im Gipsmodell hält die Frauenfigur in der ausgestreckten linken Hand
oinen Lorbeerzweig; «bereit zur höchsten Weihe eines antiken Helden »
wie sich Hermann Ganz ausdrückt!. Maillol verehrte den genialen und
weit intellektuelleren Meister von Aix wie die Musik von Bach: «Ich
halte ihn für eines der größten Genies unserer Zeit. Er ist bis in eine
Tiefe vorgestoßen, zu einer Feinheit der Tonwerte... Aber die Maler
können ihm nicht immer folgen. Er steht ganz allein. Von einer solchen
Sache können die Leute aber auch gar nichts begreifen. Selbst uns, uns
muß er es noch oft erklären. Und das will doch etwas heißen. Ich lache
immer, wenn ich die Kritiker von ihm reden höre. Das ist genau so, wie
wenn ich die Musik von Bach erklären wollte. Es sind Töne, eine Har-
monie, die gefällt. Aber man spürt, daß es noch viel weiter geht, in eine
andere Tiefe. Man versteht nicht, man fühlt es nur!®, »
Stets von neuem hat sich Maillol an der antiken Plastik gemessen. Klas-
sische Züge prägen denn auch in mancher Beziehung die Gestalt der ent-
spannt liegenden Figur mit dem halb aufgerichteten Oberkörper. Die
Römer kannten dieses Stellungsmotiv etwa ‘bei Flußgottheiten, während
der von strenger Anmut erfüllte Kopf uns eher griechische Vorbilder in
Erinnerung ruft. Wir möchten jedoch nicht diese oft erwähnten Verbin-
dungen zur klassischen Kunst zu sehr in den Vordergrund rücken, scheint
uns doch die Bedeutung Maillols gerade in seinem ungetrübten Verhält-
nis zu seiner mediterranen Umgebung zu liegen, das ihn davor bewahrt,
zum Klassizisten zu werden. Die selbstverständliche Schönheit der Bewe-
gungen, das einzigartige Mittelmaß zwischen schwebender Leichtigkeit
und voluminöser Kraft unserer Plastik wurzeln in Maillols südländischem
Temperament, seinem unmittelbaren, unkomplizierten Sinn dem mensch-
lichen Körper gegenüber. Maillols Griechentum ist nicht eine Frage der
Bildung, sondern vielmehr eine Frage der Herkunft. Deshalb war es ihm
vergönnt, das klassische Vokabular ungezwungen und frei gebrauchend,
durchaus neuzeitliche Bildwerke zu schaffen und eine ganze Generation