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prallten ab und zerplatzten wie Luftblasen. Andere sprangen
sich gegenseitig an und verbissen sich fauchend ineinander.
Wie man bei Nacht durch einen Blitz für einen Augen
blick die nächste Umgebung erhellt sieht, so erblickte ich,
gleichsam in einem zweiten Gesicht, sekundenlang die scharf-
umrissene Gestalt der alten Dame vor mir, wie sie mit
ihren geballten Fäusten in das Instrument schlug, das sich
heulend und stöhnend zu wehren suchte und mit seinen
elfenbeinernen Tasten ihre Finger blutig riß. Sie lachte mit
wundgebissenen Lippen, während ihre weißen Haare in
einem wirren Knoten über die Schultern stürzten.
Dann verschwand die Vision.
Drunten raste das Klavier weiter. Während ich, unfähig
mich zu rühren, lauschte, fühlte ich, wie eine eiskalte Woge
mir zum Herzen stieg.
Der Lärm wurde immer wütender und steigerte sich
bis zur Extase. Es war keine Melodie, nur ein Chaos in-
einanderwirbelnder, wahnsinniger Ton folgen ohne Gesetz
und Rhythmus, wie ein Schwarm entfesselter Höllengeister.
Plötzlich brach es ab. Ganz plötzlich. Ein letzter
Tastenaufschlag stieß noch ein paar schrille, entsetzliche
Mißtöne hervor, die wie aufgescheuchtes Nachtgevögel durch
das stille Haus flatterten.
Draußen fiel der Regen. Er fiel in langen lotrechten
Strichen und rauschte seine traurige Melodie, die gar kein
Ende nahm. —
Jean Le H o g h.
Gespenstische Nacht.
von F. W. Wagner.
Sehr fette Vögel schwammen durch die Luft,
Die dickes Lachen aus den Schnäbeln gossen.
Das mischte sich mit dem verwesten Duft
Der toten Lust und floß in allen Gossen.
Da ließen wir die schwarzen Fahnen wehn,
Die man zerfetzte in den heißen Schlachten.
Da sangen lächelnd wir im Untergehn
Von jenen Letzten, die uns Freude brachten.