kisch-italischen, aber auch im griechisch-italischen Bilden lebt viel von der Freiheit des Wachsens vegetabilischer Natur.® Unsere Statuette trägt nur den Körper in streng lotrechter Haltung, die Füße hat sie in schmaler Schrittstellung gegen- einander versetzt, das linke Bein als Spielbein etwas vor- gestellt, wenn es hier überhaupt angeht, Spiel- und Standbein zu unterscheiden; denn eigentlich scheinen beide Beine spiele- risch, ja tänzerisch leicht aufgesetzt, und diesen Eindruck ver- stärken die nachdrücklich abgespreizten und in rhythmischer Pose gegengleich ausschwingenden Arme. Das leicht nach oben gewandte Gesicht verleiht dieser Gebärde einen gewissen feierlich-ernsten Zug. Der Ausdruck selbst, der in dem kleinen Köpfchen liegt und vor allem durch den schmalen, geraden Mund bestimmt wird, fügt etwas Ernstes, Andächtiges hinzu. Durch den Gegenstand in der linken Hand, den wir vorher schon als Frucht bezeichnet haben und der genauer noch als Granatapfel wird bestimmt werden dürfen, reiht sich die Figur in eine Gruppe von Opfernden ein, die vom frühen 5. Jahrhundert v. Chr. bis in den Hellenismus reicht.” Dem- nach werden wir die Gebärde der Rechten als Anbetungs- gestus verstehen müssen. Die Fingerspitzen sind zwar ab- gebrochen, aber es wird auch so noch deutlich, daß die offene Handfläche nach vorne gedreht war. Sonst legen etruskische Adoranten den Oberarm dem Körper an und strecken nur.den Unterarm aus, und zwar in der Regel mehr gegen vorne hin oder gar abwärts.? Das. «Diadem>» — es ist mit kleinen ein- gravierten Dreiecken verziert — braucht beim Bild einer Sterblichen nicht zu verwundern. Für die Deutung als Votiv sprechen schließlich die Zapfen unter den Füßen, die zur Ein- lassung in einen Sockel oder in den gewachsenen Stein dien- ten. in die man sie mit Blei vergossen haben mochte. Weih- 5 Vgl. T. Dohrn, Grundzüge etruskischer Kunst, 1958, 45 ff. " De Agostino, Statuette e statue femminili con l’attributo della melagrana. Studi Etruschi 10, 1936 87 ff. Vgl. Studi Etruschi 10, 1936, Taf. 30, 2; C. Q. Giglioli, Arte Etrusca, 1935, Taf. 220. 1: 223, 1/2. LM