Inventarisierung und Betreuung Auch dieses Jahr wurden wir mit bewundernswertem Ein- satz am Erschliessen unserer Bestände unterstützt. Herr Rudolf Schindler, Ligerz, bekannt als passıonierter Samm- ler von Hodler-Zeichnungen, aber auch als Kunstlehrer und Künstler, erklärte sich bereit, unsere Hodler-Bestände nach den grossen Themen zu ordnen und für die Inventari- sierung vorzubereiten. Die Zeichnungen zum Frühwerk werden später, anlässlich einer Ausstellung, in einem Sammlungsheft veröffentlicht. Herr Kees Schepel, Amsterdam, kam als Volontär an die Graphische Samm- lung, um die im letzten Jahr erworbenen 70 Photographien von Constantin Brancusi zu inventarisieren. Nicht nur hat er ein erstaunliches Arbeitspensum selbständig bewältigt und die Stimmung im Team köstlich gewürzt, er hat durch sein Volontariat bewiesen, dass die praxisorientierte Erfah- rung eines Studenten bei der heutigen Personalknappheit wertvolle Dienste an Kunst und Öffentlichkeit erbringen kann. Nach Abschluss der Inventarisation waren die Photos im Neubau als Ausstellung zu sehen. Die seit Jahren steil ansteigende Leistungskurve in unserem Dienstleistungsbereich (Photobestellungen, Leihgaben- und Benützerverkehr, Passepartourierung, Buchbinderar- beiten und Buchsignierung) bei gleichbleibendem Perso- nalbestand konnte durch eine detaillierte Statistik zur Buchbinder- und Magazinerarbeit nachgewiesen werden. Dabei zeigt sich, dass die Leistungen in den letzten zehn Jahren um das Doppelte bis Dreifache gestiegen sind. Von den 215 bearbeiteten und photographierten Zeich- nungen wurden 70 Blätter für den Katalog (Sammlungs- heft 14) zur Ausstellung «Von Gessner bis Turner» im Graphischen Kabinett (März-Mai 1988) kommentiert. ByW VIDEOTHEK Die Videothek haben wir vor allem mit neueren Pro- duktionen jüngerer Videokünstler erweitert. Von dem Schweizer Hanspeter Ammann kauften wir das Band «Bodyviews» von 1985, für das der Künstler eine Reihe von [nterviews über Körperlichkeit, Sehnsüchte und Berüh- rungen gemacht hat. Mit elektronisch manipulierten Farb- veränderungen, mit eingefärbten Tönen und mit körnigen Grau-Weiss-Strukturen gelingen ihm bei seinen Aktdar- stellungen malerische Wirkungen, die die Aussage seiner Werke wesentlich mitbestimmen. Dabei sind die Körper zuweilen in Form von «gefrorenen Bildern» wie Land- schaften ausgebreitet. Im neuen Band «Viewers of Optics» von Alexander Hahn, für das der Künstler 1987 den 1. Preis der Semaine Internationale de Video von Genf bekom- men hat, fährt die Kamera über zerfallene Häuser, abgestor- jene Bäume, schmutzige Steinböden, Kanäle voller Abwässer. Es sind teils wirkliche Landschaften, teils virtuelle Räume. Alexander Hahn verarbeitet in seinen Bändern eigene Träume — Tag- und Nachtträume — und zeigt, dass sich die Sprache des elektronischen Mediums besonders gut dazu eignet, die Mechanismen des Traumes 'n Bilder umzusetzen. Seine elektronischen Traumse- quenzen, die nicht mehr logisch-rationalischen Strukturen folgen, brechen mit unseren Wahrnehmungsgewohn- heiten und vermitteln dadurch dem Betrachter neue Formen der Erkenntnis. Der junge Welschschweizer Eric Lanz erforscht mit seinem «Video-Alphabet», das er teils in Bändern, teils in Installationen verwirklicht, dessen Beziehung zu mythologischen Figuren. In dem Band «O/Orphee» wird in fragmentierten Bildfolgen eine metal- lische «Unterwelt» von Gittertreppen, labyrinthischen Röhren und Klimakanälen sichtbar, in die sich ein Junger Mann mit Hilfe eines leuchtend roten Yoyos vortastet. Das Band «Dialog» von Mike Krebs und Norbert Meissner, das auf dem diesjährigen Videofestival von Locarno einen Preis erhielt, übersetzt das Thema des Bandes mit den dem Medium eigenen Mitteln. Indem er die Interferenzen des Bildes, des Tons und der Sprache benutzt, wird sein Titel «Dialog» zur eigentlichen Metapher. Von dem amerika- nischen Künstler Robert Ashley erwarben wir zwei Teile aus seiner umfangreichen Videooper «Perfect Lives» und