in seiner Malerei zum Grundprinzip erhoben. Doch seit Beginn hat er es wieder durchbrochen in seinen «spitzen» Bildern. Der Grund kann darin liegen, daß Mondrian immer wieder versucht hat, aus dem von ihm als richtig erkannten und zu seinem Hauptausdruckmittel erhobenen Prinzip aus- zubrechen in eine dynamischere Ausdrucksform. (Daß er jedoch eine Veränderung der malerischen Struktur selbst nicht zulassen konnte, beweist seine Auseinandersetzung mit Theo van Doesburg, als dieser um 1924 begann, in seinen Bil- dern die rechtwinklige Struktur um 45 Grad zu drehen. Aus diesem Grund zog sich Mondrian von seiner Mitarbeit an van Doesburgs Zeitschrift «De Stijl» zurück, obschon er seit der ersten, 1917 erschienen Nummer deren ständiger Mit- arbeiter gewesen war.) Dieses dynamischere Format hat nun etwas ergeben, des- sen sich Mondrian anscheinend nicht bewußt war; obwohl er sicher empfand, daß seine «spitzen» Bilder eine grund- sätzlich andere Wirkung haben als die übrigen. Diese andere Wirkung besteht darin, daß sein Prinzip des dynamischen Rhythmus auf der Fläche, aber auch das Weiterführen des Bildrhythmus über die Bildbegrenzung hinaus, in den «spitzen» Bildern besonders stark zur Geltung kommt. Eine horizontal-vertikale Struktur ordnet sich innerhalb einer horizontal-vertikalen Umgebung ein. Im Gegensatz dazu aber ordnet sich ein auf die Spitze gestelltes Quadrat innerhalb dieser Ordnung nicht ein, sondern es entwickelt als Außenform eine Aktivität, die sich auf der dahinter liegen- den Wand nach den vier horizontalen und vertikalen Rich- tungen ausbreitet. Noch etwas anderes ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung: Mondrian hat allen seinen Bildern seit 1917 den horizontal-vertikalen Rhythmus als OÖrdnungsprinzip zu- grunde gelegt. Bei den rechteckig und parallel zur Struktur verlaufenden Formaten ergeben sich daher innerhalb der Bildfläche ausschließlich Rechteckflächen. Das Zentrum ı* +