22 Neues von dada: Aus Genf wird der „Vossischen Zeitung“ geschrieben: Der erste Weltkongreß der Dadaisten, der seit Wochen in der Grand Salle des Eau Vives zu Genf tagt, fand kürzlich ein jähes Ende: er wurde polizeilich aufgelöst und wird zweifellos mehreren Teil nehmern ein gerichtliches Nachspiel eintragen. Es kam nämlich zwischen Tristan Tzara, dem Gründer des Dadaismus, und dem bekannten dadaistischen Philosophen Sern er (Letzte Lockerung t 6.— Mk.),dem Vorsitzenden des Kongresses, zu einem heftigen Wortwechsel, in dessen Verlauf Serner einen Browning zog und vier blinde Schüsse auf Tzara abgab, der soviel Geistesgegenwart besaß, sofort vom Stuhl zu sinken. Die Folge war jedoch, daß die zahlreich besetzte Gallerie, die nicht daran zweifelte, daß scharf geschossen worden war, eine Panik ergriff, die nur durch das rasche und umsichtige Eingreifen einiger kluger Köpfe noch recht zeitig eingedämmt werden konnte. Polizeiorgane, die unmittelbar darauf erschienen, räumten den Saal und brachten Serner und Tzara auf das in der Nähe befindliche Kommissariat, von wo sie, nach kurzem Verhör wieder freigelassen, von den auf der Straße wartenden Dadaisten im Triumphe auf den Schultern bis zu ihrem Hotel getragen wurden. Tags darauf erschien zur allgemeinen Hei terkeit des Publikums in der„Tribune de Gene ve“ ein geharnischter Artikel (freilich als bezahltes Inserat), in dem der Öffentlichkeit mitgeteilt wurde, daß der Kongreß in geheimer Sitzung die Re solution gefaßt habe, die Verwendung von blinden Schüssen in dadaistischen Diskussionen sei nicht nur erlaubt, sondern sogar, weil erfrischend, erwünscht, allerdings nur unter der Bedingung, daß der Schießende sofort eine völlig neue dritte Meinung an nehme. Man darf immerhin gespannt sein, welcher Meinung die Genfer Gerichte sein werden. Wie Anna Blume gegen den Dadaismus protestiert: An Kurt Schwitters Ich, meiner, Du, Wir? — Deiner Dich! ich wehre und verwahre mich und wende flammend ein: Ich bin durchaus nicht „ungezählt“ und wenn mich schon ein Vogel quält, kann’s nur der Deine sein! Ich trage schlechtweg meinen Hut auf meinem Haupt, wie’s jeder tut,