4 Johannes: Ja, Verehrteste, wie nun Frauen sind, sie nehmen den Finger und wollen den Arm und Herz und Hirn! Wir armen Männer iind übel dran, daß Gott erbarm! Sehen Sie — ich bin nun Kenner, aber trotzdem tu ich auf Formen pfeifen, Gilt’s, einer Frau unter die Arme zu greifen. Frau Wegner: ja, Sie haben Mut und Verstand, der schäumt, dazu einen Körper so schlank und gelenkig, das Herz auf dem rechten Fleck. Fast denk ich: Sie sind der Mann, wie den Mann ich geträumt. Denn sehn Sie —: mein Gatte, der wäscherne Lappen> der Weißbierwitzler — Gott hab’ ihn selig, mein Gatte, der hat mich grimmig enttäuscht, denn, was ich von der Liebe geheischt, war alles ihm, mir zu bieten, versagt. — I h r Auge glüht mir so unverzagt, Sie haben so ’was von Altreckenknappen — Ihr Herz ist ein reines, so merk ich allmählig. Johannes: Zu gütig — gnädige Frau —, was Sie sagen — ich gestehe, auch mir hat in all den Tagen, in denen wir hier uns gießend finden, das Herz bedeutend höher geschlagen; und schwieg auch der Mund, der Blick konnte künden: ich spürte schon eine gewisse Verwandtschaft längst vor unserer ersten Bekanntschaft. (Er beginnt jetzt, langsam ihr Grab zu gießen, während sie mit seiner grünen Gießkanne beschäftigt ist. Im Vor- beigehen liest er von dem Stein den Namen ab.) „Alfredo Wegner — —“ Frau Wegner: Mein lieber Mann —! Gott hab ihn selig! — Ja, dann und wann steigt eine Schmerzlichkeit in mir hoch; Erinnerungen und kleine Gedanken Wollen aus meinem Innern nicht wanken, und ob ich mich sträube, ob ich mich wehre, sie drücken mich nieder, umringen mich sehre, quälen mich und bohren ein Loch in meine Seele — (sein Grab gießend, liest sie): „Claudia Wendt . . .??“