nischen Konstruktionen des Cockpits oder dem Konstruktionsplan der Uhr,
der sein Vorhandensein eigentlich erst durch diesen Gegensatz recht-
fertigt. Extremstes Symbol der Technik — das Cockpit — und extremster
Ausbruch im Bereich des Ornaments stehen sich hier gegenüber. Kunst
und Tradition sind mit den Ergebnissen unseres technischen Zeitalters
konfrontiert. Damit spricht Rauschenberg unsere gegenwärtige Situation
an: eine von der Technik beherrschte Welt, in der die Vergangenheit wie
antike Spolien integriert ist. Nicht rein zufällig wohl sind gerade die Par-
tien, die in der Komposition die barocken Ornamente tragen, durch Farb-
auftrag verwischt und undeutlich gemacht — wodurch etwa die Figuren-
szene in der unteren Bildmitte unaufgelöst bleiben muß —, während die
technischen Apparaturen präzise sichtbar sind. Die ganz frei behandelten,
sehr malerischen Farbaufträge sind in nuancierten Grautönen über die
Bildfläche frei verteilt. Das ganz auf die Unfarbigkeit abgestimmte Bild
aber erhält einen zentralen Farbakzent durch das rote Rechteck, das im
Zentrum der Bildfläche beherrschend eingesetzt ist. Dieses rote Rechteck
ist im Gegensatz zu den mit breitem Pinsel hingestrichenen grauen Über-
malungen ganz exakt in scharfem Umriß und glattem, dichtem Farbauftrag
auf die Leinwand gesetzt. Es fehlt ihm das Spontane der grauen Pinsel-
striche, die unbestimmten Umrisse, die malerische Attitüde. Dieses Rot
ist nicht in freiem Schwung hingemalt, sondern wie eine Schablone mit
festem Umriß aufgesetzt. Es deckt nichts zu, verwischt keine durch-
scheinende Zeichnung, existiert vielmehr als Farbmarkierung autonom.
Rot ist die Farbe der Gefahr. Und wie ein Warnsignal empfindet man denn
auch das rote Dreieck im Bild, das zugleich auch an die roten Warnsignale
im Cockpit eines Flugzeugs denken läßt.
So fächert sich das Repertoire der Bildmotive auf. Ihre Vieldeutigkeit
bietet Hand zu vielerlei Entschlüsselungsmöglichkeiten. Sie alle sind ein
Baustein im Bildgefüge. Erst die Summe gibt die Realität wieder, die
Rauschenberg beschreiben will. Erika Billeter