ZU MAX GUBLERS BILD « SIZILIANISCHE MUSIKANTEN » 1950/31 (ABB. 11)
Zwischen 1923 und 1928 malte Max Gubler auf Liparı eine Reihe von
Schauspieler- und Musikantenbildern, zu welchen er durch das Erlebnis
einer wandernden Schauspielertruppe angeregt wurde. Als er 1928 nach
Zürich zurückkehrte, wo er drei Jahre lang neben seinem Bruder Ernst
in dessen Atelier im «Letten» arbeitete, behielt er diese sizilianischen
Themen bei, malte unter anderen die letzte Fassung eines großen Drei-
figurenbildes mit Schauspielern, den sitzenden Pierrot mit Klarinette,
stehende Knaben mit Mandoline oder Gitarre und 1930 eine erste Fas-
sung des Zweifigurenbildes «Sizilıanische Musikanten» (180 x 140 cm).
Nur eine leise Veränderung im Licht zeigt zuerst an, daß diese Bilder
nicht mehr in Sizilien gemalt sind. Vielleicht waren die bedrückenden
Umstände in Zürich mit ein Grund dafür, daß Max Gubler etwas von
Liparı wie einen Traum in sich zu erhalten suchte. Im Lauf der drei
Zürcher Jahre führte er die sizilianischen Motive immer mehr über in
eine allgemeinere klassische Bildwelt. Er suchte in den Figuren das Ge-
meinsame vor jeder Individuation, stellte sie als namenlose Schauspieler
in eine einfache räumliche Situation, vor eine bildflächenparallele, oft
durch ein Getäfer gegliederte Wand, wie auf eine Bühne, auf der sich
nur noch etwa eın Tuch oder ein Stuhl befinden.
Zur Entstehung dieser klassischen Welt trug außer dem Erlebnis Liparis
noch vieles bei: Figuren aus den Gemälden der Brüder Le Nain; der
Klassizismis Picassos aus der ersten Hälfte der zwanziger Jahre; wohl viele
Gespräche mit dem Bruder Ernst; auch ähnliche Bemühungen von
Schweizer Malern, wie Gimmi, Barraud, Walser, um ein allgemeines
Menschenbild. Vor allem bedeutete der Rückzug auf das Allgemeine für
Max Gubler eine Notwendigkeit in seiner malerischen Entwicklung; er
ging einher mit einer bewußten Reduktion seiner formalen Mittel. Im
Lauf dieser drei Jahre begann Max Gubler, die in Lipari erarbeitete, an
Cezanne und Renoir erinnernde Differenzierung der Farben aufzugeben.
Ernst Gubler, der diesen Vorgang von nahe verfolgte und ihn zuerst für