143 Blutes, dem Motor des Verstandes, sie dient nicht der Erotik der Netzhaut, dem Kodak des Gedächtnisses, dem Barometer der Nerven. Zwar lebt seine Dichtung von Eindrücken, Bildern, fast niemals von Visionen. Aber die Dinge sind ihm nur Relationen seiner künst lerischen Absichten, also wandelbaren Sinnes. Er ist Expressionist, Da aber auch die Worte für ihn keine unwandelbare Seele haben, ist er kein Lyriker. Seine Ebene ist die Syntax. Auf ihr vollbringt er — Napoleon —• die unerhörtesten Manöver, strategischen Exzentrics. Seine Strophen sind keine architektonischen Gebilde, sondern Kompagnien, rasende, zer störende, polternde — musizierende, Fahnen schwenkende, flügelebsdiwingte. Nichts kann ihn verletzen außer Indifferenz, Stumpfheit, gereifte Geste. Sie stören den ungeheuren Optimismus seiner Arbeit. Mich begeistert dieser Optimismus. Heute, da die Devise heist: »Es ist noch gar kein Ende abzusehen.« Becher ist gläubig. Sodom ist ihm kein Weltuntergang. Seine Arbeit gilt der Menschlichkeit/ heute, da die Götter unangefochten das Eisen wachsen lassen. Wieland Herzfelde Laut Meldung der „B. Z. am Mittag" <15. Mai 1915, No. 113) hatte der englische Minister Sir Edward Grey eine Unterredung mit einem neutralen Berichterstatter, aus der wir folgende Bruchstücke entnehmen: Im Konjunktiv des neutralen Berichterstatters: Serbiens und Belgiens Wiederherstellung seien die einzigen Kriegsziele Englands. . . . Grey spreche von zwei Methoden zur Bei legung internationaler Unstimmigkeiten, von schiedsgerichtlicher Verhandlung und Krieg. Die zweite Methode, der Krieg, habe hinsichtlich des Zwecks einen völligen Zusammenbruch erlitten. . . . England habe förmlich und kategorisch erklärt, unter keinen Umständen an einem Eroberungskrieg gegen Deutschland teilnehmen zu wollen. Aber Deutschland habe verlangt, England solle die Neutralität unter jeder Bedingung garantieren, gleichgültig, was die deutschen Diplomaten auf dem Festlande unternähmen. . . . Nur Deutschland sei auf einen großen Angriffskrieg vorbereitet gewesen, was die späteren Ereignisse bewiesen. In der direkten Rede Greys: »Beim Ausbruch des Krieges antwortete Frankreich auf unsere Frage wegen Respektierung der belgischen Neutralität bejahend. Deutschland verweigerte eine Anwort und durchbrach wenige Stunden später das Bollwerk. . . . Deutschland soll die Grundsätze, zu denen sich überall die Freunde der Freiheit bekennen, auch seinerseits anerkennen. Man gebe den Völkern Europas die wirkliche Freiheit. . . . Keiner wünscht den Frieden ernstlicher als wir, aber einen Frieden, der Recht schafft und die Achtung vor dem Völkerrecht wieder einsetzt. . . . An solchen Wahnsinn, das freie und einige Deutschland zu zerstören, haben wir nie gedacht. , . . Wir wünschen dem deutschen Volke eine Freiheit, wie wir sie selbst genießen, und wie sie die andern Nationen Europas wünschen. HatdieMenschlichkeit {Menschheit. D. Red.) aus diesem Kriege nicht gelernt, künftige Kriege zu vermeiden,dannwarderganzeKampfvergebens. DerKriegist. . .allmäh lich so fürchterlich geworden, daß er ein unmögliches Mittel der Politik dar stellt, {beide Sätze gesperrt. D. Red.) .... Viele Deutsche meinen, ihre Kultur sei so groß, daß sie der ganzen übrigen Welt aufgezwungen werden muß. Viele maßgebende Preußen können sich daher vorläufig nur eine n Frieden denken, einen FriedenvonEise^i, der den übrigen Völkern von dem übermächtigen Deutschland diktiert wird. Sie können und wollen nicht verstehen, daß freie Männer und freie Nationen lieber sterben wollen, als sich solchen Grundsätzen unterwerfen. . , .«