem hell-frischen Bildnis der Gattin von
1933.
Dr. Hermann Kurz, Jurist und Autorität im weiten Gebiet des Finanz- und
Bankwesens, hat im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts von den stärksten Bildern von
Amiet, Giovanni Giacometti, Hodler erworben, in späteren Jahren seinen Interessenkreis
erweitert und Werke neuerer deutscher Meister wie Caspar David Friedrich, Wasmann,
Waldmüller, Hans Thoma, und von Franzosen wie Corot, Sisley, Renoir hinzu gekauft. Zu
Max Liebermann unterhielt er persönliche Beziehungen. Die große Zürcher Liebermann-
Ausstellung von 1923 kam seiner Neigung entgegen, gleich wie berufliche Verbindungen
mit Kreisen der Berliner Gesellschaft, denen auch der Künstler nahe stand. Die Gruppe
Liebermann bildete mit Werken aus verschiedenen Zeiten den Stolz und Kern der Sammlung
von Dr. Kurz. Das Bildnis von 1927, mit dessen Zuwendung an die Sammlung des Kunst-
hauses der Sohn und seine Gattin das Andenken an ihn ehren und für Zürich lebendig
erhalten, ist im Verlauf einer Woche im Berliner Atelier von Liebermann entstanden.
2. Hermann Huber. Dazu Tafel V
Anders als bei der Entgegennahme von Schenkungen zu künstlerisch wirkungsvoller und
organisch sinnvoller Eingliederung in das Gefüge der Sammlung stellt sich die Auf gabe bei
den eigenen Ankäufen des Kunsthauses. Hier hat bereits die erste Wahl schon einzig mit
dem Blicke aufs Ganze, auf die öffentliche Sammlung, zu erfolgen und nicht nur für das
Heute, sondern auch, und vor allem, in dem Gedanken an ihre Zukunft.
Das Zürcher Kunsthaus mit seinem Doppelgesicht von «Sammlung» und «Ausstellung»
gewährt den mit der Sorge um das äußere Gedeihen und innere Wachstum der Sammlung
als Kunstmuseum der Stadt Zürich betrauten Instanzen den Vorzug, daß sie die Künstler,
die ihnen als «museumsreif» erscheinen, im eigenen Haus auf Umfang und Gewicht ihres
Werkes prüfen können, bevor sie sich zu einem Ankauf entschließen müssen. Hermann
Huber, für dessen große Ausstellung vom Dezember 1943 / Februar 1944 aus ihrem Stoff
heraus, nicht a priori und von außer her, das Motto «ein Künstler, ein Leben, ein Werk»
sich einstellte, war in der Sammlung bisher wohl mit der an sich stattlichen Zahl von
eineinhalb Dutzend, doch ohne näheren Zusammenhang und Ausgleich, von verschie-
denen Seiten her zusammengekommenen Bildern ungleichen Gewichts vertreten. Die Aus-
stellung versprach endgültige Antwort auf die Frage nach Tiefe und Reichweite und dem
eigentlichen Wesen dieser Kunst, und gab sie.
In mehrfach wiederholten Gängen durch die Bildersäle und nachfolgenden eingehenden
Beratungen vor zu engerer Auswahl zusammengestellten Werkgruppen gelangten die Mit-
glieder der Sammlungskommission zu dem Antrag, nicht ein oder zwei Bilder zu erwerben.
sondern sechs, und überdies an die Stadt Zürich und an die Vereinigung Zürcher Kunst-
freunde Empfehlung und Bitte um Ankauf und Ueberweisung als Leihgabe an die Samm-
lung je eines bestimmten weiteren zu richten. In ihrer Wahl schritt die Kommission von der
formalen und zeitlichen Mitte des Gesamtwerkes entschlossen nach vorwärts. Sie folgte dem
Künstler in zwei Landschaften und einem Blumenbild von 1943 bis auf die Schwelle des
Jetzt; zeitlich, nicht aber thematisch, nicht bis zu den jüngsten großen Kompositionen
«Sturm», «Schiffbruch». «Not und Hüälfes.
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Jahresbericht 1944 der Zürcher Kunstgesellschaft
3.Plastik. Dazu Tafeln VI—VIII
Das neunzehnte Jahrhundert hat dem unseren in der Schweiz kein großes Erbe an zeit-
genössischer Skulptur übermittelt. Wir sind uns aber immer noch zu wenig bewußt, wie viel
Zürich und die Schweiz Carl Moser verdanken, wenn er beim Bau des Zürcher Kunsthauses
und der Zürcher Universität seiner Architektur plastische Freifiguren und Flachbilder
beigesellte oder aus Form und Stoff des Bauwerks herauswachsen ließ.
Wenn auch, was in den Nischenfiguren und den Reliefs außen am Kunsthaus sich
anzeigte — eine neue schweizerische Plastik —, im Innern in Ausstellungen der jungen
schweizerischen Bildhauer eifrig und aufmerksam beachtet wurde, so folgten sich in den
zwei Jahrzehnten von 1910 bis 1930 die Erwerbungen von Skulpturen für die Sammlung
nur zögernd. Dann stieß das Ereignis der Plastikausstellung von 1931 neue Fenster und
Türen auf. Mit dem Griff auf das ganze Seeufer trat diese aus der Geschlossenheit
von Raum und Atmosphäre in den ja doch in erster Linie für Bilder gebauten Ausstellungs-
sälen unter das offene Himmelslicht und vor eine Bevölkerung, die eben in ihrer Masse
dem Glanz und Atem des Wassers und den Ruhebänken unter den Bäumen vor dem
Pilgerweg zum Musentempel den Vorzug gab. Plastik als solche wurde volkstümlich, blieb
wenigstens nicht mehr volksfremd; und wie die Ausstellung, wurde auch die Plastikabteilung
der Sammlung international; innerhalb unserer Zeit.
Eine nochmalige Ausweitung des Gesichts- und Interessenkreises brachte der Sommer
1943. Ein Zürcher Sammler ließ sich bewegen, für die Ausstellung «Ausländische Kunst in
Zürich» seine deutschen Holzfiguren des 15. und 16. Jahrhunderts dem Kunsthaus zu über-
lassen. Sie füllten einen Saal mit Werken voll Anmut und Bewegtheit, wie man an dieser
Stelle sie noch nie gesehen hatte, Auf Anregung und Bitte der Sammlungskommission fand
sich ein Freund des Kunsthauses bereit, vier der schönsten zu kaufen, um sie als Leihgabe
auf lange Frist der Sammlung zu überweisen. Zwei weitere, die Heiligen Apotheker Cosmas
und Damian, konnte die Kunstgesellschaft zu Eigentum erwerben. Mit krausem Haupthaar,
gerafftem und geknittertem Gewand, aus schwerem Gemüt, gespanntem Antlitz, steht der
eine (die rechte Hand und das runde Salbengefäß sind neu). Der zweite erscheint gelassener,
innerlich. weniger bedrängt; so strömen auch alle Formen größer und in schlichtem Fall.
Zu dieser Gruppe deutscher Holzfiguren aus der Schongauer- und Dürer-Zeit, und ihrer
allgemeineren Formen- und Empfindungswelt, der Sammlung auch gewisse französische
Steinfiguren von der strengeren Haltung des 13. bis 15. Jahrhunderts ein zu fügen, die als
vielleicht erreichbar gelten durften, mußte für einmal aufgeschoben werden. Wohl aber
wurde es dank dem Eintreten der kantonalen Regierung und des Stadtrates möglich, Zürich
die Marmorbüste Jean-Jacques-Rousseau des französischen Bildhauers Jean-Baptiste II
Lemoyne zu sichern. Sie ist die einzige nach dem Leben geschaffene Büste von Rousseau, ein
Werk von hoher künstlerischer und menschlicher Bedeutung. Ihre Vorgeschichte, ihre Ent-
stehung im Winter 1765 in Paris, geheimnisvolle Entrückung nach dem Tod des Philosophen
im Jahre 1778 und überraschendes, doch wenig beachtetes Wiederauftauchen im internatio-
nalen Kunsthandel kurz vor dem Krieg, ist aus dem Briefwechsel von Rousseau und der
Literatur über ihn reich zu belegen und wird an geeignetem Ort zur Darstellung gelangen.
Nicht daß die Sammlungskommission, wo es um Plastik geht, sich antiquarisch nur von
den Ausstrahlungen verblichener Jahrhunderte verführen ließe: neben den aufgeführten
Skulpturen in Holz und Stein steht als neuer Ankauf auch der «kubistische» Bronzekopf von
Picasso.
W. Wartmann
TAFELN 1—VII
TAFEL I
Aus Vermächtnis
C. Robert Moser
CUNO AMIET
Frau im Grünen
um 1900
TAFEL II
Aus Vermächtnis
€. Robert Moser
CUNO AMIET
Blumen und Früchte, 1926
TAFEL III
Aus Vermächtnis
C. Robert Mase»
CUNO AMIET
Bildnis Frau A. A... 1932
TAFEL TV
Aus Schenkung
Direktor J. J. Kurz
MAX LIEBERMANN
Bildnis Dr. Hermann Kurz,
1927
TAFEL V
Ankauf 1944
HERMANN HUBER
Mutter und Kinder
im Grünen. 19292
TAFEL VI
Ankauf 1944
FRÄNKISCH, um 1500
Der Heilige Cosmas
TAFEL VIT
Ankauf 1944
FRÄNKISCH, um 1500
Der Beilige Damian
TAFEL VIII
Ankauf 1944
PABLO RUIZ PICASSO
Frauenkopf 1909