problem, das Albers in den strukturalen Konstellationen untersucht, ist die raumbildende Kraft der Linie, wobei bewußt schwebende und ambivalent zu lesende Räume evoziert werden. Ein oft wiederkehrendes Kompositions- mittel ist dabei die doppelte Verwendung derselben Form. Im Falle von «U 7» glaubt man auf den ersten Blick zwei einander berührende, ge- faltete Bänder vor sich zu haben, das eine Band von links nach rechts ver- laufend, das andere in der Gegenrichtung. Bei näherem Zusehen ent- deckt man, daß nicht alle Faltstellen ausgezeichnet sind, was das räum- liche Vor- und Zurücktreten verunklärt. Zudem liegen diejenigen Kanten, mit denen sich die beiden Bänder berühren, in scheinbar verschiedenen Tiefenschichten: die am weitesten vorn erscheinenden Flächen werden mit den scheinbar zuhinterst liegenden zusammengebracht. Wobei, wie so oft bei Albers, bewußt offen gelassen wird, ob sich eine Form in die Tiefe oder aus der Fläche heraus dem Betrachter entgegen bewegt; so ist es durchaus möglich, die mittleren Partien der beiden Bänder in dieser Doppeldeutigkeit zu lesen. Mit diesen Konstruktionen geht es Albers nicht um eine einfache geometrische Spielerei. Er will vielmehr auf die Relati- vität aller Erscheinungsformen hinweisen, vor allem auf die Abhängigkeit der Einzelform von ihrer Umgebung, auf das Einwirken der einen auf die andere Form. Damit greift er im formalen Bereich dasselbe Problem auf wie im farblichen mit der Serie der «Hommage to the Square». Im Gegensatz zu den meisten Konstruktivisten sucht Albers nicht geometri- sche Ordnungen zu etablieren — im Gegenteil: er stellt diese Ordnungen in Frage und zwingt somit den Betrachter, dem oberflächlich Gesehenen zu mißtrauen und seine Vorstellungskraft zu betätigen. Zu Recht spricht Werner Spies von einem geometrischen Surrealismus. Wie der Deutsche Albers so hat auch der Schweizer Fritz Glarner (1899 bis 1972) die längste Zeit seines Schaffens in den Vereinigten Staaten ver- bracht. Auch Glarners Stellung innerhalb der konstruktiven Kunst ist in hohem Maße persönlich. Glarner hat nie den rechten Winkel als allein