GRAPHISCHE SAMMLUNG Aus dem Sammlungsbereich der Graphischen Samm- lung können höchst erfreuliche Nachrichten vermeldet werden. Bereits anlässlich der grossen Wols-Ausstellung erklärte sich seine Schwester bereit, dem Kunsthaus zu günstigen Konditionen eines seiner schönsten Aquarelle zu überlassen - eine Erwerbung, die nun getätigt werden konnte und den wichtigen Schritt vom Surrealismus zum Informel der Nachkriegszeit in dem besonders kon- genialen Medium des Aquarells erfahrbar macht. Eben- falls im Zusammenhang mit einer Retrospektive konn- ten aus der Familie des Künstlers drei anspielungsreiche Collagen Erwin Blumenfelds für die Dada-Sammlung erworben werden. Der von vier bereits vorhandenen Blättern ausgegangene Ankauf des (bis auf zwei Aus- aahmen) gesamten druckgraphischen Werks von Lothar Baumgarten sodann kann geradezu als Sensation be- trachtet werden, scheint doch das Kunsthaus Zürich somit die einzige öffentliche Sammlung in Europa (!) zu sein, die dieses (Euvre besitzt. Die Druckgraphik Baumgartens stellt nicht nur eine logische Ergänzung zu seinen Photoarbeiten im Besitz des Kunsthauses dar ‘«Haida Metamorphosis», 1969; «Taurepan», dreiteilig, 1977-1985), sondern auch eine ideale Verbindung zum druckgraphischen Werk Marcel Broodthaers’ (bloss ein Stichwort dazu: Adler), das die Graphische Sammlung vollständig besitzt. Eine Ausstellung dieser wichtigen Acquisition ist für das Jahr 1998 geplant. Von Miriam Cahn wurde ein grossformatiger Zeichen- block mit 120 Bleistiftzeichnungen erworben, der an- ässlich der Ausstellung «Erotika» im Frühjahr 1996 im Kunsthaus ausgestellt war. Wir wären somit die einzige öffentliche Sammlung, die solche «unausstellbaren» Werke Cahns besitzt - obwohl die «Porno-Zeichnun- gen», wie die Künstlerin sie selber ironisch nennt, zur Basis ihrer alltäglichen zeichnerischen Tätigkeit ge- hören. - Die Ausstellung von Callum Innes war der will- kommene Anlass, vier weitere Aquarell zu seiner bereits vorhandenen Werkgruppe hinzuzufügen. - Zu den wei- teren wichtigen Akquisitionen gehören fünf Zeichnun- gen von German Stegmaier. Der deutsche Künstler - er ist auch als Plastiker tätig - sucht auf dem Papier Formen zu definieren, die dutzendfach umrissen und teilweise wieder ausgelöscht werden, bis daraus zuweilen eine andere Form entsteht. Stephan Landry aus Genf schenkte der Graphischen Sammlung sechs Gouachen, die das Konvolut der 1996 angekauften Arbeiten dieses Künstlers auf ideale Art und Weise ergänzen. Ihm sei dafür ganz herzlich gedankt. Die Publikation des Katalogs der Videosammlung des Kunsthauses 1996 trugen dem Konservator etliche Ein- ladungen ein, um Aspekte dieser Sammlung vorzustel- len. Im Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck fanden drei Videoabende unter dem Titel «Videosamm- lung Kunsthaus Zürich» statt: «Frauenblicke» und «Videoszene Schweiz (1970-1996)» I und II. Das wich- tigste Kulturinstitut in der Westschweiz, das sich mit neuen Medien befasst, das Saint-Gervais in Genf, lud 1996 die Konservatoren von drei wichtigen Videosamm- lungen ein - das Museum of Modern Art, New York, das Musee National d’Art Moderne - Centre G. Pompidou und das Kunsthaus Zürich —-, ein mehrteiliges Programm zu gestalten. Aus diesem Anlass stellte Bernhard Fibicher fünf thematische Abende zusammen, deren Ziel es war, wenig bekannte, zum Teil auch ältere Bänder wieder- zuentdecken und in einen bestimmten thematischen Zusammenhang zu stellen (wie etwa Visages. Soiree en tete 4 tete: so der Titel des ersten Abends). Im Bieler Kunst: verein und Filmforum Biel fand am 8. Juni eine /ive prä- sentierte Videoclip-Matinee mit Bändern aus der Kunst- haus-Sammlung statt. Einen bedeutenden Zuwachs hat die Videosammlung durch teils zu symbolischen Preisen angekaufte, teils geschenkte Bänder von Serge Ziegler erfahren. Ihm sei dafür herzlich gedankt. BF