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ergebenst überreicht von
Kurt Schwitters, Hannover, Waldhausenstraße 5
PREIS 1,2CU
KURT SCHf ITTERS
gibt uns das wieder, was wir lange entbehrten: Geheimnis. Der Grundzug in seinem Schaffen
scheint mir große Ehrlichkeit zu sein. Er ist ein wahrer Mensch, er folgt treu wie Wenige dem
Gesetze seiner inneren Notwendigkeit. Er sucht das Unmittelbare, den Geist/'
Diese Betrachtung Adolf Behnes im Cicerone setze ich voran. Denn weshalb soll ich etwa Kritiken
abdrucken, die nicht so objektiv und nicht so klug und verständnisvoll sind, wie die Behnes. Denn
es besteht heute eine unüberbrückbare Kluft zwischen einem großen Teil der Kunstliebhaber mit ihren
Kritikern und den meisten zeitgemässen Künstlern. Hier will man die Natur schön kopiert haben,
dort will man neben die Natur ein Gebilde stellen, das so gesetzmäßig ist wie die Natur, das
selbst Natur ist. Vergleichen Sie dazu das Heft 8/9 von Merz, genannt nasci, welches sich ein=
gehend und demonstrativ mit diesem Thema beschäftigt. Red. Lissitzky/Schwitters.
Kunst ist nie Nachahmung der Natur, sondern aus ebenso strengen Gesetzen gewachsen, wie die Natur.
Ich zeige zur Zeit eine Entwicklungsausstellung meines Werkes, von der ein Teil im Sturm im
November 1926 gezeigt wurde. Sie wird im März 1927 im Nassauisdhen Kunstverein in Wies=
baden ansgestellt, wandert dann im Mai zu Schames nach Frankfurt a. M., und im Juli nach
Bochum, im August in die Ruhmeshalle nach Barmen, im September zur Galerie Dr. Becker in
Köln, dann weiter und weiter, über Braunschweig nach wohin Sie wollen: Konstantinopel, New=
York, Shanghai, eben hoffentlich nach allen Plätzen. Aber das ist bisher nur mein Projekt, und
Sie können durch Ihr Interesse dazu beitragen, daß es zur Wirklichkeit wird. Bis jetzt geht es
gutwillig nur bis Braunschweig. Liebes Publikum, liebe Kritik, zeigen Sie Interesse.
Sie werden fragen, wie es kam, daß dieser schöne Traum aller Kunstliebhaber nun endlich in Er=
füllung ging? Nun, das kam einfach daher, daß ich am 20. 6. 1927 gerade 40 Jahre alt werde.
Das ist so ein halbes Menschenalter, und man feiert so etwas gern durch Zeigen des halben Lebens^
Werkes. Man kann schon etwas sehen, und es ergeben sich so schöne und zahlreiche Ausblicke in
die Zukunft, eben, es ist ein interessantes und wichtiges Ereignis, Punkt.
Bei der Gelegenheit möchte ich gleichzeitig für die zahlreichen Glückwünsche, die ich erhalten werde,
bestens und tiefgerührt danken, da ich bei der großen Menge nicht imstande bin, sie alle persönlich
zu beantworten Ich stelle hier Bilder und Zeichnungen aus meiner Entwicklung aus, und da möchte
ich erst einige Worte über diese Entwicklung sagen. Es ist die übliche, die wir ja alle durchmachen,
von der Naturnachahmung zu den abstrakten Gestaltungen. Aber Sie wollen es im Detail hören.
Geboren bin ich anno 1887 in Hannover als Sohn von Henriette Schwitters, geborene Beckemeyer
und Eduard Schwitters. Meine Eltern hatten ein Damenkonfektionsgeschäft in Hannover am Theater^
platz. Ich besuchte das Realgymnasium 1 in Hannover bis zum Maturum und habe dann 1 Jahr
an der Kunstgewerbeschule in Hannover gearbeitet. Dann war ich Schüler der Dresdener Akademie
von 1909 bis zum Anfang des Krieges, besonders bei Professor Bantzer (Portrait), Geheimrat Kühl
(Genre), und Professor Hegenbarth (Tiermalerei). Sie können an meinen ersten Arbeiten noch die
Einflüsse meiner Meister spüren, etwa Kühl in 1 und 4, Hegenbarth in 2 und 3, und heute noch
in 31. Bantzers Einfluß sehen Sie wieder in 17 vom Jahre 1921. Im Kriege habe ich an allen
Fronten des Waterlooplatzes in Hannover gekämpft, im Felde war ich nie. Aber nach Absolvierung
der Schreibstube kam ich als Hilfsdienstpflichtiger auf das Eisenwerk Wülfel, wo ich im nächst^
liegenden Beruf als Maschinenzeichner ausgebildet und für Handhebelausrücker für Hillkupplungen
spezialisiert wurde. Ich habe dann auch 2 Semester Architektur studiert. In der stürmischen Kriegszeit
machte ich innerlich und äußerlich ohne Meister und fast ohne Zeit zum Schaffen meine Wand=
lung in der Entwicklung durch vom Abmalen zum Malen. Die ersten Versuche dazu im Malsaal
Bantzer wurden weiter ausgearbeitet, und so entstanden 1918 die ersten rein abstrakten Gemälde
in Öl, etwa Nr. 13. Sie finden in meiner Ausstellung die Überleitungen etwa von Hegenbarth
zu den Abstraktionen in der Reihenfolge 6, 8, 9, 10, 11, 12. Man kann hier deutlich beobachten,
wie allmählich mehr und mehr die Genauigkeit der Naturnachbildung vernachlässigt wird, zu Gunsten
einer intensiveren bildhaften Komposition. Denn es ist nicht möglich, beides gleichzeitig intensiv
zu tun, abzumalen und zu malen. An Stelle der individuellen und speziellen Naturbeobachtung
tritt jetzt mehr und mehr objektives und allgemeines Studium des Bildes und seiner Gesetze. Anfangs
wird noch der Versuch gemacht, ganz bestimmte spezielle Stimmung zu malen, etwa in 13 das
Gefühl der Unendlichkeit. Aber das Ziel ist das Allgemeine, das Ganze.
In den Bildern der folgenden Jahre wird der Ausdruck immer allgemeiner, und gelangt zum Schluß
zu dem ganz abstrakten Ausdruck von gelb, rot, blau zu grau und weiß, bei besonderer Bevor=
zugung von einfachen Flächenverhältnissen und manchmal sogar einer nur senkrecht=wagerechten
Komposition, Für diese Entwicklung in den Farben und Formen war es an sich gleichgültig, daß
ich aus rein menschlichen Gründen, sagen wir einmal aus Moral oder allgemeiner Gerechtigkeit,
außer der Tubenfarbe zum Herstellen von Gemälden jede beliebige Farbe, wie sie auch entstanden
sein mochte, verwendete. Ich sah nämlich den Grund nicht ein, weshalb man die alten Fahrscheine,
angespülte Hölzer, Garderobenummern, Drähte und Radteile, Knöpfe und altes Gerümpel der
Bodenkammern und Müllhaufen nicht ebensogut als Material für Gemälde verwenden sollte, wie
die von Fabriken hergestellte Farbe. Es war dieses gewissermaßen eine soziale Anschauung, und
künstlerisch betrachtet ein Privatvergnügen, besonders aber letzte Konsequenz. Weshalb man mir
eigentlich dieses so übel genommen hat, daß es durch mich Bilder aus abgelegtem Material gibt,
kann ich nicht begreifen. Aber es ist so. Ich sehe auch nicht den Grund der langen, häufigen und
oft sehr böswilligen, ja sogar gehässigen Kritiken über meine Bilder und Dichtungen der Jahre 1919
bis etwa 1923 ein, denn es kann sich doch der Kritiker nicht denken, daß er imstande wäre, die
Zeit zurückzuschrauben, oder gar mich durch seine Kritik zu beeinflussen. Ich nannte meine neue
Gestaltung mit prinzipiell jedem Material MERZ. Das ist die 2te Silbe von Kommerz. Es
entstand beim Merzbilde, einem Bilde, auf dem unter abstrakten Formen das Wort MERZ, auE
geklebt und ausgeschnitten aus einer Anzeige der KOMMERZ UND PRIVATBANK, zu lesen war.
100
Dieses Wort MERZ war durch Abstimmen gegen die anderen Bildteile selbst Bildteil geworden, und
so mußte es dort stehen. Sie können es verstehen, daß ich ein Bild mit dem Worte MERZ das
MERZbild nannte, wie ich ein Bild mit „und" das und-Bild und ein Bild mit „Arbeiter" das
Arbeiterbild nannte. Nun suchte ich, als ich zum ersten Male diese geklebten und genagelten Bilder
im Sturm in Berlin ausstellte, einen Sammelnamen für diese neue Gattung, da ich meine Bilder nicht
einreihen konnte in alte Begriffe, wie Expressionismus, Kubismus, Futurismus oder sonstwie. Ich
nannte nun all meine Bilder als Gattung nach dem charakteristischsten Bilde MERZbilder. Später
erweiterte ich die Bezeichnung MERZ erst auf meine Dichtung, denn seit 1917 dichte ich, und
endlich auf all meine entsprechende Tätigkeit. Jetzt nenne ich mich selbst MERZ.
In meiner Ausstellung sind als typische MERZbilder zu sehen die Nummern 14—16, 18 und 19.
Das waren Bilder aus der Zeit der leidenschaftlichen Erforschung der Materialien, aus meiner
Revolutionszeit. Allmählich kam dann aus meinem Studium der Materialien und der Bildgesetze
die Auswahl, das Zusammenfassen, die Frucht der Arbeit, und so entstanden zuerst die Versuche
zu größerer Strenge, Vereinfachung und allgemeinerem Ausdrude des Jahres 1924: die Bilder 21 — 28,
Es sind typische Übergangsbilder zu dem neuen, eindeutigen Ausdruck, den ich erst 1926 im Anblidc
der Nordsee in Holland fand, wo ich im Atelier von Lajos von Ebneth in Kijkduin die meisten
neuen Bilder malte: 32—45, Es ist immer noch Merz, denn ich habe mich immer noch anregen
lassen durch irgendwelche nicht von mir selbst geformte Einzelheit. Aber es sind doch so wenige
Anregungen, und die kontrapunktische Durcharbeitung ist so hauptsächlich, daß man die Arbeiten
zuerst als Kompositionen und erst in zweiter Linie als Merz betrachten sollte. Nun habe ich
wieder meine neue Ausdrucksform gefunden, und da habe ich mich entschlossen, nun wieder meine
Arbeiten öffentlich zu zeigen, und daraus entstand diese Ausstellung und dieser Katalog. Die
beiden neuen Bilder 46 und 47 aus dem Jahre 1927 sind größer, aber im Wesen nicht anders, als
die des vorigen Jahres, gut durchgearbeitete Kompositionen nach gefundenen Zufälligkeiten.
Die Bilder 17 und 31 habe ich mit ausgestellt, um zu zeigen, daß ich neben den abstrakten Kompo=
sitionen immer noch die Natur studiert habe, jährlich eine kleine Zeit lang. Es ist dieses vielleicht
auch ein privates Vergnügen, jedenfalls möchte ich den Zusammenhang mit meinen früheren Entwick=
lungsstadien nicht verlieren. Denn ich halte es für unbedingt wichtig, daß zum Schluß das ganze
Leben mit allem Wollen ganz dasteht, daß nichts verloren geht, selbst wenn es einmal falsch oder
träge war. Denn wir Menschen mit den tausend Schwächen und dem kleinen idealen Funken können
nur bestenfalls offen und ehrlich uns geben und an uns in idealem Sinne arbeiten. Wir können
aber nicht ein ideales Wesen aus uns machen. Der Versuch dazu endet meistens mit Heuchelei.
Ich habe nichts zu verbergen, auch nicht, daß mir noch heute die Sentimentalität der Naturnachbildung
so angenehm anhaftet, ohne irgendwelche künstlerische Absichten, nur zur Orientierung.
KURT SCHWITTERS 4. 3. 1927.
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101
GEMÄLDE DER GROSSEN MERZ AUSSTELLUNG 1927
1 Die Kesselträgerin 1913 93/200 2500 Jb
o Kornfeld 1913 60/80 750 Jb
3 Abendlandschaft aus Kollau bei Leipzig 1913 32/46 500 Jb
4 Spinnerin 1914 100/120 1800 Jb
5 Nähendes Mädchen 1914 40/50 . 600 Jb
6 Stillleben mit Diesteln 1916 35/60 550 Jb
( Beckers Tun (Opherdicke i. Westf.) 1916 60/80 750 Jb
8 Gutshof Opherdicke 1917 50/55 600 Jb
9 Fabrikburg (Eisenwerk Wülfel) 1918 56/69 900 Jb
10 Bouquet 1918 50/70 400 Jb
11 Ohlenhausen 1918 50/70 400 Jb
12 Der Trabant 1918 50/70 400 Jb
13 Räume 1918 50/70 400 Jb
14 Das Huthbild 1919 75/88 1200 Jb
15 Das große Ichbild 1919 75/102 1200 Jb
16 Das Kegelbild 1921 36/48 500 Jb
17 Portrait Abbu Becker 1921 36/48 800 Jb
18 Das Zwillingsbild 1922 48/60 800 Jb
19 Bild Tokio 1923 57/71 800 Jb
20 Das H«R=Bild 1923 65/87 600 Jb
21 Merz 1025 mit rotem Kreis 1924 60/80 650 Jb
22 Relief mit gemaltem gelben Viereck 1924 46/60 600 Jb
23 Merz 1008 Wiesbaden 1924 60/80 650 Jb
24 Weißes Relief 1927 84/84 1000 Jb
25 Merz 1007 Stangen und Kreise 1924 62/78 650 Jb
26 Merzrelief mit schwarzem Klotz 1924 44/58 500 Jb
27 Merzrelief mit rotem Kranz 1924 44 '55 900 Jb
28 Relief mit Kreuz und Kugel 1924 35/69 500 Jb
29 Landschaft aus Bardowick 1925 50/55 550 Jb
30 Bild 1925,1 Relief in blauem Quadrat 1925 50/50 800 Jb
31 Scheune aus Retelsdorf in Meddenburg 1926 60/75 650 Jb
32 Bild 1925,1 Gebet über der Stadt 1926 67/81 600 Jb
33 Bild 1926,2 Quadrat auf 8 Seiten 1926 63/63 700 Jb
34 Bild 1926,3 Cicero 1926 45/64 500 Jb
35 Bild 1926,4 mit rotem Kreis 1626 66/81 750 Jb
36 Bild 1926,5 Wie senkrecht=wagerecht 1926 50/06 500 Jb
37 Bild 1926,6 mit weiß ladciertem Kreis 1926 65/80 750 Jb
38 Bild 1926,7 Relief auf weiß 1926 68/86 unv.
39 Bild 1926,8 Versdiobene Flächen 1926 66/80 unv.
40 Bild 1926,9 blau, gelb, rot Kreis 1926 67/82 * o o 00
41 Bild 1926,10 wie ein Stern 1926 65/80 i oO
42 Bild 1926,11 wie von Ebneth 1926 65/80 750 Jb
43 Bild 1926,12 Kleines Seemannsheim 1926 52/68 550 Jb
44 Bild 1926,13 mit gelbem Klotz 1926 56/64 1000 Jb
45 Bild 1926,14 mit grünem Ring 1926 51/62 1000 Jb
46 Bild mit Kugel und Schwanz 1927 100/125 2500 Jb
47 Bild mit Balken und Kreis 1927 100/100 1800 Jb
48 Bild mit Schwipp und Schwapp 1927 100/100 1800 Jb
MERZBÜHNE
GRUNDSTELLUNG
Es gibt eine Merzbühne und eine
Normalbühne. Gemeint ist hier die
Normalbühne MERZ. Die Merz=
bühne, s. Anna Blume, Verlag Paul
Steegemann ist nur anregende Idee.
Die Normalbühne MERZ ist eine
Bühne mit den allereinfachsten For=
men, die einen neutralen Hintergrund
für jede Handlung bildet. Sie ist
leicht veränderbar und soll durch
Veränderung während der Hand=
lung, den Ausdruck der Handlung
unterstützen. Die SeitenTKulissen
sind drehbar, vorn grau und hinten
schwarz. Die Sonne oben ist rot.
1
51 i/1 Mann schaut Reklame 300 Jl 101 Mz 1926,29 Gelbes Rechtedc 125 Ji
52 i/3 Neu ausgestattet 125 Jt 102 ,, 1926/30 Rotes Dreiedc 125 Ji
53 i/5 Hobelmann 200 Ji 103 „ 1926,31 Prag 125 Jt
54 7 6 Mode 2 125 Ji 104 „ 1926,32 kirbaF netteragiC 200 Jt
00 i/9 Hebel 2 300 Ji 105 „ 1926,33 Görlitz 100 Ji
56 i/20 TafeDSalz 100 Ji 106 Mz 1926,34 Papier l 5 Ji
57 i/21 PRS RS il 125 Jt 107 „ 1926,35 Rum 100 Jt
58 i/22 likan 125 Jt 108 „ 1926,36 Bordeaux 100 Jt
59 i/23 Schöne Frau 200 Jt 109 „ 1926,37 Hundert eins 125 Ji
60 i/24 Nach Boccioni 125 yfc 110 ,, 1926,38 Neapel 125 Ji
61 i/25 Engel der Straße 200 Ji 111 Mz 1926,39 Sicilien 200 Ji
62 i/26 Quadrat 125 Ji 112 „ 1926,40 Eintrittskarte 125 Ji
63 i/27 Spaziergang der Bäume 200 Ji 113 „ 1926,41 ckola 125 Jt
64 i/28 Bild wie Galgen 125 Ji 114 „ 1926,42 alt 150 Ji
65 i/29 Wilhelm Haspe 150 Jt 115 „ 1926,43 okolade 125 Jl
66 Mz 157 Hindenburg 300 Ji 116 Mz 1926,44 res 125 Ji
67 „ 307 Jettchen 125 Ji ■117 „ 1926,45 Sch 125 Ji
68 „ 470 driehondert 200 Jt 118 „ 1926,45 ade 100 Jt
69 „ 702 Agfa 255 Ji 119 „ 1926,47 Afrika 125 Ji
70 „ 1926,1 Rosa dabei 120 Jt 120 „ 1926,48 Berlin 75 Ji
71 Mz 1926,2 Selbst oben 200 Jb 121 Mz 1926,49 Ooo 125 Jt
72 „ 1926,3 Rote Mitte 125 Ji 122 i/1 Delft 200 Ji
73 „ 1926,4 jetzt fange ich an 150 Ji 123 i/99 Film 300 Ji
74 „ 1926,5 Mit lila Sammet 300 Ji 124 Mz. 94 Grünfledc 600 Ji
75 „ 387 Kaltensundheim 125 Ji 125 ,, 117 Geneve Karo Gelb 200 Ji
76 Mz 305 Ein Erdbeben 200 Ji 126 Mz 231 Miß Blanche 125 Jl
77 „ 706 Schwarz 200 Ji 127 „ 306 Felixmüller 150 Ji
78 „ 1926,6 Schwarz^blau Kreuz 150 Ji 128 ,, 421 sichtbarlich 200 Jt
79 ,, 1926,7 slagen 75 Jt 129 „ 1926,50 Ellips 150 Jl
80 „ 1926,8 Schwarzer Keil 50 Ji 130 „ 1926,51 intrittska 125 Ji
81 Mz 1926,9 extra 125 Jl 131 Mz 1926,52 Pee 150 Ji
82 „ 1926,10 Sehr rot 120 Jt 132 „ 1926,53 Fernspr. 125 Ji
83 ,, 1926,11 Müßt all verdorren! 120 Ji 133 „ 1926,54 Leichtverst 150 Ji
84 „ 1926,12 Liegendes emm 120 Jl 134 „ 1926,55 Pitzel 150 Ji
85 „ 1926,13 Sechzig 120 Ji 135 „ 1926,56 Fahrkarte 200 Ji
86 Mz 1926,14 Rom .120 Ji 136 Mz 1926,57 Wanne 200 Ji
87 „ 1926,15 Manu 125 Jt 137 „ 1926,58 Theaterloge 200 Ji
88 „ 1926,16 Lissitzky 200 Ji 138 „ 233 Eier 250 Jt
89 „ 1926,18 Rio de Janeiro 75 Ji 139 „ 258 Fünfrot 125 Ji
90 „ 1926,19 Kijkduin 100 // 140 „ 266 Harzburg 125 Ji
91 Mz 1926,16 Haarlem 100 Jt 141 Mz 347 Gaahden 125 Ji
92 „ 1926,20 chwi 100 Ji 142 „ 461 Goldmark 125 Ji
93 „ 1926,21 een ooge 100 Jt 143 i/101 Begegnung 200 Ji
94 „ 1926,22 A'dam 60 Ji 144 Mz 42 Traum 125 Ji
95 „ 1926,23 ade 60 Ji 145 „ 52 Herzberg 3 50 Jt
96 Mz 1926,24 en Zoonen 50 Ji 146 Mz 1926,59 Aus 100 Ji
97 „ 1926,25 Ehrenpforte d. Rep. 100 Ji 147 „ 1926,60 Cigaretten 100 Jt
98 „ 1926,26 Besonders gut 250 Ji 148 „ 1926,61 Sprengel ( 5 Ji
99 „ 1926,27 Arps Zunge 125 Jt 149 ,, 1926,62 netto 75 Ji
100 „ 1926,28 Mitte geteilt 125 Ji 150 „ 1926,63 Rein nichts 150 Ji
MERZZEICHNUNGEN und i-ZEICHNUNGEN
Merzzeichnungen nenne ich kleine, geklebte und manchmal übermalte Kompositionen. Eigentlich
ist der Ausdruck „Zeichnungen" nicht gut, denn es handelt sich um dem Wesen nach gemalte, das
heißt, farbigMlächig gestaltete kleine Arbeiten Aber durch irgend ein Versehen hat sich sdion früh der
Ausdrudcsfehler eingeschlichen, und nun ist die Bezeichnung nicht gut mehr zu ändern. Aber bitte
betrachten Sie die kleinen Merzzeichnungen nur als Gemälde. Ebenso sind die ,,\“= Zeichnungen
meistens Gemälde, das heißt nicht immer. Mit „i" bezeichne ich Kompositionen, die durch Zugreifen
allein entstanden sind, die der Künstler von der zufällig gewachsenen Natur durch Ausschneiden
übernommen hat. Die Bezeichnung „i" habe ich erfunden. In Heft Merz 2 habe ich über dieses
Thema lang geschrieben. Außerden enthält Merz 7 eine Anwendung des ,\“= Prinzips auf die moderne
Großstadt. Damit Sie mich recht verstehen, eine „i"=Zeichnung ist zum Beispiel ein aus einem
verdrudcten Stüde Papier ausgeschnittenes Stüde, an dem ich nachher nichts verändert habe, welches
als Komposition, als eindeutiger Ausdrude ohne Tadel sein soll. Ich sage ausdrücklich: „sein soll",
denn es ist eine große Seltenheit, weil die Natur, die von unserem detaillierenden Standpunkt aus
betrachtet zufällig wächst, selten Dinge schafft, die im Ausschnitt schon rhythmisch abgewogen sind. Die
Natur ist als Ganzes so harmonisch und gesetzmäßig gestaltet, daß sie uns zum Vorbild dienen kann,
aber die Einzelheit ist nicht durchaus gestaltet. Daher darf man auch nicht die Einzelheit abmalen.
103
MERZDICHTUNG
Daß ich inzwischen einmal auch modelliert habe, ist unwesentlich, denn ich habe außer Merzreliefs
nichts wesentlich Neues hervorgebracht. Noch unwichtiger ist meine private Leidenschaft zur Musik,
speziell zum Klavierspiel. Das Komponieren mit Noten ist mir bis heute noch ein Rätsel, vielleicht
kann ich es eines Tages plötzlich. Denn mein Streben geht zur harmonischen Betätigung auf allen
Gebieten der Kunst, weil jedes Gebiet durch das andere lernt und bereichert wird. Aber ich habe
viel und gern gedichtet, ich erinnere an die Bücher „Anna Blume": Verlag von Paul Steegemann,
Auguste Bolte, Sturmbilderbuch, Blume Anna: Sturmverlag und die Memoiren in Blei=E, besonders
aber Die Märchen vom Paradiese und Die Scheuche: Apossverlag. Ich begann in der Dichtung im
Jahre 1917 mit einer Gestaltung ähnlich der äußeren Form August Stramms :
Bald gewann ich eine eigene Form, in meiner dada=
istischen Zeit, Sie kennen ja alle mein Gedicht an
Anna Blume. Ich zitiere daher hier eine dadaistische
Sentenz: „Das Weib entzückt durch seine Beine,
ich bin ein Mann, ich habe keine." und das dada=
istisch pathetische Gedicht: „Und als sie in die Tüte
sah, da waren rote Kirschen drin. Und als sie in
die Tüte sah, da waren rote Kirschen drin. Da
machte sie die Tüte zu, da war die Tüte zu, da
war die Tüte zu! \“ Über die Dichtung kam ich zum
Vortrag, und ich habe schon an vielen Orten vor=
getragen, u. a. in Amsterdam, Berlin, Braunschweig,
Bremen, Delft, Drachten,Dresden,Einbedc,den Haag,
UNDUMM (1917)
So höre glant schrein quälte Morea
Mamauer gleiss verlarnte du ich singe
Schrill glutet glant equalte fein
Wie Räderachsen schreien schrein
Glut'qualte leiberheiß_verlarnte Schein
O höre! E verlarnte quälte Qualen.
Sidu Sibeele platscht der Mond
O siehe du, oh singe mit,
Libeelee goldet Glotea.
DochQuaaleTraum erdrosselt meineSinge.
I
Haarlem, Hamburg, Hannover, s'Hertogenbosch, Hildesheim, Holzminden, Jena, Leer, Leiden, Leipzig,
Lüneburg, Magdeburg, Prag, Rotterdam, Sellin, Utrecht, Weimar, Zwickau. Man kommt mal da,
mal dort hin. Wiesbaden, Frankfurt a. M., Paris und Köln sind in Aussicht. Ich trage gern und
mit großer Begeisterung vor und wäre dankbar, wenn mir andere Orte Gelegenheit gäben, dort
vorzutragen Bitte schreiben Sie mir. Ein Teil meiner Dichtungen, die Lautdichtung, ist auf den
Vortrag angewiesen, und ihre Aufzeichung ist nur von dem zu lesen, der aufmerksam meine Zeichen-
erklärung studiert hat, falls er überhaupt stimmlich formen kann. Meine Sonate in Urlauten ist
ein Variationenwerk von 35 Minuten Vortragsdauer. Ich zitiere hier ein neues Lautgedicht:
Außer diesen rein abstrakten Dichtungen schreibe ich jetzt auch Märchen
und Grotesken. In größerem Format ist der Punsch von Nobel er-
wähnenswert und das Totenbett mit happy end, ein Lustspiel. Ich
bin mit meinen Grotesken zum Mitarbeiter der größten Zeitungen
avanciert, z. B. Berliner Tageblatt, Frankfurter Zeitung, Hamburger
Fremdenblatt, Prager Presse, Hannoverscher Kurier, Schleswiger Nach-
richten, Badische Presse, Hannoversches Tageblatt, Bohemia, Br.aun-
Schweiger N. N., Schlesische Zeitung, Hartungsche Zeitung, West-
fälische N. N,, PragerTagblatt, Haagsche Post, Wiesbadener Fremden-
blatt. . . Die interessantesten meiner Zeitungsgrotesken sind u. a. Die
Lotterie, Das geliehene Fahrrad, Brautwerbung, Zauberkünstler, Radio,
Horizontale Geschichte, Affe tot. , Bude zu, Schweinehirt und Dichter-
fürst, Sieben Hasen, Piepmänner und Schwein, Mein Selbstmord,
Hamburger Hafen. . . Jetzt zitiere ich noch 2 Gedichte von 1926:
pmmutittii.
priimiitittii tisch
tesdi
priimiitittii tesch
tusch
priimiitittii tischa
tescho
priimiitittii tescho
tuschi
priimittii
priimiitittii
priimiitittii too
priimiitittii taa
priimiitittii too
priimiitittii taa
priimiitittii tootaa
priimiitittii tootaa
priimiitittii tuutaa
priimiitittii tuutaa
priimiitittii tuutaatoo
priimiitittii tuutaatoo
priimiitittii tootaatuu
priimiitittii tootaatuu
Meine süße Puppe,
Mir ist alles schnuppe,
Wenn ich meine Schnauze
Auf die Deine bautze.
Die letzte Fliege.
Herbst ist es. Denn die Fliegen ziehen nach dem warmen Süden,
Und die Gardinen sind leer.
Nur eine Fliege singt mir ihr Lied aus goldener Zeit.
Sie muß mir den Lärm der Legionen von Sommerfliegen vortäuschen.
Flieglein, süßes, umspiele meine Nase.
Umsurre mein träumendes Kitzelohr, daß es wieder Sommer wird.
O, du Göttliche!
Jetzt sitzt Du auf meiner Nasenspitze.
Heil Dir !
Sitze, Du Süße, wärme Dich, denn es ist schon kalte Zeit.
Leck von den Brosamen meiner Nase, leck Dich satt!
Denn ich danke es Dir, daß Du mich an den Sommer erinnerst.
B
SLUGE
KISSEN
B
KISSEN
mit Ruckwanct
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Die
MERZ-WERBE
HANNOVER, Waldhausenstraße 5,
KURT SCHWITTERS, übernimmt
Entwürfe jeder Art
für Propagandazwedce.
Mitglied des Bundes Deutscher
Gebrauchsgraphiker.
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und geben Sie uns bitte Ihre
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Wir finden das Rechte.
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sich MERZ 3, eine Lithographienmappe mit 6 Original»
Merzlithos von Kurt Schwitters und MERZ 5, eine
Mappe mit 7 pompösen Arpaden von Hans Arp,
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Waldhausenstraße 5, zu bestellen. Auflage je 50 Stück.
Auch alle alten Merzhefte sind noch zu haben.
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