159 stammung, die seinen stolzen, friedliebenden Bruder veranlaßte, mit den abend ländischen Völkern zu kämpfen,- vergaß, daß sein starkwilliger Rüben einen ebenso selbstständigen wie edlen Eigenwillen besäße. Am vierten Tage nadi der Brot ernte erhielt Jussuf Abigail eine rührende Botschaft seines fürstlichen Bruders aus dem Kriege. Seine Anschuldigungen vergessend, entsandte der Malik Treiber nach Cana, die dem Weibe Rubens mit Geschenken beladene Kamele führen mußten und der Emirin die Kunde brachten, daß der Fürst sich auf dem Wege zur Heimat befände. Zu gleicher Zeit wurden aus dem arischen Heere Soldaten gewählt und ausgerüstet zur Reise nach dem ägyptischen Theben, den Malik Abigail Jussuf, der des Bumerang Werfens gefürchtetster Krieger war, gegen die Indier ins Feld zu werben. Die Hirten, die Abigail zu seines Bruders Weibe gesandt hatte, ihr die Freuden^ botschaft zu bringen, daß Rüben auf Cana zuschreite, erzählten bei ihrer Rückkehr den Leuten Thebens, daß sie abendländische Krieger gesehen hätten an den Gold^ feldern singend vorbeimarschieren auflrsahab zu und daß man ihre Helme sicher schon von der großen Kuppel des Palastes aus glitzern sehen müsse. Die älteren Leute gedachten des Kampfes, den sie unter der Anführung des noch damaligen Prinzen Jussuf gegen eine Arierschar erfahren mußten. Umschlungen auf einem Weizenfelde sah ein verwundeter Thebetaner die beiden Fürsten der feindlichen Heere im silbernen Brote stehn und sich inbrünstig küssen. Durch Theben aber tönte die Siegeskunde, der Prinz habe die Christenhunde in die Flucht geschlagen. In Wirklichkeit jedoch hatten sich die beiden verliebten Anführer ihrer Heere ge einigt. — Dem Herzog von Leipzig war schon in den ersten Tagen seiner Vice- regentschaft dieses Kriegsgeheimnis zu Ohren gekommen,- nicht die ungeheure Begebenheit erboste ihn, aber die Leichtfertigkeit, mit der dieser arische Giselner, dessen Herz in Thebens Sonne süß geworden war, seinen schwärmerischen kaiser lichen Freund verlassen konnte. Der herzogliche Hans Adalbert, der es sich zur Aufgabe anheischte, alle Erdteile mit einander zu verbrüdern, eine internationale Welt schon im Interesse der Kunst zu schaffen, bemühte sich in seiner klugen, liebevollen Weise die beträchtige Anzahl der älteren Menschen von der Vereini- gung der Jehovaniter für den Malik wieder zu gewinnen. Die waren vermutlich von den Vätern der Irsahabaner aufgestachelt worden,- es schien dem diploma tischen Stellvertreter des Throns von Theben gelungen zu sein, einen Aufruhr von Jussuf Abigail fern zu halten. Der hatte seinen kleinen Bruder Bulus nun bei sich in seiner Stadt und lehrte ihn jeden einzelnen Menschen seines blauenTheben zu lieben, die er mal regieren sollte nach seines Malikherzens frommer Fackel. CFortsetzung folgt) Else Lasker-Schüler