10 DAS PHÄNOMEN GEORGE GROSZ VON MARC NEVEN C bae Aufteilung uon Aquarellen diefes Künftlers in einer Kölner j Galerie fowie der Ankauf eines feiner Werke durch das Wallraf- V^Richarh'Mufeum geben Anlaß zu einigen Bemerkungen über den Menfchen und fein Schaffen. 6s foll der Derfuch gemacht werden, den Bogen der Betrachtung über das Phänomen des Künftlers felbft zu fpannen. ln zehn Jahren hat diefer erft 35jährige Berliner fich in die uorderfte Reihe uorgearbeitet. Die Kunftliteratur fieht in ihm eines der ftärkften Talente des heutigen Deutfchlands, und keine Darftellung des zeichnerifchen Ausdrucks der neuen Zeit ift uoll- ftändig ohne Hinweis auf diefen Geftalter. Aber nicht nur in der oft billig genug zu habenden An erkennung, in dem erbitterten Widerfpruch uielmehr, den Grosz gefunden hat, dokumentiert fich feine Durchfchlagskraft. Hier beginnt plötzlich einer in unzähligen Zeichnungen, die wie Peitfchenhiebe niederknallen, eine höchft unbequeme Kritik an Dingen zu üben, die uns wie alle fchlechten Angewohnheiten lieb und wert geworden find. 6ine ätzende Tauge ergießt fich auf die Oberfläche und Oberflächlichkeit eines uon fatten Kompromiffen gemäfteten Dafeins, frifjt der flaske des Gebens häßliche Dar ben in die fpeckige Haut und ent blößt ein klapperndes Skelett, das häßlich grinft und eine fatale Ähn lichkeit mit uns felber hat. Hier nimmt plößlich einer den Griffel und handhabt ihn wie ein Sezier- meffer, — ein ungebetener Chi rurg fticht Giterbeulen auf, die einen beftialifchen Geruch uer- breiten. Hit dem Blendlicht des Panatismus fteigt einer an die Tloderwinkel der Zeit und holt