der Häuser mit Reklame bemalt. Soll das schön sein? Oder? Es ist dada, wenn einer in seiner Unterhose dadaistische Re* klame trägt. Oder soll etwa das Haus eine Janssensche Fleisch* pastete sein, ich muß das doch glauben, wenn das auf seinen Giebel ausdrücklich geschrieben ist. Ist das nicht verrückt, Häuser, von denen wir alle wissen, daß sie kein Fleisch sind wie wir, solche Häuser, aus Stein und Eisen, eine Janssensche Fleischpastete zu nennen? Ich finde sowas idiot. Ein Haus ist keine Janssensche Fleischpastete, und wer an ein Haus schreibt, es wäre eine Janssensche Fleischpastete, der irrt selbst sehr, oder er will uns für dumm halten. Ich aber sage Euch, Eure Häuser sind meist dada, aber sehr selten Janssensche Fleisch* pasteten. Reklame ist Zeichen unserer Zeit. Unsere Zeit ist sachlich, praktisch, unsachlich und unpraktisch, je nach Be* lieben. Oder? Unsere Zeit läßt die Reklame selbst auf Kosten der Schönheit wuchern. Hinzu kommt der Kitsch, bewußt und unbewußt. In Amsterdam habe ich einen Lunchroom gesehen, der mit alten Tropfsteinresten wie eine künstliche Tropf* steinhöhle zurechtgemacht war. Ich frage mich verwundert: »warum?« Finden Sie in Amsterdam eine Tropfsteingrotte stilvoll? Ja? Dann habe ich eben recht, daß der Stil von Amsterdam Stillosigkeit ist. Das ist aber dada. Wie in Berlin. Und wenn schon Tropfsteinhöhle, warum muß diese durch riesenhafte Spiegel bis ins Unendliche vergrößert werden? Das kleine Zimmer in Amsterdam, welches sagt: »Die ganze Welt ist ein unendlicher Lunchroom in Form einer Tropfstein* höhle,« dieses kleine Zimmer ist dada complet. Und wenn dieses Tropfsteinzimmer Blumen und Blätter ranken und tropfen und spiegeln läßt, daß man meint, in einer orien* talischen unendlichen Tropflunchsteingrotte zu sitzen, so haben Sie dada garniert. Sozusagen dada hors d’oeuvre varie. Oder finden Sie die Emser Wasserflasche auf dem Dache eines Hauses im Haag etwa stilvoll? Ich zweifle sogar daran, daß das eine Flasche wäre, denn sie ist reichlich groß dafür. Und welche Verschwendung wäre es, so viel kostbares Selterswasser aufs Dach zu stellen, statt auf den Tisch. Verzeihen Sie, aber ich z. B. halte sowas für Reklame. Wollen Sie aber sehen, wie gute und sachliche Architektur aussieht, fahren Sie mit lijn drie bis Endstation und sehen Sie sich den Papaverhof und die Kliemopstraat an. Eine Oase in einer Wüste von miß* verstandener Architektur. Das sind Häuser, die mit dem Be* wußtsein ihrer Bestimmung aus ihrem Material und ihrer Zeit wachsen, wie eine Blume wächst und blüht. Blumen sind immer schön. Haben Sie schon ein Veilchen gesehen, das für den Zoologischen Garten Reklame macht?