Das Jahr 1973 stand gewissermaßen im Zeichen der Sammlung. Ein Zu- sammentreffen günstiger Umstände brachte den Beständen des Kunst- hauses an Kunstwerken einen Zuwachs, der, was Qualität und Zahl be- trifft, außerordentlich genannt werden kann. Wir wollen hoffen, daß solche Glücksfälle sich auch in Zukunft wiederholen; denn auch für ein Museum und seine Sammlung gilt in gewissem Sinn die Spruchweisheit «wer rastet, rostet». Daß Museen sich entwickeln müssen, hat bereits Goethe erkannt, wenn er in seinem Essay über Winckelmann schreibt: «Traurig ist es, wenn man das Vorhandene als fertig und abgeschlossen ansehen muß. Rüstkammern, Galerien und Museen, zu denen nichts hin- zugefügt wird, eignet etwas Grab- und Gespensterartiges; man beschränkt seinen Sinn in einem so beschränkten Kunstkreis, man gewöhnt sich, solche Sammlungen als ein Ganzes anzusehen, anstatt daß man durch immer neuen Zuwachs erinnert werden sollte, daß in der Kunst wie im Leben kein Abgeschlossenes beharre, sondern ein Unendliches ın Be- wegung sel. » Es sei festgehalten, daß wir ein so erfreuliches Wachstum der Sammlung zu einem nicht geringen Teil privater Munifizenz zu verdanken haben. Davon wird im Abschnitt über die Sammlung eingehender die Rede sein. Doch sei hier schon daran erinnert, daß am 17. November 1975 ein Saal Chagall eröffnet werden konnte, den wir dem Entgegenkommen des Künstlers und seiner Gattin, die der Schweiz und Zürich freundschaftlich verbunden sind, dann aber auch der Verhandlungskunst, dem Enthusias- mus und der finanziellen Hilfe von Zürcher Sammlern, vor allem Herrn G. Zumsteg, verdanken. Erinnert sei ferner an den Zürcher Sammler, der einen Teil seiner Sammlung von Picasso-Grafik der Gottfried Keller- Stiftung zuhanden der Schweizer Museen schenkte. Aus diesen Beständen erhielt das Kunsthaus 69 Blätter, welche unsere Kollektion von grafischen Werken des Künstlers in schöner Weise erweitern. Wie jedes Jahr hat auch