3 GELEITWORT (Beim Erscheinen der ersten Nummer, 14. April 1917.) Wenn wir heute mit einer neuen Zeitung vor die Oeffentlichkeit treten, so sind wir uns der Größe und Schwierigkeit unserer Aufgabe voll bewußt. Die Prinzipien, die wir in den Spulten unseres neuen Blattes zu verteidigen geldenken, haben bisher im deutschen Sprachgebiet noch keine Verteidiger ge funden. Es sind die Prinzipien der demokratisch- republikanischen Völkerrechte, die von der großen französischen Revolution proklamiert, theoretisch zwar den Grundstein unseres schweizerischen Staatswesens bilden, in der Praxis aber weder bei uns noch anders wo in die politischen Sitten übergegangen sind. Der Weltkrieg wird um (den Sieg oder die Nieder lage dieser Prinzipien geführt. Wir glauben in der Tat, daß in ihm weder die Deutsehen noch die Fran zosen, nicht die Oesterreicher, Türken oder Bulgaren und ebensowenig die Russen, Engländer oder Ameri kaner siegen werden, sondern jene Prinzipien. Wir stehen auf dem Standpunkt des Präsidenten Wilson, der in seiner Botschaft an den Kongreß klar betont hat, daß „die Kriege hervorgerufen und geführt werden im Interesse von Dynastien oder von kleinen Gruppen“, und der folgerichtig fordert: „Eine feste Vereinigung für den Frieden kann nur aufrecht er halten werden, wenn die Mitglieder demokratische Nationen sind; man könnte keiner autokratisdhen Regierung das Vertrauen schenken, daß sie ihr treu bleiben oder ihre Vereinbarungen innehalten würde.“ Damit hat Wilson wiederholt, was vor 125 Jahren schon der Königsberger Philosoph Kant als erste Vor bedingung für die Begründung des „ewigen Friedens“ kategorisch gefordert hat: „Die bürgerliche Ver fassung in jedem Staat soll republikanisch sein.“ Dieser Krieg wird also um die Erreichung und Er richtung der demokratisdh - republikanischen Staats form in allen jenen Staaten geführt, 'die sie noch nicht