SPÄTRÖMISCHER BILDNISKOPF Das hier vorzustellende lebensgroße Porträt eines unbe- kannten Mannes (Abbildung 2)* soll in der Gegend von Cerveteri, nördlich von Rom, bei Landarbeiten gefunden wor- den sein. Noch dieses jüngste Schicksal hat seine Spuren in dem Gesicht hinterlassen: die Pflugschar riß eine tiefe Wunde in den Stein, die sich vom Haar über dem linken Ohr über dieses selbst und die linke Wange zum Kinn hinzieht und sich unter diesem auf der andern Seite fortsetzt. Sie bietet wenig- stens den einen Vorteil, daß sie Einblick gewährt in die fein- körnige Struktur des weißen Marmors, der wohl aus den Ber- gen von Carrara stammt. Alle anderen Verletzungen hatte der Kopf schon erlitten, als er in die Erde gelangte: Nase, Kinn- spitze und Ohrmuscheln waren zum größten Teil weggebro- chen, die Stirn links oben, beide Augenbogen und das linke Oberlid waren bestoßen, und vor allem war schon damals der Hals von den Schultern getrennt; denn die erdig-braune Patina bedeckt gleichermaßen diese Bruchstellen wie die unversehrten Partien, da und dort desgleichen der harte, braune Sinter, der hinten abgekratzt, vorne weitgehend mit Säure entfernt worden zu sein scheint. Ob das ganze Werk eine Statue oder nur eine Büste war, läßt sich nicht mehr entscheiden. Nach dem Gefühl, das aber keine unbedingt stichhaltigen Beweisgründe zu bestätigen ver- mögen, möchten wir eher das erste annehmen. Gleichzeitig sollen auch Bruchstücke von Statuen, wie vermutungsweise angegeben wurde, von Kopien nach griechischer Idealplastik, zutage getreten sein. Daraus möchte man auf eine öffentliche Anlage oder eine reiche Villa als Aufstellungsort schließen, wenn es sich nicht vielmehr um zusammengeworfene Reste verschiedener Herkunft handelte. Die ursprüngliche Haltung des Kopfes wenigstens läßt sich aus dem Vorhandenen noch * Inv. Nr. 1957/12, H. 30 cm 35