den Kopf desgleichen nicht, weil sie eine Augenentzündung bekam. Meine Geduld wird auf eine starke Probe gestellt. » Kein Wunder, dass sich der Künstler angesichts solcher Verzögerungen und Strapazen Ablenkung ver- schaffen musste: «Meine Beschäftigung hier ist, wenn ich nicht male, dass ich schmiede, und zwar lauter Hufeisen», heisst es in einem Brief vom 31. Oktober 1878 an die Mutter; eine Betätigung jedenfalls, die man angesichts des vom Kunsthaus erworbenen — und wie wir noch ausführen werden, äusserst zart gemalten — Bildes aus dem gleichen Jahr kaum ver- muten würde! Die Arbeit an dem auch für damalige Begriffe nicht übermässig grossen Bild war deshalb so überwältigend zeitraubend, weil Leibl den Ehrgeiz hatte, in minuziösester Alla-prima-Malerei Strich um Strich, ohne nachträgliche Übermalungen, zu vollenden, bis schliesslich das Ganze als absolut homogene Farbfläche erschien, in der der einzelne Pinselstrich nicht mehr wahrnehmbar war: ein Bild, in dem jedes Detail mit derselben Akribie ausgeführt wurde und das somit — der Faktur nach — vollkommen akzentlos, gleichmässig durchgestaltet war. Die Aufnahme des schliesslich vollendeten Werks war unterschiedlich: Lembach sprach verächtlich von « Zuchthausarbeit», die Kritik prägte das Wort «Holbeinstil». Erstaunlich allerdings ist die Tatsache, dass das Werk in Paris eher besser verstanden wurde als in Deutschland. Erstaun- lich aus mehreren Gründen, galt doch Leibl in Frankreich als Entdeckung und Schützling Courbets, dessen Name seiner politischen Betätigung im Jahre 1870 wegen geächtet war. Zudem waren die Beziehungen zu Deutschland auch zehn Jahre nach dem Krieg von 1870 zumindest als strapaziert zu bezeichnen, und schliesslich fiel die Bekanntschaft mit die- sem konsequent realistischen, sicher damals schon als altväterlich emp- fundenen Bild in die Zeit, in der der diametral andere Wege einschla- gende Impressionismus im Aufkommen war, Aus Pariser Sicht musste Leibls eigene Entwicklung als gegenläufig zu den modernen Tendenzen empfunden werden: das Bildnis der Frau Gedon hatte mit seiner lockeren,