Drei Jahre später, 1908, sind seine Haare an den Schläfen weiß. Das Brustbild vor hell gelblich grauem Grund, mit dunkelblauem Rock, hohem, schneeweißem Kragen und grünem Knoten zeigt als Ganzes knappe Eleganz. Das nun etwas gerundete und tiefer getönte Ge- sicht, glatt rasiert, trägt mit hochgezogenen Nasenflügeln und zuge- drückten Lippen das Zeichen gesteigerter Empfindlichkeit und Ver- schlossenheit. (Kat. Nr. 98.) 1914, im ersten Kriegswinter, malt sich der Fünfzigjährige im dicken, rosagrauen Schlafrock vor hellem Grund. Die Augen blicken lebhaft, doch eher mit Gelassenheit, durch große Brillengläser aus dem hell rosigen Gesicht. Er trägt wieder Schnurrbart und Bocks- bärtchen. Hände und Unterarme verbirgt er hinter einem breiten Stück der dunkelbraunen Palette, wie hinter einem Schild. Taf. XVI. Im letzten Bild, von 1923, verschanzt er zwischen Palette und Malleinwand sich noch mehr. Alle Farben sind dichter, schwärzlich schiefergrau der Rock, stumpf braun Palette, Staffelei und Bildrück- seite, stumpf graublau das Getäfer, kräftig apfelfarben das etwas ge- dunsene und müde Fleisch des Gesichts, die Augensäcke nicht mehr von der Brille geschützt, aber die Bettung der Augen vom runden Glas geformt. Der Blick fällt noch einmal schief von oben, wissend, sicher und äußerlich kühl. Wie der Mensch reif, ist das Bild räumlich tief und voll. Der Jüngling von 1885 scheint daneben fast in der leeren Luft zu schwimmen und in den andern Bildnissen die Figur als Sil- houette vor glatter Wand. Taf. XXIV. N Das Leben, das zwischen diesen Selbstzeugnissen sich spannt, ist stärker bewegt in seiner ersten Hälfte als nach 1900. Das Elternhaus hatte dem Jüngling als Selbstverständlichkeit die innere Bindung an Rechtlichkeit und Pflicht auf den Weg gegeben, die Schule Charakterbildung und Wissen, wie fünf Jahre schweize- rischer Mittelschule sie zu gewähren vermögen, und Vorübungen im Zeichnen und Aquarellieren, das Museum von Lausanne Ver- ehrung für französische Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts und für die schweizerischen Zeitgenossen Benjamin Vautier, Anker, Gleyre. — 6 —