wechselseitig erhellende Werkgruppen wichtiger künstle- rischer Bewegungen aufzubauen, andererseits von einzel- nen, ausgewählten Künstlern umfangreichere Zeich- nungsgruppen zu sammeln, die Aufschluss über die Entwicklung und Vielseitigkeit eines künstlerischen Wer- kes zu geben vermögen. Das bedingt selbstverständlich, infolge der beschränkten Mittel, den Verzicht auf andere Künstler, die ebenfalls wichtig wären. So konnten wir unter anderem eine repräsentative Werkgruppe der Zero- Bewegung sowie einen Überblick über die wichtigsten Künstler der «Minimal»- und «Concept-Art» zusammen- stellen. Die Gruppe der Zero-Werke wurde im Zusam- menhang mit unserer 1979 veranstalteten Ausstellung «Zero - Bildvorstellungen einer europäischen Avantgarde 1958-1964» aufgebaut. Diese Künstler, die in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren einen künstle- tischen Wendepunkt im Nachkriegseuropa markierten, hatten mit der traditionellen Vorstellung von Kunst gebrochen. Sie verwendeten neue technische Gestaltungs- mittel, entwickelten neue Methoden der Bildherstellung und reduzierten ihre Ausdrucksmittel in Reaktion auf die emotionale Gestik der informellen Malerei der Nach- kriegszeit auf eine elementare Formensprache. Um die Vielfalt innerhalb der Zero-Gruppe zu veranschaulichen, haben wir nicht nur von Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker Zeichnungen und Graphik gesammelt, sondern auch von Piero Dorazio, Gotthard Graubner, Oskar Holweck, Piero Manzoni, Almir Mavignier, Jef Verheyen und Hermann de Vries. 1980 bot sich die Gelegenheit, aus zwei Privatsammlun- gen eine umfangreiche Dada-Grupppe zu erwerben, die mit anderen Ankäufen ergänzt wurde. Dies konnte aller- dings nicht mit dem normalen Ankaufsetat geschehen, sondern war nur über eine grossangelegte Spendenaktion zu finanzieren, die auf Initiative der Direktion des Kunst- hauses durch Mithilfe des hiesigen Spezialisten Hans Bol- liger, der Sammlungskommission und ihrem damaligen Präsidenten Hanspeter Bruderer, der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde und des Fonds für gemeinnützige Zwecke des Kantons Zürich zum Erfolg führte. Neben vereinzelten Neuerwerbungen konnte 1993/1994 nochmals ein grosser Block von Dokumenten der internationalen Dada-Bewe- gung gekauft werden, der es mit gleichzeitigen Schenkun- gen, insbesondere zu den osteuropäischen Reflexen, erlaubte, dass in der Zürcher Sammlung die Dada-Zentren und die beteiligten Künstler und Künstlerinnen etwa gleichmässig vertreten sind. Mit 190 Werken und 390 Dokumenten bildet die in Zürich entstandene Bewegung heute einen bedeutenden Schwerpunkt in der Sammlung des Kunsthauses.! Eine weitere wichtige künstlerische Bewegung, die wir ım Laufe der Zeit dokumentieren konnten, ist die «Mini- mal-» und «Concept-Art». Die Graphische Sammlung be- sitzt repräsentative Werkgruppen von James Bishop, Dan Flavin, Donald Judd, Sol LeWitt, Robert Mangold, Ro- bert Ryman, Fred Sandback und Richard Tuttle, die in dem Sammlungskatalog «Amerikanische Zeichnungen und Graphik von Sol LeWitt bis Bruce Nauman» von 1994 wissenschaftlich bearbeitet und publiziert worden sind. Diese Künstler brachen seit Mitte der sechziger Jahre aus dem als verbraucht und unglaubhaft empfundenen Me- dium der Malerei aus und erschlossen sich durch elementa- re dreidimensionale Objekte vollkommen neue künstleri- sche Möglichkeiten. Sie lehnen den subjektiven Ausdruck und die persönliche Handschrift ab und arbeiten häufig mit symmetrischen, repetitiven und seriellen Strukturen. Sie benutzen neue Industriematerialien und lassen die geometrischen Objekte in industriellen Werkstätten her- stellen. Voraussetzung dafür ist eine Trennung von Kon- zept und Ausführung, wobei die Betonung auf der Idee jegt. Aus diesem Grunde sind für die Künstler Zeichnun- gen, Skizzen und Modelle genauso wichtig wie das aus- geführte Werk. Die Zeichnungen sind nicht Ausdruck zmotioneller Erregungen oder persönlicher Betroffenheit; neben den selbständigen Zeichnungen sind es meist Ideenskizzen, die im Zusammenhang mit den geplanten Werken entstehen, oder Entwurfszeichnungen mit ge- nauen Material- und Massangaben, die als Anweisungen für den Handwerker dienen. So abstrakt und sparsam die Zeichnungen dieser Künstler auf den ersten Blick erschei- nen mögen, bei längerer Anschauung entfalten sie einen erstaunlichen Reichtum. Ihre Subtilität fordert die Wahr- nehmungsfähigkeit des Betrachters in besonderer Weise heraus. Einen speziellen Akzent in unserer Sammlung haben wir mit Bruce Nauman gesetzt, von dem wir sieben meist