3 HXKfßefm : Q&ßer bte ben QBür^ers Wir brauchen den Bürger. Er zwar glaubt unserer nicht zu be dürfen. Er nennt unsere Qual mit argen Namen, er feiert unsere Feste nicht. Aber wir wissen, daß wir seiner nicht entraten können. Nicht als ob er irgend etwas täte, um uns nützlich zu sein. Er sträubt die Borsten, wenn er uns sieht. Er schnaubt durch die Nase, er bläst seinen Schnauzbart auf, wenn wir ihn beschei- dentlich vor unsere gemalten und gedichteten Erkenntnisse führen. Und wenn er davor steht, peitscht er seine subalternen Hosen schläuche mit dem Spazierstock. Dafür läßt er uns hungern, der Kamerad Bürger, bis wir schwarz werden oder berühmt oder steinalt und steinkalt. Und dennoch: der Demiurg erschuf ihn eigens zu unserm Nutz und Frommen. Er konnte uns nicht denken, ohne zugleich den Bürger zu denken. Der Bürger ist unsere Vorbedingung. Er ernährt uns zwar nicht, aber er ermöglicht uns. Er ist unsere metaphysische Voraussetzung. Nicht etwa in dem Sinne, daß er den Staat er hält (in dem wir bis jetzt immer Ausgestoßene waren) oder die Familie (in der wir als die verlorenen Söhne und Schwieger söhne im zugigen Korridor stehen) oder die Industrie und den Handel (für die wir Ausbeutungsobjekte sind wie jeder ruß geschwärzte Proletarier). Sondern in einem höheren, fast reli giösen Sinne. Ich habe viel darüber nachgedacht, wie in dem erstaunlichen, schweißtriefenden Machwerk des Demiurgen eins ins andere greift. Ich bin noch nicht dahinter gekommen, wes halb er die Tsetse-Fliege erschaffen hat, die ihren Lebenszweck darin erblickt, die Schlafkrankheit zu verbreiten. Aber wes halb er den Bürger erschuf — seht, dieses einzusehen ist mir in einer guten Stunde gelungen. Es ist aber schwer, es zu sagen. Denn wir reden von nichts seltener und widerwilliger als von den Voraussetzungen. Ich sage also: unsere Existenz setzt den Bürger voraus. Es gibt eine gewiße Summe Feigheit und Dummheit in der Welt, die durch aus gefeigt und gedummt werden muß. Diese Arbeit nimmt uns der Kamerad Bürger fast vollständig ab. Er ist Knecht, damit wir frei sein können. Er ist Zerlegungsprodukt aus einem Ganzen, aus dem wir uns luftig und leicht herausdifferenzieren konnten, weil er, der Jammermann Voll und Ganz, als ober flächlich gestaltetes Schlammgebilde in der Tiefe sitzen blieb. Seht euch die ganze Schöpfung an. Was findet ihr darin als