Für kleinere Restaurierungsarbeiten konnten wir die im Haus tätige Gemälde- und Papierrestauratorin Jean Rosston gewinnen. Sie nahm sich der 10 Capricci von Jean Legeay, der 10 Aquarelle von Giuseppe Scartezzini und je einer Zeichnung von Hans Gimmi (Z. Inv. 1987/45) und Raoul Domenjoz (Z. Inv. 1987/37) an. Ihrer Hand ist auch die Erhaltung des Originalzustandes des obengenannten Blattes von Bertoja zu danken. Die am häufigsten angefragten Leihgaben unserer Sammlung, die Zeichnungen von J.H. Füssli, erfordern nach dem Gutachten unserer Restauratoren eine verstärkte Betreuung und besseren Schutz während des Transportes. Hanspeter Marty veranlasste, dass bis zur Füssli-Ausstel- lung in Stockholm (Sommer 1990) von unserem Schreiner Heinz Hurter stabile und sichere Rahmen hergestellt werden. Bis zum genannten Zeitpunkt werden die wichtig- sten Füssli-Zeichnungen auch neu passepartouriert. Mit der vollamtlichen Stelle zur Magazinierung und Betreuung der Bestände in Graphischer Sammlung und Bibliothek wurde der wachsenden Nachfrage von Leih- gaben, Photos und Auskünften gebührend Rechnung getragen. Unser neuer Mitarbeiter, Armin Simon, hat sich aach den ersten drei Monaten bereits mit den Beständen beider Abteilungen vertraut gemacht. Er besorgte die Einrichtung von rund 600 neu passepartourierten Altmei- sterzeichnungen in 67 säurefreien Kartonschachteln weit- gehend selbständig. Dadurch konnten viele provisorisch versorgte Zeichnungen an ihren neuen Standorten unterge- bracht werden. Besonders freut uns, dass unter Anleitung anseres Buchbinders, Herrn Müller, Herr Simon in kürze- ster Zeit gelernt hat, Passepartouts zu schneiden und Zeich- hungen zu montieren. Teils von ihm allein, teils unter Herrn Müllers Anleitung wurden 468 neue Passepartouts hergestellt. Herr Müller widmete sich vermehrt den lange anstehenden Buchreparaturen. Unterstützt. wurden wir auch dieses Jahr von Herrn Albert Planta, der sich der Passepartourierung des gesamten graphischen Werks von Andre Thomkins annahm. Die Bestände der Druckgraphik können bei den derzeitigen Anforderungen an die Zeichnungssamm- lung noch nicht systematisch aufgearbeitet werden, weshalb wir nach wie vor auf externe Hilfe angewiesen bleiben. Wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlungsbestände Sobald die Zeichnung aus dem Restaurierungsatelier zu- rückkehrt, beginnt die wissenschaftliche Vorarbeit. Die alte Zuschreibung wird anhand von Bezeichnungen (Signatur, Datierung, Kartonnotizen usw.), von Format und Technik mit der vorhandenen Literatur überprüft, die Inventar- blätter werden ergänzt, korrigiert, im Bedarfsfall neu geschrieben und mit Kleinbildaufnahmen versehen. Wo die Inventarnummer fehlt (das gilt für die meisten Altmei- sterblätter), wird eine fortlaufende Z. Inv. A. B.-.Nummer (Alter Bestand) vergeben, das Blatt rückseitig beschriftet, dann werden auch der Passepartout und der Zeichnungska- talog im Lesesaal mit Künstlernamen, Titel, Technik, Mas- sen, Inventarnummer und Standort versehen. Die Verzeichnisse werden von unserer Sekretärin, Ute Richi, ausgeführt. Erst auf diesem Fundament kann eine einge- hende wissenschaftliche Bearbeitung jeder einzelnen Zeichnung erfolgen, die in der Regel durch ein Ausstel- lungsprojekt, durch Sammlungskataloge, aber auch durch die Sekundärliteratur und Vorträge angeregt und bereichert wird. Diese Vorarbeit ist nun beim grössten Teil der älteren Altmeisterzeichnungen abgeschlossen. Bearbeitet wurden: 55 Zeichnungen von Schweizer Künstlern des 17. Jahrhun- derts (Mappen N21, N22), 19 deutsche Zeichnungen des 17. und 18. Jahrhunderts (N40, N46), sozusagen der gesamte Bestand von Italienern des 16. bis 18. Jahrhunderts mit 106 Blättern (N55 I-III, N56 IVI) und von Holländern des 15. bis 19. Jahrhunderts mit 82 Blättern (N51 I-III, N52 HI) sowie 5 grossformatige Zeichnungen aus der Mappe M 55. Eine zweifelsfreie Zuschreibung, zumindest zur Werkstatt, gelang bei den meisten Altzürchern. Auch bei den Altschweizern, die mit den Zürchern den Hauptbestand der Sammlung darstellen, tauchten Echtheitsfragen nur in Ausnahmefällen auf. Weniger einheitlich zeigten sich die Bestände an auslän- dischen Altmeistern, deren Herkunft leider kaum mehr nachgezeichnet werden kann. Bei den Holländern und Italienern beruhte die Zuschreibung oft auf der Identifika- tion des Motivs. Eine erste stilkritische Untersuchung, wie sie durch Kartonnotizen durchreisender Experten ansatz- weise bereits geleistet wurde, wies manches Blatt als Kopie