Willen. Eines Tages wird es identisch sein mit der Summe aller Erscheinungen. Dann wird es nicht mehr, wie noch heute das Hirn der Künstler, unter dem leiden, was auf es einstürmt, den Gefühlen, Ideen, Leidenschaften, sondern stärker als sie sein. Voraussetzung aller Kunst ist Hingabe und Demut. Dieses sind feminine Stadien. Dich ter sind Menschen, die die Vorgänge in ihrem Hirn als neu und atemraubend interessant empfinden. Dichter sind unsouveräne Naturen. Souveräne Naturen sind stärker als Vor gänge in ihnen. Das Pathos des Künstlers ist die Beredsamkeit des Ergriffenen. Der Er griffene ist ein Anfänger. Der Wissende ist ein Weiser. Dieses Wissen ist nicht Sieg des Verstandes über das Gefühl, sondern das zu Ende ge fühlte Gefühl, dessen Resultat die pantheistische Klarheit ist. So wahr der männliche Geist stärker als der weibliche ist, so wahr wird der souveräne Zu stand der Identität die Kunst überflüssig machen. Es wird Buddhas der Kunst geben; sie werden nicht mehr produzieren. Der Kampf der Souveränität gegen die Femmität der Hingabe wird sich als Ekel vor Kunst, Ironie vor Pathos, Lachen vor dem Ernst des Problemewälzens abspielen. Je größer ein Künstler sein wird, desto problematischer wird ihm Kunst erscheinen. Seele ist ein Zwischenzustand, Verpuppungsstadium. Ihr Endzustand wird vollkommene Identität mit der Sinnlichkeit des Alls sein. Solange sie unterwegs ist, hält sie sich für ein Ding an sich und den Maßstab, an dem die Dinge gemessen werden — sie hält sich für das Höchste im Menschen; es ist ein armer Größenwahn. Man muß gegen nichts so mißtrauisch sein wie gegen seine Seele. Wie sie uns belästigen mit den Stimmungen, Erregungen, Wichtigkeiten ihrer Seele; ihre Kunst wird Belästigung. Haben sie eine Idee oder ein Gefühl gefunden, erheben sie ein Geschrei wie die Henne, die ein Ei gelegt hat. Könnt Ihr nicht abwarten, sauber, sachlich sein? Unfug des Wortes Menschlichkeit. Früher sagte man, die Kunst verwalte das Göttliche, heute: das Menschliche, das alle angeht. Gewiß, es geht alle an, aber er ist knabenhaft, mit dieser Entdeckung zum Nachbar zu laufen. Was sollen wir denn anders sein als mensch lich? Es ist so trivial wie Demokratie. Das Liebhngswort des Bürgers heißt: positiv sein. Positiv sein heißt, das Leben bejahen. Es gibt eine höhere Stufe: man ist auf ihr nicht eigentlich negativ, das Leben verneinend, aber man ist jenseits der Banalität der eifrigen Bejahung, man ist unsentimental, klar, skeptisch gegen Pathos. Sentimental ist, wer eine Idee sucht, der er sich hingeben kann, einen Gott, den er über sich stellt. Entweder eine Idee hat mich, oder ich habe eine Idee. Es ist bequemer,