10 Die Kunst schreit nach Brot. Nicht alles ist groß, was uns dieser Krieg brachte, und nicht alle haben es verstanden den Anforderungen dieser Zeit gerecht zu werden. — Am wenigsten leider die Künstler, sondern gerade sie begingen den größten Fehler. Maler, Musiker, Schauspieler, Schriftsteller, alle — Daß in den Tagen der allgemeinen wirtschaftlichen Mut losigkeit gerade die Künstler mit Sorge in die Zukunft blickten, verdachte ihnen kein Mensch, daß sie heute die Hilfe an nehmen, die man ihnen bietet, verdenkt ihnen noch weniger jemand. Aber daß sie ein lautes Klagen begannen, ver denkt man ihnen mit Recht. All dieses hysterische Jammern und die Aufrufe hätten unterbleiben müssen, denn sie schlagen dem Ansehen der Künstler Wunden, die schwer zu heilen sein werden. Wer in ruhigen Zeiten besondere Gesetze für sich in Anspruch nahm, wer jeden Eingriff in seine Rechte ab wehrte und sich immer außerhalb der Allgemeinheit stellte, durfte nicht nach Brot jammern. Die Folgen werden nicht ausbleiben. Die Bürger werden in Zukunft die Künstler und ihre Forderung, mit eigenem Maß gemessen zu werden, noch weniger ernst nehmen als zuvor und ihre frühere achtungs volle Entrüstung über die Künstler wird sich in Gering schätzung wandeln. — Und das Bittere ist: Die Bürger haben Recht, denn die Künstler haben es am Wichtigsten, an der Selbstachtung fehlen lassen. Sie hätten hungern sollen, wie sie’s zuvor ja auch taten und sie hätten endlich schweigen lernen sollen. Walter Heidmann.