MONATSSCHRIFT / HERAUSGEBER: HERWARTH WALDEN
DREIZEHNTER JAHRGANG / FÜNFTES HEFT
Georges Ribemont'Dessaignes: Beaux yeux sans arriere pensee
VERLAG DER STURM / G.M.B.H.
BERLIN W 9 / POTSDAMER STRASSE 134a / FERNRUF AMT LÜTZOW 4443
Monatsschrift Der Sturm / Dreizehntes Jahr.
Erscheint am fünften jedes Monats
Mit mehrfarbigen Kunstbeilagen, Holzschnitten (stets
vom Stock gedruckt) und Zeichnungen
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nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden je
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Von allen Holzschnitten der Zeitschrift Der Sturm
sind signierte und nummerierte Handdrücke, von
den meisten Zeichnungen Kunstdrucke käuflich
zu erwerben. Die Originale sind verkäuflich.
Sturmbühne / Jahrbuch des Theaters der Ex-
pressionisten
1. bis 8. Folge / 15 Mark
Bücher
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ßlutblüte / Gedichte
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nismus / Mit 16 Abbildungen
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Trieb / Eine bürgerliche Komitragödie
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Jedes Buch 20 Mark
William Wauer
Theater als Kunstwerk
20 Mark
!
Wer schreibt das Lehrbuch
der Deutschen?
Das Berliner Tageblatt hat ausser den
Dichtern Dr. Ludwig Fulda und Doktor
Hanns Heinz Ewers den Dichter Herrn
Walter von Molo entdeckt. Das deutsche
Volk wird durch das Berliner Tageblatt
aber auch davon unterrichtet, was für Den-
ker unsere deutschen Tageblattdichter sind.
Und die Redaktion dieses Kulturorgans, die
bekanntlich schwer unter Papier- und
Raummangel leidet, gewährt Herrn Walter
von Molo anderthalb Spalten mit Ein-
schränkung gern Raum: „Wir geben dem
von schöner Volksliebe durchwärmten Auf-
satz des Dichters Walter von Molo gern
Raum, obgleich er unserer Meinung nach
geistige Erscheinungen, die sich gewiss in
erschreckendem Masse bemerkbar gemacht
haben, allzu bedingunglos verallgemeinert“.
Die geistigen Erscheinungen machen sich
mit Hilfe des Tageblatts allerdings in er-
schreckender Weise bemerkbar. Sie wer-
den ganz einfach durch Druck sichtbar.
Nicht einmal das Rücken der Redaktions-
tische ist dazu notwendig. Der durch-
wärmte Aufsatz heisst: Ich kann nicht mehr
schweigen! (Dabei dichtet der Mann nie
unter drei Bänden). Und die schöne Volks-
liebe beginnt: „Ich sage es ungern, aber es
muss sein: Unser Volk ist geistig umnachtet!“
Mit Ausschluss der Mitglieder und Leser
des Berliner Tageblatts. Oder sollten etwa
da auch geistige Erscheinungen sein, die
sich in erschreckendem Masse bemerkbar
machen. Denker müssen beweisen. Herr
Walter von Molo schreibt also in dem
durchwärmten Aufsatz: „Ich will einen Be-
weis dafür, leider gibt es dafür tausende
von Beweisen, aus meinem persönlichen
Arbeitsgebiete erbringen: dazu muss ich
aber einen Satz lang erst von mir reden.“
Er redet zwar zehn Druckzeilen von sich,
aber die geistige Umnachtung ist wichtig
genug. Herr Dichter von Molo hat eine
Roman-Triologie geschrieben, wirklich eine
Triologie, nicht zwo, sondern drei Bände,
vaschtehste. Es heist „Ein Volk wacht auf“.
Ich habe das Buch nicht gelesen, erfahre
aber aus dem durchwärmten Aufsatz, dass
das Buch geradezu erschütternde Gedanken
enthält, was man im Berliner Tageblatt
für Dichtung hält. Herr von Molo hat näm-
lich entdeckt, dass immer und überall
Lumpen und Menschen waren, wobei er
unter Lumpen nicht die bekannten Stoffreste,
sondern Menschen versteht. Herr Denker
von Molo hat ferner entdeckt, „dass immer
und überall gesucht, geirrt und vergänglich
gefunden wurde und wird,“ (Auflage 50000)
dass es nur eins gibt, nicht etwa die Kuh
in der Tüte, sondern „das Licht im Auge zu
haben und unbekümmert, auf kürzestem
möglichen Wege, guten reinen Menschheits-
willens voll (Durchwärmung) unrechtha-
berisch und einig darauf loszugehen, in
der Gewissheit: wir sind!“ Und Herr Denker
von Molo ist so bescheiden, diese seine
Gedanken (wach auf, mein Volk, auch
wenn er Dich für geistig umnachtet hält)
eine „Binsenweisheit, die dem Deutschen
so fern ist“, zu nennen. Eigentlich kann
man nichts mehr reden. Heiss mich
schweigen. Aber er kann doch nicht
schweigen. Dieses verfluchte Volk muss
doch endlich die Binsenwahrheit fassen
können.
Was ist ihm nun eigentlich geschehn,
dem Denker - Dichter oder dem Volke?
Fest steht: ein Dreiband ist erschienen.
Hierauf hat das deutsche Volk in einigen
erlesenen Exemplaren persönlich Briefe
65
an den Denker-Dichter geschrieben. Dar-
unter ein Leutnant der Reserve, ein
Schüler, der Direktor eines Reformreal-
gymnasiums, ein Bühnenarbeiter, eine
Dame, die heute Bolschewistin ist, ein
Obergerichtsrat und sogar ein lieber Freund
„wenige Tage vor seinem Tode, der ihn
plötzlich zu sich nahm“. Aus diesem
schlichten Relativsatz bekommt man schon
die absolute Gewissheit, dass hier ein Dich-
ter zu seinem umnachteten Volke redet.
Dieser Freund zum Beispiel, den Herr Tod
plötzlich zu sich nahm, (Durchwärmung)
war „während des Krieges begeisterter Re-
publikaner und Fürstenhasser“. Dem Freund
hat die Revolution das Geschäft verdorben.
Er schrieb deshalb an den Freund von
Molo: „Tilgen Sie in einer Neuauflage den
Abschnitt, in dem Sie sich über den guten
Kaiser Franz lustig machen. Ihr Buch hat
mich deswegen sehr verstimmt, es wird
ebenso auf alle wirken, die wie ich monar-
chistisch gesinnt sind, die durch die Re-
volution gescheitert sind wie ich.“ Das
ist so ein kleiner Beweis von der Umnach-
tung des deutschen Volkes. Der Dichter
macht sich über den guten Kaiser Franz
lustig und dadurch den Freund böse.
Welches gesunde Gehirn hat dieser Molo ge-
genüber dem geistig umnachteten deutschen
Volke, dass er sich aus seiner heilen Haut über
den guten Kaiser Franz lustig machen kann.
Wenn es mir nun glückte, mich über den
guten von Molo lustig zu machen, so wür-
den ihn vielleicht Redaktion und Leser des
Berliner Tageblatts für geistig umnachtet
halten. Das wäre eine demokratische Ge-
rechtigkeit. Aber es wird noch lustiger,
denn Herr von Molo beweist die Symptone
der geistigen Unmachtung unseres Volkes
dadurch, dass ihm „unentwegt sonderbare
Zuschriften ins Haus hagelten“. Ein Volk,
das nicht auf der Höhe der Denkkraft
Moloscher Romane steht, ist tief gesunken.
Selbst „ein Marinearbeiter“ hat dem Herrn
von Molo geschrieben, „dass er sich wun-
dere zu sehen, dass Friedrich eigentlich ein
anständiger Mensch gewesen sei und kein
Bluthund, wie er immer gehört habe.“ Man
liest also, dass der Monarchist und der
Marinearbeiter sich in der Mitte, in der
Politik der Mitte, in der Politik der Mittel-
mässigkeit treffen. Ist dieser Mann nicht
bescheiden, der nicht schweigen kann und
der nun das Lehrbuch der Deutschen
schreiben will. Ist das nicht ein Politiker,
wie man ihn zwar nicht in der Masse,
aber massenhaft hat? Sollte man ihm nicht
diktatorisch die Kulturpropaganda für das
deutsche Volk übertragen? Ihm, der das
Licht im Auge hat und dazu noch die Ge-
wissheit: wir sind. Leider hat es keinen
Zweck mehr, Herrn von Molo mit dieser
Aufgabe zu molestieren, da unser Volk ja
bereits bestens geistig umnachtet ist. Was
mögen das für Idioten sein, die diese gan-
zen Auflagen von allen diesen Romanen
kaufen. Es bleibt nur die Frage: waren
diese Idioten geistig umnachtet, als sie die
Bücher lasen oder wurden sie es erst durch
die Missverständnisse, die dank der Lektüre
dieser Romane in ihnen geweckt wurden.
Die geistige Wachheit des Herrn von Molo
persönlich ist im Schlaf festzustellen: er
funktioniert über den Parteien, was man
auf deutsch liberal nennt, (Bezugsorgan
Berliner Tageblatt) macht angeblich grosse
Menschen klein und angeblich kleine Men-
schen gross und beruft sich ausser auf das
Berliner Tageblatt auf einen Schüler. „Ein
Schüler beschimpfte Richard Dehmel, der
ein Werk liebe, das monarchistisch sei,
Dehmel sei doch Sozialist.“ Mit welch li-
terarischer Feinheit wird dem geistig um-
nachteten deutschen Volke beigebracht, dass
Richard Dehmel sozusagen für die Romane
des Herrn von Molo eintrete. So ganz ne-
benbei durch den Brief eines Schülers.
Der Schüler, selbstverständlich geistig unreif,
wird des Sozialismus bezichtigt, was immer-
hin schon eine Sache ist. Der Schüler und alle
Schüler überhaupt haben nicht die tiefe
Fnnsicht für die Politik der Mitte. Das
Lehrbuch muss geschrieben werden. Die
Schüler, die Sozialisten und die Marinear-
beiter werden durch das durchwärmte
Auge des Herrn von Molo erkennen, dass
zum Beispiel Noske ein anständiger Mensch
gewesen sei, kein Bluthund, sondern ein
reiner Demokrat, dass Herr Ludendorff
immer und überall gesucht, geirrt und ver-
gänglich gefunden habe. Mit der Gewiss-
heit: wir sind. Dieses und ähnliches wird
im Lehrbuch der Deutschen stehen. Sie
werden aus ihrer geistigen Umnachtung
auferstehen und alle Mitglieder der deutsch-
demokratischen Partei, Abonnenten des
Berliner Tageblatts (Inserate zu Vorzugs-
66
preisen) und Käufer seiner Centologie (Ver-
filmungsrecht Vorbehalten) sein. Mit dem
Titel: Ich kann nicht schreiben / durchwärm-
tes Lehrbuch für alle Abonnenten des
Berliner Tageblatts. Herwarth Waiden
Gedichte
Iwan Goll
Kilowatt
Mississippi
Grosser Gott
Millionen HP
Chöre der Knaben und Greise auf der Fifth
Avenue
Tänzerinnen der Folies-Bergere
Und das Abendgebet kleiner Vororttramways
Allo
Elektrische Nerven zucken aus Odessa
Kranen laden die gefischten Sterne aus
In ihren Antennen lauert die graue Spinne
des Eiffelturms
Radiogramme des Frühling laufen ein
Gong der Sonne: einzige Reklame
Millionen Kilowatt
Am Petroleumbrunnen steht die Witwe
Rebekka
Kein Mann wird kommen mehr!
Die Welt erkaltet ohne Metaphysik
Alle Präzisionsuhren sagen einen Sonnen-
untergang in Japan voraus
Aber die Taschenlampe des Portiers findet
schon den Ausgang
Electric
Auf die Leiter des Eiffelturms steigt der
Blaue Maschinist
Den Mond
Schutzmarke für Parfüms
Und der Friseure Schild herabzuhängen —
Aber die Welt strahlt weiter
Kupferne Ströme rauschen die Berge herab
Rhone
Montblanc
Mars
Elektrische Wellen fliessen durch blonde
Nacht
Disken über uns
Das Lachen der Bahnhöfe
Das Perlenhalsband der Boulevards
Und still an eine Parklinde gelehnt
Mademoiselle Nature
Meine Braut
T oboggan
Selten fahren wir Menschen Traum oder
Toboggan
Vergnügungstour zur Wahrheit
Von Turbinen ist die geölte Erdachse ge-
trieben
Die Nitralampe der Sonne gehört der AEG
Schrauben des Saturn
Treibriemen der Milchstrasse
Dampf
Wieviel Kilowatt
Ungeheure Fabrik der Pferdekräfte und
Büchsenmilch: Gott!
Das Matterhorn schreit vor Zahnweh
Gletscherkaries
Man muss es herausreissen
Juno schüttet Kölnisch Wasser auf die
Zwillinge
Traum oder Toboggan:
Die Pfeiler der Erde sind rostig
Einsturz der Regenbogenbrücke über dem
Ohio
Der Acheron läuft vor Leichen über
Alle Luftschiffe sind nur Seifenblasen der
Freiheit
Platzen
Gedichte
Nacht
i
Strahlende Strahlkerzen zerstrahlen
rotschreiende Peitschnächte
vergehend zerklatscht verheultes Zerbrüllen
Goldhängendes Tränschluchzen
zerwühlt zerberstet
zerquillt
zerschreit
Hängende Mondberge versinnen
und tanzen
Einsame Leuchtkugeln verlachen
zerkrallen
Hochaufgepeitscht schreit ein Kind
II
Schneesilbriges Lachen kühlt hungriges
Gieren
Feuchtrote Wangen verhauchen goldglän-
zendes Lachen
Ein Knabe tanzt lockend den roten Tanz
Schwarzballendes Hängen bedeckt tief-
wellendes Glühen
Gallklurrend bellt ein klagender Hund
Willi Knobloch
6 7
Herwarth Waiden gewidmet
Schlüsselblumen brechen auf
winken durch die Wäldertüren
Frühling lockt mit allen Fingern
Sonne herzt das kalte Blut
Wald verstecke
tiefes Lauschen
Kuckuck schmeichelt seiner Stimme
Winter geht auf schiefen Krücken
Veilchen neckt den Schnee
*
Morgen jauchzt des Himmels zarte Perle
in den Lüften schwebt das Paradies
Lippenwirbel heizt den Riesenäther
Schwere sinkt aufs Knie
stammelt Gott
Hermann Grämlich
La femme
La femme enceinte dort
Pareille ä la prairie
Pareille au temps
Pareille ä la lune
La femme enceinte
Attend l’humeur inquiete
Mere des fleurs et des oiseaux
Qui seront peints plus tard sur le corps
de Tenfant
C’est un gargon
II chantera les airs stupides les airs fous
Qui font marcher les balan§oires
Sur sa peau de panthere blonde
La femme enceinte avant de s’endormir
Voudrait etendre des peaux de mers
Douces malgr6 le sei et les jurons des
matelots
Louis Aragon
Rue des Trois Visages
(St. Julien le Pauvre)
Les buvards fonctionnaires
L’infanterie stationnaire
Le boulanger bossu glace son rabot
L’addition des cheveux des maisons
emplit de confusion le faussaire
II descendait au fond de l’ocSan Indien
cueillir des perles dans la bouche des
requins
La prairie brillante oü paissent les femmes
vütues d’ecorces et de Chinchilla
est encerclee par une haie d’epines.
Mille paires d’yeux y etincellent,
les sagaies vont partir toutes seules
mais rue des Trois Visages
bas de la page
le boulanger faussaire noie sont chat
Th. Fraenkel
■■■■■■■■——W——
Mon general
Philippe Soupault dans sa boutique
souffle sur les cuivres
et ouvre les tables
un marteau pilon ä portee de sa main
et des gants de peluche mauve
prfes du feu de bois harmonique
cent sous
Asseyez-vous sans bruit
Plage perdue pour payer partout
l’hiver dure neuf mois
c’est la canicule •
les habitants sont rares
beaucoup sont nomades
avec des yeux mal fixes au long des rivieres
dans les mains les arbres et les eaux glacees
les seules oreilles sont sur la mer
ä la limite meridionale de la foret.
Philippe Soupault
Von den schönen Künsten
a Tanzkunst
Ist Celly de Rheidt künstlerisch oder unsitt-
lich. Oder beides. Oder künstlerisch im
Interesse des Unsittlichen. Oder unsittlich
im Interesse des Künstlerischen.
Niemand weiss es. Jedenfalls kann sie
nicht tanzen.
Mein herzliebe Fraue
Was singst Du so fein
Ich sing meiner Mutter
Schönst’ Liedelein.
Reinhold Braun, Originaldichter der Leip-
ziger Abend post vom Jahre zwoundzwanzig
nach Christi Geburt.
„Tanzabend Ingeborg Lacour-Torrup. Man
war sich anfangs nicht im Klaren, ob Knabe
oder Mädchen . . . Das lebhafte Spiel der
Georges RibemontyDessaignes ♦ Beatsx yeux sans arriere pensec
ungewöhnlich kräftig entwickelten Arm-
und Halsmuskeln . * . Eine Kraft, die der
Läuterung ebenso bedarf, wie ihr im Be-
reich des weiblichen Ausdrucks völlig ver-
sagendes Tanzen. Die kräftigen Glieder
hat sie wohl in der Gewalt.“
Mein herzliebe Fraue, was singst Du so fein.
Originalkritik aus der Leipziger Abendpost
vom Jahre zwoundzwanzig.
Ob Knabe oder Mädchen. Jedenfalls kann
sie tanzen.
„Bei einer Frucht ist freilich der Kern die
Hauptsache, aber auch die bunte Schale
kann ihren Reiz haben, so lange das Innere
noch nicht ausgereift ist. Bernhard von
Hindenburg“.
Originalaphorismus aus der Leipziger
Abendpost. Eine hafte Nuss in einer
schalen Schale. Jedenfalls kann er nicht
tanzen.
„Ingeborg Lacour-Torrup . . . Mangel an
echtem Gefühl, Unfähigkeit, Trauer und
Freude auch nur zu empfinden.“
Original kritik des Leipziger Tageblatts,
Fünfuhr Abendausgabe mit Börsenkursen.
Erkennt sie nicht. Jedenfalls kann sie tanzen.
„Eurhythmische Kunst. Völlig überzeugend
und das ästhetische Gefühl wohlig befrie-
digend waren die Tänze nach Tönen Griegs
und Schuberts; es war, als ob der Ästhet
und Künstler im Zuschauer . . . plötzlich
in einem weichen Rosenhügel versänke.“
Originalkritik aus derselben Nummer des
Leipziger Tageblatts. Börse befestigt.
Kleines Geschäft. 0 Rosenhügel. 0 Kün-
ler im Zuschauer. Jedenfalls kann sie nicht
tanzen.
„Tanzabend Ingeborg Lacour-Torrup. Sie
tanzte nicht, sie tänzelte. Die Figuren hat-
ten bisweilen den antikritisierenden Stil
Thorwaldsens mit einem Einschlag franzö-
sischer Manier.“
Originalkritik aus der Neuen Leipziger
Zeitung. Neu hinzutretende Bezieher sind
selbstverständlich auch an dem Preisaus-
schreiben von fünfzehntausend Mark der
Neuen Leipziger Zeitung berechtigt. Für
diesen antikritisierenden Kritiker scheint
nur noch die Kritik und nicht mehr das
Geschlecht ein Problem zu sein. Ob Knabe
oder Mädchen. Jedenfalls kann sie tanzen.
ß Wortkunst
Aus einem Turngedicht von Joachim
Ringelnatz:
Deutsche Jungfrau, weg das Armband!
In die Hose! Aus dem Rocke!
Aus dem Streckslütz in den Armstand,
Nun die Flanke. Sehr gut! Danke!
Deutsches Mädchen Hocke! Hocke!
Ein Dichter trotz Reimen.
Stiirtzt in Eure Katarakte
Lose anvertraute Schatten
In dem Gaukelspiel der Akte
Lasst euch mischen und begatten.
Kein Dichter, trotz Reimen.
Verfasser Friedrich von Hasenclever.
Noch durchschauert kaltes Grauen
Da ichs denke, mir die Brust.
Nimmer, nimmer kann ich schauen
Dieser stillen Schuld bewusst.
Kein Dichter trotz Reimen.
Verfasser Walter von Schiller.
Ja, man soll, mein Hasenclever
sich mit Schiller nicht begatten
Goethe, Heine, Werfel, Bewer
Alles längst vertraute Schatten.
Eine Wahrheit ohne Dichtung mit Reimen.
7 Tonkunst
Endlich wird auch die Musik fortschrittlich.
Bald kann sie ernst genommen werden.
Die älteren Komponisten beschäftigten sich
nur mit Tönen, die sie auf höchst merk-
würdige Weise zusammenstellten. Jetzt wird
man sich bald etwas bei der Musik denken
können. Das ist um so wertvoller, als
die Malerei sich in Farben auflöst, bei
denen man sich nun garnichts denken kann.
Die Wirkung der gedachten Musik stellt
sich auch bereits ein: man schläft. Denken
ist nämlich sehr schwer. Herr Walther
Rathenau hat die Leitung der Konzerte
übernommen. Unterlegter Text von Kaiser
(Georg). Zum vSchluss bleibt alles beim
Alten.
3 Musik
Ruhe und Bewegung eines Körpers ist nur
durch Ruhe und Bewegung eines anderen
Körpers wahrnehmbar. Die Tonkunst wird
70
vereinsteint. Alle Kenntnisse sind relativ. Ab-
solut ist künstlerische Erkenntnis. Absolute
Musik, an anderen Körpern wahrnehmbar,
ist: „Whispering“, Foxtrott von John Schön-
berger (Eric Concerto’s Yankee-Jazz-Band).
John Schönberger ist kein Komparativ von
Arnold Schönberg, aber umso positivere
Kunst. „Jonny“ von Friedrich Holländer,
„Peaches in Georgia“, Fox-Trot (Jazz Band
The Original Picadilly Four). Der Kom-
ponist hat nicht einmal einen Namen, aber
dafür kann er komponieren. Ein unbe-
kannter Meister.
Q Variete delectat
Artisten arbeiten und Künstler denken.
Artisten können etwas, Künstler denken
etwas. Ein Mann hebt ein paar Eisenge-
wichte. Viele andere denken, das können
wir nicht. Sie fühlen eine Überlegenheit
und sind bezwungen. Hingegen wird es
hohe Kunst, wenn Fräulein Müller auf
der Bühne richtige Tränen weint; trotzdem
ihre Bekannten genau wissen, dass sie
eigentlich lustig ist. Sowie die Tränen
kommen, geht es auf die Kunst über. Das
Fräulein kann sich so verstellen, als obste
natürlich bist. Plötzlich beweist der Mann
dem unterlegenen Publikum, dass seine
Gewichte aus Pappe sind. Herzliche Freude.
Aber die Wirkung der Unterlegenheit war
doch da. Man dachte auch nicht so sehr
an die Schwere der Gewichte. Sie sahen
nur sehr gross aus. Also sie sahen aus.
Also ein optischer Eindruck. Und der
Mann bewegte die Gewichte im Rhythmus
der Schwere. Also Bewegung. Nur die
Träne hat er vergessen. Der Excentric be-
handelt seinen Partner als Gliederpuppe.
Denkende Menschen fürchten für die Ge-
hirnkraft des Menschen als Gliederpuppe.
Er wird vielleicht das Berliner Tageblatt
nicht mehr lesen können. Oder die Kultur
wird spurlos an ihm vorüber gehen. Im
Übrigen ist es sehr komisch. Herzliche
Freude. Die Gliederpuppe, die natürliche,
löst diese Wirkung nicht aus. Liegt die
Komik darin, dass ein Mensch so tut, als
ob er eine Gliederpuppe wäre. Aber wenn
eine Gliederpuppe so tut, als ob sie Mensch
wäre, plötzlich ist es Plastik. Skulptur.
Also hohe Kunst. Die Plastik bewegt sich
zwar nicht mehr, dafür ist sie sprechend
ähnlich. Man kann sich sogar denken, dass
sie weint. Die falsche Gliederpuppe, der
Mensch nämlich, schlenkert mit den Armen.
Herzliche Freude. Niemand kann sich der
Wirkung der Komik entziehen. Dabei
schlenkern wir doch alle mit den Armen.
Also das Schlenkern kann es nicht sein.
Vielleicht hat der Mann einmal überlegt,
in welchen Zeitabständen er schlenkert,
wann, wo und wie oft er sich bewegt.
Überlegt muss er wohl haben. Denn
am nächsten Abend wiederholt er genau
dasselbe. Hingegen ist Fräulein Müller
heute garnicht in Stimmung. Sie „spielt
nicht“. Oder der Herr von der Presse
schreibt, sie hätte viele Niiancen. Oder
sie hätte Auffassungen. Sie lebt sich in den
Geist ein. Man glaubt ihr bald die Jung-
frau von Orleans, so natürlich spielt sie sie.
Der Herr von der Presse kennt nämlich
die Jungfrau persönlich, die von Orleans,
er kann es also beurteilen. Dressierte
Affen tanzen den Rixdorfer, als ob sie
Menschen wären. Menschen sehen hin-
gegen wie Affen aus, wenn sie etwas anders
als Walzer tanzen, sagt die Ästhetik. Im
Variete kann jemand tanzen, das heisst,
Bewegungen optisch zu einem Organismus
gestalten. Diese Art Tanzen, das Kunst
ist, wird zur Entschuldigung grotesk ge-
nannt. Grotesk lässt man sich nämlich
gefallen, weil hierdurch die Absicht be-
kundet wird, nicht einen natürlichen Men-
schen nachzuahmen. Wie der geht und
der steht und der fällt. Der Kunsttanz
hingegen wird mit der Seele ausgeführt.
Das Gesicht leidet. 0 wie ich leide. Die
Dame vergisst indessen zu tanzen, weil sie
doch einen Augenblick leiden muss. Macht
nichts. Beim Leiden kann man sich be-
stimmt etwas denken. Musik von Chopin.
Indessen gestalten Equilibristen lebende
Bilder. Gestalten Bewegung in Bewegung.
Variete delectat. Es werden lebende Bilder
gestellt. Unsere klassischen Malermeister
werden versinnlicht. Meistens durch Damen
mit Zinkweis und Goldbronce, persönlich
auf den Leib geschmiert. Die Kunst wird
vernatürlicht. Das Publikum langweilt sich
zu Tode. Nur die Kenner denken an ihren
Michelangelo. Er wird ihnen mit Gold-
bronce näher gebracht. Zum Schluss be-
wegen sich die Damen dankend, damit die
Kavaliere nicht etwa denken, sie seien aus
Stein. Auch Goldbronce lässt sich abwa-
71
sehen. Hingegen Herr Schauspieler Kayssler
tut so, als ob er aus Stein sei. Er wirkt
wie eine Plastik von Michelangelo, denkt
die Kennerschaft. Jedes Glied ein Klotz.
Das ist die Monumentalität der hohen Kunst.
Und dass Frau Lucie Höflich ihre Rollen
blond auffasst, wird uns täglich versichert.
Sie fasst ihr eignes Haar persönlich und
seelisch auf. Das ist nun wieder hohe
Kunst, weil es so natürlich ist. Auf-
fassungssache.
Was soll man nun denken. Man soll nicht
denken. Alles Lebendige ist Bewegung. Und
Kunst Gestaltung der Bewegung.
Herwarth Waiden
Tragödie
Tran No. 22, gegen Herrn Dr. phil. et med. Weygandt
An andrer Werken suche stets
Das Beste nur herauszufinden,
An eignen aber sei dir’s Pflicht,
Vorerst die Fehler zu ergründen.
Marie Beeg.
3
Ausnahme#Offerte!
durch Kauf direkt aus Schiffsladung
ohne Zwischenhändler kann ich
Tran
konkurrenzlos billig anbieten.
Zunächst nenne ich meinen Tran: „das Wasserglas in der Fliege“ und beziehe mich auf
Marie Beeg. (Fliegen haben kurze Beine.) Ich befinde mich im Kampfe gegen die Reaktion.
„Ein Frühlingsabend am Rhein“
Die Presse unserer Gegner, der Gegner moderner Kunst, kämpft mit schmutzigen Waffen,
indem sie auf die Dummheit und Eitelkeit der Menschen rechnet. Herr Dr. phil. et med.
Weygandt in Hamburg schreibt z. B. von Zeit zu Zeit über die neue Kunst verwirrende
Artikel, die wissenschaftlich ernst erscheinen sollen, aber leider nicht sind. Der Pöbel
freut sich natürlich, dass man an sei-
Aushang kenntlich
ne gesunde Vernunft appelliert, er ahnt ja nicht, dass seine Vernunft nicht das Organ zum
Erkennen von Kunst ist. Der Pöbel freut sich, dass ein Arzt die Ähnlichkeit zwischen
modernen Künstlern und Geisteskranken so deutlich demonstriert, dass der Pöbel die Ähn-
lichkeit durch Gleichheit ersetzt.
In einem rheinischen Städtchen wird ein Frühlingsfest gefeiert. Der Pöbel ist zu dumm,
um von vornherein abzulehnen. Wie kann ein Arzt über Kunst überhaupt schreiben, der
doch höchstens nebenamtlich etwas davon versteht. Die Liedertafel Union, die sich auf
einer Rheinfahrt befindet, hat durch ihre persönlichen Beziehungen zum Festleiter eine
Einladung zur Teilnahme an dem Fest erhalten. Dann aber ist es überflüssig und irre-
führend, wenn Herr Weygandt neben seinen Namen die Titel Dr. phil. et med. schreibt.
72
w
Phil, et med. sind keine Autoritätstitel bezüglich einer Urteilsfähigkeit über künstlerische Fragen.
«SYNDETICON» es el nombre registrado y protegido por la ley.
,Kleb ekr aft‘
ges. gesch., in Pulverform, klebt
Leder, Stoffe, Pappen etc.
I. Qualität
(stark fadenziehend) ergiebig.
Sollte phil. etwa Kunstgeschichte bedeuten, so hat Herr Weygandt hier sich selbst durch
diesen Titel entwaffnet. Klebkraft, stark fadenziehend, hat der Kunstgeschichtler nicht.
Durch Studium aus Büchern sind Kunstgeschichtler derart in der Aufnahmefähigkeit bor-
niert, dass sie mit dem besten Willen das Wesen neuer Kunst durch die Anschauung,
fadenziehend, syndetikalistisch, nicht mehr erkennen können. Als sie auf dem prächtig
geschmückten Festplatze eintrifft, herrscht dort bereits frohes Treiben.
Herr Dr. phil. et med. Weygandt weiss, dass er tatsächlich nichts gegen die Kunst der
Jungen Vorbringen kann, ausser seiner persönlichen Abneigung, die er sorgfältig zu ver-
stecken sucht. Infolgedessen streut er Verdächtigungen aus, ohne zu beweisen, zieht
Parallelen ohne Lineal und bemerkt nicht, wie krumm seine Linien geworden sind.
Eine Künstlerkapelle lässt ihre lockenden Weisen ertönen und die Paare drehen sich im
Tanz. Weinlauben laden zum Verweilen ein und entgegen des Dichters Mahnung:
„Willst wahren Du Herz und Glauben, zieh niemals an den Rhein
Und trink in rhein’schen Lauben nie einen Tropfen Wein“,
folgt man der Einladung nur zu gern, denn alles atmet Freude und Feiertagsstimmung.
Es ist z. B. eine sinnlose Verdächtigung, zu schreiben: „Verlockend für die Kunstjünger
wirkt sicher auch die Verachtung der Technik, wodurch mühsames Erlernen des Hand-
werksmässigen überflüssig erscheint.“ Ich hoffe dass meine beleidigten Kollegen dazu auch
Stellung nehmen werden wie ich. Ich selbst kann nur von mir berichten, dass ich die
sogenannte Technik im Abmalen durchaus nicht verachte. Ich male selbst sorgfältige
naturalistische Portraits, man kann aber solche Naturstudien nicht als Kunst bezeichnen.
Das Protrait ist eine wissenschaftliche Feststellung, wie jemand aussieht, die jeder be-
liebige unkünstlerische Mensch, meinetwegen ein Arzt, ebensogut machen könnte wie ich.
Es ist aber leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelör kricht, als dass ein Herr Dr. phil. et
med. etwas von Kunst begriffe.
vorläufig
ausverkauft.
Von dem Festleiter herzlich willkommen geheissen, dankt der Liedervater für die freund-
liche Begrüssung und fordert die Liedertafel auf, einige Lieder zum Vortrag zu bringen.
©ibt’ö ba eine
Ganz einfach:
Weil Merzbilder — enorm haltbar sind.
Es liesse sich schliesslich noch darüber streiten, ob die Kunst oder die Nachahmung ein
grösseres rein technisches Können erfordert.
Weil Merzbilder — sich deshalb im Gebrauch billig stellen.
Ich möchteJzunächsF über die Kunst schreiben. Beim Kunstwerk unterscheidet man Form
und Inhalt. Die Form des Werkes wendet sich an die Sinne, der Inhalt an die Seele.
Der Mensch hat fünf Sinne, und wir kennen die Sinnesorgane. (0 du, Geliebte meiner
siebenundzwanzig Sinne!) Aber was die Seele ist, kann man nicht mit Bestimmtheit sagen.
7 4
Weil Merzbilder — Körper und Nerven schonen.
Deshalb muss vor allen Dingen das Kunstwerk künstlerisch geformt werden. Die sinnlich
erkennbare Form des Kunstwerkes muss künstlerisch sein. Rücksichten auf Dinge ausser-
halb des eigenen Rhythmus gibt es für die künstlerische Form nicht.
Weshalb fragt man denn gerade nach Merzbildern?
Es ist gleichgültig, ob die Form etwas darstellt oder nicht. Die Form resultiert aus der
Verwendung der formalen Mittel. Die Mittel der Malerei sind Malgrund, Farbe, Licht,
Linie u. a.
Weshalb sind denn Merzbilder so populär und beliebt?
Der künstlerische Wille schafft aus diesen Millein durch rhythmische Wertung das Kunst-
werk. Die Beziehungen sämtlicher sinnlich erkennbaren Teile des- Werkes untereinander
sind der Rhythmus. Der künstlerischen Logik ist die verständliche fremd und /feindlich.
Dieses erzielt man am besten, wenn man seinen
Körper möglichst gleichmässig warm hält.
Das Fehlen der verständlichen Logik im Kunstwerk bemerkt aber nur der, der die künst-
lerische nicht sieht. Dem, der die künstlerische Logik erkennt, ist die verständliche gleich-
gültig. Ein Kompromiss, dass bald Verstand, bald rhythmisches Gefühl herrschten, wäre
für beide schädlich. Verständliche Logik, wohin sie gehört, in die Wissenschaft. (2x2 - 5.)
Hierauf wird der Union aus goldenem Pokal der Ehrentrunk gereicht. Inzwischen sind
fahrende Sänger auf dem Festplatze angekommen, die durch ihre Vorträge zur Belebung
des Festes beitragen.
Man muss aus diesem Grunde darauf bedacht sein, dass
man diese Erkältungen so schnell wie möglich los wird.
Die Mittel der Dichtung sind Laut, Silbe, Wort, Satz, Absatz. Bei der rhythmischen Wer-
tung der Mittel ist wichtig, dass nichts zuviel und nichts zu wenig ist, damit die Einheit
des Ausdrucks entsteht. Der Ausdruck ist nämlich Resultat der formalen Mittel, und nicht
von verständlichen Überlegungen.
Gleichmässigc Körperwärme erreicht man durch häufiges
Baden im Hause,
Nun zu Ihnen, Herr Weygandt! Ich sage es Ihnen offen, Sie halten nichts von der forma-
len Gestaltung.
Sind denn Merzbilder etwas Besonderes?
Ihnen ist es am wichtigsten, dass Sie den Inhalt begreifen können.
Sind denn Merzbilder besser als gewöhnliche Absätze?
Können Sie das nicht, so behaupten Sie frisch, der Künstler wäre mindestens den
Verrückten ähnlich.
Weil Merzbilder — eleganten und elastischen Gang verleihen.
Sie verwechseln die Hauptsache mit Nebensächlichem. Der Tanz nimmt seinen Fortgang.
2X2 = 6. Die Vernachlässigung der verständlichen Logik stört Sie so sehr, dass Sie dar-
rüber die künstlerische Logik nicht sehen. 2X2 = 7. Jawohl, da staunen Sie. 2X2 = 8.
Weil Merzbilder — die holperigste Strasse zum Teppich machen.
2 X 2 = 10. Still senkt sich der Abend nieder und die leuchtenden Strahlen der unter-
gehenden Sonne vergolden die Landschaft. Weil Sie die künstlerische Logik nicht sehen,
stört Sie das Fehlen der verständlichen.
75
Da erklingt ferner Glockenton und der Tanz bricht ab. Andächtig lauscht alles den feier-
lichen Klängen des Ave Maria.
Da Sie nun aber die künstlerische Logik nicht sehen können, können Sie nicht be-
urteilen, dass ein Unterschied, ein prinzipieller, aber besonders wichtiger Unterschied
zwischen den Arbeiten Geisteskranker und künstlerischen Arbeiten besteht; dass die Ar-
beiten Geisteskranker im Wesentlichen keine künstlerische Logik haben, Wie ldcHtC
Erkältungen, Schnupfen, Husten usw*
Alles in Allem:
Weil Merzbilder so viele Vorzüge haben, dass
sie für Alt wie Jung unentbehrlich sind.
Nähere Auskunft wird bereitwilligst erteilt.
GAS-ANSTALT
6 Unzen Handschuhe
von Emma
in einem indischen Maskenkostüm.
D I E D A
Kühn in das faule Fleisch der
u m a
Selbstverständlich nur prinzipiell, denn es gibt natürlich unter Geisteskranken relativ ebenso
viele Künstler, wie unter normalen Menschen, vieleicht sogar mehr, da die Beziehungen
der Geisteskranken zur Kunst nicht durch normale menschliche Logik, etwa wie die Ihre,
Herr Dr. phil. et med., gestört werden.
Ueberzeugen auch Sic sich mal von diesen Vorzügen, aber verlang
gen Sie von Ihrem Schuhmacher ausdrücklich MERZ, der Qualität
wegen, denn es gibt auch minderwertige Gasbadeöfen. Gibt es da
eine Wahl?
Wenn Sie z. B. schreiben, ich hätte mich zu Leistungen begeistern lassen, denen eine be-
denkliche Ähnlichkeit mit den Erzeugnissen Schizophrener innewohnt, dann könnte
jemand^'mit demselben Rechte behaupten, Sie hätten eine künstlerische Urteilslosigkeit
gezeigt, der eine bedenkliche Ähnlichkeit mit, Sie wissen ja gut Bescheid über die Namen
der Geisteskrankheiten, jedenfalls innewohnt. Vielleicht werden Sie alt? Unsere
Gasbadeöfen in hängender und stehender Form liefern Ihnen
ohne große Mühe in 15 bis 25 Minuten ein Vollbad in je^
der gewünschten Temperatur, Allerdings würde dieser Jemand unberück-
sichtigt lassen, dass 'Sie ja garnicht blöde sind. Sie stellen sich nur urteilslos, um, ja um
zu kompromittieren, um die Kunst zu kompromittieren.
76
Nach dieser kurzen Feierstimmung setzt des Festes frohes Treiben wieder ein. Oder
wollen Sie etwa dreist behaupten, Sie hätten nicht kompromittieren wollen? Nehmen Sie
doch einmal ein ganz heisses Vollbad! 2 X 2 = 125 Grad. Oder sollten Sie etwa wirklich
urteilslos sein und sich nur so stellen, als verständen Sie etwas von Kunst? 2X2 = 150°.
Möglich. Jedenfalls stellen Sie sich dann verständig, um, ja um zu kompromittieren, um
die Kunst zu kompromittieren. 2X2 = 300 Grad Reomür, Vollbad in 5 Minuten. Soll ich
Ihnen mal sagen, was 2X2 ist? Vier mein Herr, vier, vier, vier, manchmal auch fünf, je
nachdem, ob Sie Dr. med. oder Dr. phil. sind.
El SYNDETICON se endurece en el frio; pero
en temperatura caliente adquiere su antiguo
estado liquido.
Wenn Sie nicht die Absicht haben, zu kompromittieren, warum schreiben Sie dann nicht
Ihre wissenschaftlich scheinen sollenden Ausführungen in wissenschaftlichen Zeitschriften,
sondern in Tageszeitungen, die von einem durchweg wissenschaftlich ungebildetem Publikum
gelesen werden.
Tänzerpaare, Sänger und Sängerinnen erfreuen durch ihre Kunst und sichern sich den
Dank der Festteilnehmer?
Täglich genommen, üben sie bei Erkrankungen auf den
Körper ungemein
grosse Wirkungen
imiTniiiiMiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiHimiiiiiiiiiiiiiiititiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiimiHiiiiiiiiiiHiiiiiiniiiiiKiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimTIIImiiitiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiHm
aus.
Sie wissen eben, dass, obgleich die Masse der Halbgebildeten schwerfällig ist, die Gefahr
besteht, natürlich von Ihrem Standpunkte aus betrachtet, dass trotzdem Einzelne langsam
begreifen könnten, was Kunst eigentlich ist. Das soll und muss aber verhindert werden.
2X2 = 4.
•q , « < ■* *4. 1 erhalten Firmen aller Branchen sofort.
UCtrieDSKapltai Keine Vorschusszahlung. Streng reell
und diskret. Bedingung gute Auskunft.
Sie vertrauen auf den Autoritätsglauben im deutschen Volke und schreiben einen wissen-
schaftlich scheinenden Artikel für das Volk, nicht für die Wissenschaft. Voran stehen die
Autoritätstitel med. und phil. Wesentlich ist Ihnen, zu kompromittieren, unwesentlich die
Richtigkeit. Ich werde versuchen, meine Behauptung zu beweisen.
Ich will nicht entscheiden, ob Sie Ihre logischen Fehler kennen oder nicht, ob Sie also
bewusst Falsches geschrieben haben, oder aus künstlerischer Urteilslosigkeit,
gegen Schnupfen
Wirkung frappant!
Das bleibt sich nämlich im Erfolg gleich.
Hier könnte ich eine grössere Zahl von Sätzen herausgreifen um Ihnen
zu zeigen, dass sie unhaltbare Behauptungen enthalten und geschrieben
sind, um zu kompromittieren.
1.) Qti wäre a6er aud) wett ü&er bad 3hl
gefdjoffen, wenn matt aud ben auffallenben
unb ben pfytlfftröfen 93efd)auer »erblüffettben
(Srjeugntffen moberufler Ämtfiler fofort bte
£)tagnofe auf 3rr|tnn ließen wollte.
Der Name
BRAUNS
bürgt für
Erfolg!
77
Wollen Sie diesen Satz wirklich verteidigen? Lachen Sie nicht selbst, wenn Sie ihn einzeln
serviert geniessen sollen, innerlich? Ich nehme an, Sie sind noch nicht kindisch geworden
aber diese Behauptung ist genau so albern, als wollte jemand etwa schreiben: „Ein im
Zuschauerraum befindlicher Arzt, der einen Schauspieler einen Geisteskranken spielen sieht,
braucht noch nicht sofort den Schauspieler auf Irrsinn zu untersuchen, er kann das Ende
der Scene erst abwarten.“ Das ist also Ihre ganze Weisheit. Und es lohnt sich garnicht,
diese Binsenweisheit auszusprechen, wenn man nicht damit den Schein erwecken wollte,
als wäre es doch sehr notwendig, den Künstler auf Irrsinn zu prüfen. Der
Künstler braucht nicht irrsinnig zu sein, er kann aber immerhin doch vielleicht
irrsinnig sein, wenn er im Kunstwerk die verständliche Logik zu Gunsten der
künstlerischen aufgibt. Das ist also Ihre ganze grosse Weisheit. Ich sage Ihnen:
Ein Künstler kann sich den Magen verdorben haben, aber er braucht sich nicht
den Magen verdorben zu haben, wenn er malt. Lohnte es sich nicht für Sie,
einmal wissenschaftlich festzustellen, ob die Arbeit von Künstlern nicht eine
bedenkliche Ähnlichkeit mit den Arbeiten Magenleidender hat? Die Anregung gebe ich
Ihnen gratis. Die Sagen des Rheins leben in Wort und Gesang auf und lassen den Zauber
auf alle wirken.
„Die Reben und die Minne, sie geben Dich nimmer frei,
Und um Verstand und Sinne bringt Dich die Loreley!“
Nun lachen Sie wenigstens, Herr Dr. philetmed, ich finde Ihre Behauptung auch wirklich
zu komisch.
Ich weiss Bescheid!
Sb-«
© £
'S
W <33
TO ,**
o
jO <l>
iT«
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et «
NOTA BENE bin ich nämlich magenleidend.
Lieber Herr Dr. Weygandt! Sie schreiben im Anfang Ihrer Besprechung
in der Germania
Morgen-Ausgabe
Berlin 27. NOV. 1921 :
„3Woftertte öfter
Boftnftnn?
33on
93rof. Dr. pt)ü. et meb. 2B. 2Ö e v> g ci tt b t.
Ätutfl uttb Äranffjeit, fcfyeinbar jwet uttöer*
föf)nhd)e ©egeitfafce!"
ST
™ w
ß
O <5kj
Cß
äs-S-
• or
* p
öo
3* -
Das ist der Beginn. Was sich der Pöbel hinzudenken soll, liegt klar auf der Fussohle.
Warum „scheinbar“ und warum die irreführende Überschrift? Wollen Sie sich nicht selbst
in der hier deutlich demonstrierten Weise ihren Artikel durcharbeiten, ich habe wirklich
keine Zeit mehr, ich habe noch mehr Antworten an Kritiker zu schreiben. O.Ha!
Infolge der Materialbeschlagnahme
können Ko^bwaren zur Zeit nicht
hergestellt werden.
Lager ist vollständig geräumt.
„Im Zimmer liegt ein Duft von weissem Flieder „lm Zimmer liegt ein Duft von weissem Flieder,
Und alles atmet Liebesseligkeit.“ Ein holder Hauch der Liebesewigkeit.“
Ansichtsmuster zu Diensten.
78
Nun mache ich Sie nur noch auf folgende Sätze aufmerksam:
famt bte ©cfynmjer Sanbfdjaft oott
*P a u I Ä (e e, bte auf SSteretfett mtt büvftig un(j
marfterten Saitnenbäumcfyett, überragt oott
ber ©dpoetjer flagge, 8/4 ®uöenb tterifcfjer
©ebifbe tu einförmiger ffßteberfyolung bar?
bietet, in frappanter 2Öetfe erinnern an bte
Betcbnuttgen eitteS »erbföbeten Äatatoniferä,
ber auf bte 3fufforberung, ju jeidjnen, roa$
tf)nt einfafle, ba$ SMatt Rapier mit ebenfo
unbeholfenen, fcfiafäl)nlicf)en Steren in lattg=
meiltger ffßtcberfjotung öoUjeicfynete." 2$er*
flucht, ich habe gefiegt!
,,93efanntlicf) fjat (tcf) ©(fjmitterß auch bon
ber auf einer plante angetroffenen finblicf)en
3nfcf)rift „2(nna $ölume tjat ein Söogel" ju
bicf)terifcf)en £et|htttgen begeistern laffen,
benen eine bebeitfticfje 3fehnltcf)feit mit ben
@rjeugniffen ©cf)ijopl)rener innewofynt."
Wollen Sie kompromittieren oder nicht?
Verlangen Sie, wenn Ihnen das Wohl Ihrer Familie am Herzen liegt, heute noch ausführ"
liehen Prospekt über MERZ.
Ich will mich nicht schafähnlich wiederholen.
Ein offizielles Festessen findet nicht statt, doch hält der riihmlichst bekannte Festwirt Speisen
bereit. (Mettfilet.) In der Zeit von 8—9 Uhr kann zwanglos ein einfaches Abendessen ein-
genommen werden, bei Magen- und Verdauungsstörungen wohlschmeckende,
leichtverdauliche und nahrhafte Speis eil.
Ich könnte noch einen Schluss schreiben, aber ich verzichte zu Gunsten des nächsten Trans.
El SYNDETICON tambien se puede mezclar con agua de colonia cuando este muy espeso.
Hiernach tritt der Tanz wieder voll in seine Rechte und lange noch herrscht heller Jubel
und echt rheinische Fröhlichkeit auf dem Festplatze.
Ich will Ihnen nur noch ein Bild zeigen aus alter Zeit, ein Bild aus der guten alten Zeit,
Essen Sie gern KÄSE?
ein Bild aus der lieben alten Zeit,
Kleine Knallkörper
(Liliputmunition)
Absolut sicher!
ein Bild aus der schönen alten Zeit,
Neu!! Neu!!
Marmor^Krieger ohne Löschblatt
ein Bild aus der seligen alten Zeit,
£>er $?aiferfaat mit Öen in „naturgetreu" nachegebitöefen Mnnern her 3eff
ein Bild aus der nie wiederkehrenden alten Zeit,
<5ie stehen barauet unermeßliche JJorfeite
ein Bild aus der alten Zeit, in der Sie sich so wohl fühlten, damit Sie nicht traurig sind:
Und die Trompeten schmettern drein,
Der närrische Brummbass brummt,
Bis endlich das Fest ein Ende nimmt
Und die Musik verstummt.
werfen bte $rage auf: tfl Sempe?" Uitb geben bte Antwort: 2)ntcffet)ler, e$ fott
? a m p e betten!''
Et quand tu songes la lune se couche,
II ne se couche, il ne fait qu’ainsi.
Tibi cadaver cognosco cogito, ergo pingo.
9
1
(Ein Manifest)
Was Merz ist, weiss heute jedes Kind. Was
aber ist i? i ist der mittlere Vokal des
Alphabets und die Bezeichnung für die Kon-
sequenz von Merz in Bezug auf intensives
Erfassen der Kunstform. Merz bedient sich
zum Formen des Kunstwerks grosser fer-
tiger Komplexe, die als Material gelten, um
den Weg von der Intuition bis zur Sicht-
barmachung der künstlerischen Idee mög-
lichst abzukürzen, damit nicht viele Wärme-
verluste durch Reibung entstehen, i setzt
diesen Weg = null. Idee, Material und
Kunstwerk sind dasselbe, i erfasst das
Kunstwerk in der Natur. Die künstlerische
Gestaltung ist hier das Erkennen von Rhyth-
mus und Ausdruck im Teil der Natur. Da-
her ist hier kein Reibungsverlust, d. h. keine
störende Ablenkung während des Schaffens
möglich.
Kurt Schwitters
Ich fordere i, aber nicht als einzige Kunst-
form, sondern als Spezialform,
ln meiner Ausstellung im Mai 22 im Sturm
sind die ersten i-Zeichnungen öffentlich aus-
gestellt. Für die Herren Kunstkritiker füge
ich hinzu, dass es selbstverständlich ein weit
grösseres Können erfordert, aus der künst-
lerisch nicht geformten Natur ein Kunst-
werk auszuschneiden, als aus seinem ei-
genen künstlerischen Gesetz ein Kunstwerk
mit beliebigem Material zusammenzubauen.
Das Material für die Kunst ist beliebig, es
muss nur geformt werden, damit ein Kunst-
werk daraus entsteht. Das Material für i
ist aber sehr wenig beliebig, da sich nicht
jede Natur im Ausschnitt zum Kunstwerk
gestaltet. Daher ist i Spezialform. Aber
es ist einmal notwendig, konsequent zu
sein. Ob das ein Kunstkritiker begreifen
kann ?
Kurt Schwitters
Inhalt
Herwarth Waiden: Wer schreibt das Lehrbuch der Deutschen?
Iwan Goll: Gedichte
Willi Knobloch: Gedichte
Hermann Grämlich: Herwarth Waiden gewidmet
Louis Aragon: La femme
Th. Fraenkel: Rue des Trois Visages
Philippe Soupault: Mon general / Plage perdue pour payer partout
Herwarth Waiden: Von den schönen Künsten
Kurt Schwitters: Tragödie
Kurt Schwitters: i / Ein Manifest
Georges Ribemont^Dessaignes: Beaux yeux sans arriere pensöe
Michael Larionow: Köstümskizze
Mai 1922
80
VERLAG DER STURM/G.M.B. H.
BERLIN W 9 / POTSDAMER STRASSE 134a / FERNRUF AMT LÜTZOW 4443
Sturm-Bücher
August Stramm
Sancta Susanna
Die Unfruchtbaren
Peter Baum
Kyland
Jedes Sturmbuch 20 Mark
Sturm-Bilderbücher
Ganzseitige Abbildungen der Hauptwerke
I-IV je 50 Mark
I Marc Chagall
II Alexander Archipenko
III Paul Klee
IV Kurt Schwitters
V Maler des Expressionismus i
15 Farbdrucke: Kandinsky/ Chagall /Marc/ Klee usw.
250 Mark
Paul Klee: Kriegerischer Stamm
Oskar Kokoschka: Tierbilder
Fernand Leger: Akt I / Akt II
Franz Marc: Katzen
Johannes Molzahn: Zeichnung
Gino Severini: Tango argentino
William Wauer: Sehnsucht / Tanz
KoKoschka-Drucke
Auf Costa Karton 20 Mark
Auf Japanpapier 30 Mark
I Porträtzeichnungen: 1 Adolf Loos / 2 Herwarth
Waiden / 3 Karl Kraus / 4 Richard Dehmel
5 Paul Scbeerbart / 6 Yvette Guilbert / 7 Rudolf
Blümner
II Zeichnungen zum Drama: Mörder Hoffnung
der Frauen
12 verschiedene Blätter
Musik
Herwarth Waiden
Gesammelte Tonwerke
Dann / Vergeltung / Verdammnis / Werk l1—3
Dichtungen von Else Lasker-Schüler
Für Gesang und Klavier / Je 9 Mark
Bruder Liederlich / Werk 51
Für Gesang und Klavier / 9 Mark
Entbietung / Werk 92
Dichtung von Richard Dehmel
Für Gesang und Klavier / 9 Mark
Zehn Dafnislieder / Werk 11
Zu Gedichten von Arno Holz
Für Gesang und Klavier / 50 Mark
Einzelausgabe No. 1
Er hört mit ihr den Gukguk
Schreyn / 9 Mark
Die Judentochter / Werk 171 / 15 Mark
An Schwager Kronos / Werk 172
Für Gesang und Klavier / 12 Mark
Schwertertanz / Werk 18
Für Klavier / 15 Mark
Der Sturm / Heeresmarsch / Werk 21
Für Klavier / 6 Mark
Tanz der Töne / Werk 23
Für Klavier / 9 Mark
Kunstdrucke aus dem Verlag Der Sturm
Auf Japanpapier
Jeder Kunstdruck 15 Mark
Rudolf Bauer
Schwarz-Weiss-Komposition 14
Umberto Boccioni: Abschied / Die Abfahrenden
Die Zurückbleibenden
Campendonk: Zeichnung
Marc Chagall: Interieur / Der Jude / Der Geigen-
spieler/ Die Schwangere / Essender Bauer/Mädchen
Robert Delaunay: Der Turm
Lyonei Feininger: Klein Schmidthausen
Mark Wippach II
Jacoba van Heemskerck: Baum / Hafen
Kandinsky: Zwei Zeichnungen
Farbige ,Kunstdrucke
Jedes Blatt 25 Mark
Alexander Archipenko: Aquarell
Marc Chagall: Interieur / Der Barbier
Marc Chagall: Kutscher / On dit (Jude)
Marc Chagall: Akt / Aquarell
Tour Donas: Frau mit Vase
Albert Gleizes: Gemälde
Reinhard Goering: Aquarell
Jacoba van Heemskerck: Landschaft / Gemälde
Kandinsky: Aquarell 2 / Aquarell 6
Paul Klee: Spiel der Kräfte einer Landschaft
Fernand Leger: Kontrast der Formen / Gemälde
Franz Marc: Pferde / Aquarell
Jean Metzinger: Landschaft / Gemälde
Louis Marcoussis: Stilleben
Lothar Schreyer: Bühnenfarbform
Nell Waiden: 1: Todfrühling / 2: Farbige Zeichnung
Südseegötze
Sturm-Karten
Jede Karte 2 Mark
Nach Gemälden, Zeichnungen und Bildwerken
folgender Künstler:
Alexander Archipenko 3
Rudolf Bauer 4
Fritz Baumann 1
Willi Baumeister 1
Vincenc Benes 1
Umberto Boccioni 2
Campendonk 2
Marc Chagall 5
Robert Delaunay 1
Lyonei Feininger 1
Albert Gleizes 2
Jacoba van Heemskerck 3
Hjerten-Grünewald 1
Alexei von Jawlensky 2
Kandinsky 2
Paul Klee 1
Oskar Kokoschka 2
Otakar Kubin 1
Fernand Leger 2
August Macke 1
Franz Marc 1
Carl Mense 1
Jean Metzinger 1
Johannes Molzahn 2
Georg Muche 1
Gabriele Münter 1
Negerplastik 1
Oskar Schlemmer 1
Georg Schrimpf 1
Kurt Schwitters 1
Gino Severini 3
Arnold Topp 1
Maria Uhden 1
Nell Waiden 1
William Wauer 6
Marianne von Werefkin 1
KUNSTAUSSTELLUNG DER STURM
BERLIN ff 9 / POTSDAMER STRASSE 134a / AM POTSDAMER PLATZ
Geöffnet täglich von 10—6 Uhr / Sonntags von 11—2 Uhr / Monatlicher Wechsel
Hundertachte Ausstellung
Mai 1922
Kurt Schwitters
L. Kosinzova^Ehrenhurg
Sturm^Gesamtschau
Hundertneunte Ausstellung
Juni 1922
Albert Gleizes
Pa^Fa^Ma^Ausstellung
Sturm'Gesamtschau
Tageskarte 3 Mark
Sturm - Ausstellungskataloge
Mit Abbildungen
Alexander Archipenko Skupina
Molzahn Gino Severini
Je 6 Mark
Tour Donas—NellWalden / Franz Marc / Iwan Puni
Hundertste Ausstellung
Je 10 Mark
Erster Deutscher Herbstsalon Der Sturm 1913
Mit 50 Abbildungen in Kupfertiefdruck
15 Mark
■nsssazEERBH^sa
C 'T* TT D H7T A D T? TVT T> TT Jeden Mittwoch 73/4 Uhr in der Kunstausstellung Der Sturm
b 1 U AV lVi * A D JCi IN U JZi Potsdamer Straße 134a
Ständige Mitwirkende; Rudolf Blümner / Rezitation
Herwarth Waiden / Musik
Mittwoch, den 24. Mai; 200. Sturmabend
Karten 10 Mark an der Abendkasse und im Vorverkauf Sturm-Buchhandlung / Potsdamerstr. 138 a
Der Sturm / Berlin
Auswärtige Ausstellungen:
Denver / U. S. A.
Der Sturm übernimmt die Veranstaltung von
Sturm-Ausstellungen (Gesamtschau und Einzel-
ausstellungen) in allen Städten und Ländern.
Der Sturm vermittelt nur den Verkauf von
Werken der Künstler, die er durch eigene Aus-
stellungen anerkennt.
Sturm^Buchhandlung
Berlin W 9 / Potsdamer Strasse 138 a
Fernruf Amt Lützow 4443
Expressionistische Kunst und Dichtung
Ausländische Bücher
Verkauf guter Bücher und Kunstdrucke
Neuanzeigen Der Sturm
Oskar Kokoschka: Menschenköpfe
15 Blatt Porträtzeichnungen auf Japanpapier
360 Mark Mappe in Luxusausführung
Ständige Verkaufsstelle für Graphik
Verlag Der Sturm G. m. b. H.
Potsdamer Straße 134 a / Gartenhaus rechts II
Anzeigen werden nicht aufgenommen / Verantwortlich für die Schriftleitung: Lothar Schreyer
Verlag Der Sturm G. m. b. H. / Berlin W 9 / Druck: Druckerei für Bibliophilen / Berlin NO 18