11 Zwei Ausstellungen in Berlin. 1. Neue Sezession. Gemäldeausstellungen und Künstlervereinigungen sind wirklich keine Verkehrsvereine und Museen. Kampfplätze, Schlachtfelder mit Toten und Verwundeten wohl aber. Eine Ausstellung, von deren politischen und polemischen Betätigungen man gehört hat, verlor schon dadurch an Wert. Was hier gezeigt wird, ist nur selten großes sieghaftes lachen, selten nur elendeste Qual, selten nur verzweifelster Kampf. Viele Bilder begeistern; nur wenige erschüttern. Nicht als Kritiker, doch wozu ist das nötig zu sagen, spreche ich Worte. Keine Erinnerung an Beate sollen diese Zeilen sein. Wesentlich ist und hat zu sein: was übrig bleibt. Was bleibt übrig? sagt und fragt Feirefiz. Uebrig bleibt, komm Beate, setz dich zu mir und lasse mich blaue Bäume und Wjälder in deinen Händen sehen. Uebrig bleibt also: Morgner. Melzer. Schmidt - Rottluff. Richter-Berlin-Friedenau. Laurencin. Morgner, dessen Zeichnungen weit verinnerlicht den Weg (die Bewegung) ahnen lassen. Vermuten lassen. Diese Blätter, die nicht mehr schreien; winden sich in größter Qual. Erschüttern. Greifen an das sogenannte Herz. Liegen weitab. Zu diesem haben wir zu kommen: zu dem pro grammlosen Kampf, der noch nicht Revolution ist (oder: doch schon?). — Der Geist, der überhaupt erst um seine Be rechtigung kämpft. Melzer, nun Beate ... du kicherst? Lulus Beine ärgern dich? Doch versprachst du mir, das Mirakel und den Katho lizismus, Tango und Schnepfendreck um Marie Laurencin zu lassen. (Tango, Mirakel, — — und den Mond!) Melzer, also läßt du mich über ihn sprechen, — — Nein? . . . Gut! — Nicht die Staffelei geht uns an. Die weit-wildwehende Fahne des Schmidt-Rottluff bietet Blicke. Ahnungen. Glaube. Hier ist der Wille so stark, daß — so stark, daß Beate lacht. Lacht. Leidenschaft, Temperament (als bürgerlich evtl, kon zessionierte Werte) reihen sich zusammen zu literarischen Barrikaden, auf denen steht: Wert der Farbe.