Die den einzelnen figürlichen Elementen von «La fort»
eignende formale Struktur ist diejenige, die seit 1945 bis heute
den Skulpturen Giacomettis überhaupt zugrunde liegt. Sie
läßt sich auf einen einheitlichen Nenner bringen: Reduktion
wird angestrebt, Reduktion im Stofflichen, Individuellen, Aus-
druckshaften. Das gestalterische Substrat der Reduktion ist die
Ueberlängung, die verkrustete, schrundig vulkanische, erstarr-
ter Lava gleichende Oberfläche; das Körperliche schrumpft
ein; der Mensch ist geisterhaftes Schemen, linear verdünntes,
von der Macht des Raumes ausgezehrtes Zeichen, «Gebärde-
figur», aus der das sinnenhaft prangende Leibliche gewichen
ist — ins Symbolische gesteigerte Versichtbarung von existen-
tieller Gefährdung, Nichtigkeit, Bedrohung der Gestalthaftig-
keit, Einsamkeit und Verlorenheit des Individuums im An-
gesicht des unendlichen Raumes. Es sind jene Elemente,
welche Sartre aus kongenialem Empfinden heraus erspürt hat,
als er wiederholt über Giacometti schrieb.
Bei verharrender Auffassung der menschlichen Figur
zeitigt die faktische Verwirklichung des einmal gefundenen,
historisch von den etruskischen Grabstatuetten und, nach
Giacomettis eigenem Zeugnis, von dem insektenhaften
Welttheater Callots angeregten Grundtypus dennoch sehr
verschiedene Lösungen: sie reichen von der statischen zur
schreitenden Einzelfigur, die sich bis zum strichartigen, draht-
artigen Skelett verflüchtigen kann.
In «La fore&t> massiert Giacometti sieben statische Einzel-
figuren und eine Büste zu einer Gruppe, deren Oertlichkeit
durch die Bodenplatte repräsentiert wird. Hier bekundet sich
ein Phänomen, das innerhalb des Schaffens von Giacometti
selber seine Vorgeschichte hat. Bereits in der surrealistischen
Epoche (1929—1934) fügen sich surrealistisch-abstrakte
Objekte auf gemeinsamer Sockelplatte zum kontrastreichen
Spiel körperlicher und räumlicher Volumen; gewölbter Er-
hebung antwortet muldiges Einsinken; kugelige, kegelartige
Gebilde artikulieren als gespenstische Requisiten die Szenerie,