Mobilar, Decken oder Bedürfnisgegenstände. Nachdem wir eine Zeitlang dastanden und uns anstarrten, wagten wir wieder zu seufzen, aufzuatmen und unser gemeinsames Los zu erörtern. Da sich niemand mehr um uns kümmerte, legten wir uns schließ lich bei empfindlicher Kälte auf den nackten Boden, um zu schlafen, soweit uns das gelang. Am nächsten Morgen ignorierte man uns immer noch; erst gegen 11 Uhr verabfolgte man uns je ein Stückchen eines Brotes, das diesen Namen nicht ver diente. Es war grünlich-schwarz, total sauer, knetbar wie Lehm, so daß wir es trotz heftigen Hungers nicht ganz genießen konnten. Ich hatte mir eine Probe davon für spätere Beweisführung auf gehoben, verlor sie aber leider auf dem Marsch nach Plötzensee. Inzwischen hatte Herr K. bzw. dessen Angehörige, der eine Zelle neben mir lag, unseren wachhabenden Unteroffizier ge wonnen, so daß ich und ein junger Mann, der mir durch Zu schrift an die Redaktion namentlich bereits bekannt war, in die selbe Zelle gelangen konnten, wo sich Herr K., Herr Bergmann usw. aufhielten. Wir waren sieben Mann und freuten uns außer ordentlich über unser Beisammensein. Vermittels Geld gelangten wir auch in den Besitz von Zigaretten und (ganz ausgezeichnetem) Brot. Die Angehörigen des Herrn K. hatten auch am Mittag dieses Tages (Sonntag) bereits Lebensmittel, Bücher, eine Decke und dergleichen abgegeben und mit Herrn K. persönlich gesprochen, obwohl das eigentlich verboten war. Sie versicherten ihm, bei maßgebenden Persönlichkeiten bereits Schritte unternommen zu haben, um die Behandlung des Gefangenen zu bessern. Etwa um 12 Uhr mittags wurden wir alle in einen großen Raum (früher Druckerei) geführt, wo etwa ein Dutzend Juristen (Assessoren oder dergleichen) Protokoll aufnahmen.' Man fragte mich, weshalb ich verhaftet sei? Ich sagte, man habe mir keinen Grund genannt, ich vermute, man habe mich verhaftet im vollen Bewußtsein, eine rechtswidrige Hand lung zu begehen, nur um mir die Aktionsfreiheit zu rauben. Dies wurde mit einem Protest gegen meine Verhaftung in dem Protokoll vermerkt, den Protest gegen die Behandlung aber nicht. ln unsere Zellen zurückgeführt, verblieben wir dort bis 4 Uhr. Plötzlich vernahmen wir dasselbe Gebrüll wie am Vorabend bei Einlieferung: Haut ihn, schlagt ihn tot usw., dasselbe Herbei stürzen aus allen Ecken des Gebäudes und Rasseln von Ge wehren. Das Haus hallte in der Tat wider von Kolbenschlägen und Stöhnen. — Plötzlich wieder tiefe Ruhe. Eine Stunde darauf ertönte der gleiche Ruf aufs neue; wieder dasselbe in uns Grauen und Wut erregende Toben, nur daß dies mal das jammervollste Geschrei einer Frau erklang, u. a. auch