ZÜRCHER
AUNSTGESELLSCHAFT
Jahresbericht 1945
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ZÜRCHER
KUNSTGESELLSCHAFT
Jahresbericht 1945
Zwei Beilagen
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
INHALT
Vorwort .
Ss. 5
Ss. 7
S. 12
Ss. 13
S. 14
S. 16
S. 18
S. 20
S. 21
Sammlung
Bibliothek .
Ausstellung
Haushalt .
Vereinsleben .
Veröffentlichungen . j
Vorstand und Kommissionen. .
Rechnung 1945 .
Beilagen:
L
Das Schweizerische Künstler-Archiv und das Schweizerische
Künstlerlexikon, neunter Bericht, 1. Januar 1945 bis 31. De-
zember 1945 0 0 00 Ss
Die zweite Kunsthauserweiterung, 5. Bericht, 1. Januar 1945
bis 31. Dezember 1945 ...... . Ss. 31
1.
af
Jahresbericht 1945. der Zürcher Kunstgesellschaft
Die verschiedenen Abschnitte des nachfolgenden Berichtes fassen zusammen,
was in dem zwiespältigen Jahr des Kriegsendes im Zürcher Kunsthaus von allerlei
Erstrebtem schließlich erreicht worden ist. Das Kriegsende bedeutete nicht Frieden
mit Freiheit in Handel und Wandel. Einschränkungen von mancherlei Art, Material-
mangel in der Schweiz und bei den Nachbarn, Schwierigkeiten im Post-, Geld-
und Personenverkehr von Land zu Land verwiesen, wo. Ausstellungen wieder
einmal außerschweizerisches Kunstgut zeigen wollten, auf das Entgegenkommen
der bewährten schweizerischen Freunde, die in früheren, besseren Zeiten solches
erworben und in den schlimmeren gegenwärtigen es hatten halten können; und
die noch einmal im befreundeten Winterthur, in Glarus, in Basel, im Kanton
Aargau, sich finden ließen, während zu Ehren von «Arte del Ticino» die Eid-
genossen jenseits des Gotthards ihre Museen und Kirchen räumten, und rings im
Land die Freunde von Hermann Hubacher ihren Besitz an Werken von ihm in
Stein, Ton und Bronze für seine «Geburtstags-Ausstellung» nach Zürich sandten.
Erfreuliche Bereicherung erfuhr die Sammlung. Doch werden bei dem auf
Fr. 114000 zurück gegangenen Sammlungsfonds, wenn es nicht gelingt, ihn wieder
kräftig zu äufnen, künftig die Ankäufe in viel engeren Grenzen bleiben müssen
als in den letzten Jahren.
Beunruhigend sind die Aussichten für den Kunsthausbetrieb. Der Betriebs-
fonds, der von jeher zur Deckung der Betriebsdefizite beansprucht wird, entspricht
mit einem Bestand von Fr. 62000 am 31. Dezember eben noch dem Defizit eines
einzigen ungünstigen Jahres. Schritte zur Beschwörung der Gefahr, daß er in aller-
nächster Zeit ganz aufgezehrt werde, sind im Berichtsjahr eingeleitet worden. Der
Erfolg ist noch ungewiß. Wenn man sich fragt, ob das Kunsthaus denn über seine
Verhältnisse lebe, so gilt dies höchstens darin, daß es als Unternehmen einer freien
Vereinigung von Kunstfreunden und Künstlern sich Aufgaben stellt und löst, als
ob es ein aus öffentlichen Mitteln für die Öffentlichkeit unterhaltenes öffentliches
Institut wäre, und mit dem freien Eintritt zur Sammlung an einem halben Wochen-
tag und am Sonntag-Vormittag und -Nachmittag, sowie zu den Ausstellungen am
Sonntag-Nachmittag, Stadt und Land ein Geschenk macht, wie vielleicht ein Ver-
schwender schenkt. Die zwischen 40000 bis 60000 ständig zunehmenden Besucher-
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
zahlen am freien Sonntag entsprechen nicht mehr dem städtischen Betriebsbeitrag
von jährlich Fr. 40 000. Doch ist die Kunstgesellschaft ja froh und stolz, dieses
Geschenk zu machen.
Neben den Aufgaben des Vorstandes und der ständigen Kommissionen wurde
auch die Arbeit der Delegationen für das schweizerische Künstlerlexikon und für
die zweite Kunsthauserweiterung gefördert. In der Baukommission trat an die
Stelle von Herrn Ständerat Dr. E. Klöti Herr Stadtrat Heinrich Oetiker. Als
Zeugnis ehrenden Vertrauens würdigte der Vorstand die Übertragung der Durch-
führung des Wettbewerbes «Preis für Schweizer Malerei» an die Kunstgesellschaft.
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
Sammlung
Die Heimholung der wegen Bombardierungsgefahr im Frühjahr 1944 zum zweiten Mal
evakuierten Sammlungsbestände fand nach Kriegsende in der zweiten Hälfte Mai und im
Juni statt. Nach genauer Ueberprüfung der Skulpturen und Gemälde zur Feststellung all-
fälliger Veränderungen im Erhaltungszustand und eigentlicher Beschädigungen wurden vor-
erst die Oberlichtsäle des zweiten Stockwerkes wieder eingerichtet und am 8. Juli eröffnet.
Die Einrichtung des ersten Stockwerkes unterblieb vorläufig wegen der Möglichkeit der
Beanspruchung für eine noch während der Kriegsjahre vorbereitete Ausstellung auslän-
discher Kunst. Als die noch unzulänglichen Transportverhältnisse ihre Durchführung im
Berichtsjahr ausschlossen, wurden auch die Sammlungsräume des ersten Stockwerkes wieder
eingerichtet und am 1. August eröffnet. Nach wenigen Wochen mußten sie wegen der Aus-
stellung «Arte del Ticino» und der nachfolgenden Ausstellung der Sektion Zürich G.S.
M. B. u. A, wieder geleert werden.
Im zweiten Stockwerk wurde in da und dort ziemlich gedrängter Ordnung eine Aus-
wahl aus den Skulpturen und Gemälden alter und neuerer Meister vom zwölften bis ins
zwanzigste Jahrhundert, mit Einschluß der wertvollsten Neuerwerbungen, und von Bron-
zen der Schweizer Plastiker Bänninger, Geiser, Haller, Hubacher dargeboten, im ersten
Stock schweizerische Maler von der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts an: Böcklin, Welti,
Buchser, Zünd, Anker, Koller, Stückelberg, Sandreuter, Stäbli, Frölicher, Stauffer, Baud-
Bovy, Menn, in sehr breiter Entfaltung von den Anfängen bis zum Todesjahr 1918 Hodler,
hierauf seine Zeitgenossen und Freunde Vallet, Buri, Trachsel, Hermanjat, Giovanni Gia-
cometti, und als verbissener Einzelgänger Felix Vallotton; auf den Galerien über dem Stu-
diensaal je eine Auswahl aus den schönsten Drucken des im Kunsthaus in sechshundert
Blättern vollständig vorhandenen Graphischen Werkes von Albert Welti und von Zeich-
nungen aus den tausend Blättern der eigenen Ankäufe und des von der Witwe des Künst-
iers dem Kunsthaus geschenkten «Archiv» von Ferdinand Hodler.
Für die Sehnsucht der Kunstfreunde nach dem Wiedersehen mit der Sammlung und
die Freude an der neuen Besitzergreifung ist bezeichnend, daß zu der ersten Führung
des Direktors am 8. August sich nicht weniger als 76 Personen einstellten.
Der Zuwachs der Sammlung bedeutet zum Teil Erfolg und Abschluß von Bemühun-
gen, die schon im Vorjahr und noch früher eingeleitet worden waren, und liegt mit den
entscheidenden Erwerbungen auf der Linie zur maßgebenden europäischen Kunst, die
aeben der Pflege der schweizerischen und zürcherischen Abteilungen der Sammlung von
jeher als verpflichtend anerkannt und verfolgt wird. Wenn es 1944 gelungen war, zwei
Holzskulpturen des deutschen Spätmittelalters zu erwerben und für vier andere einen Freund
zu finden, der sie zur Ueberweisung als Leihgabe an das Kunsthaus sich sicherte, so konnte
aun die im letzten Bericht bereits angemeldete Absicht der Gewinnung auch einer Gruppe
von französischer Steinplastik in der strengeren Haltung des dreizehnten und vierzehnten
3
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
Jahrhunderts verwirklicht werden. Drei Stücke sind eigene Ankäufe, die Sicherung einer
eben so wertvollen vierten Figur wurde noch einmal durch das Eintreten eines Gönners
möglich:
Französisch um 1240
Kopf einer Christusfigur, Kalkstein
24,5 X 23 X 28 cm, Ankauf
Stehende Madonna mit Kind, Kalkstein
37 X 27,5 X 119 cm, Ankauf
Stehende Madonna mit Kind, Kalkstein
30 X 22 X 72,5 em, Ankauf
Französisch Ende 13. Jahrhundert Sitzende Madonna mit Kind
42 X 34 X 96 cm, Leihgabe
Französisch um 1330
Burgundisch um 1390
An Gemälden ausländischer Meister wurden erworben:
Henri-Joseph Harpignies, Französische Sommerlandschaft 1858, Oel auf Leinwand
Georges Rouault, «Les Fugitifs» 1911, Deckfarben auf Papier
Zeichnungen:
Luca Cambiaso, Kampf auf der Brücke, Feder laviert
Benedetto Castiglione, Arkadische Hirten, farbige Kreide
Toussaint Dubreuil, Götterfest, Feder, Kreide, Deckweiß
An Druckgraphik:
Francisco de Goya, Los Caprichos, Ausgabe von 1803, 80 Radierungen, Delteil Nr. 38—117
Dazu als Ergänzung und Verbesserung bereits vorhandener Bestände:
Honore Daumier, Moderne Galilee, Lithographie, Delteil Nr. 93
Eugene Delacroix, 5 Lithographien: Le grand Opera, Duel pole&mique entre Dame
Quotidienne et Messire le Journal de Paris, Lecon de voltiges, Delteil Nr. 32, 34,
36; Feuille de sept m6dailles antiques. Delteil Nr. 45; La Fiancee de Lammermoor,
Delteil Nr, 83
Henri de Toulouse-Lautrec, Lithographie «Une redoute au Moulin rouge», Delteil Nr. 65
Max Beckmann, Radierung «Weinende Frau», Lithographie «Freibad in Tegel»
Willy Jaeckel, Radierung «Liebespaar»
Hans Thoma, Lithographie «Lautenspielerin mit weißem Hirsch»
Als Schenkungen durfte die Sammlung von Werken ausländischer Kunst übernehmen:
die Skulpturen: Französisch 13./14. Jahrhundert, Relieffragment mit Szenen aus der Pas-
sion und dem Jüngsten Gericht, Kalkstein 65 X 13,5 X 63 cm. Geschenk der Erben
von Fräulein Maria Gnehm, Zürich
Ernst Barlach, Maske Albert Kollmann, Eichenholz, Geschenk von Herrn Dr. Walther
Feilchenfeldt, St. Gallen
die Gemälde Pieter Claesz, Stilleben mit Weinglas, Käse und Brot, Oel auf Holz, Ver-
mächtnis von Heinrich Wölfflin
Frans Masereel «L’arbre mort>» 1931, Oel auf Leinwand, Geschenk von Herrn Emil Vik-
tor Mauser, Zürich
Max Pechstein, Selbstbildnis mit Hut und Pfeife, 1918, Oel auf Leinwand (seit 1923
Leihgabe) Geschenk von Herrn Emil Viktor Mauser, Zürich
Jahresbericht 1945. der Zürcher Kunstgesellschaft
Schweizerisch und Zürcherisch die Gemälde:
Johann Jakob Oeri, «Chlo&» nach Salomon Geßner, Oel auf Leinwand, Geschenk von
Fräulein Lili Usteri
Heinrich Sauter, Bildnis Musikdirektor Professor J. Wolfensberger 1845—1906, Oel auf
Leinwand, Vermächtnis von Fräulein Anna Carolina Wolfensberger, Zürich
Karl Gehri, Brustbild einer Bernerin 1903, Oel auf Leinwand, Geschenk von Fräulein
Rosa Gehri, Münchenbuchsee
Caspar Ritter, Bildnis Fräulein E. B. 1917, Pastell, Geschenk von Frau K. Bloch-Nord-
schild a.
Franz Ricklin, Verkündigung 1915/16, Oel auf Leinwand, Vermächtnis von Fräulein
Maria Moltzer, Zollikerberg
Cuno Amiet, Zwei Mädchen im Grünen 1930, Oel auf Leinwand, Geschenk von Herrn
Dr. Hermann Ganz, Zürich
Dazu kommen die Erwerbungen des Zürcher Kunstfreundes, der für das Kunsthaus
sammelt.
die Zeichnungen:
Johann Caspar Huber, «Landschaft in der Hundsklip», Kreide und Deckfarben, Geschenk
von Herrn Kurt Meißner, Zürich
Johann Jakob Oeri, vier Bildniszeichnungen, Bleistift, Vermächtnis von Herrn Max
Hottinger, Zürich
Alfred Marxer, Abend auf der Petersinsel, Aquarell, Geschenk des Künstlers
Eduard Bick, Mädchenbildnis 1922, Silberstift, Geschenk von Herrn S. Rosengart, Luzern
Sigismund Righini, «Ein Zukunftsbild», Feder (Gymnasiastenzeichnung), Geschenk von
Ungenannt
Filippo de Pisis, Widmungsblättchen, Feder, Geschenk von Ungenannt
Ulrich Hänny, Kreuzigung, Feder, Geschenk des Künstlers
Die Schenkungen von schweizerischer Druckgraphik umfassen Lithographien von Alex-
andre Blanchet, Karl Bodmer, Arnold Brügger, Hans Fretz, Sophie Hauser, Ernst Kreidolf,
Albert Rüegg, Ernst Georg Rüegg, Eduard Stiefel, Hans Beat Wieland; Radierungen von
Rene Lackerbauer und Sophie Hauser; Holz- und Linoleumschnitte von Heinrich Appen-
zeller, Eduard Bachmann, Fritz Baumann, Edmond Bill, Massimiliano Burzi, J oseph von
Diveky, Karl Itschner, William Metein, Max Sütterlin, Berta Züricher, Gewerbeschule der
Stadt Zürich; Geschenke von Herrn H. L. Linder, Massimiliano Burzi, Fräulein Hedwig
Hauser, Kurt Sponagel, A. Schreiber-Favre, Fräulein Martha Usteri, Albert Rüegg, Unge-
nannt, Berta Züricher.
Lithographien und Radierungen von Max Gubler, Albert Schnyder, Felix Hoffmann,
Hans Fischli, Emil Zbinden sind Jahresgaben der Schweizerischen Graphischen Gesellschaft.
Die Gruppe der schweizerischen Skulpturen erfuhr sehr erwünschte Bereicherung durch
den großen Bronzetorso mit Draperie von Hermann Hubacher, den die Zürcher Regierung
zur Ueberweisung als Leihgabe an das Kunsthaus in der Hubacher-Ausstellung vom Herbst
1945 erwarb, und die Leihgabe des eidgenössischen Departements des Innern «Mein Vater
als Greis», Bronzekopf von Charles Otto Bänninger. Leihgabe des Bundes ist auch das Ge-
mälde «Kantonsspital Zürich» von Willy Guggenheim (Varlin).
10
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
In den Bereich der schweizerischen und zürcherischen Kunst fallen die Ankäufe:
Heinrich Freudweiler, Auferstehung, Oel auf Holz
Salomon Geßner, 4 Federzeichnungen, davon eine datiert 1763, Landschaften mit Staffage
Jacques-Laurent Agasse, 5 Bleistiftzeichnungen, Wolf, Hirsch, Esel, Ziegenbock, Bauern-
hof Ripaille
Barthelemy Bodmer, Kreidezeichnung Ferdinand Hodler als Jüngling
Wilhelm Hummel, Kohlezeichnung Sitzende Dame im Park, zu dem Gemälde Inv. Nr. 815
der Sammlung
Gregor Rabinovitch, Radierung «Chaos»
Die Restaurierungsarbeiten nach Aufhebung der Evakuierung konnten sich
auf kleinere Vorkehrungen zur Sicherung drohender Absplitterungen beschränken. Der An-
laß der Neuaufstellung der Sammlung wurde aber benützt, um einige schon längst störende,
stark nachgegilbte Firnisse und alte, grobe Retuschen zu entfernen; so, mit dem Einver-
ständnis der Kommission der Gottfried Keller-Stiftung an den der Stiftung gehörenden Bil-
dern, Gaspard Poussin «Die Speisung des Elias durch den Raben», Inv. Nr. 590, Sofonisba
Anguisciola «Bildnis einer alten Dame», Inv. Nr. 585, an der «Italienischen Landschaft» von
Wilhelm Schirmer, Inv. Nr. 1850. Von größerer Wichtigkeit erwies sich die Freilegung der
ursprünglichen, hochroten Bemalung der Rahmen zu den Außenseiten des Zürcher Nelken-
meister-Altars mit den beiden Darstellungen des Erzengels Michael, Inv. Nr. 1817 und 19532,
die auf Kosten der Stadt Zürich und der Gottfried Keller-Stiftung als den Leihgebern vor-
genommen werden konnte, während das Zürcher Kunsthaus auf eigene Rechnung die Weg-
nahme der neuen Goldbronze von der in der Hauptsache gut erhaltenen ursprünglichen Ver-
goldung der Innenseiten, Inv. Nr. 1928 und 1929, vornehmen ließ. Die Freilegung der Ge-
mälde und der Rahmen der Außenseiten des Zürcher Nelkenmeister-Altars besorgte der
Gemälderestaurator Henri Boissonnas, die Freilegung der Goldrahmen der Innenseiten Herr
Wilhelm Knöll. Eine Neuparkettierung der gefährdeten Außenseiten wurde grundsätzlich
in Aussicht genommen, aber einstweilen auf später verschoben. Der Eigentümer des Altar-
fügels von Hans Strigel ließ die Tafel auseinander schneiden, so daß auch die Außen-
seite mit dem Martyrium des Heiligen Sebastian sichtbar gemacht werden konnte. Die neue
Schenkung «Chlo&» von Johann Jakob Oeri wurde ebenfalls gereinigt und zur Sicherung
gegen ein Weitergreifen vorhandener Schäden in der Malfläche mit einer neuen Leinwand
unterlegt.
Bei der als Leihgabe in die Sammlung gelangten französischen Steinfigur der Sitzenden
Madonna war das Köpfchen des Christkindes vor der Erwerbung mit einer dicken Lage
von Zement neu auf dem Körper befestigt worden. Es wurde durch den technischen Be-
amten des Schweizerischen Landesmuseums, Herrn Kramer, aus dieser schlechten und ent-
stellenden Verbindung mit dem Körper gelöst und durch den Bildhauer Franz Fischer mit
der erforderlichen Sorgfalt auf die noch vorhandenen ursprünglichen Bruchränder neu
aufgesetzt. Auf die Wegnahme des unschön erneuerten Hinterhauptes des Christkindes bei
der Stehenden Madonna von 1330 wurde vorläufig verzichtet.
Ausgeliehen wurden aus den Beständen der Sammlung an die Kunstmuseen von
Bern, Genf, Luzern, Winterthur und die Kunstgewerbemuseen von Basel und Zürich sowie
an private Ausstellungsinstitute in verschiedenen Städten der Schweiz Skulpturen von Her-
mann Haller, Laurent F. Keller, Gemälde von Cuno Amiet, Rene Auberjonois, Hans Bach-
Jahresbericht 1945 der. Zürcher Kunstgesellschaft
1)
mann, Maurice Barraud, Johann Heinrich F üßli, Giovanni Giacometti, Ernst Morgenthaler,
Otto Meister, Karl Theodor Meyer, Gustav H. Ott-Däniker, Hans Sturzenegger, Victor Sur-
bek, Jakob Joseph Zelger, Zeichnungen und Druckgraphik von Jost Amman, Johann Jakob
Dünz, Hans Funk, Hans Jegli, Hans Kaspar Lang, Daniel Lindtmeyer, Edvard Munch, Chri-
stoph Murer, Rudolf Murer, Heinrich Nüscheler, Hans Jakob Plepp, Großhans Thomann,
Hans Heinrich Wägmann, Rudolf Wachstein, Albert Welti, Maximilian Wischak, sowie eine
Reihe von illustrierten Büchern aus der Schenkung Vollard. im ganzen über fünfzig Werke.
Noch viel zahlreicher waren die Gesuche um Reproduktionsermächtigungen.
Sie betreffen Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphik der Künstler Cuno Amiet, Albert
Anker, Hans Apser, Rene Auberjonois, Arnold Böcklin, Pierre Bonnard, Hans Brühlmann,
Max Buri, Paul Cezanne, Honore Daumier, F rancois Diday, Johann Heinrich Füßli, Hans
Funk, Edwin Ganz, Salomon Geßner, Ferdinand Hodler, Hermann Huber, Samuel Hof-
mann, Paul Klee, Rudolf Koller, Henri-Matisse, Ernst Adolf Meißner, Ernst Morgenthaler,
Edvard Munch, Jean-Baptiste Lemoyne, Berner Nelkenmeister, Zürcher Nelkenmeister, Fritz
Pauli, Pablo R. Picasso, Ottilie W. Roederstein, Henri Rousseau, Karl Stauffer, Hans Strigel
d. J., Hans Sturzenegger, Adam Wolfgang Töpffer, Ludwig Vogel, Emile Wauters, Unbekann-
ter Schweizer Künstler um 1550, Maurice Utrillo, Robert Zünd, wobei oft das gleiche Werk
von verschiedenen Verlagsanstalten wiederholt reproduziert wurde. Leider ergab sich in
einem Fall, da gegenüber dem grundsätzlichen Beschluß auf Nichtherausgabe von Originalen
aus den Räumen des Kunsthauses eine Ausnahme gerechtfertigt schien, wieder eine Beschä-
digung, und zwar eines wertvollen Gemäldes von Rudolf Koller. Die Sammlungskommission
sah sich deshalb gezwungen, den Beschluß zur strikten und ausnahmslosen Befolgung zu
bestätigen.
{2
Jahresbericht 1945. der Zürcher Kunstgesellschaft
Bibliothek
Die Vermehrung der Bestände der Bibliothek beträgt im Berichtsjahr 209 Num-
mern bei den Büchern und Mappenwerken, darunter nicht weniger als 124 Geschenke, und
332 beim Bibliothek-Archiv, welches die Ausstellungs-Sammlungslager und Auktionskata-
loge und Berichte von Behörden, Instituten und Vereinen umfaßt. Für größere Schenkungen
an die Büchersammlung ist das Kunsthaus den Herren Dr. H. Bodmer-Abegg, Professor Dr.
Fritz Medicus, A. Neuweiler, Fräulein Wally von Planta, Fräulein Martha Usteri und der
Firma Oskar Schloß verpflichtet, für Zuwendung von einzelnen Büchern, Sonder-
drucken, Katalogen einer Reihe von Behörden, Institutionen und Einzelpersonen. Der Zu-
wachs des Bibliothekarchivs beruht hauptsächlich auf dem Tausch gegen eigene Ver-
öffentlichungen..
Für die regelmäßige und genaue Orientierung der Mitglieder der Kunstgesellschaft und
weiterer Interessenten über den Ausbau der Bibliothek fand sich endlich die Möglichkeit
der Ausgabe von Zuwachsverzeichnissen. Für 1944 erschienen zwei Hefte von 3 und 5 Seiten.
Für das erste und zweite Halbjahr, mit den fünf Abteilungen Künstlergeschichte, Kunst-
geschichte, Denkmäler Werkverzeichnisse Sammlungen, Verschiedenes und Neujahrsblätter,
Zeitschriften. Mit der Abgabe zu Fr. 0.50 und Fr. 0.70 konnten die Erstellungskosten zwar
nicht ganz, aber doch annähernd gedeckt werden.
Die Ordnung und Bearbeitung der im Vorjahr erworbenen Sammlung von 20 000 Photo-
graphien und 10000 sonstigen Reproduktionen nach Werken älterer Kunst wurde weiter
geführt, konnte aber bis zum Jahresende noch nicht abgeschlossen werden.
Wie die Arbeit im ganzen Haus, litt im Berichtsjahr auch der Bibliothekdienst unter
der starken Drosselung und dem zeitweisen völligen Ausfall der Heizung in den Winter- und
Uebergangsmonaten. In der Benutzung der Bibliothek ist bei einem Ueberschuß in
den Bücherbezügen nach Hause der Rückgang im Besuch des Lesesaales so groß, daß das
Jahr 1945 mit der Gesamtzahl von 4576 Bücherbestellungen hinter 1944 mit 4793 zurück-
bleibt. Auf die vier Quartale verteilen sich die Bestellungen wie folgt:
I. Quartal
IT. Quartal
III. Quartal
IV. Quartal
Lesesaal
1945 1944
655 1017
691 792
641 727
925 766
2912 3302
nach Hause
1945 1944
394 461
360 386
309 287
601 357
1664 1491
Im August wurde in Anbetracht der wegen der Universitätsferien stets nur schwachen
Benutzung und zur Ermöglichung einer besseren Ferieneinteilung im Betrieb des Kunst-
hauses zum ersten Mal der Lesesaal geschlossen, die Bücherausgabe und Zurücknahme in
beschränktem Umfang aber aufrecht erhalten.
Das Neujahrsblatt 1946 konnte wegen Erkrankung des mit der Arbeit betrauten
Verfassers nicht erscheinen. Es soll bis zu einem gewissen Grad ersetzt werden durch eine
für Ende 1946 geplante Denkschrift zum fünfzigjährigen Bestehen und Wirken der Zürcher
Kunstgesellschaft.
Jahresbericht 1945 der Zürcher. Kunstgesellschaft
1:
<
Ausstellung
Noch vom Vorjahr wurden für den Monat Januar die beiden großen Ausstellungen Hans
Sturzenegger in allen Sammlungsräumen des zweiten und «Schwarz-Weiß» in den Ausstel-
lungs- und Sammlungsräumen des ersten Stockwerkes übernommen. Zum letzten Mal kam
die Evakuierung der Sammlungsbestände den wechselnden Ausstellungen im April/Mai zu
gute, indem für die Kollektionen der Handätzungen von Max Hunziker zum Simplicius
Simplicissimus und der Pinselzeichnungen «Juin 40, L’Exode» von Frans Masereel die Ober-
lichtsäle a und b benutzt werden konnten. In der zweiten Hälfte des Jahres waren für um-
fangreichere oder geteilte Ausstellungen stets die Sammlungsräume des ersten Stockwerkes
links der Halle, für «Arte del Ticino» und Sektion Zürich G.S.M.B. u. A. auch die Säle
rechts der Halle erhältlich. Die Schranken, mit welchen die Kriegs- und unmittelbare Nach-
kriegszeit die Schweiz in ihrem engen Bereich gefangen hielten, suchte man durch Vereini-
gung von Werken ausländischer Kunst, die in der Schweiz verwahrt werden, zu umgehen
oder durch schweizerische Ausstellungen von besonderer Bedeutung vergessen zu machen.
Zu der einen Gruppe gehören die lebhaft und dankbar gewürdigten Ausstellungen der
Sammlungen Nell Walden und Dr. Othmar Huber, unter dem Titel «Expressionisten, Kubi-
sten, Futuristen», die Tuschzeichnungen von Masereel aus dem Besitz von Herrn Georg
Reinhart und die für Europa bisher einzigartige Hokusai-Ausstellung, welche der Badener
Freund des Kunsthauses, Herr W. Boller, seinem Hiroshige von 1943 folgen ließ; zur
zweiten die große Sammel-Ausstellung «Arte del Ticino» und die Sonder-Ausstellung Her-
mann Hubacher. Der Ausstellungskalender des ganzen Jahres enthält die folgenden Namen
und Zahlen:
25. November 1944
bis 23. Januar 1945
9, Dezember 1944
bis 30. Januar 1945
Hans Sturzenegger, 1875—1943; 400 Werke
«Schwarz-Weiß»: Das Graphische Kabinett, Der Graphische
Kreis, Allianz, Tailles et Morsures, Freie Zeichner; 107 Künst-
ler, 3483 Werke
3. Februar bis 4. März
Hedwig Braus, Estrid Christensen, Trudy Egender-Wintsch,
Cornelia Forster, Margeritha Osswald - Toppi, Germaine
Richier, Irene Zurkinden; 7 Künstler, 157 Werke
10. März bie 8. April
Sektion Basel der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bild-
hauer und Architekten; 49 Künstler, 206 Werke
Hans Beat Wieland, Adolf Thomann, Alfred Marxer, Ru-
dolf Mülli, Wilhelm Hummel 1872—1939, Gustav Schneeli
18372-—1944. Otto Schilt 1888—1943; 7 Künstler, 220 Werke
Max Hunziker, Frans Masereel; 2 Künstler, 196 Werke
Expressionisten, Kubisten, Futuristen; 48 Künstler, 217
Werke ;
Chinesische Farbendrucke der Gegenwart; 13 Künstler, 89
Werke We a
Katsushika Hokusai, 1760—1849; 463. Werke... :°. ei
14. April bis 13. Mai
8. April bis 27. Mai
19. Mai bis 24. Juni
2. Juni bis 24. Juni
4. Juli bis 2. September
‚4
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
8. September bis 21. Oktober
28. Oktober bis 2. Dezember
8. Dezember 1945
bis 13. Januar 1946
Arte del Ticino; 124 Künstler, 366 Werke
Hermann Hubacher; 142 Werke
Sektion Zürich der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bild-
hauer und Architekten; 127 Künstler, 335 Werke
Preis für Schweizer Malerei: 31 Künstler. 31 Werke
15. Dezember 1945 bis
27. Januar 1946
Das Graphische Kabinett; 18 Künstler, 69 Werke
Die Zahl der Ausstellungen beträgt für das Berichtsjahr 14 gegen 11 im Jahr 1944; der
Künstler 536 gegen 246 und der ausgestellten Werke 3284 gegen 2714, wobei für 1944
Künstler und Werke der Ausstellung «Architektur» nicht mitgezählt sind.
Verkauft wurden in den Ausstellungen 173 Werke im Betrag von Fr. 104121 (1944: 212
Werke für Fr. 132 666) ; aus dem Verkaufslager des Graphischen Kabinett 17 Werke für
Fr. 1535 (1944: 27 für Fr. 1622) ; aus dem Lager Albert Welti 8 Blätter für Fr. 480 (1944 :
2 für Fr. 200) ; im ganzen 198 Werke im Betra ge von Fr. 106 136 (1944: 238 für Fr. 134 488).
Der Unterstützungskasse für Schweizerische bildende Künstler konnten aus Verkaufsprovi-
sionen Fr. 1016.10 überwiesen werden.
Haushalt
Die Betriebsrechnung 1945 zeigt gegenüber einem Voranschlag mit Fr. 173 500
Ausgaben, Fr. 113 500 Einnahmen und Fr. 60 000 Ausgabenüberschuß ein tatsächliches Er-
gebnis von Fr. 172 324.77 Ausgaben und Fr. 117 733 Einnahmen und damit ein Defizit von
Fr. 54 591.77. Daß der Ausgabenüberschuß gegenüber den Betrag von Fr. 73 000 des Vor-
jahres um Fr. 19 000 geringer ist, beruht zur Hauptsache lediglich darauf, daß statt der
außerordentlichen Aufwendungen für Gebäudeunterhalt, die mit einer großen Dachreparatur
im Vorjahr auf Fr. 28 000 gestiegen waren, wieder ein dem Durchschnitt angenäherter, wenn
auch verhältnismäßig immer noch hoher Betrag von Fr. 7200 in der Rechnung steht. Der
Posten Heizung und Beleuchtung beanspruchte, bei qualitativ und quantitativ unzureichen-
der Zuteilung, eine Mehrausgabe von Fr. 2700; die Besoldungen und Teuerungszulagen
Fr. 11000; der Unterhalt der Sammlung nach der Rückkehr der Bestände aus der Evaku-
jerung Fr. 1500; die Bürospesen Fr. 1000; Reklame und Drucksachen Fr. 1600; zusammen
rund Fr. 18 000. Dem gegenüber brachten die Einsparungen von Fr. 2000 bei Versicherungen
infolge weniger kostbaren Ausstellungsgutes) , Fr. 6600 bei Katalogen und Photographien,
Fr. 1800 bei Spedition und Magazin, Fr. 500 bei der Bibliothek und Fr. 1000 beim Neujahrs-
blatt, mit insgesamt Fr, 12 000, nicht einmal den Ausgleich mit den Mehraufwendungen des
Vorjahres auf der Ausgabenseite, geschweige denn, auch mit der Gesamterhöhung der Ein-
nahmen um Fr. 5200, eine erhebliche Verbesserung zwischen der Einnahmen- und der
Ausgabenseite der ganzen Betriebsrechnung.
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
Der Arbeitsgang in Büro- und Hausdienst wurde sehr stark beeinflußt durch die
angenügende Raumheizung im Winter und daraus sich ergebende, oft langwierige Erkäl-
tungskrankheiten beim Personal einerseits, und anderseits Beeinträchtigung des Besuches
von Ausstellung, Sammlung und Bibliothek durch die Kunstfreunde. Ende Februar war so
gut wie kein Heizmaterial mehr vorhanden. Der Bürodienst mußte am Montag ganz ein-
gestellt werden, mit Ausdehnung der Arbeitszeit an den übrigen Wochentagen bis mittags
1 Uhr. Die ungenügende Heizung der Arbeitsräume und ein Lohnniveau, das in der Zeit
des allgemeinen Mangels an Arbeitskräften mit den Angeboten der privaten Arbeitgeber
und einzelner öffentlicher Verwaltungen nicht immer in erfolgreichen Wettbewerb treten
konnte, verursachten eine Unstabilität in der Besetzung der Arbeitsplätze im Kunsthaus,
wie dieses in den dreieinhalb Jahrzehnten seines Bestehens sie bisher nie gekannt hatte.
Ende Januar verließ Fräulein Anna Pfister (eingetreten Ende Mai 1945) das Kunsthaus,
am in ein Anwaltsbüro überzutreten, weitere Austritte folgten: Mitte April Herr Georg
Lohrer (Eintritt Dezember 1943), Ende Oktober Fräulein Dora Rohr (Eintritt 1. Februar
1943), Ende November Fräulein Rosmarie Köng (Eintritt Mai 1945). Neu traten ein:
Mitte Februar Herr M. Siegrist, Anfang Juni Fräulein Hedy Schieß, Ende Oktober Fräulein
Margrit Hefti, Anfang Dezember Frau Lina Spitz.
Der Kunsthausbesuch steht mit 67 000 Eintritten etwas höher als im Vorjahr,
erreicht aber nicht den Durchschnitt von 90 000—100 000 der wirklich «guten» Zeiten.
Die Erklärung liegt in der ungenügenden bis ganz fehlenden Heizung während des Win-
ters, dem Fehlen einer Mehrzahl überragender Ausstellungen und der Unsichtbarkeit der
Sammlung während des größeren Teils des Jahres.
1945 1944 1943 1942 1941
Besucher insgesamt 57076 60269 91 796 64 169 89 509
Zahlende 13 317 12 598 28 378 15 650 28 766
Nichtzahlende 48 559 47 671 63 418 48 519 60 743
An Sonntagen insgesamt 45524 12679 57373 44548 57783
An Sonntagen zahlende 4 662 3.556 7 344 4 395 7 645
An Sonntagen nicht zahlende 40 862 39 123 50 029 40 153 50138
Die höchsten Besucherzahlen fallen auf die Monate September mit 10670 (1944:
April mit 6255), Oktober mit 9386 (1944: Dezember mit 6045), November mit 6199
(1944: Juni mit 5651) Eintritten. Am schwächsten besucht waren Mai mit 2617 (1944:
August mit 2413), Juli mit 3504 (1944: Juli mit 4107). März mit 3881 (1944: November
mit 4809) Eintritten.
Auswärtige Schulklassen und andere Besuchergruppen mit ermäßigtem Eintritt mel-
deten sich 38 mit 1019 Teilnehmern (1944: 35 Gruppen, 880 Teilnehmer), von stadtzürche-
rischen Schulen bei freiem Eintritt 118 Klassen mit 1709 Schülern und Lehrern (1944:
76 mit 1247). Zürcherische Privatschulen veranstalteten 5 Führungen für 126 Teilnehmer
(1944: 8 mit 119), die Zürcherische Kantonsschule 40 F ührungen mit 578 Besuchern (1944:
20 mit 291); das Kunsthistorische Seminar der Universität Zürich 10 Besuche mit 320
Teilnehmern (1944: 11 mit 4438). .
16
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
Die Führungen der genannten und weiterer Besuchergruppen in den Ausstellungen Samm-
lung Walden, chinesische Farbendrucke, Hokusai und Arte del Ticino erreichten die Ge-
zamtzahl von 92 mit 1790 Personen. Führungen des Direktors durch die Sammlung fanden
23 statt mit 159 Teilnehmern (1944: 4 mit 72 Personen).
Verkauft wurden 9341 Ausstellungskataloge (1944: 6725), 242 Bildkarten nach
Werken der Sammlung (1944: 264), 92 Bilderhefte der Sammlung (1944: 52), 37 Kataloge
<Sammlung I» (1944: 8).
Vereinsleben
Die Ordentliche Generalversammlung genehmigte am 15. November
Jahresbericht und Rechnung 1944 und wählte als Rechnungsrevisoren für eine neue Amts-
dauer die beiden Herren Adolf Ceriani und Heinrich Dürst. Ihre späte Ansetzung, als ein-
malige Ausnahme, war verursacht durch die mannigfaltigen Störungen und Hemmnisse der
Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit.
Während des Jahres unterrichteten neun «Mitteilungen» die Mitglieder der Kunstgesell-
schaft und die Presse über die Unternehmungen des Kunsthauses im Ausstellungs-
wesen, über die Neuerwerbungen und das Leben der Sammlung und über die Vorträge
und Führungen im Kunsthaus, soweit dies nicht auch durch besondere Einladung
erfolgte. Am 18. Januar sprach Herr Germain Bazin aus Paris, Konservator am
Louvre-Museum und Dozent an der Ecole du Louvre, eingeführt durch Herrn Professor
Charly Clerc, über «Corot et le sentiment de la nature dans l’art francais». Andere Vorträge
standen im Zusammenhang mit einzelnen Ausstellungen oder fanden in der Form von Füh-
rungen statt. So sprachen am 2. und am 10. Juni in der Ausstellung Chinesischer Farben-
drucke der Gegenwart die Herren Dr. E. von Tscharner, Dozent für Sinologie an den
Universitäten von Zürich und Bern, und Jan Tschichold aus Basel über Themen der Chine-
sischen Kunst; am 20. Juli inmitten der Sammlung Nell Walden Herr Dr. Werner Y. Müller
über «Homo dolens, das Bild des Menschen in der Dichtung und Kunst des deutschen
Expressionismus»; am 4. August in der Ausstellung Hokusai Herr Willy Boller über den
Künstler und sein Werk. Am 8. September fand in großem Rahmen mit Kammermusik und
Ansprachen des Stadtpräsidenten von Zürich, des Herrn Bundesrat Celio, Herrn Dr. Ettore
Rossi und einem weit ausgreifenden Vortrag von Professor Guido Calgari aus Locarno über
Kunst und Kultur des Tessin die Eröffnungsfeier der von der Gesellschaft der Tessiner
Studenten in Zürich mit so viel Enthusiasmus und Erfolg organisierten Ausstellung «Arte del
Ticino> statt.
Für die Eröffnungsansprache zur Sonderausstellung Hermann Hubacher stellte am
27. Oktober der Präsident der Eidgenössischen Kunstkommission Augusto Giacometti sich
freundlich zur Verfügung.
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
7
Im Anschluß an die Generalversammlung vom 15. November bot der Direktor des Kunst-
hauses in einem Lichtbildervortrag Einblick in die Arbeit für den Ausbau der Daumier-Samm-
lung und in Probleme der Plastik, wie sie an den neu erworbenen französischen Stein-
figuren des 13. und 14. Jahrhunderts, an der Marmorbüste Jean-Jacques Rousseau 1765 von
Jean-Baptiste II Lemoyne, und etwa auch an einem Bronzekopf von Picasso von 1909 sich
ablesen lassen,
Für die Neujahrsverlosung standen Fr. 3600 zur Verfügung, die in 30 Gutscheine
im Wert von Fr. 50 bis Fr. 500 zum Bezug von Kunstwerken in den vom Kunsthaus während
des Jahres durchgeführten Ausstellungen und in den Verkaufslagern Albert Welti und
Graphisches Kabinett aufgeteilt wurden.
im Mitgliederbestand hielt die im Vorjahr begonnene aufsteigende Bewegung
an. Mit 89 Eintritten gegenüber 33 Todesfällen und 36 Austritten erhöhte sich die Zahl der
Einzelmitglieder von 1574 auf 1594. Die Kollektivmitglieder gingen von 17 auf 16 zurück.
Von den 30 Juniorenkarten schieden 9 aus, doch ergab sich mit 15 Neuanmeldungen eine
Erhöhung auf 36.
In den Beziehungen zu andern Vereinen und Instituten ergab sich
mit dem Kriegsende die Möglichkeit der allmähligen Wiederaufnahme des Tauschverkehrs
mit den Skandinavischen Ländern und Nordamerika. In Zürich boten Ausstellungen und
Vortragsabende Anlaß zu gelegentlichem Zusammengehen mit der Gesellschaft der Freunde
Ostasiatischer Kultur und den Amis de la Culture francaise. Die traditionelle Verbindung
mit der Sektion Zürich der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten,
der Künstlervereinigung Zürich und dem Graphischen Kabinett als Hausgenossen in der
Kollerstube und in den Ausstellungsräumen, blieb ungestört, und dem Schweizerischen
Kunstverein, mit dem das Kunsthaus neuerdings in enger Arbeitsgemeinschaft für das
Schweizerische Künstlerlexikon steht, wurde die satzungsgemäße Kopfsteuer vor Fr. 569.40
entrichtet. Der Aufforderung zur Beteiligung an der «Schweizer Spende an die Kriegsgeschä-
digten» konnte mit der Ueberweisung der noch vom «Autumnale» von 1918 her zu gelegent-
licher Verwertung im Kunsthaus verwahrten Künstlerspenden entsprochen werden. Dazu
wurde als weiterer Beitrag an die für die Schweizer Spende geplante Verlosung auch die
Zuwendung einer Anzahl Eintrittskarten zum Kunsthaus vorgesehen.
Eine neue und ehrenvolle Aufgabe übernahm im Berichtsjahr die Kunstgesellschaft mit
der Durchführung des Wettbewerbes «Preis für Schweizer Malerei». Der dem
Kunsthaus nahe stehende Stifter des Preises stellt zur Verteilung alle zwei Jahre den Betrag
vor Fr. 10000 zur Verfügung. Ein Reglement vom 29. Oktober 1945 sieht einen ersten Preis
von Fr. 5000 und weitere Preise nach dem Ermessen der Wettbewerbs-Kommission im Ge-
samtbetrag von Fr. 4500 vor, dazu einen «Preis des Publikums» in der Höhe von Fr. 500.
Die auf Einladung der Wetthewerbs-Kommission von den Künstlern eingesandten Werke
werden zu einer Ausstellung vereinigt, in welcher jedem Besucher eine Stimme für den «Preis
des Publikums» zusteht.
Für den Wettbewerb von 1945 erging die Einladung zur Einsendung je eines Bildes an
25 nichtzürcherische Maler, zehn weitere Bilder wurden durch die Wettbewerbs-Kommis-
sion in der Ausstellung der Sektion Zürich der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer
und Architekten ausgewählt. Von den eingeladenen Künstlern gingen 21 Werke ein. Die
gemeinsame Ausstellung der 31 Bilder wurde in den Oberlichträumen V und VI eingerichtet.
8
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
Die Wettbewerbs-Kommission erteilte den ersten Preis dem Bild «Maria» von Alexandre
Blanchet Genf, den zweiten erhielt «Au bord de letang» von Albert Schnyder Delsberg,
den dritten «Friedlicher Bezirk» von Ernst Georg Rüegg Meilen, je einen vierten Preise
«Stilleben» von Albert Pfister Küsnacht, und «Der Zimmermann» von Fritz Ryser Basel;
Jen «Preis des Publikums» erhielt das «Porträt einer jungen Frau» von Johann Jakob
Lüscher Riehen.
Veröffentlichungen
Zürcher Kunstgesellschaft, Jahresbericht 1944, 32 Seiten, 8 Tafeln, Beilage I: Das
Schweizerische Künstler-Archiv und das Schweizerische Künstler-Lexikon, achter Bericht,
l. Januar 1944 bis 31. Dezember 1944; Beilage II: Die zweite Kunsthauserweiterung,
4. Bericht, 1. Januar bis 31. Dezember 1944; Beilage III: Schenkungen. Leihgaben, An-
käufe; 4°.
10 Ausstellungskataloge 1945: Februar/März; März/April, Sektion Basel G. S. M.
B. A.; April/Mai, H. B. Wieland, A. Thomann, A. Marxer, R. Mülli, W. Hummel,
G. Schneeli, O. Schilt (mit biographischen Notizen, 8 Seiten, von Dr. W. Warimann);
April/Mai, Frans Masereel und Max Hunziker (mit biographischen Notizen von Dr. W.
Wartmann) ; Mai/Juni, Sammlungen Nell Walden und Dr. Othmar Huber «Expressioni-
sten, Kubisten, Futuristen» (Einführung, 5 Seiten, von Dr. W. Wartmann) ; Juni, Chine-
sische Farbendrucke der Gegenwart; Juli/September, Katsushika Hokusai (Einführung,
2 Seiten, von Dr. W. Wartmann und 14 Seiten von W. Boller) ; September/Oktober, Arte
del Ticino; Dezember 1945/Januar 1946, Sektion Zürich der Gesellschaft Schweizerischer
Maler, Bildhauer und Architekten, und Preis für Schweizer Malerei, zwei Ausgaben:
Dezember 1945/Januar 1946, Das Graphische Kabinett; 8 °
Kunsthaus Zürich, Zweite Ausstellung Schwarz Weiß, 9. Dezember 1944—30. Januar
1945. Verzeichnis mit Einführung und 16 Abbildungen [Text 32 Seiten1, 8 °.
Kunsthaus Zürich, Chinesische Farbendrucke der Gegenwart, aus den Sammlungen Jan
Tschichold, Basel, und Frau G. Hasler, Winterthur, ausgestellt im Zürcher Kunsthaus
Juni 1945, Verzeichnis bearbeitet von den Herren Lee Pei-Chi und Dr. Werner Y. Müller
unter Mitwirkung von Herrn Dr. E. von Tscharner, Dozent für Sinologie an den Universi-
täten von Zürich und Bern, Ausgabe mit Abbildungen [8 Tafeln, mit Einführung, 2 Sei-
ten von Dr. W. Wartmann 1. 8°
Kunsthaus Zürich, Katsushika Hokusai 1760—1849, Ausstellung 4. Juli—2. September 1945,
ausführliches Verzeichnis mit Einführung von W. Boller [14 Seiten von W. Boller und
2? Seiten von Dr. W. Wartmann, 24 Tafeln]. 8 °.
Kunsthaus Zürich, Arte del Ticino, antica et moderna, Mostra organizzata dalla Societä
Studenti Ticinesi di Zurigo sotto l’alto patronato degli On, Cons. Fed. E. Celio e F. Etter,
8. September—14. Oktober 1945, Verzeichnis mit Einführung und 24 Tafeln, erste Aus-
gabe, [mit je zwei Seiten Einführung von Dr. W. Wartmann und Dr. E. Rossi und
5 Seiten Text von Linus Birchler], 8°.
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
19
Kunsthaus Zürich, Arte del Ticino, antica e moderna, Mostra organizzata dalla Societä Stu-
denti Ticinesi in Zurigo sotto l’alto patronato degli On. Cons. Fed. E. Celio e F. Etter,
8. September—14, Oktober 1945, Verzeichnis mit Einführung und 24 Tafeln, zweite, er-
gänzte Ausgabe, [mit je zwei Seiten Einführung von Dr. W. Wartmann und Dr. E. Rossi
und 5 Seiten Text von Professor Dr. Linus Birchler]. 8 °.
Kunsthaus Zürich, 28. Oktober—2. Dezember 1945, Hermann Hubacher, Verzeichnis mit
[VIII] Abbildungen, [1. Ausgabe, 10 S.], 8°.
Kunsthaus Zürich, 28. Oktober—2. Dezember 1945, Hermann Hubacher, mit Ansprache von
Herrn Augüsto Giacometti, Präsident der Eidgenössischen Kunstkommission, Verzeichnis
mit [VIII] Abbildungen, [2. Ausgabe, Seiten I—VII und 10 $.7, 8°.
Kunsthaus Zürich, Bibliothek-Zuwachs 1944, 1. Halbjahr Künstlergeschichte, Kunstgeschichte,
Sammlungen und Denkmäler, Zürcher Neujahrsblätter, 3 Seiten [4°].
Kunsthaus Zürich, Bibliothek-Zuwachs 1944, 2. Halbjahr Künstlergeschichte, Kunstgeschichte,
Denkmäler, Werkverzeichnisse, Sammlungen, Ausstellungen, Jahrbücher, Zeitschriften,
Verschiedenes, 5 Seiten [4 °1.
Zürich, 7. Mai 1946
Der Vize-Präsident der Zürcher
Kunstgesellschaft:
DR. H. E. MAYENFISCH
Der Direktor:
DR. W. WARTMANN
20
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
Vorstand und Kommissionen
der Zürcher Kunstgesellschaft im Jahre 1945
Vorstand
Dr. FRANZ MEYER, Präsident
Dr. H. E. MAYENFISCH, Vizepräsident
Dr. EMIL FRIEDRICH, Quästor
Stadtpräsident Dr. ADOLF LÜCHINGER,
Vertreter des Stadtrates
Stadtrat HEINRICH ÖETIKER, Vertreter des
Stadtrates
WALTER ROSHARDT, Maler, Vertreter des
Stadtrates
Dr. RICCARDO JAGMETTI, Vertreter der
Vereinigung Zürcher Kunstfreunde
Dr. HENRY BODMER-ABEGG
HEINRICH BRÄM, Architekt
EMIL BÜHRLE
AUGUSTO GIACOMETTI, Maler
HERMANN HUBACHER, Bildhauer
KARL HÜGIN, Maler
ERNST GEORG RÜEGG, Maler
KURT SPONAGEL-HIRZEL
Sammlungs-Kommission
Dr. H. E. MAYENFISCH, Präsident HERMANN HUBACHER, Bildhauer
EMIL BÜHRLE WALTER ROSHARDT, Maler
Dr. EMIL FRIEDRICH KURT SPONAGEL-HIRZEL
MAX GUBLER, Maler ALBERT HEINRICH STEINER,
HERMANN HALLER, Bildhauer Stadtbaumeister
Ausstellungs-Kommission
KARL HÜUGIN, Maler
ERNST MORGENTHALER, Maler
HEINRICH MÜLLER, Maler
JAKOB RITZMANN, Maler
Frau IDA SCHAER-KRAUSE, Bildhauerin
Bibliothek-Kommission
Dr. HENRY BODMER-ABEGG, Präsident Prof. Dr. GOTTHARD JEDLICKA
Dr. H. DEBRUNNER-TREICHLER Prof. Dr. FRITZ MEDICUS
Frl. Dr. LILY FREY Dr. JAKOB WELTI
TE. ERNST GUBLER, Bildhauer
Rechnungsrevisoren
ADOLF GCGERIANI HEINRICH DÜRST
Direktor des Kunsthauses und Sekretär der Zürcher Kunstgesellschaft
Dr. W. WARTMANN
Geschäftsstelle der Zürcher Kunstgesellschaft
KUNSTHAUS AM HEIMPLATZ
Telephon 3217 22 Postcheckkonto VIII 2238
Rechnung 1945
22 Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
I. Betriebs-
Einnahmen
Anteil an Mitgliederbeiträgen, 85 °%
Beitrag der Stadt Zürich .
Mietzinsen . . -
Eintrittsgelder .
Verkaufsprovisionen
Garderobegebühren
Betriebsdefizit .
Fr
31,577.50
40,000.—
11,000.—
21,932.10
10,523.40
2,700.—
34,591.77
172,324.77
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
2.
Rechnung
Ausgaben
Inventaranschaffungen .
Gebäudeunterhalt .
Heizung und Beleuchtung .
Besoldungen, Tag- und Stundenlöhne
Unterhalt der Sammlung . .
Versicherungen . .
Bureauspesen. .
Inserate, Reklame und Drucksachen
Kataloge, Bildkarten, Photographien
Spedition und Magazin. .
Neujahrsverlosung
Bibliothek. .
Vereinsauslagen
Billetsteuer .
Neujahrsblatt .
Einlage in den Fürsorgefonds
}
7,228.91
19,747,85
104,802.—
2,602.60
4,332.05
5,102.98
6,710.95
1,245.02
1,867.56
3,700.—
4,866.21
2,198.47
2,345.65
1,074.52
4,500.—
172,324.77
24
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
IL. Kapitalrechnungen
A. Sammlungsfonds
Bestand am 1. Januar 1945 . .
Zuwachs: Beitrag der Stadt Zürich. .
15 °% der Mitgliederbeiträge . . .
Zuteilung aus dem Zinsensaldo ‚ .
Zuwendung von Verlosungsgutscheinen . .
Erlös für 1 Schnitzelbankbuch von J. Ritzmann .
Taggelder, Zuwendungen für Begutachtungen,
Führungen. . . -.-
Reproduktionsgebühren . .
Anteil der Kursdifferenz aus dem Verkauf von Wert-
schriften . .
Abgang durch Ankäufe
Bestand am 31. Dezember 1945
23,000.—
5,572.50
3,441.56
950.—
A —
1,180.—
485.—
162,577.90
34,633.06
197,210.96
2,348.75
199,559.71
84,702.—
114,857.71
B. Betriebsfonds
Bestand am 1. Januar 1945
Betriebsdefizit .‘ # 8
Bestand am 31. Dezember
445
L17,034.96
54,591.77
62,443.19
C. Vermächtnis Armin Honegger
Bestand am 1. Januar 1945
Zuwachs durch Zinsen . .
Bestand am 31. Dezember 1945
33,433.78
341.45
33,775.23
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
95
D. Fürsorgefonds
Bestand am 1. Januar 1945 . 2. 2...
Zuwachs: Zuteilung aus dem Zinsensaldo . .
Zuwendung aus der Betriebsrechnung 5 2
Vergütung für im Kunsthaus gefundene Gegenstände
Anteil der Kursdifferenz aus dem Verkauf von Wert-
schriften. . 2.
Abgang durch Auszahlungen
Bestand am 31. Dezember 1945
2,191.55
4,500.—
15.—
1,495.65
Fr.
103.526.75
8,202.20
111,728.95
2,400. —
—109.328.95
II. Kapitalrechnungen außer Bilanz
A, Baufonds für die zweite Kunsthauserweiterung
Bestand am 1. Januar 1945 ,
Zuwachs durch Zinsen. . . .
Rückerstattung Quellensteuer
Abgang durch Auszahlungen für Vorarbeiten
Depotgebühr auf Wertschriften
Bestand am 31. Dezember 1945
x
35,743.10
10,117,.85
24,899.95
1,200.—
Fr.
2,090,919.—
45,860.95
2,136,779.95
26.099.95
2.110.680. —
B. Kunstschulfonds Alfred Rütschi
Bestand am 1. Januar 1945 . . 2.0. 0...
Zuwachs durch Zinsen und Rückerstattung Quellensteueı
Abgang durch Kosten von Wehrsteuer (3 Jahre) und
Verrechnungssteuer . . .
Bestand am 31. Dezember 1945
Fr.
149,681.—
4,252.— _
153,933.—
3,312.50
150,620.50
26
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
[V. Bilanz
Ausgangsbilanz per 31. Dezember 1945
Kunsthaus am Heimplatz
Barschaft. . . .
Wertschriften . . .
Anlagen aus Vermächtnis Armin Honegger
Konto-Korrent-Guthaben .
Debitoren und Kreditoren
Sammlungsfonds . . .
Betriebsfonds .
Fürsorgefonds .
Vermächtnis Armin Honegger
Hypothek und Schuldscheine
Aktiven
Fr.
162,500.—
693.23
249,400.—
31,198.60
32,339.60
476,131.43
Passiven
Le
20.226.35
114,857.71
62,443.19
L09,328.95
33,775.23
135,500.—
476,131.43
Wertschriften -Verzeichnis
Eidgenössische Kassascheine . . .
Eidgenössische Kassascheine von 1945,
Juni-Ausgabe . . . .
Kanton Thurgau von 1937 .
Kanton Schwyz von 1937 .
Kanton St. Gallen von 1933 .
Stadt Zürich von 1936 . . 2... +
Schweizerische Kreditanstalt Zürich . .
Schweiz. Bodenkreditanstalt Zürich, 1944 .
Zürcher Kantonalbank, Zürich, 1950 .
Eidgenössische Staatsanleihe von 1944,
Mai-Ausgabe. . .
Zinsfuss |
‘lo
3
2'/2
31/2
31/2
31/a
4
3
3
+
31/4
Nennwert
Fr.
—
25,000.—
30,000.-—
25.000.—
25.000-—
17,000.—
25,000.—
25,000.—
25,000.—
30.000.—|
Kurs
0/9
100
100
95
D6
93
95
96
96
908
100
Bilanzwert
Fr.
30,000. —
25,000. —
28,500. —
24,000. —
23,250. —
16,150. —
24,000. —
24,000. —
24,500. —
30,000. —
249,400. —
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft 27
Revisionsbericht
AndieGeneralversammlung der ZürcherKunstgesellschaft, Zürich
Sehr geehrte Herren,
Auf Grund des uns übertragenen Mandates haben wir die Prüfung der J ahresrechnung
per 31. Dezember 1945 vorgenommen.
Wir haben die Hauptbuchsaldi mit den ausgewiesenen Bilanzziffern verglichen und in
Uebereinstimmung gefunden. Wir kontrollierten sodann die Saldi der Banken-Konti, des
Postcheck-Kontos und den Bestand der Wertschriften mit den Originalbelegen, wobei wir
ebenfalls in allen Teilen volle Ordnungsmäßigkeit feststellten.
Wir gestatten uns zu beantragen, die Jahresrechnung per 31. Dezember 1945 zu geneh-
migen und dem Vorstand unter bester Verdankung Entlastung zu erteilen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Zürich, den 5. April 1946.
Die Revisoren:
gez. A. Ceriani gez. H. Dürst
28
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
Beilage I:
Das Schweizerische Künstler-Archiv
und das
Schweizerische Künstlerlexikon
Neunter Bericht, 1. Januar 1945 bis 31. Dezember 1945
Der Artikel 2 des Vertrages zwischen dem Schweizerischen Kunstverein und der
Zürcher Kunstgesellschaft vom 27. November / 5. Dezember 1942, wie er mit dem vollstän-
digen Wortlaut im Jahresbericht 1942 der Zürcher Kunstgesellschaft S. 26/27 abgedruckt
ist. bestimmt:
Für die Vorbereitung und die Herausgabe des Künstler-Lexikons steht dem Schwei-
zerischen Kunstverein, dessen Organen und Beauftragten, das ausschließliche, zeit-
lich und sachlich unbeschränkte Benützungsrecht zu.
Das Künstler-Archiv darf somit von keiner andern Institution oder Person für irgend-
welche Arbeiten oder Publikationen, die eine Konkurrenz für das Schweizerische
Künstler-Lexikon sein könnten, benützt werden,
Für andere Zwecke, wie Monographien, Biographien und dergleichen darf das
Künstler-Archiv auch Drittpersonen durch die Zürcher Kunstgesellschaft zugänglich
gemacht werden. In Zweifelsfällen hat die Zürcher Kunstgesellschaft die Genehmi-
gung des Schweizerischen Kunstvereins einzuholen.
Die starke und stets zunehmende Beanspruchung des Büro des Kunsthauses durch
«Drittpersonen» für Auskünfte aus dem Quellenmaterial des Künstler-Archivs bedingte die
Aufstellung eines Reglemente, das mit dem Datum des 23. April 1945 dem Vorstand
der Zürcher Kunstgesellschaft und dem Geschäftsausschuß des Schweizerischen Kunst-
vereins unterbreitet und von beiden Instanzen genehmigt wurde. Es lautet:
1. Das Schweizerische Künstler-Archiv ist angelegt und unterhalten und wird ständig aus-
gebaut durch die Zürcher Kunstgesellscha ft als deren Eigentum, Es steht
mit seinem Inhalt der Zürcher Kunstgesellschaft zur Verfügung für ihre eigenen
Veröffentlichungen, wie Sammlungs- und Ausstellungskataloge, Monographien
über einzelne Künstler in Form von Neujahrsblättern und weitere Arbeiten innerhalb
des Aufgabenkreises des Zürcher Kunsthauses.
2.
Die Benutzung und Verwertung des Archivs als Quellenmaterial für einen fünften Band
des Schweizerischen Künstlerlexikons ist ausdrücklich und ausschließ-
lich dem Schweizerischen Kunstverein vorbehalten. Die Zürcher Kunst-
gesellschaft ist dem Schweizerischen Kunstverein gegenüber verantwortlich für die Ver-
hütung jeder Verletzung dieser Bestimmung.
3.
Gegenüber den vielfachen Ansprüchen Dritter um Auskunft und Dokumentie-
rung aus dem Archiv gilt auf Zusehen hin das Folgende:
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
29
A,
Auf mündliche oder telephonische Anfragen von Amtsstellen, Verlegern,
Publizisten, Händlern, Privatpersonen nach Adressen und einfachen
Lebensdaten einzelner Künstler aus dem Material des Archivs wird vom Büro
des Kunsthauses mündlich oder telephonisch Auskunft erteilt.
Schriftliche Anfragen nach Adressen und einfachen Lebensdaten eines oder
mehrerer Künstler werden vom Büro des Kunsthauses schriftlich beantwortet
anter Verrechnung der Aufwendung für Porto.
D.
>»
4
Eingehendere Auskunft mit biographischen Daten und Angaben über einzelne
Arbeiten und Gesamtwerk eines oder mehrerer Künstler wird, nach Prüfung und
Genehmigung des Gesuches durch den Direktor des Kunsthauses, schriftlich er-
teilt, mit Verrechnung von Porto und einer Gebühr für Such- und Schreib-
arbeit, sowie der Verpflichtung zur Quellenangabe, d.h. dem Hinweis auf
das Archiv, bei Verwendung der Angaben durch den Gesuchsteller,
J.
Ueber Gesuche um Ermöglichung der Durchsicht und Excerpierung
von Bestandteilen des Archivs im Lesesaal des Kunsthauses entscheidet der Direktor
des Kunsthauses nach Anhörung des Gesuchstellers. Wenn dem Gesuch entsprochen
werden kann, gilt für den Besucher bei Verwendung der dem Archiv entnommenen
Daten die Verpflichtung zur Quellenangabe, bei vornehmlich kommerzieller
Verwendung, z. B. durch Verleger, die Verpflichtung zur Entrichtung einer Gebühr.
Zu einer Umstellung des ganzen Anlage-Planes für Band V des Schweizerischen Künstler-
lexikons führte die Erklärung des Verlages Huber & Cie. in Frauenfeld, daß die Bände I—IV
so gut wie vollständig ausverkauft und vergriffen seien. Bisher war der neue Band nur als
Nachtrag zum ganzen Lexikon von 1902—1917 und seinen Artikeln für die Jahrzehnte von
1870 bis zur Gegenwart vorgesehen, mit ergänzenden Angaben zu den dort bereits behan-
delten, und neuen Artikeln über die dort noch nicht aufgenommenen Künstler. Wenn nun
aber die vier ersten Bände aus dem Handel verschwunden und zur Benutzung einzig die
in den öffentlichen Bibliotheken und vielleicht in Privatbesitz noch vorhandenen Exem-
plare benutzbar blieben, so stellte sich die Frage, ob die neue Situation nicht eine neue Ent-
schließung verlange. Gegenüber den zwei Möglichkeiten: Beibehaltung des bisherigen
Planes mit Ausgabe des neuen Bandes als «Supplement»-Band in unmittelbarer Abhängig-
keit zu den Bänden I—IV, oder Neubearbeitung des ganzen Stoffes der ersten vier Bände
und der neuesten Zeit zum Ersatz des Lexikons von 1902—1917 durch ein von Grund auf
neues Werk in vielleicht wieder vier oder fünf Bänden, fiel die Entscheidung für eine dritte.
Die Delegiertenversammlung des Schweizerischen Kunstvereins vom 21. Dezember geneh-
migte einen Antrag der Redaktionskommission auf Herausgabe eines vom «alten» Lexikon
unabhängigen Bandes mit durchweg neuen, selbständigen Texten über die Künstler im Zeit-
raum von 1850—1950, genauer 1848—1948, das heißt im zeitlichen Bereich des durch die
Verfassung von 1848 neu geschaffenen schweizerischen Bundesstaates, der, wie eine politische,
so auch eine neue wirtschaftliche und kulturelle Phase für die Schweiz einleitete. Ein solches
Künstlerlexikon der neuen Schweiz oder der Schweiz der letzten hundert Jahre ließ sich
auch denken als Gabe des Schweizerischen Kunstvereins an die Schweiz unserer Zeit zu
ihrem einhundertsten Geburtstag.
30
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
Der Beschluß über die neue Anlage des Bandes zwang zur Neubearbeitung der auf das
bisherige Schema der einfachen Nachträge eingestellten Namenlisten, mit Umteilung aller
Namen auf die Klassen: a) Monographische Behandlung, b) Dokumentierter Artikel, c) Er-
wähnung nur mit Minimaldaten, d) Nichtaufnahme.
Die laufenden Arbeiten brachten in den Buchstaben T—X mit 1385 Namen den Abschluß
des Namenverzeichnisses mit Minimaldaten. Nach den Zusammenstellungen der Berichte 7
und 8 umfaßten die Buchstaben A—G 4397, H—S 5530 und nun T—X noch 1385 Namen,
damit das ganze Alphabet 11 312. Doch treten Woche um Woche immer wieder neue in den
Gesichtskreis, wie anderseits die Beibringung und Vervollständigung der Minimaldaten auch
für die ersten längst aufgenommenen durch Schwierigkeiten aller Art erschwert und manch-
mal ganz verunmöglicht werden.
Neue Fragebogen wurden im Berichtsjahr 1791 versandt, Einzelbriefe 160, Doppelkarten
zur Einholung von Ergänzungen zu Minimaldaten 580, Namenlisten an Zivilstandsämter
und Einwohnerkontrollen 1039, Fragezettel 3759, Bestätigungskarten 1138.
Neue Fangzettel und Stammblätter wurden je 165 erstellt. Weitere Zahlen sind: 2156
VUebertragungen von Excerpten auf die Stammblätter A—E; 403 Uebertragungen von Aus-
stellerkarten auf Stammblätter; 2425 Ergänzungen von Minimaldaten auf Stammblättern und
Namenlisten; 870 Zeitungsausschnitte geordnet und registriert; 15 Zeitschriften und 319
Kataloge, Berichte u. a. laufend excerpiert.
Die Aufwendungen des Kunsthauses für Büromaterial und Vervielfältigungen (Fr.
1757.80), Frankaturen (Fr. 588.80), Arbeitstunden (Fr. 6366.45) betragen für das Künstler-
Archiv und das Künstler-Lexikon Fr. 8713.05. Als Auslagen für das Lexikon allein vergütete
davon der Schweizerische Kunstverein dem Kunsthaus Fr. 5787.45. Die Arbeitsleistung des
Direktors und der Kassierin und Verwalterin stellt das Kunsthaus ohne irgendwelche Be-
lastung dem Schweizerischen Kunstverein zur Verfügung.
W. Wartmann
Jahresbericht 1945 der Zürcher Kunstgesellschaft
3]
Beilage II:
Die zweite Kunsthauserweiterung
5. Bericht, 1. Januar bis 31. Dezember 1945
Im Jahr 1945 galt die Arbeit der Baukommission und der Architekten vorerst der
weiteren Abklärung: der Belichtungsfragen für Oberlicht- und Seitenlichtsäle, sowie für
künstliche Beleuchtung. Neben weiteren Besichtigungen bestehender Einrichtungen in an-
dern Museen und Berechnungen und Konstruktionen auf dem Reißbrett wurde im Kunsthaus
selber mit Einfügung einer Decke von Thermoluxgläsern im Sammlungsraum d (Kokoschka,
Liebermann, Corinth, Munch) und darüber gestellten Jalousien die Probe aufs Exempel
yemacht.
Die Projektskizzen im Maßstab 1:200 wurden weiter durchgearbeitet, für den Vorplatz
und den Heimplatz mit Tram- und Straßenführung, die Grundrisse von Erdgeschoß und
Obergeschoß zur Erzielung einer klareren Führung der Besucher und Vereinfachung der
Verbindungen und des Arbeitsganges im innern Dienst, für die Unterbringung eines
Restaurants als Ersatz der Kollerstube und für die Dienstbarmachung des Vortragssaales als
Versammlungsraum auch für andere Zwecke, der in den Kreisen 7 und 8 vermißt wird; für
den Anschluß des Neubaues an den Altbau und die Möglichkeiten guter Lösungen für
spätere Bauetappen bis zur völligen Ausnützung der «Kunstinsel». Das so bearbeitete Pro-
jekt 1:200 wurde von den Architekten als Vorprojekt der Baupolizei eingereicht und von
dieser genehmigt. Anschließend erteilte die Baukommission den Architekten den Auftrag
zur Erstellung eines plastischen Modells im Maßstab 1:200 und zur Inangriffnahme der
Planung im Maßstab 1:100.
Neue Aufgaben stellte die Frage der Finanzierung des Baues, als eine Berechnung auf
Grund des Projektes 1:100 und des neuen m3-Preises von Fr. 140 eine Kostensumme von
Fr. 7000 000 ergab und damit für den Bau zu der bereits erfolgten Schenkung von Fr.
2 000 000 noch ein Bedarf von Fr. 5 000 000 festgestellt werden mußte. Zum Studium des neu
entstandenen Problems bestellte der Vorstand der Kunstgesellschaft eine besondere Bau-
finanzierungskommission aus seinem Präsidenten und dem Quästor, dem Präsidenten der
Baukommission, dem Donator des ersten Baubeitrages von Fr. 2 000 000 und dem Architek-
jen Prof. Dr. H. Hofmann als Baufachmann.
W. Wartmann