73 ganze Gesicht zuckte. Doch noch bevor die ersten Tränen kamen, lief sie davon. Er überlegte ärgerlich, ob er ihr nicht nacheilen sollte, als er sah, wie sie vor einem Laden stehen blieb und an ihrer Frisur nestelte. Er fühlte, dass sie ihn herankommen lassen wollte und trat rasch hinter sie, plötzlich ganz heiter. In einem Spiegel sah er sie ihm freudig zulächeln. Oder war es nicht höhnisch . . . ? Seine linke Wange kniff das Auge zu. Ein kurzer Ekel . . . Sie wirbelte sich herum und packte seine Arme, liess sie aber schnell wieder frei: „Was, ich bin ein tolles Tier . . . Kommen Sie, da drüben ist eine Konditorei, eine lauschige, haha . . .“ Drinnen sassen sie neben einander. Es roch sehr säuerlich nach Staub und Spülicht. Irgendein hämmerndes Geräusch schwoll an und war langsam nicht mehr da. Er betrachtete, während er trank, mit grosser Anspannung einen Oeldruck an der gegenüberliegenden Wand, ohne ihn zu sehen. Er hatte den Eindruck, als wollte Sascha aufstehen, und machte eine Abwehrbewegung. „Ja? . . .“ Ihre Stimme war eine Gewährung. Sie lächel te überall. Er musste den Atem zurückhalten. Dann liess er ihn gleichgültig entweichen. Er wunderte sich, dass er so unbewegt auf Saschas glänzende Augen sehen konnte. Ist es nicht immer verloren, dachte er, alles spielt mit. Seine Brauen gingen zu sammen. „Nichts." Saschas Rücken wurde rund und liess sich in das Sofa zurückgleiten. Sie fühlte plötzlich ihren Körper nicht mehr. Das brachte eine seltsame Lustigkeit über sie. Sie lachte mit dem Atem: „Waren Sie schon einmal dankbar?“ Woher kommt mir dieser Spott, war es ihr schmerzlich. Miteins aber war sie mit sich sehr zufrieden. „Waren Sie noch nie darüber verwundert, dass es im Grunde keine Dankbarkeit gibt?" Sein Gehirn fühlte er wie ^ sprungbereit, eine leichte Hitze im Hals. Sie zögerte und vermochte doch nicht, über die Frage nach zudenken: „Vielleicht . . ." „Es kann ja gar keine Dankbarkeit geben. Dankbar sein heisst ja doch, dafür, dass man . . .“ Da kam Ekel in ihm hoch. „ . . . ach wozu . . . alles ist ja nur Betäubung . . . “ Kaum hatte er geschwiegen, als er sich schämte. Ein wei ter Unwille ergriff ihn. Er konnte ein breites Grinsen nicht unter drücken und litt unsäglich. Sie hatte die Empfindung, als fiele sie durch das Sofa