38 Qteue ßoffctnbifcße (Jtunff Jan van Mehan / Weltgericht / Die Tragödie der Urlaute A E I O U. Fünf Akte: Die Feier / Das Gericht / Das Faß / Der Rein fall / Der Besen. (Die Silbergäule Bd. 83184) Vorrede des Dichters: Im Chaos der Völker, Sprachen, Zeiten suchten wir den Menschen, der über Zeiten, Sprachen, Völkern ist. Das große UR wieder zugebären aus Schlamm verfaulter Moralen, zerrissenen Geweiden der Kulturen, Verhirnlichung ästhetischer Synthesen — gelang noch nicht. Abstoßung von Artikeln, Losschälung von Begriffen —Worten — Silben aus verarmter Dürre der Satzgefüge, geschicktes Durchein ander, erklügelter Wirrwarr — kümmerliche Versuche. Im Anfang war das a, das e, das i, das o, das u. Wiedererblühe es in keuscher Anfänglichkeit orphischen Kultgesangs. Beladener mit Diesseits und Jenseits, Symbol und Aktualität als aller Völker Zungen in entarteter Vielfalt, verunreinigt von Zisch-, Würg- und Brummgeräuschen, trägt Urlaut Skala aller Erschütterungen, Quintessenz von Sein und Nichtsein. Kunst der Vokale die neue Kunst, die erste Kunst.- Als Drama gebiert sich Ur-Kunst. Handlung ist Symbol. Heute ward es ans Licht gebracht! Ihr Heutigen, du Schutz mann, du Kellner, du Mädchen, du Vettel, du Staatsanwalt, du Herr im Frack — eint euch mit dem Druidengreis, schließt den Ring mit Baum und Faß, laßt ertönen ihr Mann, Ding, Herr, Weib und Bart, laßt hervorbrechen den reinen, den ersten Laut. Völker befreit! Alle Erdgeborenen, ihr Holländer, Chinesen, Franzosen, Austral neger, Berliner, Eskimos; ihr Heizer, Friseure, Milliardäre, Pro fessoren, Kommis kniet in Anbetung vorm Laut, der die Erde noch einmal dem Anfang entrollt! DEN HAAG, Mai 1920. Otto Flakes neuer Roman „Nein und Ja“, der jetzt in der „Neuen Rundschau“ erscheint, setzt sich mit den Versen Arps auseinander: „Hören Sie etwas Deutsches, Gedichte meines Freundes HansArp; wenn sie nicht böswillig sind, werden Sie empfinden, wie rein, von Seelenproblemen unbeschwert, phantastisches Spiel hier die Welt geworden ist, ausgeschaltet Kausalität, übersprungen Zwischenglieder, gleichzeitig alles, Silberkugeln und Fontänen.“ — „Wo lebt er, wie?“ „In Zürich, so reinlich, daß es im Zeitalter von Büro, Bank, Börse unwahrscheinlich ist, er hat keinem Kritiker einen Besuch gemacht, diniert nicht mit Sammlern, Einladung mit Schmeichelei abzahlend, liest Laotse und Jakab Böhme, hat Hände und Füße wie eine Frau, sein Organismus ist so unbrutal, daß er Ausschlag bekommt, wenn er Fleisch ist.“ — Hans Arps „Wolkenpumpe“ ist Vorbild künftiger Gedichtsschreibung.