position zu gespenstischer Präsenz auf — im schmalen, zeit- bedingten Sektor des «veristischen Surrealismus>» ist Salvador Dalis Gemälde «Femme ä tete de roses» auf seine Weise ein Meisterwerk. Henry Moore, seit 1959 monumental im — oder besser: vor dem — Kunsthaus gegenwärtig mit der «Liegenden> von 1957, hat durch eine weitere Schöpfung in der Sammlung Heimatrecht erworben: «Skulptur» (Bronze, 44X61X21 cm). Sie stammt aus dem Jahr 1962 und zeigt eine Seite von Moores Kunst, die auf den ersten Blick eher ungewohnt anmutet. Neben dem Thema «Mutter und Kind» ist das Thema der «Reclining Figure» ein Leitbild von Moore: es beschäftigte ihn zu allen Schaffensepochen und verweist auf den Bereich einer mythisch elementaren Aussage als Gestaltwerdung des archetypischen Symbolkreises des Weiblichen, als im Mythi- schen verankerte Beschwörung des Mütterlichen, der «Magna Mater», als Erscheinungsform einer im Unbewußten ver- wurzelten Welt, in der sich das Zeugende noch nicht vom Gebärenden unterscheidet.” Zumal die «Liegende» von 1957 zeichnet etwas barbarisch Gewaltiges aus, ein Gehalt, der sie, als ein Mal von urtümlicher, idolhafter Macht. in die Zone des Numinosen rückt. Der «Skulptur» indessen ist aus dieser Perspektive nicht beizukommen, deshalb nicht, weil sie jede Anspielung auf gegenständlich Abbildhaftes unterdrückt; es liegt eine Figu- ration aus «abstrakten» Körper- und Raumelementen vor: zwei sehr kompliziert geformte, bald konvex sich wölbende, bald konkav einschwingende, sowohl kantig harte wie weich 20 Vgl. Eduard Hüttinger, in: Jahresberichte der Zürcher Kunstgesellschaft 1959, S. 50—53. Vgl. Henry Moore, Schriften und Skulpturen, herausgegeben von Werner Hof- mann, Frankfurt am Main 1959, S. 28. 1 78