greisen Oheim. Der ehrwürdige, alte Palastdiener hatte den kaiserlichen Groß knaben wie einen Enkel lieb, und Bulus Herz schaukelte gern an der starken Rippe lauschiger Geborgenheit des Nachtsomalis, dessen Haupt fast die Breite der Palmenkrone überbot. Dem jungen Mir plagten wieder nationale Fragen des Palastes. Ganze Tage hatte er in einer Kammer im Erdgeschoß zugebracht, in alten, eingebauten Schränken nach abendländischen Kleidungsstücken gekramt. Er fand dann endlich einen Ulanenhelm, der sein halbes Gesichtchen verschwinden ließ, und einen verrosteten Säbel, den er sich an seinem Perlgurt befestigte, und in ein Paar grauen Lederhandschuhen, die von dem Leipziger Herzog herrührten, ertranken nun seine Kinderhände. Inständig bat Bulus seinen alten Freund Ismael, legte seinem Namen Koserei um den Hals. Ismaelmemed versprach dem gelieb ten, kleinen Mir auf seines Bruders Sohn den Ossman zu wirken, wenn er am Morgen dem kaiserlichen Herren die Nasensmaragden einschraube und mit Per- len sein Haar schmücke, Abigail anzuraten, beim Empfang der abendländischen Krieger, abendländische Tracht anzulegen. Bulus schämte sich aller weichen Zierde, und in den goldverbrämten Mänteln und Ohrgehang und Muschel gürteln seines regierenden Bruders und der Häuptlinge, und der Kleider aller Männer und Jünglinge des Morgenlandes empfand der kleine kaiserliche Aufleh- nende beschämende Schwäche. Der greise Ismael teilte des Knaben Sympathie für die Sitten des Abendlandes, da er an seinen Weinen gerochen hatte in der Zeit, als der heitere Vicemalik, der Maltzahner von Leipzig, in Theben regierte. Der hatte sich in Fässern den Rebensaft aus dem Mosellande kommen lassen und betreute den friedvollen Ismael mit dem Abzapfen des Weins. Die verbotene, pochende Beere war beider Privatgeheimnis und einzige Sünde gewesen wider die Gesetze des Morgens. Wenn nun alle schliefen im Palast, schlich sich der unverbesserliche Somalizecher in das unterirdische Gewölbe des großen Vorraums und zechte manchmal bis zum Morgen vom verbotenen Inhalt der noch lagernden Fässer. — Vor dem Fenster des Malikgemachs zwischen hohen, feinen Gräsern saß Bulus auf den gepolsterten Schultern des treuen, alten Freundes, das Erwachen des Basileus zu erwarten. Der lag gebogen wie die Mondsichel auf seiner Kissen schwerer Wolkenseide. Er war nach durchwachter Nacht im lebhaften Gespräch mit seinen wilden Juden fest eingeschlummert. Stambul seines Bruderhäuptlings Rat vermißte Jussuf schwer bei der Beratung der Art der Ablehnung seiner Stel lungnahme an dem Weltkrieg. Abigail Jussuf war fest entschlossen, unter keiner Be dingung sich an dieser Menschenschlacht zu beteiligen. Auch fühlte der Kaiser irgend eine spielerische Verwandtschaft mit dem König der schwarzen Berge, der den Frie den hatte herbeiführen wollen aus väterlicher Liebe für sein Volk und darum auch aus väterlichem Verständnis für die fremden Völker. Diese Meinung teilte Morder- chei'Theodorio, des Maliks zweiter Großhäuptling, der Sohn seines Turiner Vaters. Ein Weinberg auf Rollen bewegte sich dieser wilde Jude ungeheuer süß vor dem Thron Thebens und stark in der Blume. Abigail verehrte ihn unbändig. Dieser 178