ten Themen. Die jüngere europäische Plastikgeneration, der,
generell gesprochen, einerseits Brancusi, anderseits Gonzalez
Leitbilder von höchster Faszination sind, sucht dagegen den
Ausgangspunkt der Gestaltung nicht mehr in bestimmten
gestalthaften Motiven, vielmehr in bestimmten Elementen
oder Strukturen; mit diesen Elementen oder Strukturen iden-
tisch sind jeweils die ihnen zweckdienlichen Materialien. Die
genannten Prämissen gelten auch für den 1924 geborenen
spanischen Bildhauer Eduardo Chillida — er ist der bedeu-
tendste Erbe seines Landsmannes Julio Gonzalez, der die
Eisenplastik in den Stand der Ebenbürtigkeit und Gleich-
berechtigung zur Stein- und Holzskulptur erhoben hat. Die
«Del Borde» betitelte, 1958 entstandene, vom Kunsthaus er-
worbene Eisenplastik Chillidas® wirkt — was überhaupt eine
Grundeigentümlichkeit der Arbeiten des Spaniers ausmacht —
malartig und geräteartig zugleich. Das stoffliche Hauptsubstrat,
aus dem sich das Gebilde aufbaut, ist ein kantig kubischer
«Stab». Er verästelt und verzweigt sich im Raum nach allen
Seiten 'als ornamentale Figuration, umklammert die Leere
und bringt sie dadurch zur Artikulation. Dornhaft kompakte,
glatte Partien wechseln rhythmisch mit Partien, die tiefe Ein-
schnitte und Kerben aufweisen und Torsionen unterworfen
sind. Doch das Ganze hat nichts von Gewaltsamkeit an sich.
Die Sorgfalt der handwerklichen Ausführung, der Prozeß des
bedächtigen Schmiedens selber werden anschauliche, künstle-
rische Fakten als wahres «Lob des Eisens» in diesem Werk, in
dem die so verschiedenen Sphären von artistisch ornamentaler
Silhouettierung, von Gerät und von raumschaffendem Mal
zu bündig suggestiver Deckung gelangen.
Eduard Hüttinger
25 Schmiedeisen. 50X150X80 cm.
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