23 Dieses ganze Ideengebaüde ist auf dem Fundament des feindlichen Ueb erfüll es kn Sommer 1914 errichtet. Es ist auch in sich brüchig, da, selbst angenommen, die Prämissen laid 1 und 2 wären richtig, immer noch die Schlußfolgerung ad 3, daß nur durch Machtver größerung Deutschlands ähnliche Ereignisse in Zu kunft zu verhüten wären, anfechtbar ist. Hinfällig aber wird die ganze Kriegszielkonstruktion, wenn die grundlegende Prämisse, der feindliche Ueberfall, be seitigt wird. Mit der Beseitigung des Ueberfalles wird der Sicherungstheorie der Böden unter den Füßen weggezogen, werden alle Eroberungs- und Macht erweiterungspläne als das enthüllt, was sie in Wirk lichkeit sind: als nackte imperialistische Expansion, wird der Verteidigungs- und Sicherungskrieg als An griffs- und Machterweiterungskrieg entlarvt. Indem wir feststellen, daß Deutschland nicht überfallen wor den ist, sondern seinerseits überfallen hat, bringen wir iden Nachweis, daß seine annexionistischen Kriegs ziele nicht der Sicherung gegen Ueberfälle, sondern lediglich dör Erweiterung seiner Macht dienen; wir entkleiden die deutschen Kriegsziele, die heute offen kundig vor aller Welt dallegen, ihres angeblichen Sicherungscharakters und enthüllen sie als das, was sie sind, als Eroberungsziele. Wir gewinnen also — durch die Schuldiuntersuohung in Verbindung mit den Kriegszielen —, ein weiteres schwerwiegendes Be lastungsmoment zur Ueberführung Deutschlands als bewußten Urhebers des Weltkrieges. So lange die deutsche Regierung noch einen Brocken von angeb lichem Beweismaterial übrig behält, den sie zur Auf rechterhaltung- der Verteidigungslüge verwenden kann, so lange ist sie auch noch in der Hage, ihre ver werflichen Eroberungsideen als legitime Zukunfts sicherung auszugeben. Deshalb ist es notwendig, ihr in alle Schlupfwinkel ihrer Selbstverteidigung zu fol gen, ihr auch den letzten Papierfetzen zu entreißen, den sie als Entschuldigungszettel für diesen Krieg unid für Deutschlands Kriegsziele dem Weltgericht vor zeigen könnte.