VORWORT DES PRÄSIDENTEN Liebe Mitglieder der Zürcher Kunstgesellschaft Sehr geehrte Damen und Herren Die herausragenden Ereignisse des Jahres betreffen die Sammlung. Mit der definitiven Sicherung für das Kunst- haus der grossartigen «2000 Sculpture» von Walter De Maria verfügt unser Haus nunmehr über eines der wohl wichtigsten Werke aus dem Umfeld der Minimal Art. Da diese Kunstrichtung - in Basel und Schaffhausen seit Jah- ren mit Nachdruck gefördert - in unserem Haus aus Gründen der diesbezüglichen geographischen Nähe und in der Absicht, Doppelspurigkeiten zu vermeiden, bislang nur sehr zurückhaltend gesammelt worden ist, kommt der Tatsache grösste Bedeutung zu, dass diese monumentale Skulptur nun dauernd für den Ort, dessen Dimensionen ihre formale Gestaltung mitbestimmt haben, zur Verfü- gung steht. Das strahlende und lichtreflektierende Weiss der 2000 Einzelteile von Walter De Marias Bodenplastik hat den grossen Ausstellungssaal des Kunsthauses im wörtlichen wie übertragenen Sinn in eine zuvor nicht gekannte, puristische Helligkeit getaucht. Der Zufall will es, dass die zweite Werkgruppe, die dem Berichtsjahr langfristige Bedeutung verleiht und die sich mit dem Namen von Cy Twombly verbindet, ebenfalls aus der Grundfarbe Weiss entwickelt ist. Jedoch anders als im Falle von Walter De Maria, dessen Monumentalskulp- tur gleichsam eine neue Stilrichtung in die Sammlungs- bestände einbindet, setzen die neu hinzugekommenen Bilder und Skulpturen von Cy Twombly zwei Traditionen fort, die im Kunsthaus seit Jahrzehnten gepflegt worden sind: die Bilder - der mehrteilige Bildzyklus «Goethe in Italy», die gewichtigste Neuerwerbung seit dem damals vieldiskutierten Ankauf von Baselitz’ «Nachtessen in Dresden» - führen in durchaus heutiger Umsetzung jene malerischen Erfahrungen in die Gegenwart weiter, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Seerosenbildern von Claude Monet einen der beglückendsten Höhepunkte erreicht haben. Dass in der Kunsthaus-Sammlung nun- mehr die malerische Stringenz der in künstlerischer Hin- sicht wohl weltweit schönsten und am besten erhaltenen Seerosenbilder von Monet mit der vergleichbaren zeit- genössischen Interpretation von Cy Twombly in Bezie- hung tritt, muss als ausgesprochener, die Wahrneh- mungsfähigkeit unserer Besucher anregender Glücksfall gewertet werden. Und die Skulpturen? Die neun Ori- ginalplastiken von Twombly - eines der grosszügigsten Geschenke, die das Kunsthaus je von einem Künstler hat entgegennehmen dürfen - hat dieser nicht zufällig Zürich anvertraut: ihn lockten, neben andern Beweggründen die Nähe zu Alberto Giacomettis frühen surrealistischen Pla- stiken, in deren unmittelbarer Nachbarschaft seine Schen- kung zu studieren ist, die dadurch zusätzlich an Bedeu- tung gewinnt, dass er nie Originale dem Handel hat zukommen lassen. Dass neben den Werken von Walter De Maria und Cy Iwombly noch weiterer hochwillkommener Zuwachs durch Schenkungen in der Sammlung zu verzeichnen ist, erfüllt uns mit grosser Dankbarkeit. Es liegt uns daran, an dieser Stelle allen, die im Berichtsjahr in besonders gross- zügiger Weise mitgeholfen haben, unserer Sammlung neue Dimensionen zu erschliessen, unseren verbindli- chen Dank auszusprechen. Die Ausstellungstätigkeit verlief in gewohntem Rah- men auf hohem Niveau. Erstaunlich und entsprechend erfreulich war insbesondere der Publikumserfolg der Beuys-Ausstellung zu Jahresbeginn, aber auch die nach-