109 Oberall waren Hündchen und Rehe angebracht, erstere aus Porzellan, hingegen letztere aus schwerer Bronce mit gußeisernem Kern. Feudal, was? Donnerwetter gefiel das den Steinböcken gutl Sie kletterten im ganzen Zimmer umher und beschnupperten alles vorsichtig. Und wenn sich eins müde geklettert hatte, dann konnte es sich auf Glei- witzen seinem Bette behaglich ausstrecken. Frau Schulze kehrte nun wieder zu ihrem Löwen zurück. Donner wetter, lag der majestätisch auf seinem Bettvorleger. Einen Augenblick getraute sie sich nicht einmal hineinzugehen, aber schließ lich ergriff sie sich ein Herz und streichelte dem Löwen zärtlich über die Wangen. Punkt sechs Uhr begann der Löwe fürchterlich zu brüllen. Frau Schulze war sehr erschrocken und gab ihm sofort alle verfügbaren Kartoffel schalen, aber der war stolz, und rührte sie nicht an. Auch den kleinen Rest saure Milch ließ der stehen. Der mußte was Besseres gewohnt sein. Da gab Frau Schulze ihrem Hausfrauen herzen einen gewaltigen Ruck und klatschte dem Löwen einen wunder schönen kalten Apfelpfannkuchen direkt ins Maul. Aber der spuckte ihn wieder aus und brüllte bloß. Donnerwetter, Schulzens hatten nie Kinder gehabt. Und Schulze wollte natürlich wieder recht haben, daß der Löwe Apfelpfannkuchen ein für allemal nicht fräße. Aber was versteht schließlich so ein Mann von der Küche? Den Dreck versteht erl Und Frau Schulze sagte: „Hier bin ich nun streng, wir wollen den Löwen erziehen, der kriegt nichts anderes. Lächer lich einfach, so schön wie hier auf dem Bettvorleger hat der’s in seinem ganzen Leben nicht gehabt und kriegt’s nie wieder. Undankbares Geschöpf!" Es gab sogar eine eheliche Szene, in deren Verlauf Schulze vom Abendessen aufsprang und sein Beefsteak mit Zwiebel sauce, so warm, wie es war, dem Löwen vorsetzte. Der aber fraß es nicht, sondern weinte bloß von den Zwiebeln, und Frau Schulze sagte: „Du, ich glaube, der ist krank, wir wollen ihm mal etwas Natron einflößen." Und nun hielt Schulze dem das Maul auf, und Frau Schulze schüttete ihm für fünf Pfennig doppelkohlensaures Natron und für fünf Pfennig Bittersalz in den Rachen. Da hatten Sie das Tier mal husten und niesen hören sollen, aber er fraß die Kartoffelschalen doch noch nicht. Son Schlawiener! Als Schutzes zu Bett gingen, bekam der Löwe eine Häkeldecke über. Schulze schnarchte bald, und endlich schlief auch sie fest ein. Aber aus irgendeinem Grunde wachte sie mitten in der Nacht auf, und da fehlte ihr rechter Arm. Frau Schulze suchte im ganzen Bett danach, aber da lagen bloß ihre Strümpfe. Da weckte sie denn doch ihren Mann. Der gleich hoch, und den fehlenden Arm mit gesucht, aber der war nicht zu finden. Der Löwe schlief ganz fest. Da sagte Schulze: „Du, ich glaube, der Löwe muß draufliegen," und nun stießen sie den Löwen, daß der aufwacht, aber der zwinkert nur mit den Augen und rührt sich nicht. Jetzt tritt Schulze dem Löwen direkt ins Gesicht, und der springt mit Gebrüll hoch und beißt - in Schulzes neuen Pyjama ein Loch. Dann steht er knurrend da wie ein Hund. Schulze, nicht faul, reißt seinen Revolver aus der Nachttischschublade und schießt den Löwen einfach übern Haufen. Der war nun tot, und der fehlende Arm war auf rätselhafte Weise verschwunden. Frau Schulze sah am anderen Morgen noch die ganze Kartoffelschale mit durch, da war er auch nicht bei. Jammer, daß sie nur einen rechten Arm hatte. Vermutlich mußte ihn der verstorbene Löwe doch wohl gefressen haben. Der Hippopotamus aber lag ganz ruhig in der Küche, als Frau Schönwetter zu Bett ging, und leckte das Wasser. Auf dem Vorplatz vor der Tür lag ein Scheuertuch, aber das genügte nicht um das hinausströmende Wasser aufzufangen. Jetzt kam von unten der Hauswirt herauf und beklagte sich, daß das Wasser bis unten in den Keller hinein flösse. Frau Schönwetter schlug ihm einfach die Tür vor der Nase zu und rief: „Dann klagen Sie mich doch raus, ich kann doch nicht Ihretwegen das Tierchen dursten lassen. Die nächsten sechs Monate bleibt das Tier in der Küche, dafür lassen sie man die Gerichte sorgen." Kaum lag sie wieder im Bett, da kamen die Mieter der unteren Etagen herauf, weil's ihnen ins Bett regnete, und verlangten, daß sie wenigstens die Leitung kleiner stellte. Frau Schönwetter lachte hinten im Halse, denn das war doch bloß der gelbe Neid. Die ärgerten sich blaß, daß sie kein Nilpferd gewonnen hatten. *So’n bißchen Wassert Da sollen die Leute ’n Regenschirm aufspannen, wenn sie im Bette nicht naßregnen wollen. — „Das kann doch Schwamm geben," rief der kleine Dicke. -> Aber Frau Schönwetter mußte denn doch fürchterlich lachen, im Zoologischen Garten gibt das Nilpferd doch auch keinen Schwamm. So'n liebes Tierchen. Das soll mal wieder sowas sein. Bald darauf hörte sie den Schuß