137 CHAGALL Ein kosmis Aes Kind lebt unter uns. Marc Chagall. Der Mär Aenprinz mit absoluter Farbe. Die Farbe ist sein HimmelreiA, seine Erde. NoA niemand hat so siAer und gütig in seinem ReiAe der Farbe geherrsAt. Wo sie aufblutet, ist alles zum besten bestellt/ denn im Grunde ist jede starke Empfindung, sAon wegen ihrer EAAeit, gut. Selten, aber gut. Chagalls Farbe ist Urfarbe: die Güte im Kosmos. Er, ein Russe, erklärt siA die Weltseele ganz märAenhaft. Aus dem Gefühl hervor. Er will den Dingen auf den Grund sehn. Sie sind aber Dinge, keine Rätsel. EigentliA hatte er sie in der Hand: sogar im Kopf. Und zwar beim WaAsein. Er träumt niAt, Chagall, sondern erzählt uns seine MärAen. Chagall hat die Kindheit in Vaters Kramladen zugebraAt. Die Wage hüpft und saust in seiner Einbildung noA immer auf und ab. Er wiegt seine Farben gar behutsam/ würzt mit Gelb, pfeffert mit Rot. Mit Lila züngelt er das GleiAgewiAt aus. Und mit was für Lilas! Die gibts nur bei seines Vaters Sohn. Seine WagsAalen können hüpfen, das muß man ihm lassen. Auf einem Bilde halten si A Samowar und grüner Mann das Gegengewi At. Der Samowar ist sAwarz und weiß, er steht weit vorn und ist sAwerer als der Grünuni formierte, obsAon er Tropfen aus dem Spund verliert. Der Gensdarm siehts und ärgert siA. Das GleiAgewiAt stellt er aber niAt her, der grüne Gensdarm: im Gegenteil, seine Tellermütze fliegt ihm, wie eine emporges Anelite WagsAale, blau vom Kopf weg, auf und davon. Wo sie Chagalls Auge soeben erhasAt, stellt er das künstlerisAe GleiAgewiAt her. Ein sAnurriger Einfall im Hirn des Bemützten mag das Hexenstücklein vollbraAt haben. Auf dem TisA tanzen Männlein und Weiblein, klein wie Spielzeug, umher. Sie hätten auf einer Wage Platz, so winzig sind sie. Dann wäre ja eine Art MärAensAaukel auA dabei! Wehr wohl mehr wiegt, der Tanzmann oder die Tanzmaid? Die Musik maAt der Samowar: denn es siedet drin rum. Wie gewiAtig noA immer die Tropfen herunter- sickern. Aus dem Brummsamowar. Also ein Brummsamowar gegen einen BrummsAädel: im gleiAen Bilde. Eine Wage! FolgliA noAmals die Frage: wer wiegt wohl mehr? Immer noA das gleiAe Bild: im Hintergrund ein Fenster mit ReAteA-Einteilung. DurA das Fenster, oder besser im Fenster zu sehn: der Mond mit seinen blauen Bedeutungen und silbernen Beweisen. Ein Baum ganz aus Sternen. Blumen sind zu LiebliAkeiten ge» wordne Sterne. Dann kommt (noA immer im Fenster): eine BeleuAtung der NaAt mit Kometen und Raketen. Als ÜberrasAungsstüA: sAweifende Wunder. Ferner: ein Haus, eigentliA das Haus. Mit einem Auge. Alles das im Fenster zu sehn, in SAubfäAem, wie in Vaters Kramladen, eingeteilt. Das ganze Fenster somit ein SArank mit SAiebekästAen. Einmal malt Chagall Ae Bude aus der Vaterzeit. Wiederum ein MärAenladen. Alles sehr genau ausgewogen. Wundervoll durAsiebt. Wer kann über die Farben beriAtenl Alle Samtigkeiten der Welt verbinden siA bunt und gaukeln hervor. Wenn wir noA vom blauen Gensdarm und dem Samowar spreAen, so bewundern wir das NaAtsAwarz mit seinen SAneemögliAkeiten im Kessel. WelAe Mondinnigkeiten auf dem sAwarzen Kes sel! Und Ae blaue Wahrheit im ganzen Bild! Ja, sie ist da, überall hin verteilt, wie es mit der Wahrheit sein soll. Und auA kann. Sie ist vorhanden! Oft gibts bei Chagall eine reine Struwelpeter-Romantik. Ein blauer Jüngling brüstet siA mit einem Knopf an seinem RoA: er hält ihn für einen Orden. Das tut er mit der