Für «City» wurde das aufgeklebte Schablonenpapier in geraden Linien von Kante zu Kante durchschnitten: in der Höhe durch 29 gleichabständige Horizontalen, in der Breite durch 20 Vertikalen von verschiedenen Abständen, aber ge- messen mit den gleichen Abständen. Trotz dieser rechteckig-frontalen, also besonders flächigen Aufteilung erscheint eine vielseitige Räumlichkeit. Sie ist bewirkt zunächst durch einen konstanten Wechsel zwischen Trennen und Verbinden — innerhalb geteilter und ungeteilter Flächen in Rot, Weiß, Schwarz. Weiter durch eine Bündelung der Streifen in Gruppen von sehr verschiedener Ausdehnung — und damit visuell von verschiedenem Gewicht. Und drittens, durch eine Placierung der Gruppen, inner- halb der Senkrechten — die uns nahe und weit «lesen» läßt. Durch solch ständige Wandlung von Gleich und Ungleich erscheinen Ueberschneidungen und Durchdringungen, die uns so auf und ab, so her und hinführen, daß wir drei Dimensionen, also Volumen sehen. Und wichtiger noch, sie machen uns den starken Drei- klang Rot-Weiß-Schwarz in vielen Farben sehen. Neben kla- rem und gemischtem Rot erscheinen Farbwandlungen sogar innerhalb der harten Pole der Farbskala, in Nuancen inner- halb von Weiß und Schwarz. Und alle drei Farben, obschon faktisch opak, agieren in unserer Wahrnehmung — transpa- rent. Josef Albers Mit seinen tektonischen Bildern der zwanziger Jahre nimmt Josef Albers unter allen deutschen Konstruktivisten dieser Zeit eine besondere Stellung ein. Anders als in den Werken des holländischen und russischen Konstruktivismus besteht bei Albers eine Bildauffassung, die ihn auch von geistig verwandt Arbeitenden, wie Moholy, Vordemberge-Gildewart 33