193 »Perfetta vita ed alto merto inciela Donna piü su.« Dante, Parad. III, 97 Unter blauen Bäumen oder Silberträumen Geistern bleidie Schwäne: oder sind es Kähne? Alles wird ein Schleiern, Tau und auch Verschäumern Jedes Antlitz kommt mit einer seltnen Mähne, Denn Gestalten treten halbbesinnbar näher/ Die Gewänder scheinen weitverflockte Strähne. Wunderhaft! Es kommen abgeschiedne Seher Feierlich und fromm in diesem Hain zusammen. Felsen gehen auf. Gibt es weise Aufersteher? Zieht sies zueinander, wie im Wind die Flammen? Lispeln sie? Ich kann die Silben nicht vernehmen. Schwebt ihr Schritt, so dürften sie von Müttern stammen. Atme Sacht, um ihr Entwallen nicht zu lähmen. Meine Sehnsucht sei behutsam unter Seelen. Halte dich zurück, sie scheinen sich zu schämen. Warten sie? Es dürfte keine Seele fehlen. Welche schwebt? Viele gehn. Einge stehn im Grabe. Scheu! Als hätten sie noch etwas zu verhehlen. Ihre Scham ist ihre allerreichste Habe. Wissen sie etwas? Sie scheinen viel zu wittern. Kann ich fragen? Endlich naht mir blaß ein Knabe. Wie des ölgeblätters zartes Winderzittern, Hör ich eine Stimme: dort gewahrt dich Dante, Scham erfaßt mich: könnte ich zusammenknittern. Was geschieht? Es überstrahlt mich der Gesandte. Sprachlos kann der Blick sich hin zum Geiste wenden. Half der Knabe, daß mein Herz sich so ermannte? Wähnte ich, es würde mich das Antlitz blenden, Hofft ich blinzelnd, die Erscheinung zu ertragen? Weiß es nimmer! Ich empfange reiche Spenden. Wagen darf ichs wieder, ganz mich wach zu sagen. Dante stand bei mir. Der Gute. Er der Meister. Leib und Seele können alt im Geiste tagen.