VORWORT Es ist aufregend, Maler zu sein. Ist es das nicht, so gibt es zum Amüsement bessere Gelegenheiten, und es ist die Notwen digkeit, überhaupt noch Bilder zu malen, ernstlich zu bedenken; die Malerei als Wandbekleidung, die Einreihung in den Komfort der Neuzeit erlaubt uns, sich genießend darüber zu stellen. Lassen wir alle, die es so wollen, sich so belustigen und ersparen wir ihnen den Standpunkt der lieblichen Unbeweis barkeit geistig notwendigen Handelns. Irrtum ist, sie verführen zu sollen, Beziehungen zwischen ihrer ungeistigen Potenz und geistiger Gewichtslosigkeit zu suchen. Der Unterschied zwischen Nachtmahlen und Bildermalen ist dann nicht so groß, daß es sich lohnt, ihn zu erweisen. Wichtiger ist, zu begreifen, wie bisher und weiter die Intensität konkreter Individuen sich offenbarte, um zu erfahren, ob ihren Äußerungen Sinn zugrunde liegt, dessen unbekannte Unbewußtheit fruchtbarem Erkennen Platz machen könnte. Gegen die Zeiten, in denen die Kunst anerkanntermaßen nach den Siegen handwerklichen „Tempera ments“ begriffen und entwickelt wurde, mag ihr neuer Maßstab darin liegen, wie weit sie der Verpflichtung gerecht werde, ihre seelische Konsistenz als Entwicklungs-Faktor und -Kennzeichen in ihr Werk einzuführen. Statt dessen aber ängstigt die Ernsthaftigkeit der rückwärts gerichteten Perspektivisten die Beziehungen zu den formalen Traditionen alter Malereien als wichtiger herauf, als die (oft unterdrückten) Explosionen einer (nicht gewollten) Seele und konstruiert sich vor einem „objektiven Sein“ zu einem optischen Reagenzapparat. — Wenn wir erst alle Relationen verlieren müssen, um malen zu können, so verlohnt es sich nicht mehr; wenn wir die klarste und intensivste Form unseres Lebens (mit 3