war in diesem und in früheren Berichten schon öfters die Rede. Vergibt man sich etwas, wenn man gesteht, daß bei der Wahl der Ausstellungen bis zu einem gewissen Grade der Zufall — das heißt die günstige Gelegenheit — eine Rolle spielt, wodurch ja die freie Wahl nicht beeinträchtigt zu werden braucht. Diese be- steht allerdings oft mehr im Nichtannehmen von Möglichkeiten; denn es gibt ja leider Ausstellungen, die man gerne machen würde, deren Durchführung aber so, wie man sie wünschte, durch äußere Umstände verunmöglicht wird. Um so erfreulicher, wenn manchmal das unmöglich Scheinende doch möglich wird, wie etwa im Falle der Etrusker-Ausstellung des laufenden Jahres. Die erste Ausstellung des Berichtsjahres, den prähistorischen Bronzen aus Sardinien gewidmet, nahm ein Thema wieder auf, das zuerst 1953 mit der römischen Porträt-Plastik berührt worden war: das europäische Altertum im weitesten Sinn. Solche Aus- stellungen rechtfertigen sich in mancher Beziehung. Sie sollen hinweisen auf die Ursprünge unserer Kultur, was besonders wich- tig ist in einer Stadt und in einem Land, das keine großen Antiken- Sammlungen besitzt. Dabei ist nicht Gelehrsamkeit das Hauptziel; vielmehr soll durch Auswahl und Präsentation hervorgehoben werden, wie nah uns diese zeitlich fernen Dinge angehen können. Daß auch geniale Künstler den schöpferischen Kontakt mit solchen Gegenständen nicht verschmähen, darüber konnte der Besucher der Ausstellung von Picasso-Graphik Betrachtungen anstellen. Diese bildete den Beitrag des Kunsthauses zu den Junifestspielen und fand auch im Ausland lebhafte Beachtung, da zum erstenmal eine so vollstän- dige Uebersicht über das graphische Werk des Meisters geboten wurde. Das Jahr brachte auch zwei sehr verschiedenartige Ausstel- Jungen religiöser Kunst. Die eine erschloß dem mitteleuropäischen Betrachter einen Einblick in die von Byzanz bestimmte frühmittel- alterliche Freskenmalerei in den Kirchen und Klöstern des süd- lichen Jugoslawien, Diese Werke überraschten durch ihre hohe Qualität und machten augenfällig, wie sehr die byzantinische 26