16 Schon allein die Tatsache ... I. Martha ging zwei Wochen mit Erwin. Sie war Modell, er Schriftsteller. Sie war irgendwoher, wußte nur von ihrer Mutter, die im „Weißen Rößl'“ Kellnerin war. Er war Sohn von Hausbesitzern, beendigte seine Schulen und schrieb nun. Einmal gingen sie in die Weinstube. Dort betrank sich Martha, wurde ausgelassen, machte Schweinereien mit Gästen, kotzte. — Daraufhin ging Erwin mit ihr in den Park. Dort wurde sie nüchtern. Da frug er sie: „Warum bist du eigentlich so dreckig, so gar nicht taktvoll!“ Sie schmollte. Dann sagte sie: „Als junges Mädchen war ich sehr schüchtern, o, ich weiß noch — —“ und er zählte von ihrem ersten Schatz, dem Karl, der Metzger war und der sie einmal beim Wurstmachen fragte, ob sie denn immer Jungfrau bleiben wolle — und der dabei recht blöd lachte — und daß sie dabei rot wurde. — — — Dann wandte sie den Kopf zu Erwin, rief: „Aber jetzt, — jetzt —!?“ Erwin sah unmutig ins klare Blau, aber er fühlte Schuld in sich. — — — Dann küßten sie sich. Den langen Justus mochte man nirgends. Immer wenn er eine Gesellschaft verließ, atmeten die Zurückgebliebenen auf. II. Justus war häßlich, frech und spöttisch. Sein Gesicht war nie rasiert, seine Kleidung unordentlich, verschlampt. Der Herr Kunstmaler Zeisig war sein Landsmann. Wenn sich die beiden auf der Straße trafen, duzten sie sich und schieden, nachdem Zeisig Justus eingeladen hatte, einmal, zu kommen. Und einmal kam Justus. ,Eir bat um Geld. Zeisig gab ihm. Da kam Justus abermals. Er wurde liebenswürdig empfangen. Zeisig hatte Besuch. „Geh in die Küche“, sagte er zu Justus, frug: „Brauchst Du Geld?“ Dabei sah er Justus von der Seite an und verzog ein ganz klein wenig die Mundwinkel. Da drehte sich Justus um, sah ihm in die Augen und sagte: „Nein mir graut, siehst du!“ Dann ging er. Seitdem kam Justus nie mehr zu Zeisig. —