27 eine gewisse Rolle gespielt: War doch der Oheim des jetzigen Fürsten als Mitglied des Frankfurter Parla ments einer der bedeutendsten Redner der Rechten ge wesen und während des Septemberaufstandes von 1848 mit dem General Auerswald auf der Bornheimer Heide ein Opfer der Revolution geworden. Der junge Prinz bängte später die Kavallerieuni form an den Nagel, trat zur Diplomatie über und avancierte, vom Fürsten Bülow besonders begünstigt, in schneller Karriere, als Nachfolger Marschalls und Wolff-Metternichs, im Jahre 1912 zum deutschen Bot schafter in London. Dieser durch seinen Ursprung, seine soziale Stel lung, seine Familienbeziehungen, seine Karriere mit allen herrschenden Mächten Preußen-Deutschlands wie auch Oesterreich-Ungarns, aufs engste verbundene Hocharistokrat ist jetzt zum „Vaterlandsverräter“, zum „eitlen Selbstübersehätzer“, zum „krankhaften Egozen tristen“, zum „Nurpazifisten“ (im Munde Scheidemanns offenbar (das schwerste Verbrechertum!) geworden; man hat ihm im Hauptausschuß des Reichstages von allen Seiten alle nur denkbaren Beschimpfungen an den Kopf geworfen. Weshalb? Weil er es gewagt hat, in einer für den engsten Freundeskreis bestimmten Denkschrift die Wahrheit zu sagen; die Wahrheit über den Ursprung dieses hohenzollernschen Eroberungs krieges, über die Schuldlosigkeit Englands, Frank reichs uhd Rußlands an dieser größten Katastrophe der Menschheitsgeschichte; die Wahrheit über 'die aus schließliche Schuld der deutschen und österreichischen Staatslenker, die dieses Riesenblutbad gewollt, kalt blütig vorbereitet und, ohne mit der Wimper zu zuk- ken, herbeigeführt haben. „Der Eindruck befestigte sich immer mehr, daß wir den Krieg unter allen Umständen wollten. An ders war unsere Haltung in einer Frage, die uns doch direkt gar nichts anging, nicht zu verstehen ...“ „Im Amte erklärte man mir auch, im Jahre 1916 wäre es doch zum Kriege gekommen. Dann wäre Rußland fertig. Daher sei es besser jetzt . . . .“