28 Anschlag. Aber eine Menge in unserm Volke lebt, Gott sei es geklagt, in einer geistigen Verfassung, die sich ein Denkmal gesetzt hat in diesem Plakat. Christentum oder Bolschewismus hat man gesagt. Was sich hier an den Anschlagsäulen breit macht, ist geistiger Bolschewismijs. Deutscher, sei auf der Hut, daß er nicht der Vorbote ist für eine vollständige Auflösung unserer Kultur, unseres Staates und unseres nationalen Wollens. Wer sein Volk lieb hat, der hilft der Kirche und der Innern Mission im Kampfe für die Zehn Gebote auf dem ersten Plakat. Hier ist der einzige Damm, der dem Strom des Verderbens Einhalt gebieten kann in unserm Volke.“ Tja, alles was dem Intellektuellen, dem Bürger, dem kriegslüsternen Christen unbequem ist, oder was zu kapieren ihm seine geistige Obdachlosigkeit nicht gestattet: wird als „Bolschewismus“gebrand markt Vive le Bolchevisme! Deutsche Volkszeitung: Zeichen der Zeit. Uns wird geschrieben: „Als vor etwa 14 Tagen in großen Lettern die „heiligen zehn Gebote“ an den Anschlagsäulen zu lesen waren, mußte jedem denkenden Menschen klar sein, in welcher traurigen Zeit wir leben. War es nötig, diese uralten Gesetze der Menschheit dem heutigen Publikum öffentlich durch Anschläge entgegenzuhalten? Sicherlich, sonst hätten die Männer, die sich dazu berufen fühlten, ganz gewiß Zeit, Geld und Papier gespart. Ich glaube auch, daß viele Leser dieser Plakate die kurzen, markigen Worte der heiligen Schrift beherzigt und weiter darüber nachgedacht haben. Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew’ger Bund zu flechten, sagt unser großer Dichter, und heute prunkt im krassesten Gegensatz neben den schlichten und ernsten Geboten ein gleich großes Plakat an den Säulen. „An Anna Blume“ heißt die Überschrift, und es folgt alsdann ein Text, der — wie der Verfasser auch selbst schreibt — aus mindestens 27 Sinnen entstanden sein muß. Ge radezu haarsträubend wirken die Worte dieser Reklame für das »schöne“ Buch von Kurt Schwitters. Nach meiner Meinung wäre es besser gewesen, der Autor und Verleger hätten hierfür Zeit, Geld und Papier gespart. Letzteres hätte für Schulbücher, die wegen der großen Papierknappheit kaum herzustellen sind, zweckmäßiger Verwendung finden können. Es bedarf keiner weiteren Kritik